Schweiz - Deutsch - Swissmedic (Swiss Agency for Therapeutic Products)
Fachinformation
6-12, 15, 20
Distickstoffoxid medizinal Carbagas
Zusammensetzung
a) Wirkstoff: Distickstoffoxid N2O Ph. Eur. 100 % (verflüssigtes Gas unter 44 bar Druck
bei 15 °C)
b) Hilfsstoffe: keine
Galenische Form und Wirkstoffmenge pro Einheit
Inhalationsgas.
Bei 15°C enthalten die Gebinde 90% Flüssigkeit und 10% Gas (in Bezug auf das Volumen).
Indikationen/Anwendungsmöglichkeiten
Therapeutische Indikationen
Distickstoffoxid ist indiziert
als Anästhetikum, in Verbindung mit jedem anderen intravenös oder durch Inhalation verabreichten
Anästhetikum,
als Analgetikum/Sedativum in allen Situationen, in denen eine schnell einsetzende und zu beendende
Analgesie / Sedierung erforderlich ist.
Dosierung/Anwendung
Alle Personen, die medizinisches Distickstoffoxid verabreichen, müssen in der Anwendung dieses
medizinischen Gases entsprechend geschult und geübt sein. Bei der Verabreichung von
medizinischem Distickstoffoxid müssen angemessene Geräte zur Freihaltung der Luftwege sowie zu
sofortiger Reanimation bereitstehen.
Distickstoffoxid muss mit Sauerstoff gemischt verabreicht werden. Seine Konzentration muss
zwischen 35% und 70% betragen. Die inspiratorische Sauerstoffkonzentration darf 30% nicht
unterschreiten.
Dosierungen bei Kindern unterscheiden sich nicht von den Dosierungen bei Erwachsenen.
Bei schwangeren Frauen muss die verabreichte Konzentration unter 50% liegen.
Bei Patienten mit gestörter alveolärer Sauerstoffaufnahme (z.B. Emphysem, Lungenödem) muss der
inspiratorische Sauerstoffanteil erhöht werden.
Die Anwendungszeit richtet sich nach der Dauer der Narkose und sollte in der Regel 6 Stunden nicht
überschreiten.
Distickstoffoxid darf nur im Operationssaal und im Behandlungszimmer verabreicht werden.
Für die vorschriftgemässe Verwendung von Distickstoffoxid müssen folgende Anforderungen erfüllt
sein:
- eine Distickstoffoxid/Sauerstoff-Mischbatterie, die einen FiO2-Wert von mindestens 21%
garantiert, einen FiO2-Wert von 100% zulässt und mit einer Rückschlagventilvorrichtung sowie
einem Sauerstoffmangel-Alarmsystem ausgerüstet ist
- ein Monitoring des FiO2-Werts in der Inspirationsluft bei künstlicher Beatmung
Distickstoffoxid ist durch Inhalation, entweder bei spontaner Atmung oder durch kontrollierte
Beatmung zu verabreichen.
Distickstoffoxid darf nur in ausreichend belüfteten Räumen und/oder unter Einsatz einer
Absaugvorrichtung verabreicht werden. Zu hohe Konzentrationen in der Umgebungsluft gemäss den
vor Ort geltenden Bestimmungen müssen dadurch vermieden werden.
Distickstoffoxid besitzt dosisabhängig analgetische und sedative Eigenschaften und beeinträchtigt
dosisabhängig die kognitiven Funktionen.
Es wird in der Regel mit Volumenanteilen von 35% bis 70% in einem Gemisch mit Sauerstoff sowie
gegebenenfalls kombiniert mit anderen Anästhetika eingesetzt.
Distickstoffoxid alleine reicht in der Regel nicht aus, um eine ausreichende Anästhesie zu erzeugen.
Soll es zur Anästhesie verwendet werden, ist es daher kombiniert mit einer angemessenen Dosis
eines anderen Anästhetikums zu verabreichen. Distickstoffoxid wirkt additiv zu den meisten anderen
Anästhetika.
Die Wirkungen von Distickstoffoxid sind im Wesentlichen nicht altersabhängig. Die
Wechselwirkung mit anderen Anästhetika ist jedoch je nach Alter unterschiedlich und bei höherem
Lebensalter relativ stärker ausgeprägt.
