Schweiz - Deutsch - Swissmedic (Swiss Agency for Therapeutic Products)
Information für Patientinnen und Patienten
Lesen Sie diese Packungsbeilage sorgfältig, bevor Sie das Arzneimittel einnehmen bzw. anwenden.
Dieses Arzneimittel ist Ihnen persönlich verschrieben worden und Sie dürfen es nicht an andere
Personen weitergeben. Auch wenn diese die gleichen Krankheitssymptome haben wie Sie, könnte ihnen
das Arzneimittel schaden.
Bewahren Sie die Packungsbeilage auf, Sie wollen sie vielleicht später nochmals lesen.
Lamotrigin Zentiva®
Helvepharm AG
Was ist Lamotrigin Zentiva und wann wird es angewendet?
Lamotrigin Zentiva enthält den Wirkstoff Lamotrigin und wird auf Verschreibung des Arztes oder der
Ärztin zur Behandlung von folgenden Erkrankungen angewendet:
Epilepsie:
Lamotrigin Zentiva wird bei bestimmten Epilepsieformen allein oder in Kombination mit anderen
Epilepsiemitteln angewendet. Es unterdrückt die Anfälle ganz oder vermindert die Anfallshäufigkeit.
Bipolare Störung (psychische Erkrankung, bei welcher sich depressive und manische Phasen
abwechseln):
Lamotrigin Zentiva wird bei Erwachsenen zur Vorbeugung von depressiven Phasen angewendet.
Wann darf Lamotrigin Zentiva nicht eingenommen werden?
Bei bekannter Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff Lamotrigin oder einem der sonstigen
Bestandteile des Präparates sowie bei schwerer Beeinträchtigung der Nierenfunktion.
Wann ist bei der Einnahme von Lamotrigin Zentiva Vorsicht geboten?
Unter der Behandlung mit Lamotrigin Zentiva kann es zu Hautreaktionen wie Hautauschlag kommen.
Die Hauterscheinungen treten meist innerhalb der ersten 8 Wochen auf. In seltenen Fällen können sie
schwer verlaufen. Hauterscheinungen können auch im Rahmen von Überempfindlichkeitsreaktionen wie
Fieber, Lymphknotenschwellung, Gesichtsschwellung, Störungen des Bluts, der Leber oder anderer
Organe auftreten. Wenn während der Therapie mit Lamotrigin Zentiva, insbesondere in den ersten 8
Wochen nach Therapiebeginn, ein Hautausschlag oder andere der genannten Reaktionen auftreten, ist
der Arzt bzw. die Ärztin unverzüglich aufzusuchen. Der Arzt bzw. die Ärztin wird entscheiden, ob die
Therapie weitergeführt werden kann. Informieren Sie auch Ihren Arzt bzw. Ihre Ärztin, wenn Sie früher
bereits einen Hautausschlag unter anderen antiepileptischen Arzneimitteln entwickelt haben oder wenn
Sie während einer früheren Einnahme von Lamotrigin Zentiva an einer sogenannten aseptischen
Meningitis erkrankt sind (siehe auch «Welche Nebenwirkungen kann Lamotrigin Zentiva haben?»).
Informieren Sie Ihren Arzt bzw. Ihre Ärztin, wenn sie am sogenannten Brugada-Syndrom leiden (einer
Erbkrankheit mit Auswirkungen auf das Herz).
Eine geringe Anzahl von Patienten, die mit Lamotrigin behandelt wurden, hatten Gedanken daran, sich
selbst zu verletzen oder sich das Leben zu nehmen. Diese Ereignisse traten meist bei Patientinnen und
Patienten mit bipolaren Störungen auf, wurden aber auch bei Patientinnen und Patienten beobachtet, die
Lamotrigin zur Behandlung von Epilepsie erhielten. Sprechen Sie umgehend mit Ihrem Arzt oder Ihrer
Ärztin oder suchen Sie ein nahegelegenes Spital auf, wenn Sie unter der Behandlung mit Lamotrigin
Zentiva Gedanken der Selbstschädigung oder Selbsttötung haben. Eventuell kann es hilfreich sein,
einem Angehörigen, einer Pflegeperson oder einem guten Freund bzw. einer guten Freundin mitzuteilen,
dass bei Ihnen Depressionen oder starke Stimmungsschwankungen auftreten können, und ihnen diese
Packungsbeilage zum Durchlesen zu geben. Sie könnten diese Personen darum bitten, Ihnen mitzuteilen,
wenn sie an Ihnen besorgniserregende depressive oder sonstige Verhaltensänderungen bemerken.
Bei einer sehr geringen Anzahl mit Lamotrigin behandelter Patienten (weniger als 1 von 10'000) wurde
eine schwere Erkrankung des Immunsystems beobachtet, bei der die körpereigene Krankheitsabwehr
überaktiv ist (die sogenannte Hämophagozytotische Lymphohistiozytose). Diese Erkrankung kann
lebensbedrohlich sein und sich durch folgende Symptome bemerkbar machen: Fieber, Hautausschlag,
Geh- oder Sehstörungen, erstmals oder häufiger auftretende Anfälle, vergrösserte Leber und/oder Milz
mit Schmerzen und/oder Druckempfindlichkeit im Bereich oberhalb des Magens, Gelbfärbung der Haut
und/oder Augen, Drüsenschwellung im Hals-, Achsel- und/oder Leistenbereich, schnellere Blutungen
und/oder Blutergüsse, Blässe, Müdigkeit. In den meisten Fällen sind solche Beschwerden Ausdruck
weniger gravierender Nebenwirkungen, jedoch müssen Sie wissen, dass es sich auch um Anzeichen
einer Erkrankung handeln kann, die bei nicht rechtzeitiger Erkennung schwerwiegend sein kann.
Wenden Sie sich umgehend an einen Arzt, wenn eines dieser Symptome bei Ihnen auftritt.
Wenn Sie hormonale Empfängnisverhütungsmittel (z.B. «Pille») und gleichzeitig Lamotrigin Zentiva
anwenden, können Zyklusveränderungen (z.B. Durchbruchblutungen) auftreten. Sollten Sie solche
Veränderungen beobachten, ist der Arzt bzw. die Ärztin unverzüglich zu benachrichtigen, da eine
verminderte schwangerschaftsverhütende Wirksamkeit unter Einnahme von Lamotrigin Zentiva nicht
mit Sicherheit ausgeschlossen werden kann.
Ferner können hormonale Empfängnisverhütungsmittel die Wirkung von Lamotrigin Zentiva
beeinflussen. Teilen Sie Ihrem Arzt bzw. Ihrer Ärztin mit, wenn Sie solche anwenden, denn
möglicherweise muss in diesem Fall die Dosis von Lamotrigin Zentiva angepasst werden (siehe auch
«Wie verwenden Sie Lamotrigin Zentiva?»).
Wechselwirkungen zwischen weiteren Arzneimitteln und Lamotrigin Zentiva
Weitere Arzneimittel wie Antiepileptika (Carbamazepin, Phenytoin, Phenobarbital, Primidon, Valproat),
Rifampicin zur Behandlung von Tuberkulose und anderen Infektionen oder Arzneimittel zur
Behandlung von HIV/AIDS können die Wirkung von Lamotrigin Zentiva vermindern oder verstärken.
Bei gleichzeitiger Anwendung von Lamotrigin Zentiva und Risperidon, einem Arzneimittel zur
Behandlung von psychischen Erkrankungen, kann es vermehrt zu Schläfrigkeit kommen. Teilen Sie
Ihrem Arzt bzw. Ihrer Ärztin mit, wenn Sie die genannten Arzneimittel anwenden, denn möglicherweise
muss in diesem Fall die Dosis von Lamotrigin Zentiva angepasst werden (siehe auch «Wie verwenden
Sie Lamotrigin Zentiva?»).
Lamotrigin Zentiva kann die Reaktionsfähigkeit, die Fahrtüchtigkeit und die Fähigkeit, Werkzeuge oder
Maschinen zu bedienen beeinträchtigen. Bevor Sie ein Fahrzeug lenken oder Maschinen bedienen, sollte
die individuelle Reaktion auf Lamotrigin Zentiva abgewartet und die Situation mit dem Arzt bzw. der
Ärztin besprochen werden.
Dieses Arzneimittel enthält weniger als 1 mmol Natrium (23 mg) pro Tablette, d.h. es ist nahezu
«natriumfrei».
Informieren Sie Ihren Arzt oder Apotheker bzw. Ihre Ärztin oder Apothekerin, wenn Sie
·an anderen Krankheiten leiden,
·Allergien haben oder
·andere Arzneimittel (auch selbstgekaufte!) einnehmen oder äusserlich anwenden.
Darf Lamotrigin Zentiva während einer Schwangerschaft oder in der Stillzeit eingenommen werden?
Bei Kindern, deren Mütter während der Schwangerschaft Antiepileptika einnehmen, ist das Risiko einer
angeborenen Fehlbildung erhöht.
Lamotrigin Zentiva darf während der Schwangerschaft nicht eingenommen werden, ausser wenn dies
vom Arzt bzw. von der Ärztin ausdrücklich verordnet wurde.
Wenn Sie schwanger sind oder es werden möchten, wenden Sie sich baldmöglichst an Ihren Arzt bzw.
Ihre Ärztin. Diese werden über die weitere Behandlung während der Schwangerschaft entscheiden.
Lamotrigin Zentiva wird in die Muttermilch ausgeschieden. Daher ist das Stillen während einer Therapie
mit Lamotrigin Zentiva nicht zu empfehlen.
Wie verwenden Sie Lamotrigin Zentiva?
Der Arzt bzw. die Ärztin wird für jeden Patienten bzw. jede Patientin die Dosis festlegen. Sie hängt ab
von der zu behandelnden Erkrankung und der gleichzeitigen Anwendung von anderen Arzneimitteln
(z.B. andere Antiepileptika, hormonale Empfängnisverhütungsmittel). Zu Beginn der Therapie wird mit
einer niedrigen Dosis begonnen, dann wird sie langsam bis zur optimalen Wirkung und Verträglichkeit
gesteigert. Um Nebenwirkungen möglichst zu vermeiden, ist die langsame Dosissteigerung unbedingt
einzuhalten. Wenn im Laufe der Behandlung andere Arzneimittel hinzukommen oder abgesetzt werden,
muss die Dosis von Lamotrigin Zentiva eventuell angepasst werden, das wird der behandelnde Arzt
bzw. die behandelnde Ärztin entscheiden.
Wiederaufnahme der Behandlung:
Wenden Sie sich vor der Wiederaufnahme der Behandlung mit Lamotrigin Zentiva an Ihren Arzt oder
Ihre Ärztin, auch wenn Sie nur wenige Tage mit der Einnahme ausgesetzt haben.
Je nach Dosis wird Lamotrigin Zentiva einmal oder zweimal täglich eingenommen. Der Arzt bzw. die
Ärztin wird Sie darüber informieren. Die Tabletten können entweder zerkaut oder in einer kleinen
Menge Wasser (Wasser sollte mindestens die Tablette decken) suspendiert oder mit ein wenig
Flüssigkeit ganz geschluckt werden. Sie können mit oder ohne Nahrungsmittel eingenommen werden.
Nehmen Sie niemals nur eine Teilmenge einer Tablette (mit Ausnahme der teilbaren Tablette zu 5 mg)
oder der Flüssigkeit ein. Die Tablette (ausser Tablette zu 5 mg) darf vor der Einnahme NICHT geteilt
werden und nur als Ganzes zerkaut, suspendiert oder geschluckt werden.
Lamotrigin Zentiva soll in der Regel nicht plötzlich abgesetzt werden, da dadurch ein epileptischer
Anfall ausgelöst werden könnte. Wenn die Behandlung mit Lamotrigin Zentiva beendet werden soll,
wird der Arzt bzw. die Ärztin die Dosis von Lamotrigin Zentiva allmählich reduzieren, bevor die
Einnahme ganz gestoppt wird. Falls medizinisch notwendig (z.B. im Falle einer Hautreaktion), wird der
Arzt bzw. die Ärztin entscheiden, ob das Arzneimittel sofort abzusetzen ist.
Wenn Kinder (ab 2 Jahren) Lamotrigin Zentiva zur Behandlung einer Epilepsie erhalten, wird die Dosis
entsprechend dem Körpergewicht festgelegt. Lamotrigin Zentiva darf nicht zur Behandlung von
bipolaren Störungen bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren angewendet werden.
Bei Patienten bzw. Patientinnen mit einer mässigen oder schweren Beeinträchtigung der Leberfunktion
wird die Dosis von Lamotrigin Zentiva reduziert.
Wenn Sie Lamotrigin Zentiva zur Vorbeugung von bipolaren Störungen anwenden, tritt die volle
Wirkung unter Umständen erst nach einigen Wochen ein.
Lamotrigin Zentiva Tabletten gibt es in Stärken von 5 mg, 25 mg, 50 mg, 100 mg und 200 mg. Je nach
der festgesetzten Dosis kann es sein, dass Sie zwei Tabletten verschiedener Stärke einnehmen müssen,
z.B. für eine Dosis von 150 mg eine Tablette zu 100 mg und eine Tablette zu 50 mg.
