Schweiz - Deutsch - Swissmedic (Swiss Agency for Therapeutic Products)
Fachinformation
Procain HCl Amino 1%/2%
Amino AG
Zusammensetzung
Wirkstoff: Procaini hydrochloridum.
Hilfsstoffe: Natrii chloridum; Kalii chloridum; Calcii chloridum dihydricum Antiox.; Natrii
metabisulfis (E223) 0,744 mg/ml; Aqua ad iniectabilia.
Galenische Form und Wirkstoffmenge pro Einheit
Injektionslösung 1% zur intrakutanen Anwendung: Procaini hydrochloridum 10 mg pro 1 ml (20
mg/2 ml, 50 mg/5 ml, 100 mg/10 ml).
Injektionslösung 2% zur intrakutanen Anwendung: Procaini hydrochloridum 20 mg pro 1 ml. (40
mg/2ml, 100 mg/5 ml).
Indikationen/Anwendungsmöglichkeiten
Procain wird zur intrakutanen Anwendung an der gesunden Haut im Rahmen der Neuraltherapie bei
verschiedenartigen Schmerzzuständen eingesetzt.
Dosierung/Anwendung
Procain HCl Amino soll nur von Personen mit entsprechenden Kenntnissen zur erfolgreichen
Durchführung der jeweiligen Anwendungen injiziert werden.
Grundsätzlich gilt, dass bei kontinuierlicher Anwendung nur niedrig konzentrierte Lösungen von
Procain appliziert werden.
Erwachsene
Die Dosierung erfolgt individuell. Es sollte grundsätzlich die kleinst mögliche Konzentration und
Menge verwendet werden.
Es gilt folgende Dosierungsempfehlung für Erwachsene mit einer durchschnittlichen Körpergrösse:
Hautquaddeln pro Quaddel bis zu 10 mg.
Die empfohlene Maximaldosis bei einzeitiger Anwendung in Geweben, aus denen eine schnelle
Aufnahme von Arzneistoffen erfolgt, beträgt 500 mg Procain.
Bei Anwendung im Kopf-, Hals- und Genitalbereich beträgt die empfohlene einzeitige Maximaldosis
200 mg Procain (innerhalb von 2 Stunden).
Bei Patienten mit bestimmten Vorerkrankungen (Gefässverschlüssen, Arteriosklerose oder
Nervenschädigung bei Zuckerkrankheit) ist die Dosis ebenfalls um ein Drittel zu verringern.
Patienten mit Leber-oder Nierenerkrankungen
Bei eingeschränkter Leber- oder Nierenfunktion können besonders bei wiederholter Anwendung
erhöhte Plasmaspiegel auftreten. In diesen Fällen wird ebenfalls ein niedrigerer Dosisbereich
empfohlen.
Ältere Menschen
Bei älteren Menschen wird eine Dosisanpassung entsprechend des jeweiligen Allgemeinzustandes
empfohlen.
Kinder und Jugendliche
Die Anwendung und Sicherheit von Procain HCl Amino bei Kindern und Jugendlichen ist bisher
nicht geprüft worden Procain HCl Amino soll daher bei Kinder und Jugendlichen nicht angewendet
werden.
Kontraindikationen
Allergische Reaktionen gegenüber Lokalanästhetika vom Ester-Typ (wie zum Beispiel Procain und
Benzocain), Sulfamiden, Benzosäure (Paraben) oder einem der Bestandteile gemäss
Zusammensetzung; Myasthenia gravis, Herzerkrankungen (Herzinsuffizienz und
Rhythmusstörungen); Hypotension; Hypovolämie; Pseudocholinesterasemangel; intraarterielle,
peridurale oder spinale Injektion; Kinder und Jugendliche.
Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen
Vorsicht ist geboten:
·bei Patienten mit Epilepsie
·bei bekannter Überempfindlichkeit gegenüber Sulfiten
·bei Störungen des Herz-Reizleitungsystems
·zur Injektion in ein entzündetes (infiziertes) Gebiet.
Ist eine Allergie gegen Procain bekannt, so kann eine Kreuzallergie gegenüber anderen Ester-
Lokalanästhetika und chemisch verwandten Substanzen in Form einer Paragruppenallergie auftreten.
Chemische Basis dieser Gruppenallergie ist eine an den Benzolring gebundene Amino- bzw.
Hydroxylgruppe, die sich in Parastellung zu den anderen Resten befindet. Auch bei kutaner Form der
Procain-Allergie kann sich eine Gruppenallergie entwickeln mit entsprechenden Symptomen auf
Sulfonamide, orale Antidiabetika, bestimmte Farbstoffe, usw. Bei bekannter Allergie gegen
Sulfonamide ist eine kreuzallergische Reaktion auf Procain nicht auszuschliessen.