Distickstoffoxid darf nicht mit höheren Konzentrationen als 70% und somit garantiertem sicherem
Sauerstoffanteil verabreicht werden. Bei Patienten mit beeinträchtigter Sauerstoffversorgung ist ein
sicherer Sauerstoffanteil zu verabreichen. Distickstoffoxid führt bei eingeatmeten Konzentrationen
bis zu 50 bis 60% zu Analgesie / Sedierung / Anxiolyse, beeinträchtigt jedoch in der Regel weder das
Bewusstsein noch die Ansprechbarkeit. Bei diesen Konzentrationen bleiben Atmung, Kreislauf und
Schutzreflexe in der Regel sicher erhalten.
Kontraindikationen
Distickstoffoxid darf nicht verabreicht werden:
·in Situationen und bei Erkrankungen/Symptomen, bei denen ein Risiko der Luftansammlung in
Hohlräumen besteht und seine Ausbreitung eine Gefahr darstellen könnte; dazu gehören:
- Pneumothorax
- Gasembolie
- nach Tauchgängen
- Dekompressionsunfälle (siehe «Vorsichtsmassnahmen für die Anwendung»)
- nach einer Pneumoenzephalographie
- nach einem kardiopulmonalen Bypass mit Herz-Lungen-Maschine
- bei ernsten Schädeltraumata, bei der Sinus- oder Mittelohrchirurgie
- bei der Innenohrchirurgie
- im Falle einer vorausgehenden Lufteinspritzung zur korrekten Positionierung des Katheters bei der
Periduralanästhesie
·bei Patienten, die vor Kurzem eine intraokuläre Gasinjektion (z. B. SF6, C3F8, C2F6) erhalten
haben, solange sich eine Gasblase im Auge befindet, jedoch mindestens während eines Zeitraums
von 3 Monaten, da es infolge des erhöhten Augeninnendrucks zu schweren postoperativen
Komplikationen kommen kann (siehe Rubriken 8 und 11)
·bei Patienten mit Anzeichen eines Darmverschlusses (Ileus), da die Gefahr einer weiteren
Ausdehnung des Darms besteht
·bei Patienten mit Herzversagen oder ernsten Funktionsstörungen des Herzens (z. B. nach einer
Herzoperation), da hier die leicht kardiodepressive Wirkung von Distickstoffoxid zu einer weiteren
Verschlechterung der Herzfunktion führen kann
·bei Patienten mit eingeschränktem Bewusstsein und/oder verringerter Fähigkeit zur Kooperation
beim Einsatz als Analgetikum, da Schutzreflexe fehlen könnten
·bei Patienten, die eine Beatmung mit 100 % Sauerstoff benötigen
·in der Analgesie; Bewusstseinsstörungen jeglichen Ursprungs, die die Kooperation des Patienten
einschränken
Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen
Distickstoffoxid darf nicht mit einer Sauerstoffkonzentration von unter 21 % verwendet werden.
Die Verabreichung von Distickstoffoxid kann den Druck in den kleinen Ballonen der trachealen
Intubationskatheter erhöhen.
Die Einführung von Distickstoffoxid in den Kreislauf der Atemluft bewirkt eine Erhöhung der
Konzentration der halogenierten Anästhetika (Second-Gas-Effect) und erleichtert somit die
Einleitung der Anästhesie.
Die Einführung von Distickstoffoxid in den Kreislauf verringert die Verdampfungsrate der
halogenierten Anästhetika durch den Verdampfer. Entsprechend steigt beim Abbrechen der
Distickstoffoxidzufuhr die Konzentration der halogenierten Anästhetika. Es empfiehlt sich deshalb,
die Verabreichung des flüchtigen halogenierten Anästhetikums vor der Distickstoffoxidzufuhr zu
unterbrechen.
In der Anästhesie tritt in den Minuten nach dem Abbrechen der Distickstoffoxidzufuhr eine
Diffusionshypoxie ein. Aus diesem Grund ist der FiO2-Wert in der vom Patienten inhalierten Luft
während einigen Minuten durch die Zufuhr von 100 % Sauerstoff zu erhöhen.
Tritt während einer Anästhesie mit einem Gerät zur Distickstoffoxid-/Sauerstoff-Versorgung eine
Zyanose auf, muss in einem ersten Schritt zwingend die Distickstoffoxidzufuhr unterbrochen und,
falls die Zyanose nicht sehr schnell abklingt, der Patient mit einem Beatmungsbeutel mit Raumluft
von Hand beatmet werden.
Distickstoffoxid beeinträchtigt den Vitamin-B12- und Folatmetabolismus. Die Anwendung von
Distickstoffoxid führt zur Inaktivierung von Vitamin B12, was den Folatstoffwechsel beeinträchtigt.