Wenn Sie eine grössere Menge von Lamotrigin Zentiva eingenommen haben, als Sie sollten, besteht
eine höhere Wahrscheinlichkeit von schwerwiegenden Nebenwirkungen, die auch tödlich verlaufen
könnten. Mögliche Nebenwirkungen, die nach einer Überdosis von Lamotrigin Zentiva auftreten
können, umfassen: Schnelle, unkontrollierbare Augenbewegungen (Nystagmus), Unsicherheit und
Koordinationsstörungen, die sich auf Ihr Gleichgewicht auswirken (Ataxie), Bewusstseinseintrübung
oder Ohnmacht, Anfälle (Konvulsionen) oder Koma. Wenn Sie eine grössere Menge von Lamotrigin
Zentiva eingenommen haben, als Sie sollten, wenden Sie sich unverzüglich an Ihren Arzt oder Ihre
Ärztin oder suchen Sie die Notaufnahme des nächstgelegenen Spitals auf. Wenn möglich, zeigen Sie
dem Personal die Lamotrigin Zentiva-Packung.
Halten Sie sich an die Vorschriften Ihres Arztes bzw. Ihrer Ärztin. Ändern Sie nicht von sich aus die
verschriebene Dosierung. Wenn Sie glauben, das Arzneimittel wirke zu schwach oder zu stark, so
sprechen Sie mit Ihrem Arzt oder Apotheker bzw. mit Ihrer Ärztin oder Apothekerin.
Welche Nebenwirkungen kann Lamotrigin Zentiva haben?
Folgende Nebenwirkungen können bei der Einnahme von Lamotrigin Zentiva auftreten:
Sehr häufig: Schwindelgefühl, Kopfschmerzen, Koordinationsstörungen (Ataxie), Schläfrigkeit,
Doppeltsehen, verschwommenes Sehen, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Hautauschlag, Müdigkeit.
Häufig: Aggressivität, Reizbarkeit, Agitation, Schlaflosigkeit, Zittern (Tremor), Augenzittern
(Nystagmus), Schmerzen, Gelenkschmerzen, Rückenschmerzen.
Selten: Blutbildveränderungen wie Verringerung der Zahl der weissen Blutkörperchen (Leukopenie)
oder der Blutplättchen (Thrombozytopenie), Verwirrtheit, Augenbindehautentzündung (Konjunktivitis),
Haarausfall, schwerwiegende Hautreaktionen (wie Stevens-Johnson-Syndrom), Angioödem,
Entzündung der Hirn- und Rückenmarkhäute (aseptische Meningitis: Leitsymptome sind Kopfschmerz,
Fieber, Übelkeit, Erbrechen, Nackensteifigkeit und ungewöhnliche Lichtempfindlichkeit. Daneben kann
es auch zu Hautausschlag, Schüttelfrost, Verwirrtheit und Benommenheit kommen).
Sehr selten: andere Blutbildveränderungen wie andere Formen der Verringerung der Zahl weisser
Blutkörperchen (Neutropenie, Agranulozytose), Verringerung der Zahl der roten Blutkörperchen
(Anämie), Verringerung der Anzahl aller Blutzellen (Panzytopenie), Verringerung der Zahl der roten
Blutkörperchen aufgrund einer Bildungsstörung (aplastische Anämie); Verminderung der Anzahl an
Abwehrkörpern (Immunglobuline), Erkrankungen im Bereich der Lymphknoten (Lymphadenopathie),
Überempfindlichkeitsreaktionen einschliesslich Symptome wie Fieber, aufgedunsenes Gesicht,
Veränderungen der Blut- und Leberwerte; Tics, Halluzinationen, Albträume, Unsicherheit,
Bewegungsstörungen, Verschlimmerung eines vorbestehenden Parkinson-Syndroms, Störungen des
Muskeltonus und der Bewegungsabläufe (extrapyramidale Störungen, z.B. Bewegungsunruhe,
Choreoathetose), Zunahme der Anfallshäufigkeit, Erhöhung der Leberwerte, Leberfunktionsstörungen,
Leberversagen, schwerwiegende Hautreaktionen (wie toxische epidermale Nekrolyse), Erkrankung des
Gefässbindegewebes (Lupus-ähnliche Reaktionen), eine schwere Erkrankung des Immunsystems
(Hämophagozytotische Lymphohistiozytose, HLH, siehe auch « Wann ist bei der Einnahme von
Lamotrigin Zentiva Vorsicht geboten?»), Nierenentzündung (tubulointerstitielle Nephritis), auch in
Verbindung mit einer Augenentzündung (Uveitis).
Es wurden Fälle von Knochenerkrankungen einschliesslich Osteopenie und Osteoporose (Verdünnung
des Knochens) und Knochenbrüche berichtet. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt oder Apotheker bzw. Ihrer
Ärztin oder Apothekerin, wenn Sie Antiepileptika über eine lange Zeit anwenden, wenn bei Ihnen eine
Osteoporose festgestellt wurde oder wenn Sie Steroide einnehmen.
Sie sollten Ihren Arzt bzw. Ihre Ärztin aufsuchen, wenn sich Ihre Erkrankung zu irgendeinem Zeitpunkt
während der Behandlung verschlechtert.
Wenn Sie Nebenwirkungen bemerken, wenden Sie sich an Ihren Arzt oder Apotheker bzw. Ihre Ärztin
oder Apothekerin. Dies gilt insbesondere auch für Nebenwirkungen, die nicht in dieser Packungsbeilage
angegeben sind.
Was ist ferner zu beachten?
Das Arzneimittel darf nur bis zu dem auf dem Behälter mit «EXP» bezeichneten Datum verwendet
werden.
Lagerungshinweis
Lamotrigin Zentiva Tabletten sollten bei Raumtemperatur (15–25 °C) in der Originalpackung und
ausserhalb der Reichweite von Kindern aufbewahrt werden.
Weitere Hinweise
Lamotrigin Zentiva kann gewisse Laboruntersuchungen zum Nachweis anderer Medikamente oder
Drogen stören. Informieren Sie daher Ihren Arzt resp. Ihre Ärztin, dass Sie Lamotrigin Zentiva
einnehmen, wenn Laboruntersuchungen durchgeführt werden sollen.
Weitere Auskünfte erteilt Ihnen Ihr Arzt oder Apotheker bzw. Ihre Ärztin oder Apothekerin. Diese
Personen verfügen über die ausführliche Fachinformation.
Was ist in Lamotrigin Zentiva enthalten?
Wirkstoffe
Lamotrigin Zentiva enthält als Wirkstoff Lamotrigin.
1 suspendierbare/kaubare Tablette enthält 5 mg, 25 mg, 50 mg, 100 mg oder 200 mg Lamotrigin.
Hilfsstoffe
Crospovidon, Acesulfam-Kalium, Orangenaroma, Mannitol, hochdisperses Siliciumdioxid,
Natriumstearylfumarat.
Zulassungsnummer
57367 (Swissmedic).
Wo erhalten Sie Lamotrigin Zentiva? Welche Packungen sind erhältlich?
In Apotheken nur gegen ärztliche Verschreibung.
Lamotrigin Zentiva 5 mg (teilbar): Packung zu 50 Tabletten.
Lamotrigin Zentiva 25 mg: Packung zu 50 Tabletten.
Lamotrigin Zentiva 50 mg: Packung zu 50 Tabletten.
Lamotrigin Zentiva 100 mg: Packung zu 50 Tabletten.
Lamotrigin Zentiva 200 mg: Packung zu 50 Tabletten.
Zulassungsinhaberin
Helvepharm AG, Frauenfeld.
Diese Packungsbeilage wurde im Mai 2021 letztmals durch die Arzneimittelbehörde (Swissmedic)
geprüft.
Fachinformation
Lamotrigin Helvepharm
Helvepharm AG
Zusammensetzung
Wirkstoff: Lamotriginum.
Hilfsstoffe: Aromatica, Antiox.: E 310, E 320, E 321; Conserv.: E 200; Excipiens pro compresso.
Galenische Form und Wirkstoffmenge pro Einheit
Tabletten (kaubar/suspendierbar) zu 5 mg (teilbar), 25 mg, 50 mg, 100 mg oder 200 mg
Lamotriginum.
Indikationen/Anwendungsmöglichkeiten
Epilepsie:
Erwachsene und Jugendliche ab 12 Jahren:
Als Monotherapie oder Zusatztherapie zur Behandlung von partieller Epilepsie mit oder ohne
sekundär generalisierte tonisch-klonische Anfälle und von primär generalisierten tonisch-klonischen
Anfällen.
Kinder 2–12 Jahre:
Als Zusatztherapie zur Behandlung von partieller Epilepsie mit oder ohne sekundär generalisierte
tonisch-klonische Anfälle und von primär generalisierten tonisch-klonischen Anfällen.
Lamotrigin Helvepharm wird nicht als initiale Monotherapie zur Behandlung von Kindern
empfohlen, bei welchen erstmals eine Epilepsie diagnostiziert wurde.
Ist die Kontrolle der Epilepsie unter zusätzlicher Verabreichung von Lamotrigin Helvepharm
erreicht, so können die anderen Antiepileptika abgesetzt und Lamotrigin Helvepharm als
Monotherapie weitergeführt werden.
Bipolare Störung (Erwachsene ab 18 Jahren):
Prävention von depressiven Episoden bei Patienten mit bipolaren Störungen.
Dosierung/Anwendung
Allgemeine Hinweise
Die Tablette kann entweder zerkaut, in einer kleinen Menge Wasser (Wasser sollte mindestens die
Tablette decken) suspendiert oder mit ein wenig Flüssigkeit ganz geschluckt werden. Die Tablette
kann mit oder ohne Nahrungsmittel eingenommen werden.
Um sicher zu gehen, dass bei Kindern die therapeutische Dosis aufrechterhalten wird, muss das
Körpergewicht laufend kontrolliert werden. Im Falle einer Gewichtsveränderung ist die Dosierung
entsprechend anzupassen.
Falls die gemäss dem Körpergewicht berechnete Dosis (z.B. bei Kindern oder Patienten mit
Leberinsuffizienz) nicht einer Anzahl ganzer Tabletten entspricht, sollte die zu verabreichende Dosis
auf die nächst niedrigere Anzahl ganzer Tabletten abgerundet werden.
Wiederaufnahme der Therapie:
Der verschreibende Arzt sollte bei Wiederaufnahme der Therapie bei Patienten, die Lamotrigin
Helvepharm aus irgendeinem Grund abgesetzt haben, abwägen, ob eine schrittweise Steigerung bis
zur Erhaltungsdosis erforderlich ist, da das Risiko eines schweren Hautausschlages mit hohen
Anfangsdosen und einem Überschreiten der empfohlenen Dosissteigerung von Lamotrigin in
Zusammenhang steht (vgl. «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»). Je länger die letzte Dosis
zurückliegt, desto eher sollte eine schrittweise Dosissteigerung bis zur Erhaltungsdosis in Betracht
gezogen werden. Wenn der zeitliche Abstand seit dem Absetzen von Lamotrigin Helvepharm mehr
als fünf Halbwertszeiten (vgl. «Pharmakokinetik») beträgt, soll Lamotrigin Helvepharm generell
gemäss dem entsprechenden Dosierungsschema bis zur Erhaltungsdosis schrittweise aufdosiert
werden.
Es wird empfohlen, dass die Therapie mit Lamotrigin Helvepharm bei Patienten, die die
vorangegangene Behandlung mit Lamotrigin aufgrund eines Hautausschlages abgebrochen haben,
nicht wieder aufgenommen wird, es sei denn, dass der mögliche Nutzen die Risiken klar überwiegt.
Wenn andere Antiepileptika zugunsten einer Lamotrigin Helvepharm-Monotherapie abgesetzt oder
andere Antiepileptika zu einem Therapieschema mit Lamotrigin Helvepharm hinzugefügt werden, so
müssen die möglichen Auswirkungen auf die Pharmakokinetik von Lamotrigin berücksichtigt und
die Dosierung entsprechend angepasst werden (vgl. untenstehende Dosierungsschemata und
«Interaktionen»).
Wegen der Gefahr von Hautreaktionen soll bei allen nachfolgenden Dosierungsschemata die
empfohlene Initialdosis nicht überschritten und die angegebene langsame Dosissteigerung
eingehalten werden (vgl. «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»).
Epilepsie
1. Monotherapie
Erwachsene und Jugendliche ab 12 Jahren:
Initialdosis Woche 1 und 2: 25 mg Lamotrigin Helvepharm 1× täglich.
Woche 3 und 4: 50 mg Lamotrigin Helvepharm 1× täglich.
Ab Woche 5 sollte die Dosis schrittweise alle 1–2 Wochen um maximal 50–100 mg erhöht werden,
bis die optimale Wirkung erreicht ist. Die übliche Erhaltungsdosis für nicht refraktäre Fälle liegt
zwischen 100 und 200 mg täglich, verabreicht in 1 oder 2 Dosen.
2. Zusatztherapie
a) Erwachsene und Jugendliche ab 12 Jahren:
- Zusatztherapie zu Arzneimitteln, welche die Glucuronidierung von Lamotrigin induzieren (z.B.
Phenytoin, Carbamazepin, Primidon, Phenobarbital) (vgl. «Interaktionen») mit/ohne weitere
Antiepileptika (aber ohne Valproat):
Initialdosis Woche 1 und 2: 25 mg 1× täglich.