Bei Patienten mit Pseudocholinesterasemangel und erheblich herabgesetzter Enzymaktivität muss
verstärkt mit toxischen Symptomen bei Procain-Applikation gerechnet werden (siehe
«Interaktionen»).
Grundsätzlich ist vor der Injektion eines Lokalanästhetikums darauf zu achten, dass das
Instrumentarium zur Wiederbelebung (z.B. zur Freihaltung der Atemwege und zur Sauerstoffzufuhr)
und die Notfallmedikation zur Therapie toxischer Reaktionen sofort verfügbar sind. Alle
Massnahmen zur Beatmung, antikonvulsiven Therapie und Reanimation müssen vorhanden sein
(siehe «Überdosierung»).
Bei Anwendung im Hals-Kopf-Bereich besteht ein höherer Gefährdungsgrad, weil das Risiko für
zentralnervöse Intoxikationssymptome erhöht ist.
Zur Vermeidung von Nebenwirkungen sollten folgende Punkte beachtet werden:
Bei Risikopatienten und bei Verwendung höherer Dosierungen (mehr als 25% der maximalen
Einzeldosis bei einzeitiger Gabe) intravenösen Zugang für Infusion anlegen (Volumensubstitution).
·Dosierung so niedrig wie möglich wählen.
·Keinen Vasokonstriktorzusatz verwenden.
·Vor Injektion sorgfältig in zwei Ebenen aspirieren (Drehung der Kanüle).
·Korrekte Lagerung des Patienten beachten.
·Vorsicht bei Injektion in infizierte Bereiche (aufgrund verstärkter Resorption bei herabgesetzter
Wirksamkeit).
·Injektion langsam vornehmen.
·Blutdruck, Puls und Pupillenweite kontrollieren.
Es ist zu beachten, dass unter Behandlung mit Blutgerinnungshemmern (Antikoagulantien, wie z.B.
Heparin), nichtsteroidalen Antirheumatika oder Plasmaersatzmitteln nicht nur eine versehentliche
Gefässverletzung im Rahmen der Schmerzbehandlung zu ernsthaften Blutungen führen kann,
sondern dass allgemein mit einer erhöhten Blutungsneigung gerechnet werden muss. Ggf. sollten die
Blutungszeit und die partielle Thromboplastinzeit (PTT), resp. aktivierte partielle Thromboplastinzeit
(aPTT) bestimmt, der Quick-Test durchgeführt und die Thrombozytenzahl überprüft werden. Diese
Untersuchungen sollten bei Risikopatienten auch im Falle einer Low-dose-Heparinprophylaxe
(vorsorgliche Behandlung mit dem Blutgerinnungshemmer Heparin in niedriger Dosis) vor der
Anwendung von Procain HCl Amino Injektionslösungen durchgeführt werden. Gegebenenfalls ist
die Antikoagulantientherapie zeitig genug abzusetzen.
Eine Injektion bei gleichzeitiger Vorsorgetherapie zur Vermeidung von Thrombosen
(Thromboseprophylaxe) mit niedermolekularem Heparin sollte nur unter besonderer Vorsicht
durchgeführt werden
Ältere Menschen
Bei älteren Menschen wird eine Dosisanpassung entsprechend des jeweiligen Allgemeinzustandes
empfohlen.
Achtung: Lokalanästhetische Lösungen, die ein Konservierungsmittel oder Antioxidans enthalten
(z.B. Lösungen in Mehrdosenbehältern) dürfen nicht für eine intravenöse, intramuskuläre,
intrathekale, epidurale (einschliesslich kaudale), intrabulbäre oder retrobulbäre Anästhesie verwendet
werden. Die Procain HCl Amino Injektionslösungen sind nur zur intrakutanen Anwendung.
Interaktionen
Procain und andere Lokalanästhetika vom Ester-Typ vermindern die antibakterielle Wirkung von
Sulfonamiden (Entstehung von p-Aminobenzoesäure). Wechselwirkungen mit Vasokonstriktoren
(z.B. Epinephrin, Norepinephrin) sind zu beachten. Physostigmin und Ecothiopat verstärken die
Wirkung von Procain und anderen Lokalanästhetika vom Ester-Typ (Abnahme der
Cholinesteraseaktivität).
Die Wirkung von Procain ist verlängert durch nicht depolarisierende Muskelrelaxanzien.