Länger andauernde Verabreichung von Distickstoffoxid beeinträchtigt die DNA-Synthese. Diese
Störungen führen zu megaloblastischen Veränderungen des Knochenmarks und möglicherweise zu
Myeloneuropathie und subakuter kombinierter Degeneration des Rückenmarks.
Bei Patienten mit einem Risiko für einen Vitamin-B12-Mangel (Alkoholiker, Patienten, die an
Anämie oder atrophischer Gastritis leiden, mangelernährte Patienten, Patienten, die zuvor
Arzneimittel verabreicht bekommen haben, die sich auf den Vitamin-B12- und/oder
Folatstoffwechsel auswirken) wird empfohlen, den Vitamin-B12-Spiegel vor der Verabreichung von
Distickstoffoxid zu messen (siehe Rubriken 8 und 11).
Bei wiederholter und dauerhafter Anwendung wird empfohlen, dem Patienten Vitamin-B12-
Präparate zu verabreichen.
In der Anästhesie darf medizinisches Distickstoffoxid bei Patienten, die eine intraokuläre Injektion
erhalten haben, nur mit Vorsicht eingesetzt werden. Es ist sicherzustellen, dass diese ausreichend
lange zurückliegt, da die Gefahr besteht, dass Sehstörungen auftreten.
Bei chirurgischen Eingriffen in den Luftwegen mithilfe eines Lasers darf Distickstoffoxid aufgrund
des relativen Risikos explosiver Entzündungen nicht eingesetzt werden.
In folgenden Fällen ist bei der Verwendung von Distickstoffoxid besondere Vorsicht geboten:
·Herzinsuffizienz: Tritt bei der Distickstoffoxid-Verabreichung an einen herzinsuffizienten Patienten
eine Hypotonie oder eine Kreislaufinsuffizienz auf, ist die Distickstoffoxidzufuhr zu unterbrechen.
·Sinus- und Innenohrchirurgie. Im Falle einer Verstopfung der eustachischen Röhre können infolge
der Druckschwankungen in der Paukenhöhle eine Otalgie und/oder Mittelohrerkrankungen und/oder
Trommelfellrisse auftreten (siehe Rubrik 11).
·Bei Patienten mit intrakraniellen Störungen wurde bei der Verabreichung von Distickstoffoxid eine
Erhöhung des intrakraniellen Drucks festgestellt. Bei Patienten, bei denen eine intrakranielle
Hypertension diagnostiziert wurde und/oder bei denen ein entsprechendes Risiko besteht, wird eine
intensivere Überwachung des intrakraniellen Drucks empfohlen.
Es ist dafür zu sorgen, dass die Distickstoffoxidkonzentration im Arbeitsbereich so gering wie
möglich und im Rahmen der lokalen Bestimmungen gehalten wird.
Räume, in denen Distickstoffoxid häufig eingesetzt wird, müssen über ein ordnungsgemässes System
zur Lufterneuerung und Belüftung oder ein Absaugsystem verfügen, das die
Distickstoffoxidkonzentration in der Umgebungsluft unterhalb der von den jeweils gültigen
nationalen Richtlinien festgehaltenen Werten hält (zeitbezogene Durchschnittskonzentration, auf
Englisch «Time Weighted Average» oder TWA).
Distickstoffoxid muss in speziell hierfür vorgesehenen Räumen verabreicht werden: Diese müssen
über eine Sauerstoffversorgung sowie ein Absaugsystem verfügen, und es müssen Geräte für die
künstliche Beatmung vorhanden sein. Es müssen Mitarbeiter anwesend sein, die in
Notfallmassnahmen geschult sind.
Es besteht das Risiko von Missbrauch, unsachgemässem und illegalem Gebrauch: Aufgrund seiner
euphorisierenden Wirkung (siehe Rubrik 11) kann Distickstoffoxid zu Vergnügungszwecken
missbraucht werden.
Medizinisches Distickstoffoxid kann in hohen Konzentrationen (> 50 %) zum Verlust der
laryngealen Reflexe und zu Bewusstseinseinschränkungen führen. Bei Konzentrationen über 60 bis
70 % verursacht es oft Bewusstlosigkeit. Zudem steigt das Risiko der Beeinträchtigung der
laryngealen Reflexe.