Woche 3 und 4: 25 mg 2× täglich.
Ab Woche 5 sollte die Dosis schrittweise alle 1–2 Wochen um max. 100 mg erhöht werden, bis die
optimale Wirkung erreicht ist. Die übliche Erhaltungsdosis beträgt 200–400 mg täglich, aufgeteilt
auf 2 Dosen.
- Zusatztherapie zu Arzneimitteln, welche die Lamotrigin-Glucuronidierung nicht signifikant
inhibieren oder induzieren (vgl. «Interaktionen»):
Initialdosis Woche 1 und 2: 25 mg 1× täglich.
Woche 3 und 4: 50 mg 1× täglich.
Ab Woche 5 sollte die Dosis alle ein bis zwei Wochen bis zum Erreichen eines optimalen
Ansprechens um maximal 50 bis 100 mg erhöht werden. Die zum Erreichen eines optimalen
Ansprechens erforderliche Erhaltungsdosis liegt gewöhnlich bei 100 bis 200 mg/Tag als tägliche
Einmalgabe oder verteilt auf zwei Tagesdosen.
- Zusatztherapie zu Valproat mit/ohne weitere Antiepileptika
Initialdosis Woche 1 und 2: 25 mg jeden zweiten Tag.
Woche 3 und 4: 25 mg 1× täglich.
Ab Woche 5 sollte die Dosis schrittweise alle 1–2 Wochen um max. 25–50 mg erhöht werden, bis
die optimale Wirkung erreicht ist. Die übliche Erhaltungsdosis beträgt 100–200 mg täglich,
verabreicht in 1 oder 2 Dosen.
- Zusatztherapie mit Antiepileptika, von denen die pharmakokinetische Interaktion mit Lamotrigin
zurzeit nicht bekannt ist (vgl. «Interaktionen»):
Bis zum Vorliegen entsprechender Daten sollte das für die Kombinationstherapie mit Valproat
empfohlene Behandlungsregime gewählt werden.
b) Kinder 2–12 Jahre:
- Zusatztherapie zu Arzneimitteln, welche die Glucuronidierung von Lamotrigin induzieren (z.B.
Phenytoin, Carbamazepin, Primidon, Phenobarbital) (vgl. «Interaktionen») mit/ohne weitere
Antiepileptika (aber ohne Valproat):
Initialdosis Woche 1 und 2: 0,6 mg/kg Körpergewicht täglich, aufgeteilt in 2 Einzeldosen.
Woche 3 und 4: 1,2 mg/kg Körpergewicht täglich, aufgeteilt in 2 Einzeldosen.
Ab Woche 5 sollte die Dosis schrittweise alle 1–2 Wochen um max. 1,2 mg/kg Körpergewicht erhöht
werden, bis die optimale Wirkung erreicht ist. Die übliche Erhaltungsdosis ist 2–15 mg/kg
Körpergewicht täglich in 2 Dosen bis maximal 400 mg/Tag.
- Zusatztherapie zu Arzneimitteln, welche die Lamotrigin-Glucuronidierung nicht signifikant
inhibieren oder induzieren (vgl. «Interaktionen»):
Initialdosis Woche 1 und 2: 0,3 mg/kg Körpergewicht täglich, als Einmalgabe oder verteilt auf zwei
Dosen.
Woche 3 und 4: 0,6 mg/kg Körpergewicht täglich, als Einmalgabe oder verteilt auf zwei Dosen.
Ab Woche 5 sollte die Dosis alle ein bis zwei Wochen bis zum Erreichen eines optimalen
Ansprechens um maximal 0,6 mg/kg Körpergewicht erhöht werden. Die zum Erreichen eines
optimalen Ansprechens üblicherweise erforderliche Erhaltungsdosis liegt bei 1 bis 10 mg/kg
Körpergewicht pro Tag als Einmalgabe oder verteilt auf zwei Dosen. Die Maximaldosis liegt bei 200
mg/Tag.
- Zusatztherapie zu Valproat mit/ohne weitere Antiepileptika:
Initialdosis Woche 1 und 2: 0,15 mg/kg Körpergewicht 1× täglich*.
Woche 3 und 4: 0,3 mg/kg Körpergewicht 1× täglich.
Ab Woche 5 sollte die Dosis schrittweise alle 1–2 Wochen um max. 0,3 mg/kg Körpergewicht erhöht
werden, bis die optimale Wirkung erreicht ist. Die übliche Erhaltungsdosis ist 1–5 mg/kg
Körpergewicht 1× täglich oder in 2 Dosen bis maximal 200 mg/Tag.
* Wenn die errechnete Tagesdosis bei Patienten, die Valproat erhalten, 1,25 mg oder mehr aber
weniger als 2,5 mg beträgt, kann während der ersten 2 Wochen 2,5 mg Lamotrigin Helvepharm (½
Tablette à 5 mg) jeden 2. Tag eingenommen werden.
Falls bei Patienten, die Valproat erhalten, die errechnete Tagesdosis weniger als 1,25 mg beträgt,
sollte Lamotrigin Helvepharm nicht verabreicht werden.
- Zusatztherapie zu Antiepileptika, von denen die pharmakokinetische Interaktion mit Lamotrigin
zurzeit nicht bekannt ist:
Bis zum Vorliegen entsprechender Daten sollte das für die Kombinationstherapie mit Valproat
empfohlene Behandlungsregime gewählt werden.
c) Kinder unter 2 Jahren:
Zur Anwendung von Lamotrigin bei Kindern unter 2 Jahren liegen keine ausreichenden Daten vor.
Lamotrigin Helvepharm darf daher in dieser Altersgruppe nicht verabreicht werden.
Bipolare Störung
Lamotrigin wird zur Prävention von depressiven Episoden bei Patienten mit bipolaren Störungen
empfohlen. Eine Kombinationstherapie kann, falls klinisch indiziert, zur Vorbeugung von manischen
Phasen in Betracht gezogen werden. Die Wirksamkeit von Lamotrigin bei Manie konnte nicht
schlüssig nachgewiesen werden.
Folgende Dosierungsrichtlinien sollen eingehalten werden, um das Auftreten von depressiven Phasen
zu vermeiden. Die Lamotrigin Helvepharmdosis wird im Verlauf von 6 Wochen bis auf eine
Erhaltungsdosis gesteigert, welche vom klinischen Ansprechen abhängt. Anschliessend werden die
anderen Psychopharmaka und/oder Antiepileptika, falls klinisch indiziert, abgesetzt.
1. Therapieeinstellung
a) Lamotrigin-Monotherapie oder -Kombinationstherapie mit anderen Arzneimitteln, welche die
Glucuronidierung von Lamotrigin nicht signifikant induzieren oder inhibieren (vgl. «Interaktionen»):
Initialdosis Woche 1 und 2: 25 mg Lamotrigin Helvepharm 1× täglich.
Woche 3 und 4: 50 mg Lamotrigin Helvepharm 1× täglich oder 25 mg 2× täglich.
Woche 5: 100 mg Lamotrigin Helvepharm 1× täglich oder 50 mg 2× täglich.
Ab Woche 6: Erhaltungsdosis von 200 mg pro Tag in 1–2 Einzeldosen.
Die übliche Erhaltungsdosis für eine optimale Wirkung beträgt 200 mg/Tag 1× täglich oder in zwei
Teildosen. In den klinischen Studien wurden Dosierungen von 100–400 mg verabreicht.
b) Kombinationstherapie mit Inhibitoren der Lamotrigin-Glucuronidierung, z.B. Valproat:
Initialdosis Woche 1 und 2: 25 mg Lamotrigin Helvepharm jeden 2. Tag.
Woche 3 und 4: 25 mg Lamotrigin Helvepharm 1× täglich.
Woche 5: 50 mg Lamotrigin Helvepharm 1× täglich oder 25 mg 2× täglich.
Ab Woche 6: Erhaltungsdosis von 100 mg pro Tag in 1-2 Einzeldosen.
Die übliche Erhaltungsdosis für eine optimale Wirkung beträgt 100 mg/Tag 1× täglich oder in zwei
Teildosen. Abhängig vom klinischen Ansprechen kann die Dosis jedoch auf eine tägliche
Höchstdosis von 200 mg erhöht werden.
c) Kombinationstherapie mit Induktoren der Lamotrigin-Glucuronidierung (z.B. Phenytoin,
Carbamazepin, Phenobarbital, Primidon) bei Patienten, die KEINE Inhibitoren wie Valproat erhalten
(vgl. «Interaktionen»):
Initialdosis Woche 1 und 2: 50 mg Lamotrigin Helvepharm 1× täglich.
Woche 3 und 4: 50 mg Lamotrigin Helvepharm 2× täglich.
Woche 5: 100 mg Lamotrigin Helvepharm 2× täglich.
Woche 6: 150 mg Lamotrigin Helvepharm 2× täglich.
Ab Woche 7: Bei Bedarf Steigerung auf eine Erhaltungsdosis von 200 mg 2× täglich.
d) Kombinationstherapie mit Antiepileptika, von denen die pharmakokinetische Interaktion mit
Lamotrigin zurzeit nicht bekannt ist:
Bis zum Vorliegen der entsprechenden Daten sollte das für die Kombinationstherapie mit Valproat
empfohlene Behandlungsregime gewählt werden.
2. Absetzen einer Begleitbehandlung mit Psychopharmaka nach Erreichen der Erhaltungsdosis
Andere Psychopharmaka können nach Erreichen der Erhaltungsdosis von Lamotrigin, falls klinisch
indiziert, langsam abgesetzt werden. Der folgende Dosierungsplan zum Absetzen anderer
Psychopharmaka kann verwendet werden:
a) Nach Absetzen von Arzneimitteln, welche die Lamotrigin-Glucuronidierung nicht signifikant
inhibieren oder induzieren (vgl. «Interaktionen»):
Die Erhaltungsdosis sollte beim Absetzen der anderen Arzneimittel beibehalten werden.
b) Nach Absetzen von Inhibitoren der Lamotrigin-Glucuronidierung, z.B. Valproat:
Woche 1: Erhaltungsdosis verdoppeln, dabei Dosis um maximal 100 mg/Woche erhöhen (d.h.
Erhaltungsdosis von 100 mg/Tag auf 200 mg/Tag steigern und auf 2 Gaben verteilen)
Ab Woche 2: Dosis (200 mg/Tag) beibehalten in zwei Einzeldosen pro Tag.
c) Nach Absetzen von Induktoren der Lamotrigin-Glucuronidierung (z.B. Phenytoin, Carbamazepin,
Phenobarbital, Primidon) (vgl. «Interaktionen»):
Die Lamotrigindosis sollte während 3 Wochen schrittweise verringert werden, während das die
Glucuronidierung-induzierende Arzneimittel abgesetzt wird.
Die individuelle Dosisanpassung hängt von der aktuellen Dosis ab.
Bei aktueller Dosis von 400 mg/Tag:
Woche 1: 400 mg/Tag.
Woche 2: 300 mg/Tag.
Ab Woche 3: Erhaltungsdosis von 200 mg/Tag in zwei Einzeldosen.
Bei aktueller Dosis von 300 mg/Tag:
Woche 1: 300 mg/Tag.
Woche 2: 225 mg/Tag.
Ab Woche 3: 150 mg/Tag in 1–2 Einzeldosen.
Bei aktueller Dosis von 200 mg/Tag:
Woche 1: 200 mg/Tag.
Woche 2: 150 mg/Tag.
Ab Woche 3: 100 mg/Tag in 1–2 Einzeldosen.
d) Nach Absetzen von Arzneimitteln, von denen die pharmakokinetische Interaktion mit Lamotrigin
zurzeit nicht bekannt ist:
Bis zum Vorliegen entsprechender Daten können keine spezifischen Dosierungsempfehlungen
gemacht werden. Der Patient sollte in den ersten beiden Wochen nach Absetzen der Komedikation
besonders engmaschig überwacht werden. Es wird empfohlen, zunächst die aktuelle Lamotrigindosis
beizubehalten und diese bei Bedarf entsprechend der klinischen Wirkung anzupassen. Es kann
sowohl eine Dosisreduktion als auch eine Dosiserhöhung notwendig werden.
3. Anpassung der täglichen Lamotrigindosis nach Aufnahme einer Neumedikation mit anderen
Arzneimitteln:
Auf Grund von Interaktionsstudien können die folgenden Empfehlungen gemacht werden:
a) Neumedikation mit Arzneimitteln, welche die Lamotrigin-Glucuronidierung nicht signifikant
induzieren oder inhibieren:
Erhaltungsdosis (200 mg/Tag) beibehalten.
b) Neumedikation mit Inhibitoren der Lamotrigin-Glucuronidierung, z.B. Valproat:
Die Dosisanpassung ist abhängig von der aktuellen Lamotrigindosis. Bei einer Tagesdosis von
200 mg gilt:
Woche 1: 100 mg/Tag.
Ab Woche 2: Erhaltungsdosis von 100 mg/Tag in 1–2 Einzeldosen.
c) Neumedikation mit Induktoren der Lamotrigin-Glucuronidierung (z.B. Phenytoin, Carbamazepin,
Phenobarbital, Primidon) bei Patienten, die KEIN Valproat erhalten:
Die Dosisanpassung ist abhängig von der aktuellen Lamotrigindosis. Bei einer Tagesdosis von
200 mg gilt:
Woche 1: 200 mg/Tag.