Procain sollte nicht gemeinsam mit Cholinesterase-Inhibitoren eingesetzt werden. Durch den
Einfluss auf den Procain-Metabolismus kommt es zu einer Erhöhung der Procain-Toxizität. Andere
pharmakologische Eigenschaften der Cholinesterasehemmer könnten die Procain-Toxizität ebenfalls
beeinflussen.
Schwangerschaft/Stillzeit
Bei 1340 Mutter-Kind-Paaren traten fetale Anomalien nach Anwendung von Procain im 1. Trimenon
nicht überzufällig häufig auf. Bisher sind keine anderen relevanten epidemiologischen Studien
verfügbar.
In Tierstudien ist das reproduktionstoxikologische Potential von Procain nur unzureichend abgeklärt
(siehe «Präklinische Daten»). Procain passiert die Plazenta schnell und gut. Das Risiko für den Fetus
erscheint aber gering, da Procain rasch esterhydrolytisch gespalten wird. In der Schwangerschaft
sollte Procain dennoch nur unter sorgfältiger Indikationsstellung zur Anwendung kommen, auch
wenn besondere Risiken bisher nicht bekannt geworden sind.
Procain wird mit der Muttermilch ausgeschieden. Wegen der raschen Esterspaltung ist das Risiko
von Auswirkungen auf das Neugeborene gering, doch ist die Plasmahalbwertszeit beim
Neugeborenen verlängert.
Da nachteilige Folgen für den Säugling bisher nicht bekannt geworden sind, wird bei kurzfristiger
Anwendung eine Unterbrechung des Stillens in der Regel nicht erforderlich sein. Ist eine wiederholte
Behandlung oder eine Behandlung mit höheren Dosen erforderlich, sollte abgestillt werden.
Wirkung auf die Fahrtüchtigkeit und auf das Bedienen von Maschinen
Es wurden keine entsprechenden Studien durchgeführt.
Unerwünschte Wirkungen
Wesentliche dosisabhängige Nebenwirkungen von Procain betreffen das Zentralnerven-und das
Herz-Kreislauf-System. Procain kann EKG-Veränderungen (T-Welle abgeflacht, ST-Strecke
verkürzt) auslösen. Ein Blutdruckabfall kann ein erstes Zeichen für eine relative Überdosierung im
Sinne einer kardiotoxischen Wirkung sein. Als zentralnervöse Störungen können periorale
Missempfindungen, Unruhe, Delirium, tonisch-klonische Krämpfe ausgelöst werden (siehe
«Überdosierung»).
Bei den Häufigkeitsangaben zu Nebenwirkungen werden folgende Kategorien zugrunde gelegt:
häufig (>1/100, <1/10), gelegentlich (>1/1000, <1/100), selten (>1/10'000, <1/1000), sehr selten
<1/10'000).
Erkrankungen des Immunsystems
Selten: Allergische Reaktionen (Ödeme, Juckreiz, Asthma-Anfälle), anaphylaktische
Reaktionen/Schock.
Erkrankungen des Nervensystems
Seh- und Hörstörungen, Nystagmus, Ohrensausen, Schwindel, Frösteln, Desorientiertheit,
zeitweiliger Bewusstseinsverlust, Krämpfe, verwirrte unklare Ausdrucksweise, Tremor, Singultus.
Herzerkrankungen
Kardiotoxizität mit QT-Verlängerung, Negativ-inotrope Wirkung, Herabsetzung der
Leitungsgeschwindigkeit, Sinusbradykardie, Zyanose, Bewusstlosigkeit, schliesslich
Kammerflimmern und/oder Asystolie.
Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts
Übelkeit, Erbrechen.
Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort
An der Injektionsstelle kann ein transientes brennendes Schmerzgefühl auftreten. Ödeme,
Schwellungen, Erythem, Hämatome.
Andere Erscheinungen wie Unruhe, Rededrang, Angstzustände, Hyperpnoe, Bradykardie,
Blutdruckanstieg und Kopfschmerzen können auch auf der Zugabe vasokonstriktorischer Stoffe wie
Epinephrin beruhen.
Überdosierung
Symptome der Intoxikation
Procain HCl Amino wirkt in niedrigen toxischen Dosierungen als zentrales Nervenstimulans, in
hohen toxischen Bereichen kommt es zu Depression der zentralen Funktionen.
Die Procainhydrochlorid-Intoxikation verläuft in 2 Phasen:
1. Stimulation
ZNS: Periorale Missempfindungen, Gefühl der tauben Zunge, Unruhe, Delirium, Krämpfe (tonisch-
klonisch).
Kardiovaskulär: Herzfrequenz erhöht, Blutdruck erhöht, Rötung der Haut.