Nach einer Allgemeinanästhesie durch einen hohen Anteil Distickstoffoxid besteht das bekannte
klinische Risiko einer Hypoxämie (Diffusionshypoxämie). Dieses Problem ist neben der
Gaszusammensetzung in den Alveolen auch auf die beeinträchtigten Körperreaktionen auf Hypoxie,
Hyperkapnie und Hyperventilation zurückzuführen. Nach einer Allgemeinanästhesie empfiehlt es
sich, zusätzlich Sauerstoff zuzuführen und die Sauerstoffsättigung pulsoximetrisch zu überwachen,
bis der Patient ausreichende Zeichen einer Erholung zeigt.
In der Analgesie ist die Selbstverabreichung zu bevorzugen, um den Bewusstseinszustand
einschätzen zu können.
In der Analgesie besteht bei Patienten, die sedierende Medikamente für das Zentralnervensystem,
insbesondere Morphinderivate und Benzodiazepine, einnehmen, ein erhöhtes Risiko für die
Potenzierung der Sedierungstiefe. In diesen Fällen ist eine intensivere Überwachung erforderlich
(siehe Rubrik 8).
Pädiatrische Bevölkerungsgruppe:
In seltenen Fällen kann Distickstoffoxid Atemdepression bei Neugeborenen verursachen (siehe
Rubrik 11). Wenn Distickstoffoxid bei Entbindungen eingesetzt wird, muss das Neugeborene auf
jede mögliche Atemdepression hin überwacht werden.
Interaktionen
Kombinationen, die berücksichtigt werden müssen
Distickstoffoxid verstärkt die hypnotische Wirkung von sedierenden Medikamenten für das
Zentralnervensystem (Thiopental, Benzodiazepine, morphinhaltige halogenierte Anästhetika und
andere psychotrope Wirkstoffe), so dass deren Dosierung reduziert werden kann.
Die myokardiale Kontraktilität kann bei einer Kombination von Distickstoffoxid mit Opiaten negativ
beeinflusst werden.
Naloxon schwächt die analgetische Wirkung von Distickstoffoxid ab.
Distickstoffoxid verstärkt unerwünschte Wirkungen von Methotrexat.
Bei einer Kombination von Distickstoffoxid mit anderen Inhalationsanästhetika kommt es zu einer
erhöhten Aufnahme der anderen Gase (Second-Gas-Effect).
Distickstoffoxid bewirkt die Senkung der MAC-Werte anderer Inhalationsanästhetika.
Arzneimittel, die sich auf den Vitamin-B12- und/oder Folatstoffwechsel auswirken, können die
durch Distickstoffoxid hervorgerufene Inaktivierung von Vitamin B12 potenzieren (siehe Rubriken 6
und 11).
Kontraindizierte Kombinationen
Bei der Interaktion zwischen Distickstoffoxid und unvollständig resorbiertem ophthalmologischem
Gas (SF6, C3F8, C2F6) können schwerwiegende postoperative Komplikationen infolge des
steigenden intraokularen Augendrucks auftreten (siehe Rubriken 6 und 11).
Schwangerschaft, Stillzeit
Schwangerschaft:
Bei der Untersuchung von umfangreichen Datenmengen, die bei schwangeren Frauen erhoben
wurden, denen einmalig Distickstoffoxid im ersten Schwangerschaftsdrittel verabreicht wurde (mehr
als 1000 Fälle) konnten keine verursachten Fehlbildungen festgestellt werden.
Darüber hinaus wurde in Fällen von fetaler und neonataler Toxizität kein Zusammenhang mit der
Verabreichung von Distickstoffoxid während der Schwangerschaft hergestellt.
Angesichts dessen kann Distickstoffoxid im Falle von medizinischem Bedarf bei Schwangeren
eingesetzt werden.
Beim Einsatz von Distickstoffoxid in der Geburtshilfe ist bei Neugeborenen auf hypoxische
Zustände zu achten. Bei Frühgeborenen kann das Auftreten von Hirnblutungen durch
Distickstoffoxid zusätzlich erhöht sein. Diese Kinder sind daher besonders sorgfältig zu überwachen.