Woche 2: 300 mg/Tag.
Ab Woche 3: 400 mg/Tag in zwei Einzeldosen.
d) Neumedikation mit Arzneimitteln, von denen die pharmakokinetische Interaktion mit Lamotrigin
zurzeit nicht bekannt ist:
Bis zum Vorliegen entsprechender Daten sollte das für die Kombinationstherapie mit Valproat
empfohlene Behandlungsregime gewählt werden.
Absetzen von Lamotrigin
Wie andere Antiepileptika sollte auch Lamotrigin Helvepharm nicht abrupt abgesetzt werden. In
kontrollierten klinischen Studien hatte das abrupte Absetzen von Lamotrigin keinen Einfluss auf die
Häufigkeit, Art und Schwere der unerwünschten Ereignisse. In klinischen Studien an Patienten mit
bipolaren Störungen traten bei 2 Patienten kurze Zeit nach dem abrupten Absetzen von Lamotrigin
Krampfanfälle auf. Allerdings lagen zusätzliche Faktoren vor, die möglicherweise zum Auftreten der
Anfälle bei diesen bipolaren Patienten beigetragen haben. Die Beendigung einer Therapie mit
Lamotrigin Helvepharm sollte schrittweise, durch allmähliches Reduzieren der Dosis über einen
Zeitraum von mindestens 2 Wochen erfolgen (etwa 50% Dosisreduktion pro Woche), es sei denn,
dass aus Gründen der Patientensicherheit (z.B. Hautreaktionen) ein schnelleres Absetzen erforderlich
erscheint.
4. Kinder und Jugendliche (unter 18 Jahre):
Lamotrigin ist nicht indiziert zur Behandlung von bipolaren Störungen bei Kindern und Jugendlichen
unter 18 Jahren (vgl. «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»). Auch wurden bisher Sicherheit
und Wirksamkeit bei dieser Altersgruppe keiner Beurteilung unterzogen. Daher kann keine
Dosisempfehlung gemacht werden.
Spezielle Dosierungsanweisungen bei EPILEPSIE und BIPOLARER STÖRUNG
a) Frauen, die hormonale Kontrazeptiva einnehmen (siehe hierzu auch die Rubriken «Warnhinweise
und Vorsichtsmassnahmen» und «Interaktionen»)
– Eindosierung von Lamotrigin bei Patientinnen, die bereits hormonale Kontrazeptiva einnehmen:
Orale Kontrazeptiva erhöhen die Clearance von Lamotrigin. Bei der Eindosierung von Lamotrigin
sollten dennoch die empfohlenen Richtlinien (s.o.) eingehalten werden. Meist wird jedoch am Ende
der Eindosierung eine höhere Erhaltungsdosis erforderlich sein.
- Beginn der Einnahme von hormonalen Kontrazeptiva bei Patientinnen, die bereits Erhaltungsdosen
von Lamotrigin und KEINE Induktoren der Lamotrigin-Glucuronidierung erhalten:
Die Erhaltungsdosis von Lamotrigin muss in den meisten Fällen bis auf das Zweifache erhöht
werden. Es wird empfohlen, die Dosis von Lamotrigin ab dem Beginn der Einnahme des
hormonellen Kontrazeptivums je nach individuellem Ansprechen jede Woche um 50 bis 100 mg/Tag
zu erhöhen. Die Dosissteigerung sollte diese Rate nicht übersteigen mit Ausnahme solcher Fälle, in
denen das individuelle Ansprechen eine stärkere Dosiserhöhung erforderlich scheinen lässt.
- Beendigung der Einnahme von hormonalen Kontrazeptiva bei Patientinnen, die bereits
Erhaltungsdosen von Lamotrigin und KEINE Induktoren der Lamotrigin-Glucuronidierung erhalten:
Die Erhaltungsdosis von Lamotrigin muss in den meisten Fällen um bis zu 50% reduziert werden. Es
wird empfohlen, die tägliche Dosis von Lamotrigin über einen Zeitraum von 3 Wochen allmählich
um 50 bis 100 mg pro Woche zu reduzieren (mit einer Rate, die 25% der Tages-Gesamtdosis pro
Woche nicht übersteigt), sofern das klinische Ansprechen nicht für eine andere Vorgehensweise
spricht.
b) Gleichzeitige Einnahme von Virostatika
Interaktionsstudien wurden durchgeführt mit Atazanavir, Atazanavir/Ritonavir und
Lopinavir/Ritonavir (vgl. «Interaktionen»).
Bei einer Monotherapie mit Atazanavir ist keine Dosisanpassung erforderlich.
Bei einer Kombinationstherapie aus Atazanavir und Ritonavir ist während der Eintitrierungsphase
von Lamotrigin ebenfalls keine Dosisanpassung erforderlich, da es sich bei dieser antiviralen
Kombination nur um einen mässigen Induktor der Glucuronidierung handelt. Es wird jedoch
wahrscheinlich eine etwas höhere Lamotrigin-Erhaltungsdosis erforderlich sein.
Bei Patienten, bei welchen während einer Lamotrigintherapie eine Behandlung mit
Atazanavir/Ritonavir abgesetzt wird, ist damit zu rechnen, dass die Lamotrigin-Erhaltungsdosis
reduziert werden muss. Umgekehrt ist bei Patienten, bei welchen während einer
Lamotriginbehandlung eine Therapie mit Atazanavir/Ritonavir neu eingeleitet wird, unter
Umständen eine Erhöhung der Erhaltungsdosis erforderlich.
Bei einer Kombinationstherapie aus Lopinavir und Ritonavir sind die Dosierungsempfehlungen für
die Zusatztherapie mit Arzneimitteln, welche die Glucuronidierung von Lamotrigin induzieren (ohne
Valproat!) zu befolgen (siehe vorne).
c) Ältere Patienten (über 65 Jahre)
Es ist keine Dosisanpassung erforderlich. Die Pharmakokinetik von Lamotrigin in dieser
Altersgruppe unterscheidet sich nicht signifikant von derjenigen bei Erwachsenen unter 65 Jahren.
d) Patienten mit eingeschränkter Leberfunktion
Bei leichter Leberinsuffizienz (Child-Pugh Grad A) ist keine Dosisanpassung erforderlich. Die
Initialdosis, die Dosen während der Eindosierungsphase und die Erhaltungsdosis sind bei Patienten
mit mässiger Leberinsuffizienz (Child-Pugh Grad B) um generell 50% und bei Patienten mit
schwerer Leberinsuffizienz (Child-Pugh Grad C) um 75% zu reduzieren. Die Dosis sollte individuell
je nach klinischem Ansprechen des Patienten angepasst werden (vgl. «Pharmakokinetik»).
e) Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion
Da eine Kumulation des Glucuronidmetaboliten zu erwarten ist, sollten Patienten mit leichter bis
mässiger Niereninsuffizienz mit Vorsicht behandelt werden. Bei Patienten mit schwerer
Niereninsuffizienz ist Lamotrigin kontraindiziert (vgl. «Kontraindikationen»).
Kontraindikationen
·Bekannte Überempfindlichkeit gegenüber Lamotrigin oder einem der sonstigen Bestandteile des
Präparates.
·Schwere Niereninsuffizienz.
Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen
Hautausschlag
In den doppelblinden Studien mit Lamotrigin in den verschiedenen Indikationen traten bei bis zu
10% der Patienten Hauterscheinungen auf, während der Prozentsatz unter Placebo bei 5–6% lag. In
seltenen Fällen wurden dabei schwere, potentiell lebensbedrohende Hautreaktionen, einschliesslich
Stevens-Johnson-Syndrom (SJS) und toxische epidermale Nekrolyse (TEN, Lyell-Syndrom)
beschrieben. Die Häufigkeit schwerer Hautreaktionen (SJS) liegt beim Erwachsenen bei ca. 1/1000.
Bei Kindern ist das Risiko höher als bei Erwachsenen. Die verfügbaren Daten aus einer Reihe von
Studien deuten darauf hin, dass bei Kindern die Häufigkeit von Hauterscheinungen, welche eine
Hospitalisation nötig machen, im Bereich von 1/300 bis 1/100 liegt.
Alle Patienten (Erwachsene und Kinder), bei denen es zum Auftreten eines Hautausschlages kommt,
sollten umgehend untersucht werden. Kann ein Kausalzusammenhang mit der Medikation nicht
sicher ausgeschlossen werden, muss Lamotrigin Helvepharm sofort abgesetzt werden. Es wird
empfohlen, dass die Therapie mit Lamotrigin Helvepharm bei Patienten, die die vorangegangene
Behandlung mit Lamotrigin aufgrund eines Hautausschlages abgebrochen haben, nicht wieder
aufgenommen wird, es sei denn, dass der mögliche Nutzen die Risiken klar überwiegt. Nach
Auftreten eines Stevens-Johnson-Syndroms (SJS) oder einer Toxisch-Epidermalen Nekrolyse (TEN)
in Zusammenhang mit der Anwendung von Lamotrigin darf der Patient/die Patientin nie wieder mit
Lamotrigin behandelt werden.
In der Mehrzahl der Fälle handelt es sich um leichte Hautausschläge, die selbstlimitierend sind. Die
meist makulopapulösen Hauterscheinungen treten im Allgemeinen innerhalb der ersten 8
Behandlungswochen auf und klingen nach Absetzen des Arzneimittels wieder ab. Wenngleich die
Mehrzahl der Patienten nach Absetzen der Therapie wieder beschwerdefrei war, so blieben doch in
einigen Fällen irreversible Narben zurück. Selten kam es zu Todesfällen (vgl. «Unerwünschte
Wirkungen»). Bei 2% der Patienten musste die Therapie wegen Hautreaktionen abgebrochen
werden.
Insbesondere bei Kindern kann das Auftreten eines Exanthems fälschlicherweise für eine Infektion
gehalten werden. Bei Patienten, welche innerhalb der ersten 8 Wochen nach Behandlungsbeginn
Symptome wie Hautausschlag und Fieber entwickeln, sollte deshalb unbedingt an die Möglichkeit
einer unerwünschten Arzneimittelwirkung gedacht werden.
Das Gesamtrisiko für Hautreaktionen scheint ausserdem in einem engen Zusammenhang zu stehen
mit (vgl. «Dosierung/Anwendung»):
·hohen Initialdosen und dem Nichteinhalten der empfohlenen langsamen Dosissteigerung;
·der gleichzeitigen Einnahme von Valproat.
Vorsicht ist angebracht bei der Behandlung von Patienten, die in der Vorgeschichte bereits eine
Allergie oder einen Hautausschlag auf andere Antiepileptika entwickelt haben, da die Häufigkeit von
nicht schwerwiegenden Hautausschlägen unter der Behandlung mit Lamotrigin bei diesen Patienten
ungefähr dreimal höher war als bei Patienten ohne eine derartige Vorgeschichte.
Hypersensitivitätsreaktionen
Exantheme wurden auch im Rahmen eines Überempfindlichkeitssyndroms in Kombination mit
verschiedensten systemischen Symptomen wie Fieber, Lymphadenopathie, Gesichtsödem,
Veränderungen der Blut- und Leberwerte und aseptischer Meningitis beschrieben (vgl.
«Unerwünschte Wirkungen»). Dieses Syndrom variiert hinsichtlich seines klinischen Schweregrades
beträchtlich und kann in seltenen Fällen zu akuter Verbrauchskoagulopathie (DIC) und
Multiorganversagen führen. Es ist wichtig, zu beachten, dass die systemischen Anzeichen einer
Überempfindlichkeit (wie z.B. Fieber und Lymphadenopathie) bereits manifest sein können, auch
wenn keine Hautveränderungen sichtbar sind.
Falls derartige Symptome vorliegen, sollte der Patient sofort untersucht und Lamotrigin Helvepharm
nach Ausschluss anderer Ursachen abgesetzt werden.
Aseptische Meningitis
Die Behandlung mit Lamotrigin erhöht das Risiko einer aseptischen Meningitis (vgl. «Unerwünschte
Wirkungen»). Postmarketing wurden Fälle von aseptischer Meningitis in pädiatrischen und
erwachsenen Patienten unter der Einnahme von Lamotrigin für unterschiedliche Indikationen
berichtet. Einige Patienten hatten zusätzlich Anzeichen und Symptome einer Beteiligung anderer
Organsysteme (vorwiegend hepatische und renale Beteiligung), was darauf hindeutet, dass die
aseptische Meningitis in diesen Fällen Teil einer Hypersensitivitätsreaktion war.
Aseptische Meningitis war nach Absetzen des Arzneimittels in den meisten Fällen reversibel, trat
jedoch in einer Reihe von Fällen nach erneuter Gabe von Lamotrigin wieder auf. Die erneute
Behandlung führte zu einem raschen Wiederauftreten der Symptome, die häufig stärker ausgeprägt
waren. Die Behandlung mit Lamotrigin sollte bei Patienten, welche das Arzneimittel wegen einer
aseptischen Meningitis in Verbindung mit der vorherigen Gabe von Lamotrigin abgesetzt haben,
nicht wiederaufgenommen werden.