2. Depression
ZNS: Koma, Atemstillstand.
Kardiovaskulär: Pulse nicht tastbar, Blässe, Herzstillstand.
Patienten mit einer beginnenden Lokalanästhetika-Intoxikation fallen zunächst durch exzitatorische
Symptome auf. Sie werden unruhig, klagen über Schwindel, akustische und visuelle Störungen sowie
Kribbeln, vor allem an Zunge und im Lippenbereich. Die Sprache ist verwaschen, Schüttelfrost und
Muskelzuckungen sind Vorboten eines drohenden generalisierten Krampfanfalls. Subkonvulsive
Plasmaspiegel von Procainhydrochlorid führen oft auch zu Schläfrigkeit und Sedierung der
Patienten. Die Krampfanfälle sind zuerst von klonisch-tonischer Form. Bei fortschreitender ZNS-
Intoxikation kommt es zu einer zunehmenden Funktionsstörung des Hirnstammes mit den
Symptomen Atemdepression und Koma bis hin zum Tod.
Ein Blutdruckabfall ist häufig das erste Zeichen eines toxischen Effekts auf das kardiovaskuläre
System. Die Hypotension wird hauptsächlich durch eine Hemmung bzw. Blockade der kardialen
Reizleitung verursacht. Die toxischen Wirkungen sind jedoch klinisch von relativ untergeordneter
Bedeutung.
Therapie von Intoxikationen
Bei Auftreten zentraler oder kardiovaskulärer Symptome einer Intoxikation sind folgende
Gegenmassnahmen erforderlich:
·Sofortige Unterbrechung der Zufuhr von Procain HCl Amino Injektionslösung.
·Freihalten der Atemwege.
·Zusätzlich Sauerstoff zuführen; falls notwendig mit reinem Sauerstoff assistiert oder kontrolliert
beatmen.
·Sorgfältige Kontrolle von Blutdruck, Puls und Pupillenweiten.
Diese Massnahmen gelten auch für den Fall einer akzidentellen totalen Spinalanästhesie, deren erste
Anzeichen Unruhe, Flüsterstimme und Schläfrigkeit sind; letztere kann in Bewusstlosigkeit und
Atemstillstand übergehen. Weitere mögliche Gegenmassnahmen sind:
Bei einem akuten und bedrohlichen Blutdruckabfall sollte unverzüglich eine Flachlagerung des
Patienten mit einer Hochlagerung der Beine erfolgen und ein Beta-Sympathomimetikum langsam
intravenös injiziert werden.
Zusätzlich ist eine Volumensubstitution vorzunehmen (z.B. mit kristalloiden Lösungen). Bei
erhöhtem Vagotonus (Bradykardie) wird Atropin (0,5 bis 1,0 mg i.v.) verabreicht. Bei Verdacht auf
Herzstillstand sind die erforderlichen Massnahmen der Reanimation durchzuführen. Konvulsionen
werden mit Diazepam 5 bis 10 mg i.v. behandelt. Grundsätzlich ist darauf hinzuweisen, dass in
vielen Fällen bei Anzeichen von Krämpfen die obligate Sauerstoffbeatmung zur Behandlung
ausreicht. Zentral wirkende Analeptika sind kontraindiziert bei Intoxikation durch Lokalanästhetika.
Eigenschaften/Wirkungen
ATC-Code: N01BA02
Procainhydrochlorid ist ein Lokalanästhetikum vom Typ der basischen Ester. Die Base hemmt die
Funktionen erregbarer Strukturen, wie sensorische, motorische und autonome Nervenfasern sowie
die Erregungsleitung des Herzens. Procainhydrochlorid hebt reversibel und örtlich begrenzt das
Leitungsvermögen der sensiblen Nervenfasern auf. Nach der Schmerzempfindung wird in fallender
Reihenfolge die Empfindung für Kälte bzw. Wärme, für Berührung und Druck herabgesetzt.
Procainhydrochlorid wirkt antiarrhythmisch und tonussenkend an der glatten Muskulatur. Es zeigt
ausserdem eine schwache antihistaminerge und parasympatholytische Wirkung.