Bei schwangeren Frauen, die im Rahmen ihrer Berufsausübung aufgrund mangelnder Vorrichtungen
zur Rückführung der verbrauchten Gase bzw. geeigneter Lüftungssysteme regelmässig
Distickstoffmonoxid einatmen, wurde eine erhöhte Rate von Fehlgeburten und fötalen Fehlbildungen
festgestellt. Diese Befunde sind jedoch aufgrund der eingesetzten Untersuchungsmethoden und
Expositionsbedingungen strittig. Zudem wurden bei nachfolgenden Studien, bei denen eine
Vorrichtung zur Rückführung der verbrauchten Gase bzw. ein geeignetes Lüftungssystem vorhanden
waren (Rubrik 7 bezüglich der Belüftung der Räumlichkeiten), keine Risiken festgestellt.
Fruchtbarkeit:
Es liegen keine einschlägigen Daten bezüglich der Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit beim
Menschen vor.
Stillzeit:
Es liegen keine Daten vor, die das Vorhandensein von Distickstoffoxid in der Muttermilch
nachweisen. Eine Stillunterbrechung nach einem kurzen Verabreichungszeitraum ist jedoch aufgrund
der kurzen Halbwertzeit des Distickstoffmonoxids nicht notwendig.
Wirkung auf die Fahrtüchtigkeit und auf das Bedienen von Maschinen
Nach dem Ende der Verabreichung von Distickstoffoxid, und insbesondere wenn dieses längere Zeit
verabreicht wurde, müssen ambulante Patienten, die ein Fahrzeug lenken oder Maschinen bedienen
müssen, solange überwacht werden, bis sie wieder denselben Aufmerksamkeitszustand erreicht
haben, den sie vor der Verabreichung hatten.
Unerwünschte Wirkungen
Das Distickstoffoxid breitet sich schneller in allen luftgefüllten Körperhöhlen aus, als der Stickstoff
entweichen kann. Dadurch kann die Anwendung von Distickstoffoxid zur Erweiterung von
geschlossenen gasgefüllten Hohlräumen führen.
Häufig (≥ 1/100 bis < 1/10):
Magen-Darm-Erkrankungen: Übelkeit, Erbrechen.
Selten (≥ 1/1,000 bis < 1/100):
Erkrankungen des Nervensystems: Parästhesien, übermässige Sedierung.
Psychische Störungen: Euphorie, Unruhe, Angst, Träume, Halluzinationen.
Unbestimmt (kann auf der Grundlage der verfügbaren Daten nicht eingeschätzt werden):
Erkrankungen des Nervensystems: Schwindelgefühle, Myelopathie, Neuropathie, Kopfschmerzen,
erhöhter intrakranieller Druck.
Erkrankungen des Blut- und Lymphsystems: megaloblastäre Anämie, Panzytopenie (in Fällen von
Prädispositionen festgestellt: Cobalaminmangel, Substanzmissbrauch), Leukopenie, Agranulozytose
(in Fällen von längeren Expositionen und hohen Dosierungen bei Tetanus-Behandlungen in den 50er
Jahren festgestellt).
Psychiatrische Störungen: Desorientierung.
Augenkrankheiten: schwere Augenverletzungen (durch die Ausbreitung eines intraokularen Gases,
siehe Rubriken 6 und 8).
Erkrankungen der Ohren und des Innenohrs: Otalgie, Mittelohrerkrankung, Trommelfellriss (bei
Undurchlässigkeit der eustachischen Röhre, siehe Rubrik 4.4).
Lungen-, Brust- und Lungenfellerkrankungen: Atemdepression (bei Neugeborenen, wenn
Distickstoffmonoxid bei der Entbindung eingesetzt wurde, siehe Rubrik 7).
Überdosierung
In der Analgesie kann die Überdosierung zu verstärkter Benommenheit, Bewusstlosigkeit, Zyanose
und tödlichem Sauerstoffmangel führen.
In diesen Fällen muss die Behandlung sofort unterbrochen und es müssen angemessene Massnahmen
getroffen werden.
In der Anästhesie können bei einer Überdosierung folgende Symptome auftreten: Hypoxie,
Kreislaufdepression, Agitation oder Somnolenz und sogar Bewusstlosigkeit.
Der Patient ist mit reinem Sauerstoff kontrolliert zu beatmen; gegebenenfalls sind
kreislaufunterstützende Massnahmen erforderlich.
Ein spezielles Antidot existiert nicht.
Eigenschaften/Wirkungen
·ATC-Code: N01AX13
Distickstoffoxid ist ein farbloses Gas mit schwach süsslichem Geruch, das brandfördernd wirkt und
schwerer ist als Luft.
·Pharmakodynamik
Distickstoffoxid hat eine dosisabhängige dämpfende Wirkung auf das Zentralnervensystem.