Absetzen von Lamotrigin bei Patienten mit Epilepsie
Wie bei anderen Antiepileptika kann ein plötzliches Absetzen von Lamotrigin Helvepharm Rebound-
Anfälle auslösen. Falls nicht aus Sicherheitsgründen (z.B. wegen Hautveränderungen) ein abruptes
Absetzen nötig ist, sollte Lamotrigin Helvepharm deshalb schrittweise über einen Zeitraum von 2
Wochen ausgeschlichen werden.
Klinische Verschlechterung und Suizidrisiko
Bei Patienten mit bipolarer Störung kann es zu einer Verschlechterung der depressiven Symptome
und/oder zum Auftreten von Suizidalität kommen, unabhängig davon, ob Arzneimittel zur
Behandlung der bipolaren Störung, einschliesslich Lamotrigin, eingenommen werden oder nicht.
25%–50% der Patienten mit bipolarer Störung unternehmen mindestens einmal einen Suizidversuch.
Darüber hinaus gibt es Hinweise, dass auch bei Epileptikern ein erhöhtes Risiko für Suizidalität
besteht (s.u.).
Patienten, die Lamotrigin zur Behandlung einer bipolaren Störung erhalten, sollten daher
insbesondere zu Beginn eines neuen Behandlungszyklus oder bei einer Dosisveränderung
hinsichtlich einer klinischen Verschlechterung (einschliesslich der Entwicklung von neuen
Symptomen) und Suizidalität engmaschig überwacht werden. Bestimmte Patientengruppen, wie
Patienten mit suizidalem Verhalten oder Suizidgedanken in der Anamnese und junge Erwachsene,
scheinen ein höheres Risiko für Suizidgedanken oder Suizidversuche aufzuweisen und sollten daher
während der Behandlung streng überwacht werden. Dies gilt insbesondere auch für Patienten, bei
welchen solche Symptome unmittelbar vor Einleitung der Therapie beobachtet wurden.
Bei Patienten mit einer klinischen Verschlimmerung des Zustands (einschliesslich der Entwicklung
von neuen Symptomen) und/oder dem Auftreten von Suizidalität ist ein Wechsel der Therapie in
Erwägung zu ziehen, insbesondere wenn diese Symptome ausgeprägt sind, abrupt auftreten oder
nicht zur ursprünglichen Symptomatik des Patienten gehörten. In solchen Fällen kann auch ein
Absetzen der Medikation erforderlich werden.
Es gibt Hinweise, dass bei Epileptikern ein erhöhtes Risiko für Suizidalität besteht. Eine im Januar
2008 veröffentlichte Analyse der FDA (USA) bzgl. der Daten aus 199 Placebo-kontrollierten
klinischen Studien mit insgesamt 11 Antiepileptika, darunter auch Lamotrigin, fand für Patienten mit
Epilepsie unter diesen Präparaten ein 3,6-fach höheres Risiko für Suizidalität als unter Placebo. Die
einzelnen untersuchten Substanzen unterschieden sich dabei nicht in relevanter Weise bezüglich
ihres Risikos für Suizidalität. In dieser Analyse war die Risikoerhöhung bei Patienten mit Epilepsie
sogar stärker ausgeprägt als bei Patienten mit psychiatrischen Erkrankungen (wie z.B. bipolaren
Störungen), wo eine Risikoerhöhung auf das 1,6-Fache gefunden wurde. Insgesamt wurden unter den
Antiepileptika in allen Indikationen Suizidgedanken oder suizidales Verhalten bei 0,43% der
Behandelten beobachtet, unter Placebo hingegen nur in 0,22%.
Patienten (und deren Betreuer) sollten auf die Notwendigkeit einer Überwachung im Hinblick auf
das Auftreten von Suizidgedanken, suizidalem Verhalten oder selbstschädigenden Absichten
hingewiesen werden. Im Falle des Auftretens derartiger Symptome sollte sofort der Arzt konsultiert
werden.
Hormonale Kontrazeptiva
Wirkungen von hormonalen Kontrazeptiva auf die Wirksamkeit von Lamotrigin:
Eine Ethinylestradiol/Levonorgestrel-Kombination erhöht die Clearance von Lamotrigin auf etwa
das Doppelte, was erniedrigte Lamotriginspiegel zur Folge hat (siehe «Interaktionen»). Nach der
Dosistitration sind daher in den meisten Fällen höhere Erhaltungsdosen von Lamotrigin erforderlich,
um eine optimale therapeutische Wirkung zu erhalten (vgl. «Dosierung/Anwendung, Spezielle
Dosierungsanweisungen»). Bei Frauen, die nicht bereits einen Induktor der Lamotrigin-
Glucuronidierung erhalten, aber ein hormonales Kontrazeptivum einnehmen, unter dem ein
wirkstofffreies Intervall (z.B. «einnahmefreie Woche») vorgesehen ist, kommt es im wirkstofffreien
Intervall zu einem allmählichen, vorübergehenden Anstieg der Lamotriginspiegel, was zu
Nebenwirkungen führen kann. Diese Anstiege fallen grösser aus, wenn die Dosiserhöhungen für
Lamotrigin in den Tagen vor oder während der wirkstofffreien Woche vorgenommen werden. Die
Patientinnen müssen auf entsprechende Schwankungen aufmerksam gemacht werden.
Die Veränderung der Lamotrigin-Clearance muss insbesondere bei Frauen berücksichtigt werden, die
während der Behandlung mit Lamotrigin mit der Einnahme von hormonalen Kontrazeptiva beginnen
oder diese beenden. In diesen Fällen ist meist eine Dosisanpassung für Lamotrigin erforderlich.
Wirkungen von Lamotrigin auf die Wirksamkeit hormonaler Kontrazeptiva:
Da es bei einer kombinierten Einnahme von Lamotrigin und einem hormonalen Kontrazeptivum
(Ethinylestradiol/Levonorgestrel-Kombination) zu einem Anstieg der Levonorgestrel-Clearance und
zu einer Veränderung der FSH- und LH-Spiegel im Serum kommt (siehe «Interaktionen»), kann
nicht mit Sicherheit ausgeschlossen werden, dass die kontrazeptive Wirksamkeit bei einigen
Patientinnen, die hormonale Verhütungsmittel zusammen mit Lamotrigin einnehmen, herabgesetzt
werden kann. Daher sollten die Patientinnen angehalten werden, über Veränderungen in ihrem
Menstruationsmuster, d.h. Durchbruchblutungen, sofort zu berichten.
Wirkung von Lamotrigin auf Substrate des organischen Kationentransporters 2 (OCT-2)
Lamotrigin ist ein Hemmer der renalen tubulären Sekretion über OCT-2-Proteine (vgl.
«Interaktionen»). Bei bestimmten Arzneimitteln, deren Ausscheidung hauptsächlich auf diesem
Wege erfolgt, können sich dadurch die Plasmakonzentrationen erhöhen. Die Koadministration von
Lamotrigin mit OCT-2-Substraten mit enger therapeutischer Breite wird nicht empfohlen.
Dihydrofolat-Reduktase
Lamotrigin ist ein schwacher Dihydrofolat-Reduktase-Hemmer; deshalb besteht bei Langzeittherapie
die Möglichkeit einer Interferenz mit dem Folatmetabolismus.
Während einer Therapiedauer bis zu einem Jahr konnten jedoch keine signifikanten Änderungen der
Hämoglobin-Konzentration, des mittleren Erythrozytenvolumens oder der Serum- oder
Erythrozytenfolat-Konzentration festgestellt werden. Die Erythrozytenfolat-Konzentration zeigte bei
dem untersuchten limitierten Kollektiv (n= 14) keine Änderung bei einer Kontrolle bis zu 5 Jahren.
Veränderungen der Leberfunktion
Sowohl im Rahmen von Hypersensitivitätssyndromen als auch ausserhalb solcher Syndrome wurden
Leberfunktionsstörungen/Leberversagen beobachtet. Erhöhte Leberenzymwerte und seltene Fälle
von Leberfunktionsstörungen einschliesslich Hepatitis und akutem Leberversagen (in sehr seltenen
Fällen mit tödlichem Ausgang) sowie Pankreatitis wurden beschrieben. Bei Patienten, welche andere
Symptome einer Hypersensitivitätsreaktion aufweisen, werden daher auch Kontrollen der
Leberfunktionsparameter empfohlen.
Rhabdomyolyse, Multiorganversagen, DIC
In der Literatur gibt es Berichte, dass schwere Epilepsieanfälle, einschliesslich Status epilepticus, zu
Rhabdomyolyse, Multiorganversagen und akuter Verbrauchskoagulopathie (DIC) mit manchmal
tödlichem Ausgang führen können. Ähnliche Fälle sind unter Behandlung einer Epilepsie mit
Lamotrigin aufgetreten.
Spezielle Vorsichtsmassnahmen bei der Behandlung bipolarer Störungen mit Lamotrigin
Helvepharm
Kinder und Jugendliche (unter 18 Jahre)
Die medikamentöse Behandlung von Kindern und Jugendlichen mit schweren depressiven
Erkrankungen und sonstigen psychiatrischen Störungen ist mit einem erhöhten Risiko von
Suizidgedanken und -verhalten verbunden.
Kombinationstherapie bei bipolaren Störungen
Für Patienten mit bipolaren Störungen und dem Risiko einer bevorstehenden manischen Episode
sollte, wenn klinisch indiziert, eine Kombinationstherapie erwogen werden. Derzeit gibt es keine
kontrollierten Daten zur Anwendung von Lamotrigin in Verbindung mit Therapien zur Prävention
manischer Episoden bei bipolaren Patienten. Die begrenzten Sicherheits- und Interaktionsdaten (vgl.
«Interaktionen») einer kombinierten Lithium- und Lamotrigin-Therapie deuten darauf hin, dass
Interaktionen zwischen Lithium und Lamotrigin zumindest nicht sehr häufig sind.
Interaktionen
Die UDP-Glucuronyltransferasen scheinen die verantwortlichen Enzyme für den Lamotrigin-
Metabolismus darzustellen. Es besteht kein Anhaltspunkt, dass Lamotrigin eine klinisch relevante
Induktion oder Hemmung der medikamentenabbauenden Leberenzyme bewirkt, und das Auftreten
von Interaktionen zwischen Lamotrigin und Wirkstoffen, die von den Cytochrom P450-Enzymen
metabolisiert werden, ist eher unwahrscheinlich. Lamotrigin kann den eigenen Metabolismus
induzieren, dieser Effekt ist aber gering und wahrscheinlich ohne klinische Relevanz.
Wirkungen von anderen Arzneimitteln auf die Glucuronidierung von Lamotrigin
Wirkstoffe, welche die
Glucuronidierung von
Lamotrigin signifikant
hemmen
Wirkstoffe, welche die
Glucuronidierung von Lamotrigin
signifikant induzieren
Wirkstoffe, welche die
Glucuronidierung von
Lamotrigin nicht signifikant
hemmen oder induzieren
Valproat
Carbamazepin
Phenytoin
Primidon
Phenobarbital
Rifampicin
Lopinavir/Ritonavir*
Atazanavir/Ritonavir*
Ethinylestradiol/Levonorgestrel-
Kombination
Lithium
Bupropion
Olanzapin
Oxcarbazepin
Felbamat
Gabapentin
Levetiracetam
Pregabalin
Topiramat
Zonisamid
Aripiprazol
* vgl. «Dosierung/Anwendung» unter «Spezielle Dosierungsanweisungen».
Interaktionen mit Antiepileptika
Valproat, welches die Lamotrigin-Glucuronidierung hemmt, vermindert den Lamotrigin-
Metabolismus. Die Eliminationshalbwertszeit von 29 Stunden verlängert sich im Mittel auf 70
Stunden (±14 Stunden). Bei gleichzeitiger Anwendung von Lamotrigin und Valproat muss die
Lamotrigindosis angepasst werden (vgl. «Dosierung/Anwendung»).
Phenytoin, Carbamazepin, Phenobarbital und Primidon induzieren die Glucuronidierung und steigern
dadurch den Metabolismus von Lamotrigin. Die Eliminationshalbwertszeit von Lamotrigin kann sich
dabei auf ca. 15 Stunden verkürzen. Bei gleichzeitiger Anwendung von Lamotrigin und den
genannten Arzneimitteln muss die Lamotrigindosis angepasst werden (vgl.
«Dosierung/Anwendung»).
Bei Patienten unter Carbamazepin-Therapie, denen zusätzlich Lamotrigin gegeben wurde, zeigten
sich ZNS-Wirkungen wie Schwindel, Ataxie, Diplopie, verschwommenes Sehen und Übelkeit. Diese
Nebenwirkungen verschwanden gewöhnlich, sobald die Carbamazepin-Dosis reduziert wurde. Eine
ähnliche Wirkung wurde im Rahmen einer Studie zu Lamotrigin und Oxcarbazepin bei gesunden
erwachsenen Probanden beobachtet, allerdings erfolgte keine Untersuchung unter reduzierter Dosis.
In einer Studie bei gesunden erwachsenen Probanden mit Dosen von 200 mg Lamotrigin und
1200 mg Oxcarbazepin bewirkte Oxcarbazepin keine Veränderung in der Metabolisierung von
Lamotrigin, und Lamotrigin hatte keinen Einfluss auf den Metabolismus von Oxcarbazepin.