Procainhydrochlorid setzt die Membranpermeabilität für Kationen, insbesondere für Natriumionen,
in höheren Konzentrationen auch für Kaliumionen, herab. Dies führt konzentrationsabhängig zu
einer verminderten Erregbarkeit der Nervenfaser, da der zur Ausbildung des Aktionspotentials
notwendige, plötzliche Anstieg der Natriumpermeabilität verringert ist. Die Membranstabilisierung
beruht auf einer Einlagerung der lipophilen Lokalanästhetika in die Zellmembran. Dadurch tritt eine
unspezifische Membranexpansion ein, wodurch Ionenkanäle, besonders Natriumkanäle blockiert
werden. Sekundär wird durch den hydrophilen Teil des Lokalanästhetikum-Moleküls, der in die
wasserführende Pore hineinragt, der Durchtritt der Elektrolyte beeinträchtigt. Daher ist die Wirkung
vom pKa-Wert der Substanz und vom pH-Wert des Milieus abhängig, also vom Anteil an
ungeladener Base, die besser als die Kationen in die lipohile Nervenmembran permeieren kann. Der
pKa-Wert für Procainhydrochlorid liegt bei 25 °C bei 9,1. Das Verhältnis von dissoziierter Form zu
der lipidlöslichen Base wird durch den im Gewebe vorliegenden pH-Wert bestimmt.
Der Wirkstoff diffundiert zunächst als basische Form durch die Nervenmembran zur Nervenfaser,
wirkt aber als Procain-Kation erst nach Reprotonierung. Bei niedrigen pH-Werten, z.B. im
entzündlich veränderten Gewebe, liegen nur geringe Anteile in der basischen Form vor, so dass keine
ausreichende Anästhesie zustande kommen kann.
Pharmakokinetik
Absorption
Die Latenzzeit von Procain bis zum Wirkungseintritt beträgt 2-10 Minuten, die Wirkungsdauer 1-2
Stunden. Maximale Plasmakonzentrationen werden 10-45 Minuten nach subkutaner Injektion
erreicht.
Distribution
Die Biotransformation von Procain findet nicht im Gewebe, sondern erst nach Abtransport auf dem
Blutwege durch Plasma- und Leberesterasen statt. Die Plasmaeiweissbindung beträgt ca. 6%. Procain
überwindet in therapeutischer Dosierung die Blut-Hirn-Schranke. Procain passiert ab einer
Dosierung von 4 mg/kg KG die Plazenta. Über eine Ausscheidung in die Muttermilch liegen keine
Resultate vor.
Metabolismus/Elimination
Die Abbaugeschwindigkeit von Procain beträgt ca. 1 mg/kg/Minute. Bei der Hydrolyse entstehen das
gefässerweiternd wirkende Diethylaminoethanol und p-Aminobenzoesäure. 70% des
Diethylaminoethanols werden in der Leber metabolisiert, 30% unverändert im Urin ausgeschieden.
Ca. 80% der p-Aminobenzoesäure werden unverändert oder als Glucuronid eliminiert. Die
Ausscheidung aller Metaboliten erfolgt renal.
Kinetik spezieller Patientengruppen
Gemäss einer Studie mit Erwachsenen mit eingeschränkter Nieren- und/oder Leberfunktion wurde
im Vergleich zu Gesunden eine langsamere Hydrolysierung von Procain beobachtet. Die
Erniedrigung der Hydroxylierungsrate bei Patienten mit Niereninsuffizienz ist proportional der
Harnstoff-Plasmakonzentration.
Präklinische Daten
Langzeit-Untersuchungen zur Beurteilung eines kanzerogenen Potentials liegen nicht vor. In-vitro
Untersuchungen zur Genotoxizität verliefen mit Procain negativ.
Das reproduktionstoxikologische Potential von Procain ist nur unzureichend abgeklärt. Es gibt
Hinweise darauf, dass Procain in Rattenfeten zur Bildung von Katarakten führen kann.
Sonstige Hinweise
Inkompatibilitäten
Da keine Verträglichkeitsstudien vorliegen, darf dieses Arzneimittel nicht mit anderen Arzneimitteln
gemischt werden.
Haltbarkeit
Das Medikament darf nur bis zu dem auf dem Behälter mit «EXP» bezeichneten Datum verwendet
werden.
Procain HCl Amino Injektionslösungen enthalten keine Konservierungsmittel. Nach Anbruch der
Ampulle ist die verbleibende Restlösung zu verwerfen
Besondere Lagerungshinweise
Bei Raumtemperatur (15-25 °C) und vor Licht geschützt, sowie ausser Reichweite von Kindern
aufbewahren.
Zulassungsnummer
56503 (Swissmedic).
Packungen
Procain HCl Amino Inj Lös 1%: 2 ml, 5 ml und 10 ml. 10 und 100 Ampullen. [B]
Procain HCl Amino Inj Lös 2%: 2 ml und 5 ml. 10 und 100 Ampullen. [B]
Zulassungsinhaberin
Amino AG, Gebenstorf.
Stand der Information
November 2015.