Es wirkt schwach anästhetisch, so dass es für die Anästhesie in Kombination mit anderen flüchtigen
oder intravenös verabreichten Anästhetika verwendet werden muss. Aufgrund seiner geringen
Löslichkeit in Blut und Fett weist es einen schwachen anästhetischen Effekt, einen raschen
Wirkungseintritt sowie eine rasche Eliminierung beim Abbrechen der Verabreichung auf.
Seine analgetische Wirkung tritt bereits bei geringer Dosis auf (tiefe Konzentration). Sie beruht auf
der Heraufsetzung der Schmerzschwelle. Es dämpft die synaptische Übermittlung der nozizeptiven
Botschaften und aktiviert das sympathische Nervensystem, dessen noradrenergen Neuronen bei der
Schmerzempfindung eine Rolle spielen.
Es wirkt gering amnestisch. Seine muskelentspannende Wirkung ist sehr schwach.
Auf Ebene der Atmung wird eine Erhöhung des Rhythmus mit Abnahme des Atemzugvolumens
ohne Hyperkapnie beobachtet.
Auf Ebene des Herzens wird eine Myokarddepression beobachtet, die es bei Linksherzinsuffizienz zu
berücksichtigen gilt.
Es tritt eine mässige Herabsetzung der Kontraktilität auf, mit geringem Effekt auf die
Linksherzbelastung. Die mässige Kreislaufdämpfung wird durch die Erhöhung des sympathischen
Tonus grösstenteils kompensiert.
Die Wirkung von Distickstoffoxid auf die Wahrnehmung und die kognitiven Funktionen setzt bei
etwa 15 Volumen-% ein und ist klar von der Dosierung abhängig. Bei Konzentrationen über 60 bis
70 Volumen-% ist der Patient nicht mehr ansprechbar. Bei end-expiratorischen Konzentrationen von
etwa 20 Volumen-% zeigen sich dosisabhängige analgetische Eigenschaften.
Es gibt deutliche Hinweise, dass sich Distickstoffoxid direkt oder indirekt auf eine Reihe von
Neurotransmittersystemen des Gehirns und des Rückenmarks auswirkt. Einer der zentraleren
Wirkungsmechanismen könnte die Interaktion mit den endogenen OpioidRezeptorsystemen des
Zentralnervensystems sein. Darüber hinaus gibt es Erkenntnisse, die die Theorie stützen, dass
Distickstoffoxid die Freisetzung von Norepinephrin auf Ebene des Dorsalhorns des Rückenmarks
fördert und einige seiner anti-anxiozeptiven Wirkungen durch spinale Inhibition entstehen. Obwohl
also der Wirkungsmechanismus von Distickstoffoxid noch nicht vollständig geklärt ist, gibt es immer
deutlichere Hinweise auf eine Wechselwirkung mit einer Reihe von Neurotransmittern.
Pharmakokinetik
Distickstoffoxid wird schnell über die Lunge resorbiert. Aufgrund seiner hohen Diffusion und
geringen Löslichkeit erreicht die alveoläre Konzentration in weniger als 5 Minuten annährend die
inhalierte Konzentration.
Seine Verteilung erfolgt einzig in gelöster Form im Blut. In den stark durchbluteten Geweben,
insbesondere im Gehirn, entspricht die Konzentration in weniger als 5 Minuten annähernd der
inhalierten Konzentration.
Es erfährt keine Metabolisierung und wird beim normal belüfteten Patienten innert weniger Minuten
über die Lunge eliminiert.
Präklinische Daten
Bisherige in-vitro-Tests mit Distickstoffoxid zur genetischen Toxikologie zeigten positive und
negative Befunde, in-vivo-Tierstudien dagegen verliefen negativ. Es ist deshalb davon auszugehen,
dass die in-vitro-Befunde für die in-vivo-Situation keine Bedeutung haben und unter den
Bedingungen der sachgemässen klinischen Anwendung kein relevantes genotoxisches Potential für
Distickstoffoxid vorliegt.
Eine 78-Wochen-Studie an Mäusen zur Kanzerogenität von Distickstoffoxid verlief negativ.
Bei Ratten führte in einer Studie die kombinierte Gabe von Distickstoffoxid und Ketamin über 3
Wochen zu einer histologisch nachgewiesenen, weit höheren Neurotoxizität als die Gabe der
jeweiligen Stoffe allein.
In einer Fertilitätsstudie an männlichen Ratten zeigten sämtliche Tiere unter Begasung mit 20 %
Distickstoffoxid nach 14 Tagen reversible Spermatogeneseschädigungen.