Eine Studie bei gesunden Probanden zeigte bei gleichzeitiger Verabreichung von Felbamat (1200 mg
2× täglich) und Lamotrigin (100 mg 2× täglich über 10 Tage) keine klinisch relevanten
Auswirkungen auf die Pharmakokinetik von Lamotrigin.
Gemäss einer retrospektiven Analyse der Plasmaspiegel bei Patienten, denen Lamotrigin sowohl mit
als auch ohne Gabapentin verabreicht wurde, scheint Gabapentin die Clearance von Lamotrigin nicht
zu beeinflussen.
Potenzielle pharmakokinetische Interaktionen zwischen Levetiracetam und Lamotrigin wurden in
Placebo-kontrollierten klinischen Studien untersucht. Diese Daten deuten darauf hin, dass weder
Lamotrigin die Pharmakokinetik von Levetiracetam noch Levetiracetam die Pharmakokinetik von
Lamotrigin beeinflusst.
Die gleichzeitige Verabreichung von Pregabalin (200 mg 3× täglich) hatte in einer klinischen Studie
keine Auswirkungen auf die Lamotrigin-Talspiegel im Steady State.
Topiramat führte in klinischen Studien nicht zu Veränderungen der Plasmakonzentration von
Lamotrigin. Die Verabreichung von Lamotrigin führte jedoch zu einer Erhöhung der Topiramat-
Konzentration um 15%.
In einer Studie bei Patienten mit Epilepsie hatte die gleichzeitige Verabreichung von Zonisamid (200
bis 400 mg/Tag) und Lamotrigin (150 bis 500 mg/Tag) über 35 Tage keine signifikanten
Auswirkungen auf die Pharmakokinetik von Lamotrigin.
Obwohl über Veränderungen der Plasmakonzentration anderer Antiepileptika berichtet wurde, haben
kontrollierte Studien keinen Anhaltspunkt ergeben, dass Lamotrigin eine Wirkung auf die
Plasmakonzentration der Begleitantiepileptika hat. In-vitro-Studien zeigen, dass Lamotrigin andere
Antiepileptika nicht aus ihren Proteinbindungen verdrängt.
Interaktionen mit Psychopharmaka
Oral verabreichte Bupropion-Mehrfachdosen führten bei 12 Probanden nicht zu statistisch
signifikanten Wirkungen auf die Einzeldosis-Pharmakokinetik von Lamotrigin und nur zu einer
leichten Steigerung der AUC des Lamotriginglucuronids.
In einer Studie bei gesunden erwachsenen Probanden reduzierten 15 mg Olanzapin die AUC und
Cmax von Lamotrigin um durchschnittlich 24% bzw. 20%. Eine Wirkung dieser Grössenordnung
wird im Allgemeinen nicht als klinisch relevant erachtet. Lamotrigin in einer Dosierung von 200 mg
zeigte keine Auswirkung auf die Pharmakokinetik von Olanzapin.
Oral verabreichte Mehrfachdosen von 400 mg Lamotrigin täglich hatten keine klinisch relevanten
Auswirkungen auf die Pharmakokinetik bei Einmalgabe von 2 mg Risperidon bei 14 gesunden
Erwachsenen. Nach der gleichzeitigen Gabe von 2 mg Risperidon und Lamotrigin berichteten 12 der
14 Probanden über Schläfrigkeit, im Gegensatz zu 1 von 20 bei alleiniger Verabreichung von
Risperidon und keinem bei alleiniger Verabreichung von Lamotrigin. Der Einfluss von Risperidon
auf die Pharmakokinetik von Lamotrigin wurde in dieser Studie nicht untersucht.
In einer pharmakokinetischen Studie an 18 erwachsenen Patienten mit einer Bipolar-I-Störung,
welche ein etabliertes Lamotrigin-Regime (≥100 mg/Tag) erhalten haben, wurde die Aripiprazol-
Dosis über einen Zeitraum von 7 Tagen von 10 mg/Tag bis zu einer Zieldosis von 30 mg/Tag erhöht.
Diese Dosis wurde über weitere 7 Tage einmal täglich verabreicht. Es war eine durchschnittliche
Verminderung der Cmax und AUC von Lamotrigin um rund 10% zu beobachten. Ein Effekt dieser
Grössenordnung dürfte keine klinisch relevanten Konsequenzen besitzen.
In den In-vitro-Inhibitionsversuchen wurde die Bildung des 2-N-Glucuronids als primären
Lamotriginmetaboliten durch die gemeinsame Inkubation mit Amitriptylin, Bupropion, Clonazepam,
Haloperidol oder Lorazepam nur leicht beeinflusst. Die klinische Bedeutung dieser Befunde ist
unklar, da In-vivo-Studien fehlen. Bei Kombination von Lamotrigin mit einer dieser Substanzen ist
deshalb Vorsicht geboten. Die Daten für den Bufuralolstoffwechsel in Mikrosomen der Humanleber
sprechen dafür, dass Lamotrigin die Clearance von Arzneimitteln, die vorwiegend über CYP2D6
metabolisiert werden, nicht verringert. Ausserdem belegen die Ergebnisse aus In-vitro-Versuchen,
dass eine Beeinflussung der Lamotrigin-Clearance durch Clozapin, Fluoxetin, Risperidon, Sertralin
oder Trazodon unwahrscheinlich ist.
Die Pharmakokinetik von Lithium war bei 20 gesunden Probanden, welche über einen Zeitraum von
6 Tagen 2× täglich 2 g wasserfreies Lithiumgluconat sowie 1× täglich 100 mg Lamotrigin erhielten,
nicht wesentlich verändert (<10% Abnahme der AUC). Der Einfluss dieser kombinierten Gabe auf
die Pharmakokinetik von Lamotrigin wurde in dieser Studie nicht untersucht. Eine Dosis von 100 mg
Lamotrigin entspricht der Hälfte der empfohlenen Erhaltungsdosis für die Indikation «bipolare
Störung», daher können die Ergebnisse dieser Studie eine eventuelle stärkere Beeinflussung der
Lithium-Pharmakokinetik bei therapeutischen Lamotrigindosierungen nicht ausschliessen.
Interaktionen mit hormonalen Kontrazeptiva (vgl. «Dosierung/Anwendung», «Spezielle
Dosierungsanweisungen» und «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»)
Wirkung von hormonalen Kontrazeptiva auf die Pharmakokinetik von Lamotrigin:
In einer Studie bei 16 Probandinnen führte die Gabe eines Kombinationspräparates aus 30 µg
Ethinylestradiol und 150 µg Levonorgestrel zu einer Erhöhung der Clearance von Lamotrigin auf
etwa das Doppelte, was zu einer durchschnittlichen Senkung der AUC von Lamotrigin um 52%
sowie der Cmax um 39% führte. Die Lamotriginkonzentrationen im Serum stiegen im Verlauf des
wirkstofffreien Intervalls («pillenfreie» Woche) allmählich an, wobei die vor der Gabe gemessenen
Konzentrationen am Ende der wirkstofffreien Woche im Durchschnitt etwa doppelt so hoch waren
wie unter der Komedikation.
Andere orale Kontrazeptiva und Hormonersatztherapien (HET) wurden nicht untersucht, obgleich
diese einen ähnlichen Effekt auf die pharmakokinetischen Parameter von Lamotrigin haben können.
Wirkung von Lamotrigin auf die Pharmakokinetik des hormonalen Kontrazeptivums:
In einer Studie bei 16 Probandinnen zeigte eine Steady-state-Dosis von 300 mg Lamotrigin keinen
Einfluss auf die Pharmakokinetik der Ethinylestradiol-Komponente eines kombinierten oralen
Kontrazeptivums. Es wurde ein mässiger Anstieg der Clearance der Levonorgestrel-Komponente
beobachtet, was eine durchschnittliche Senkung der AUC von Levonorgestrel um 19% bzw. der
Cmax um 12% zur Folge hatte. Die Messung der Serumkonzentrationen für FSH, LH und Oestradiol
im Verlauf der Studie deutete bei einigen Frauen auf einen gewissen Wirkungsverlust bezüglich
Suppression der ovariellen Hormonaktivität hin, obgleich die Bestimmung der Progesteronspiegel im
Serum bei keiner der 16 Probandinnen hormonale Hinweise auf eine Ovulation ergab. Die
Auswirkung des moderaten Anstiegs der Levonorgestrel-Clearance und der Veränderungen des
Serum-FSH und Serum-LH auf die ovarielle Aktivität ist unbekannt. Eine verminderte kontrazeptive
Wirksamkeit kann nicht mit Sicherheit ausgeschlossen werden. Bisher wurden weder Studien mit
einer anderen Dosierung von Lamotrigin als 300 mg/Tag noch solche mit anderen weiblichen
Hormonpräparaten durchgeführt.
Interaktionen mit anderen Arzneimitteln
In einer Studie bei 10 männlichen Probanden erhöhte Rifampicin, ein Induktor der Glucuronidierung,
die Lamotrigin-Clearance und setzte die Halbwertszeit von Lamotrigin herab. Bei Patienten, die eine
Begleittherapie mit Rifampicin erhalten, sollte das für die Komedikation von Lamotrigin und
Induktoren der Glucuronidierung empfohlene Behandlungsregime zur Anwendung kommen (vgl.
«Dosierung/Anwendung»).
In einer Studie an 18 gesunden Probanden führte eine Kombinationstherapie aus Lopinavir/Ritonavir
und Lamotrigin zu einer Abnahme der Lamotrigin-Plasmakonzentration um etwa 50%. Dieser Effekt
wurde auf eine Induktion der Glucuronidierung zurückgeführt. Bei Patienten, die gleichzeitig
Lopinavir/Ritonavir und Lamotrigin erhalten, sollte daher das für die Komedikation von Lamotrigin
und Glucuronidierungs-Induktoren empfohlene Behandlungsregime verwendet werden (vgl.
«Dosierung/Anwendung»). Die Konzentrationen von Lopinavir und Ritonavir wurden durch die
Komedikation mit Lamotrigin nicht verändert.
In einer Studie an 17 gesunden Probanden führte eine Kombinationstherapie aus Atazanavir und
Ritonavir zu einer Reduktion der Plasma-AUC von Lamotrigin um durchschnittlich 32% sowie der
Cmax um 6% (vgl. «Dosierung/Anwendung», «Spezielle Dosierungsanweisungen»).
Eine Atazanavir-Monotherapie führte in derselben Studie nicht zu einer signifikanten oder klinisch
relevanten Beeinflussung der Lamotrigin-Exposition.
Daten aus In-vitro-Untersuchungen zur Wirkung von Lamotrigin auf OCT-2 zeigen, dass
Lamotrigin, nicht aber sein N(2)-Glucuronidmetabolit, OCT-2 in potenziell klinisch relevanten
Konzentrationen hemmt. Diese Daten belegen, dass Lamotrigin mit einem IC50-Wert von 53,8 µM
ein OCT-2-Hemmer ist (vgl. «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»).
Schwangerschaft/Stillzeit
Lamotrigin Helvepharm soll während der Schwangerschaft nicht angewendet werden, es sei denn,
dies ist eindeutig erforderlich. Wenn eine Lamotrigin-Therapie während der Schwangerschaft als
notwendig erachtet wird, sollte die niedrigst mögliche therapeutische Dosis verwendet werden.
Reproduktionstoxikologische Studien mit Lamotrigin am Tier, bei denen Dosierungen verwendet
wurden, die über der therapeutischen Dosis für den Menschen liegen, ergaben keinen Beleg für
teratogene Effekte.
Lamotrigin hemmt geringfügig die Dihydrofolatreduktase und könnte somit wie andere
Folsäurehemmer durch Senkung der Folatspiegel zu einem erhöhten Risiko für eine embryo-fetale
Schädigung führen.
Allgemein ist das Risiko kongenitaler Fehlbildungen bei Nachkommen von Müttern, die mit
Antiepileptika behandelt wurden, im Vergleich mit der zu erwartenden Häufigkeit in der
Allgemeinbevölkerung (ca. 3%) um den Faktor 2–3 erhöht. Die in diesem Zusammenhang am
häufigsten berichteten Fehlbildungen sind Lippenspalten, kardiovaskuläre Fehlbildungen und
Neuralrohrdefekte.
Post-Marketing-Daten mehrerer prospektiver Schwangerschaftsregister dokumentieren die
Ergebnisse bei über 8700 Frauen, die im ersten Schwangerschaftstrimenon eine Lamotrigin-
Monotherapie erhalten haben. Insgesamt geben diese Daten keine einheitlichen Hinweise auf ein
wesentlich erhöhtes Risiko kongenitaler Fehlbildungen. Aus den Daten einer eingeschränkten Zahl
von Registern geht ein Anstieg des Risikos isolierter Lippen-Gaumen-Spalten hervor. Eine
Fallkontrollstudie im Vergleich zu anderen schweren kongenitalen Fehlbildungen konnte kein
erhöhtes Risiko für Lippen-Gaumen-Spalten nach Lamotrigin-Exposition nachweisen.
Darüber hinaus liegen Einzelmeldungen über eine Anenzephalie bei Nachkommen von Müttern vor,
die während der Schwangerschaft mit Lamotrigin behandelt worden waren.
Insgesamt deuten die Daten für Lamotrigin nicht auf eine deutliche Erhöhung des Risikos von
kongenitalen Missbildungen hin. Hingegen ist eine Kombinationstherapie mit verschiedenen
Antiepileptika im Vergleich zur Monotherapie mit einem höheren Risiko für kongenitale
Fehlbildungen verbunden. Für die Anwendung von Lamotrigin in der Kombinationstherapie liegen
unzureichende Daten vor, so dass nicht beurteilt werden kann, ob ein durch andere Wirkstoffe
gegebenes Missbildungsrisiko durch eine gleichzeitige Gabe von Lamotrigin beeinflusst wird.
Während der Schwangerschaft sollte wenn möglich eine Monotherapie durchgeführt werden.
Die physiologischen Veränderungen während der Schwangerschaft können die Lamotriginspiegel
und/oder die therapeutische Wirkung beeinflussen. Es gab Berichte über erniedrigte
Lamotriginspiegel während der Schwangerschaft mit einem potenziellen Risiko des Verlusts der
Anfallskontrolle. Nach der Entbindung können die Lamotriginspiegel rasch ansteigen mit dem
Risiko dosisabhängiger Nebenwirkungen. Deshalb sollten die Serumkonzentrationen von Lamotrigin
vor, während und nach der Schwangerschaft sowie kurz nach der Entbindung überwacht werden.
Falls erforderlich, sollte die Dosis angepasst werden, um die Serumkonzentration von Lamotrigin auf
der gleichen Höhe wie vor der Schwangerschaft zu halten, oder sie muss dem klinischen Ansprechen
angepasst werden. Darüber hinaus ist auf dosisabhängige Nebenwirkungen nach der Entbindung zu
achten. Bei schwangeren Frauen unter Behandlung mit Lamotrigin muss vor und während der
Schwangerschaft sowie kurz nach Entbindung eine angemessene klinische Betreuung sichergestellt
sein.
Stillzeit
Lamotrigin tritt in sehr variablen Konzentrationen in die Muttermilch über, wobei beim Säugling
Lamotriginspiegel von ca. 50% der Serumkonzentration der Mutter erreicht werden können. Bei
einigen gestillten Kindern können daher pharmakologisch wirksame Serumkonzentrationen
auftreten.
Der potentielle Nutzen des Stillens sollte gegen das mögliche Risiko des Auftretens unerwünschter
Wirkungen beim Säugling abgewogen werden.
Wirkung auf die Fahrtüchtigkeit und auf das Bedienen von Maschinen
2 Studien mit Freiwilligen haben gezeigt, dass die Wirkung von Lamotrigin auf okuläre Feinmotorik,
Koordination der Augen, Rumpfschwanken und subjektiv empfundene Sedierung gleich wie bei
Placebo war. In klinischen Studien mit Lamotrigin wurden ZNS-Nebenwirkungen wie Schwindel
und Diplopie beobachtet. Generell sollten die Patienten die individuelle Wirkung von Lamotrigin
abwarten, bevor sie ein Fahrzeug lenken oder eine Maschine bedienen.
Da Patienten unterschiedlich auf eine antiepileptische Therapie ansprechen, sollte bezüglich
Fahrtüchtigkeit resp. Bedienen von Maschinen und Epilepsie der Arzt konsultiert werden.
Unerwünschte Wirkungen
Folgende unerwünschte Wirkungen wurden unter Lamotrigin in klinischen Studien bei Patienten mit
Epilepsie oder bipolaren Störungen und/oder nach der Marktzulassung beobachtet. Sie sollen einen
Überblick über das Gesamt-Sicherheitsprofil von Lamotrigin unabhängig von der Indikation geben.
Einige dieser unerwünschten Wirkungen traten bei Kombinationstherapie in höherer Häufigkeit auf
als unter einer Monotherapie. Die Mehrzahl der Daten stammt aus den Studien bei Epilepsie.
Bei der Klassifikation der unerwünschten Wirkungen wurde folgende Konvention gewählt: Sehr
häufig (≥1/10), häufig (≥1/100, <1/10), gelegentlich (≥1/1000, <1/100), selten (≥1/10'000, <1/1000),
sehr selten (<1/10'000).
Störungen des Blut- und Lymphsystems
Selten: Leukopenie, Thrombocytopenie.
Sehr selten: andere hämatologische Auffälligkeiten (u.a. Neutropenie, Anämie, Pancytopenie,
aplastische Anämie, Agranulozytose, vereinzelt mit tödlichem Ausgang), Lymphadenopathie.
Hämatologische Störungen und Lymphadenopathie wurden sowohl im Rahmen von
Hypersensitivitätssyndromen als auch ohne solche Syndrome beobachtet.
Störungen des Immunsystems
Sehr selten: Überempfindlichkeitssyndrom (einschliesslich Exanthemen, Fieber, Lymphadenopathie,
Gesichtsödem, Veränderungen von hämatologischen Parametern und/oder Leberwerten,
disseminierter intravaskulärer Koagulation (DIC), multiplem Organversagen) (vgl. «Warnhinweise
und Vorsichtsmassnahmen»).
Psychiatrische Störungen
Häufig: Aggressivität, Reizbarkeit, Agitation (nur in Studien bei bipolaren Störungen beobachtet).
Selten: Verwirrtheit.
Sehr selten: Tics, Halluzinationen, Albträume.
Störungen des Nervensystems
Sehr häufig: Schwindelgefühl (in einzelnen Studien bis zu 35%, bei Monotherapie seltener),
Kopfschmerzen (bis zu 26%), Ataxie (bei Kombinationstherapie in bis zu 19%, bei Monotherapie
seltener), Schläfrigkeit (bis zu 14%, bei Monotherapie seltener).
Häufig: Schlaflosigkeit, Tremor, Nystagmus.
Selten: Aseptische Meningitis (vgl. «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»).
Sehr selten: Unsicherheit, Bewegungsstörungen, Verschlimmerung eines vorbestehenden Parkinson-
Syndroms, extrapyramidale Effekte, Choreoathetose*, Zunahme der Anfallshäufigkeit.
* Vereinzelt wurden extrapyramidal-motorische Störungen und Choreoathetose bei Patienten ohne
entsprechendes vorbestehendes Grundleiden beschrieben.
Augenleiden
Sehr häufig: Diplopie (bis zu 25%, bei Monotherapie seltener), Verschwommensehen (bis zu 14%,
bei Monotherapie seltener).
Selten: Konjunktivitis.
Gastrointestinale Störungen
Sehr häufig: Übelkeit (bis zu 18%, bei Monotherapie seltener), Erbrechen (bis zu 18%, bei
Monotherapie seltener), Diarrhoe (bis zu 12%, bei Monotherapie seltener).
Funktionsstörungen der Leber und Galle
Sehr selten: Erhöhte Werte in Leberfunktionstests, Leberfunktionsstörung, Leberversagen.
Funktionsstörungen der Haut und des Unterhautzellgewebes
Sehr häufig: Exanthem (12-14%).
Selten: Stevens-Johnson-Syndrom, Angioödem, Alopezie.
Sehr selten: Toxische epidermale Nekrolyse.
Exantheme wurden auch als Teil eines Überempfindlichkeitssyndroms beschrieben (vgl.
«Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»).
Muskelskelettsystem (Funktionsstörungen des Bewegungsapparates, des Bindegewebes und der
Knochen)
Häufig: Arthralgie (nur in Studien bei bipolaren Störungen beobachtet).
Sehr selten: Lupus-ähnliche Reaktionen.
Es gibt Fallberichte über die Abnahme der Knochendichte, Osteopenie, Osteoporose und Frakturen
bei Patienten, die Lamotrigin über eine lange Zeit angewendet haben. Der Mechanismus, über den
Lamotrigin den Knochen-Metabolismus beeinflusst, ist nicht bekannt.
Allgemeine Störungen und Reaktionen an der Applikationsstelle
Sehr häufig: Müdigkeit (bis zu 10%).
Häufig: Rücken- und andere Schmerzen (nur in Studien bei bipolaren Störungen beobachtet).
Unabhängig von der Indikation, in welcher Lamotrigin verabreicht wird, kann es unter der
Behandlung zu Suizidgedanken und suizidalem Verhalten kommen. In den nachfolgenden Tabellen
sind die entsprechenden Befunde für die beiden Indikationen dargestellt:
Indikation Bipolare Störungen
Vergleich der Suizidalität in den Placebo-kontrollierten klinischen Studien
Lamotrigin
Placebo
OR (95% KI)
p-Wert
Suizidalität insgesamt
29/1212 (2.4%) 19/1054 (1.8%) 1.31 (0.73; 2.39) 0.46
davon
Suizidgedanken
19/1212 (1.6%) 15/1054 (1.4%) 1.08 (0.54; 2.18) 0.86
Vorbereitende Handlungen 1/1212 (0.1%)
0/1054 (0.0%)
inf (0.05; inf)
0.50
Suizidversuche
7/1212 (0.6%)
4/1054 (0.4%)
1.51 (0.43; 5.98) 0.56
Vollendete Suizide
2/1212 (0.2%)
0/1054 (0.0%)
inf (0.21; inf)
0.50
Indikation Epilepsie
Gepoolte Daten der Placebo-kontrollierten Studien mit insgesamt 11 Antiepileptika*
* darunter Lamotrigin (vgl. «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»)
Antiepileptika
Placebo
absolut
Prozent
absolut
Prozent
Suizidalität insgesamt
104/27863 0.37% 38/16029 0.24% 1.58
davon
Suizidgedanken
67/27863
0.24% 29/16029 0.18% 1.33
Vorbereitende Handlungen 3/27863
0.01% 1/16029
<0.01% 1.73
Suizidversuche
30/27863
0.11% 8/16029
0.04% 2.16
Vollendete Suizide
4/27863
0.01% 0/16029
0.00% –
Überdosierung
Symptome und Anzeichen
Es liegen Meldungen über die Einnahme von Einzeldosen vor, die mehr als das 10- bis 20-Fache der
maximalen therapeutischen Dosis betrugen. Dazu gehören auch tödlich verlaufende Fälle. Es traten
Symptome wie Nystagmus, Ataxie, Bewusstseinstrübung, Grand-Mal-Anfall und Koma auf. Eine
Verbreiterung des QRS-Komplexes (intraventrikuläre Überleitungsverzögerung) wurde nach
Überdosierung ebenfalls beobachtet.
Behandlung
Es gibt kein spezifisches Antidot für Lamotrigin. Im Falle einer Überdosierung sollte der Patient
hospitalisiert und – gegebenenfalls unter Einbeziehung des nationalen toxikologischen
Informationszentrums - mit supportiven Massnahmen behandelt werden. Falls indiziert, sollte eine
Behandlung zur Verringerung der Resorption (Aktivkohle) durchgeführt werden. Die weitere
Behandlung sollte den klinischen Bedürfnissen entsprechend erfolgen. Zur Hämodialyse als
Therapiemassnahme bei Überdosierung liegen keine Erfahrungen vor. Bei 6 Probanden mit
Niereninsuffizienz wurden 20% des Lamotrigins während einer 4-stündigen Hämodialyse aus dem
Körper entfernt.
Eigenschaften/Wirkungen
ATC-Code: N03AX09
Wirkungsmechanismus
Lamotrigin ist ein Phenyltriazin mit antikonvulsiver Wirkung.
Die Resultate pharmakologischer Studien lassen annehmen, dass Lamotrigin ein Blocker der
spannungsregulierten Natriumkanäle ist. In elektrophysiologischen Experimenten an kultivierten
tierischen Neuronen bewirkt es einen spannungsabhängigen Block von dauernd sich wiederholenden
Entladungen und hemmt sowohl die pathologische Freisetzung von Glutamat, der Aminosäure,
welche in der Entstehung von epileptischen Anfällen eine Hauptrolle spielt, als auch
glutamatevozierte Antworten von Aktionspotentialen.
Pharmakodynamik
In speziellen Tests zur Beurteilung der Wirkung von Substanzen auf das zentrale Nervensystem
konnte bei gesunden Freiwilligen gezeigt werden, dass bei einer Dosis von 240 mg Lamotrigin die
Wirkung gleich war wie bei Placebo. Es bestand keine signifikante Störung von okulärer
Feinmotorik und Koordination der Augen, kein verstärktes Rumpfschwanken sowie subjektiv keine
sedierende Wirkung.
Klinische Wirksamkeit bei der Prophylaxe depressiver Phasen bei Patienten mit einer bipolaren
Störung
Die Wirksamkeit von Lamotrigin zur Prophylaxe depressiver Phasen bei Patienten mit einer Bipolar-
I-Störung wurde in zwei pivotalen Studien nachgewiesen.