In Tierversuchen wurden nach der Verabreichung von Distickstoffoxid Knochen- und
Organfehlbildungen, Wachstumsverzögerungen sowie embryo- und fetoletale Wirkungen
beobachtet.
Sonstige Hinweise
Inkompatibilitäten
Keine bekannt.
Haltbarkeit
Das Arzneimittel darf nur bis zu dem auf dem Behälter mit «Exp.» bezeichneten Datum verwendet
werden.
Besondere Lagerungshinweise
Im Originalbehältnis aufbewahren. Das Behältnis fest verschlossen halten. Vor Sonneneinstrahlung
und Wärmeeinwirkung schützen. Nur an einem gut belüfteten Ort und nicht über 30 °C lagern.
Ungewolltes Ausströmen von Distickstoffoxid in geschlossenen Räumen erhöht die Brandgefahr; es
gilt Rauch- und Feuerverbot, mögliche Zündquellen sind zu beseitigen. Distickstoffoxid ist schwerer
als Luft; bei hoher Konzentration besteht Erstickungsgefahr.
Druckbehältnis gegen Umfallen sichern. Nicht in Treppenhäusern, Fluren, Durchgängen und
Aufenthalts- bzw. Verbrauchsräumen lagern.
Hinweise für die Handhabung
Um Zwischenfälle zu vermeiden, sind folgende Anweisungen zwingend zu befolgen:
Die Gebinde stets aufrechtstehend aufbewahren, um das Risiko von Flüssigkeitsspritzern zu
vermeiden, die schwere Verbrennungen (Kaltverbrennungen) verursachen. Bei einer Verbrennung
mit viel Wasser spülen.
Es gilt zu beachten, dass der Gasdruck in den Flaschen unabhängig vom Pegel der verbleibenden
Flüssigkeit konstant bleibt (44 bar bei 15 °C) und somit keinen Rückschluss auf die verbleibende
Menge erlaubt. Erst wenn die Flasche nur noch Gas enthält, fällt der Druck rasch ab. Deshalb kann
während des Gebrauchs einzig das Gewicht der Flasche Rückschlüsse auf den verbleibenden Inhalt
zulassen.
Das Material ist vor dem Gebrauch auf seinen einwandfreien Zustand zu prüfen.
Kein Gebinde handhaben, dessen Ventil nicht durch eine Schutzkappe oder -hülle geschützt ist.
Das Material mit sauberen, fettfreien Händen handhaben.
Zum Handhaben der Gebinde von 50 Liter und mehr saubere Arbeitshandschuhe und
Sicherheitsschuhe tragen.
Grössere Gasflaschen müssen mit einem geeigneten Wagen transportiert werden. Insbesondere ist
darauf zu achten, dass sich keine angeschlossenen Geräte versehentlich lösen.
Die Gebinde mit geeignetem Material befestigen (Ketten, Haken oder ähnliches), um sie in
aufrechter Position zu halten und vor dem Umfallen zu schützen.
Ein Gebinde niemals in eine Halterung zwängen, in die es nur schwer hineinpasst.
Das Gebinde nicht am Ventil heben.
Einen spezifischen Anschluss vom Typ G 3/8" rechts verwenden, welcher der Norm SN 219505-9
entspricht.
Einen Druckminderer mit Durchflussmesser verwenden, der einen Druck von mindestens 1,5-mal
den maximalen Betriebsdruck der Flasche zulässt.
Bei den Flaschenbündeln nur Druckminderer verwenden, die mindestens auf 315 bar geeicht sind.
An den Wandanschlüssen Schläuche verwenden, die mit spezifischen Aufsätzen für Distickstoffoxid
medizinal ausgerüstet sind.
Keine Verbindungsstücke verwenden, um zwei Vorrichtungen zu verbinden, die nicht
zusammenpassen.
Ventil langsam öffnen.
Ventil niemals gewaltsam und nicht bis zum Anschlag öffnen.
Ausgangsanschluss der Gebinde vor dem Anschliessen des Druckminderers reinigen, um etwaige
Staubpartikel zu entfernen. Die Schnittstellen zwischen dem Gebinde und dem Druckminderer
sauber halten.
Druckminderer niemals mehrmals nacheinander unter Druck setzen.