In den beiden unabhängigen, randomisierten, multizentrischen, doppelblinden, mit Placebo- und
Lithium kontrollierten Studien wurde die Wirksamkeit einer fixen (Studie SCAB2003) oder einer
flexiblen (Studie SCAB2006) Dosis Lamotrigin bei der Langzeitprophylaxe von Relaps und
Rekurrenz von Depression und/oder Manie bei Patienten mit Bipolar-I-Störung beurteilt. Es handelte
sich dabei um Patienten, bei denen kurz zuvor oder noch anhaltend entweder eine depressive Episode
(Studie SCAB2003) oder eine manische oder hypomanische Phase (Studie SCAB2006) aufgetreten
war. Nach Erreichen einer Stabilisierung unter einer Lamotrigin-Monotherapie oder Lamotrigin plus
Psychopharmaka wurden die Patienten mittels Randomisierung in entsprechende
Behandlungsgruppen eingeteilt: Lamotrigin Fixdosis (Studie SCAB2003: 50, 200, 400 mg/Tag),
Lamotrigin variable Dosis (100 bis 400 mg/Tag) und jeweils Lithium (Serumspiegel zwischen 0,8
und 1,1 mÄq/L) oder Placebo für eine Höchstdauer von 18 Monaten.
Die Teilnehmer wurden randomisiert einer bestimmten Monotherapie zugeteilt, die unter
Beobachtung solange fortgeführt wurde, bis der Untersucher eine Intervention durch Verordnung
einer anderen psychotropen Medikation (oder einer Elektrokrampftherapie, EKT) zur Behandlung
eines eingetretenen oder unmittelbar bevorstehenden Rezidivs/Rückfalls in eine affektive Episode
der bipolaren Störung als klinisch notwendig erachtete. Dieser Endpunkt wurde als TIME (Zeit von
der ersten Dosis in der randomisierten Phase bis zur ersten Verordnung einer therapeutischen
Intervention) bezeichnet. Weitere Endpunkte waren die Zeit bis zur Intervention wegen einer
manischen Episode (TIMan) und die Zeit bis zur Intervention wegen einer depressiven Episode
(TIDep).
In beiden Studien ergab die Hauptanalyse der Zeit bis zu einem bipolaren Ereignis (TIME to Any
Bipolar Event, ABE) (Tabelle 1), einer TIDep (Tabelle 2) und einer TIMan (Tabelle 3), dass der
geschätzte Anteil der nach 12 und 18 Monaten «interventions-/ereignisfreien» Teilnehmer in der
Lamotrigin-Gruppe durchweg höher lag als in der Placebo-Gruppe. Ein Vergleich der Kaplan-Meier-
Kurven ergab für TIME (ABE) und TIDep einen statistisch signifikanten Unterschied zu Placebo
zugunsten von Lamotrigin (p <0,05).
Tabelle 1. Geschätzter Anteil «interventions-/ereignisfreier» Teilnehmer: Population zur Evaluation
der experimentellen Wirksamkeit TIME (ABE)*
Behandlungszeitraum
SCAB2003
SCAB2006
Placebo
N= 119
Lithium
N= 120
Lamotrigin
N= 165
Placebo
N= 69
Lithium
N= 44
Lamotrigin
N= 58
12 Monate
18 Monate
Angaben basieren auf Überlebensschätzungen nach Kaplan-Meier.
* Bei dieser Analyse wurden alle Teilnehmer mit Studienabbruch vor Erreichen des TIME-
Endpunktes so eingestuft, als hätten Sie TIME erreicht, ausgenommen jene Teilnehmer, bei welchen
das zur Unterbrechung führende unerwünschte Ereignis nicht auf die Symptomatologie einer
bipolaren Störung zurückzuführen war.
Tabelle 2. Geschätzter Anteil «interventions-/ereignisfreier» Teilnehmer: Population zur Evaluation
der experimentellen Wirksamkeit TIDep
Behandlungszeitraum
SCAB2003
SCAB2006
Placebo
N= 119
Lithium
N= 120
Lamotrigin
N= 165
Placebo
N= 69
Lithium
N= 44
Lamotrigin
N= 58
12 Monate
18 Monate
Angaben basieren auf Überlebensschätzungen nach Kaplan-Meier.
Tabelle 3. Geschätzter Anteil «interventions-/ereignisfreier» Teilnehmer: Population zur Evaluation
der experimentellen Wirksamkeit TIMan
Behandlungszeitraum
SCAB2003
SCAB2006
Placebo
N= 119
Lithium
N= 120
Lamotrigin
N= 165
Placebo
N= 69
Lithium
N= 44
Lamotrigin
N= 58
12 Monate
18 Monate
Angaben basieren auf Überlebensschätzungen nach Kaplan-Meier.
Bei Verabreichung von Lamotrigin war das Risiko einer Intervention wegen Depression im
Studienzeitraum um 33% (SCAB2003) und 61% (SCAB2006) geringer als bei Verabreichung von
Placebo (Proportional-Hazards-Modell von Cox: p <0,05).
Pharmakokinetik
Absorption
Bei Gesunden wird Lamotrigin rasch und vollständig aus dem Magendarmtrakt ohne wesentlichen
«First-Pass-Effect» und mit vollständiger Bioverfügbarkeit (Fabs = 0,98 ± 0,05) resorbiert. Die Peak-
Konzentration im Plasma (Cmax) wird nach zirka 2,5 Stunden (Tmax) erreicht.
Nach Applikation einer Dosis von 120 mg Lamotrigin war bei 12 gesunden Freiwilligen der
Mittelwert von Cmax 1,4 ± 0,33 µg/ml.
Durch Nahrungsaufnahme wird die Tmax auf 3,4 Stunden verlängert. Dies dürfte jedoch klinisch
keine Bedeutung haben, da die absorbierte Menge unverändert bleibt.
Das pharmakokinetische Profil ist linear bis zu 450 mg, der höchsten getesteten Dosis.
Es besteht eine erhebliche interindividuelle Variabilität der maximalen Konzentration im Steady-
State. Die intra-individuelle Variabilität ist hingegen gering.
Distribution
Die Bindung von Lamotrigin an Plasmaproteine beträgt 55%. Es ist unwahrscheinlich, dass ein
Verdrängen von Lamotrigin aus der Plasmaproteinbindung durch andere Arzneimittel zu Toxizität
führt.
Das Verteilungsvolumen ist unabhängig von der Dosis und liegt zwischen 0,92 und 1,22 l/kg.
Daten über die Plazentagängigkeit sind nicht vorhanden. Präliminäre Daten deuten darauf hin, dass
Lamotrigin in die Muttermilch übertritt, und zwar in einer Konzentration von ca. 50% der
Serumkonzentration (vgl. «Schwangerschaft/Stillzeit»).
Metabolismus
Lamotrigin wird stark metabolisiert. Der Metabolismus erfolgt hauptsächlich über UDP-
Glucuronyltransferasen zum 2-N- und 5-N-Glucuronid. Ferner wird ein 2-N-Methyl-Metabolit
gebildet.
Nach Mehrfachapplikation von 2× täglich 150 mg Lamotrigin bei gesunden Freiwilligen wurde eine
leichte Induktion des eigenen Metabolismus beobachtet: Die Halbwertszeit von Lamotrigin im
Steady-State nahm um 25% ab.
Es gibt jedoch keine Hinweise darauf, dass Lamotrigin das Cytochrom P450 Enzymsystem in einem
Ausmass induziert, in welchem klinisch relevante Arzneimittelinteraktionen zu erwarten wären.
Elimination
Die Elimination erfolgt hauptsächlich mit dem Urin. Rund 94% der verabreichten Dosis werden im
Urin nachgewiesen, davon im Mittel rund 10% als unverändertes Lamotrigin, 76% als 2-N-
Glucuronid, 10% als 5-N-Glucuronid, 0,14% als 2-N-Methyl-Metaboliten und 4% als nicht genauer
identifizierte Metaboliten. Ungefähr 2% der Dosis werden mit dem Stuhl ausgeschieden. Die mittlere
Clearance im Steady-State beim gesunden Erwachsenen beträgt 39 ± 14 ml/min. Die mittlere
Eliminationshalbwertszeit beim gesunden Erwachsenen liegt zwischen 24 und 35 Stunden. Sie sinkt
auf etwa 15 Stunden, wenn Lamotrigin zusammen mit einem Induktor der Glucuronidierung wie
Carbamazepin und Phenytoin gegeben wird. Bei Komedikation mit Valproat allein kann die
Eliminationshalbwertszeit auf durchschnittlich 70 Stunden (±14 Stunden) ansteigen. Clearance und
Halbwertszeit sind unabhängig von der Dosis.
Die Ganzkörperclearance zeigt erhebliche inter-individuelle Schwankungen, bedingt durch
unterschiedliche Geschwindigkeit des Metabolismus. Intra-individuelle Unterschiede sind weniger
ausgeprägt.
Kinetik spezieller Patientengruppen
Kinder:
Die Clearance unter Berücksichtigung des Körpergewichtes ist bei Kindern höher als bei
Erwachsenen. Der höchste Wert findet sich bei Kindern unter 5 Jahren. Die
Eliminationshalbwertszeit von Lamotrigin ist bei Kindern generell kürzer als bei Erwachsenen mit
einem mittleren Wert von ungefähr 7 Stunden, wenn Lamotrigin zusammen mit Enzyminduktoren
wie Carbamazepin und Phenytoin appliziert wird. Bei Komedikation von Lamotrigin mit Valproat
allein kann der Wert im Mittel auf 45–50 Stunden ansteigen.
Für Kinder unter 2 Jahren liegen noch wenig Daten vor.
Ältere Patienten:
Resultate einer Populationsanalyse, in welche junge und ältere Patienten mit Epilepsie
eingeschlossen wurden, zeigten keine klinisch bedeutsame Veränderung der Clearance von
Lamotrigin im Alter. Die Clearance nach Einzeldosen verringerte sich von 35 ml/min bei 20-
Jährigen auf 31 ml/min bei 70-Jährigen, was einer Abnahme um 12% entspricht. Nach 48-wöchiger
Behandlung betrug die Abnahme der Clearance 10%, von 41 ml/min bei jüngeren Patienten auf 37
ml/min bei älteren.
Zusätzlich wurde die Pharmakokinetik von Lamotrigin bei 12 älteren, gesunden Freiwilligen
untersucht. Nach einer Einzeldosis von 150 mg betrug die durchschnittliche Clearance 0,39
ml/min/kg, was innerhalb des Bereiches der durchschnittlichen Clearance von 0,31–0,65 ml/min/kg
lag, welcher in 9 Studien bei Erwachsenen unter 65 Jahren nach Einzeldosen von 30 bis 450 mg
ermittelt wurde.
Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion:
In pharmakokinetischen Einzeldosis-Studien bei Patienten mit Niereninsuffizienz wurde die
Pharmakokinetik von Lamotrigin wenig beeinflusst, die Plasmakonzentration des
Hauptglucuronidmetaboliten stieg aber, bedingt durch die reduzierte renale Clearance, um beinahe
das 8-Fache.
Patienten mit eingeschränkter Leberfunktion:
In einer Studie wurde die Pharmakokinetik von Lamotrigin-Einzeldosen bei 24 Probanden mit
Leberinsuffizienz unterschiedlichen Schweregrades mit der bei 12 Gesunden verglichen. Die
durchschnittliche Clearance von Lamotrigin betrug bei leberinsuffizienten Patienten mit Child-Pugh
Grad A, B resp. C 0,31 ml/min/kg, 0,24 ml/min/kg resp. 0,10 ml/min/kg, verglichen mit 0,34
ml/min/kg bei den gesunden Probanden.
Präklinische Daten
Mutagenität:
Die Resultate einer Reihe von Mutagenitätstests weisen darauf hin, dass Lamotrigin kein genetisches
Risiko für den Menschen darstellt.
Karzinogenität:
Lamotrigin war nicht karzinogen in Langzeitstudien bei Ratte und Maus.
Fertilität:
Lamotrigin beeinträchtigte die Fertilität der Tiere während der Reproduktionsstudien nicht. Beim
Menschen hingegen liegen keine Daten vor.
Sicherheitspharmakologie:
In-vitro-Hemmung der hERG-Kanäle durch Lamotrigin wurde nur bei 323 µM beobachtet, was
jedoch mindestens das 9-Fache der ungebundenen Konzentration von 9 µg/ml (35 µM) beim
Menschen beträgt.
Sonstige Hinweise
Beeinflussung diagnostischer Methoden
Es gibt Berichte über Interferenzen von Lamotrigin mit einigen Schnelltests zur Bestimmung von
Drogen im Urin, welche zu falsch-positiven Resultaten führten, insbesondere bei der Bestimmung
von Phencyclidinen (PCP). Die positiven Resultate sollten daher mit spezifischeren, chemischen
Methoden bestätigt werden.
Haltbarkeit
Das Arzneimittel darf nur bis zu dem auf der Packung mit «EXP» bezeichneten Datum verwendet
werden.
Besondere Lagerungshinweise
Bei Raumtemperatur (15–25 °C) in der Originalpackung und ausserhalb der Reichweite von Kindern
aufbewahren.
Zulassungsnummer
57367 (Swissmedic).
Packungen
Lamotrigin Helvepharm Tabl 5 mg 50 (suspendierbar, kaubar, teilbar). (B)
Lamotrigin Helvepharm Tabl 25 mg 50 (suspendierbar, kaubar). (B)
Lamotrigin Helvepharm Tabl 50 mg 50 (suspendierbar, kaubar). (B)
Lamotrigin Helvepharm Tabl 100 mg 50 (suspendierbar, kaubar). (B)
Lamotrigin Helvepharm Tabl 200 mg 50 (suspendierbar, kaubar). (B)
Zulassungsinhaberin
Helvepharm AG, Frauenfeld.
Stand der Information
Oktober 2016.