Sich niemals vor das Ventil stellen, sondern sich immer auf der dem Druckminderer
entgegengesetzten Seite, hinter dem Gebinde und mit etwas Abstand dazu positionieren. Den
Patienten niemals dem Gasfluss aussetzen.
Vorgängig die Kompatibilität der Materialien prüfen, die in Kontakt mit dem medizinischen
Distickstoffoxid kommen, insbesondere am Druckminderer Anschlussdichtungen verwenden, die für
dieses Gas vorgesehen sind.
Den Zustand der Dichtungen überprüfen.
Nicht rauchen
Keine Flamme in die Nähe bringen
Nicht einfetten
Insbesondere:
a)Dieses Gas niemals in ein Gerät einführen, das feuergefährliche Stoffe, insbesondere Fett,
enthalten könnte.
b)Die Produkte, die dieses Gas enthalten, Ventile, Verbindungsstücke, Leitungen niemals mit
brennbaren Mitteln (z.B. fetthaltiges Stoffen) reinigen.
Keine fetthaltigen Stoffe (Vaseline, Salben etc.) auf das Gesicht des Patienten auftragen.
Weder am Material noch in dessen Nähe Vorrichtungen verwenden, die Aerosol (Lack, Deodorant
etc.) oder Lösungsmittel (Alkohol, Benzin) freisetzen.
Gebindeventil nach dem Gebrauch schliessen, Druck des Druckminderers durch Offenhalten des
Durchflussmessers abfallen lassen, Durchflussmesser schliessen und danach die Verstellschraube des
Druckminderers lösen (nicht bei integrierten Druckminderern).
Ein defektes Ventil nicht zu reparieren versuchen.
Unter Druck stehendes Gas nicht von einer Flasche in eine andere umfüllen.
Druckminderer/Durchflussmesser nicht mit Hilfe einer Zange anziehen, um eine Beschädigung der
Dichtung zu vermeiden.
Im Falle des Entweichens von Gas undichtes Ventil schliessen. Raum gut lüften und evakuieren.
Niemals undichte Gebinde verwenden und die Einleitung der Notfallmassnahmen kontrollieren.
Bei starker Öffnung des Ventils mit Bildung von Reif am Druckminderer das Gebinde nicht
verwenden und es an den Verkaufspunkt zurückbringen.
Bei tiefen Raumtemperaturen oder wenn ein intensiver Gebrauch eine Abkühlung des Gebindes
bewirkt, kann der Durchfluss aufgrund eines ungenügenden Drucks im Gebinde sinken oder
ausbleiben.
Gebinde mit Distickstoffoxid medizinal nicht bei Temperaturen von unter 0 °C verwenden, um
Druckabfälle bei intensivem Gebrauch zu vermeiden.
Das Ventil der Gasflasche muss geschlossen werden, solange sich noch eine kleine Restmenge Gas
in der Flasche befindet (ca. 2 bar). Dieser kleine Restdruck muss unbedingt in der Gasflasche
verbleiben, um sie vor Verunreinigungen zu schützen oder um eine Korrosion durch Feuchtigkeit zu
verhindern.
Distickstoffoxid niemals für Dichtigkeitstests, für die Versorgung von pneumatischen Anlagen oder
für das Durchblasen von Rohren verwenden.
Der Grenzwert für die mittlere Expositionszeit (während 8 Stunden/Tag) für die Exposition des
Personals mit Distickstoffoxid ist auf 100 ppm festgesetzt worden.
Den Verwendungsort systematisch lüften. Die ausgeatmeten Gase evakuieren und die Orte, wo sie
sich ansammeln können, meiden. Es ist ratsam, sich vor jedem Gebrauch von der Möglichkeit zu
versichern, die Gase im Falle eines Unfalls oder eines Lecks zu evakuieren.
Zulassungsnummer
56668 (Swissmedic)
Packungen
Druckgasflasche mit:
- 4 Liter Volumen, enthaltend 1.5 m3 Gas (1 bar, 15 °C). (B)
- 10 Liter Volumen, enthaltend 4.1 m3 Gas (1 bar, 15 °C). (B)
- 30 Liter Volumen, enthaltend 11.9 m3 Gas (1 bar, 15 °C). (B)
- 50 Liter Volumen, enthaltend 20.0 m3 Gas (1 bar, 15 °C). (B)
Flaschenbündel mit 600 Liter Volumen, enthaltend 243.4 m3 Gas (1 bar, 15 °C). (B)
Zulassungsinhaberin
CARBAGAS AG, Muri bei Bern
Stand der Information
Mai 2017