Schweiz - Deutsch - Swissmedic (Swiss Agency for Therapeutic Products)
Fachinformation
Transferiert von Baxalta Schweiz AG
Immunine STIM plus
Zusammensetzung
Wirkstoff: Factor IX coagulationis humanus
Hilfsstoffe: Natrii citras, Natrii chloridum
Lösungsmittel : Aqua ad iniectabilia
Galenische Form und Wirkstoffmenge pro Einheit
Lyophilisat und Lösungsmittel zur intravenösen Injektion nach Auflösen.
Immunine STIM plus 600
Jede Durchstechflasche Immunine STIM plus 600 enthält nominell 600 I.E. Blutgerinnungsfaktor IX
vom Menschen.
Das mit dem mitgelieferten 5 ml Wasser für Injektionszwecke aufgelöste Präparat enthält ca. 120
I.E./ml Blutgerinnungsfaktor IX vom Menschen.
Immunine STIM plus 1200
Jede Durchstechflasche Immunine STIM plus 1200 enthält nominell 1200 I.E. Blutgerinnungsfaktor
IX vom Menschen.
Das mit dem mitgelieferten 10 ml Wasser für Injektionszwecke aufgelöste Präparat enthält ca. 120
I.E./ml Blutgerinnungsfaktor IX vom Menschen.
Die Aktivität (I.E.) wird anhand eines Einstufen-Gerinnungstests nach Ph. Eur. bestimmt. Die
spezifische Aktivität von Immunine STIM plus, Blutgerinnungsfaktor IX vom Menschen, beträgt
mindestens 50 I.E./mg Protein.
Indikationen/Anwendungsmöglichkeiten
Therapie und Prophylaxe von Blutungen aufgrund eines angeborenen oder erworbenen Faktor IX-
Mangels (Hämophilie B, Hemmkörperhämophilie mit Faktor IX-Inhibitor, erworbener Faktor IX-
Mangel aufgrund eines spontan auftretenden Faktor IX-Inhibitors).
Dosierung/Anwendung
Die Behandlung sollte unter der Aufsicht eines mit der Therapie von Hämophilie erfahrenen Arztes
eingeleitet werden.
Dosierung
Dosierung und Dauer der Substitutionstherapie richten sich nach dem Schweregrad des Faktor IX-
Mangels, nach Ort und Ausmass der Blutung und dem klinischen Zustand des Patienten.
Eine sorgfältige Kontrolle der Substitutionstherapie ist bei grösseren chirurgischen Eingriffen oder
lebensbedrohlichen Blutungen besonders wichtig.
Die verabreichten Faktor IX-Einheiten werden in Internationalen Einheiten (I.E.) angegeben, die
vom aktuellen WHO-Standard für Faktor IX-Produkte abgeleitet sind. Die Faktor IX-Aktivität im
Plasma wird entweder als Prozentsatz (relativ zum normalen menschlichen Plasma) oder in
Internationalen Einheiten (relativ zum internationalen Standard für Faktor IX Produkte) angegeben.
Eine Internationale Einheit (I.E.) Faktor IX-Aktivität entspricht der Menge an Faktor IX in 1 ml
normalem menschlichen Plasma.
Bedarfsbehandlung
Die Berechnung der erforderlichen Faktor IX-Dosis basiert auf der Erfahrung, dass 1 I.E. Faktor IX
pro kg Körpergewicht (KG) bei Patienten ab 12 Jahren die Faktor IX-Aktivität im Plasma um ca.
1.1% der normalen Aktivität erhöht.
Die benötigte Dosis wird mit folgender Formel berechnet:
Benötigte Einheiten = Körpergewicht (kg) x gewünschter Faktor IX Anstieg (%) (IE/dl)x 0.9
Die Dosis und Häufigkeit sind entsprechend der klinischen Wirksamkeit des Produktes im Einzelfall
anzupassen. Faktor IX-Produkte müssen nur selten mehr als 1x pro Tag verabreicht werden.
Bei folgenden hämorrhagischen Ereignissen soll die Faktor IX-Aktivität im entsprechenden Zeitraum
nicht unter die angegebenen Plasmaspiegel (in % der Norm oder in I.E./dl) sinken.
Die folgende Tabelle enthält Richtwerte für die Dosierung bei Blutungen und chirurgischen
Eingriffen:
Grad der Blutung / Art des
chirurgischen Eingriffes
Erforderlicher
Faktor IX
Plasmaspiegel
(% d. Norm)
(IE/dl)
Häufigkeit der Dosierung (Stunden) /
Behandlungsdauer (Tage)
Blutung
Gelenkblutung im Frühstadium,
Muskelblutungen oder
Blutungen im Mund.
20 – 40
Alle 24 Stunden für mind. 1 Tag, bis die
Blutung – angezeigt durch Schmerzen – gestillt
oder Heilung erreicht ist.
Ausgeprägtere Gelenkblutung,
Muskelblutung oder Hämatom.
Lebensbedrohliche Blutungen
wie Hirnchirurgie,
Rachenblutung, schwere
Abdominalblutung
30 – 60
60 - 100
Injektion alle 24 Stunden für 3 – 4 Tage oder
länger wiederholen, bis die Schmerzen und die
akute Beeinträchtigung beseitigt sind.
Injektion alle 8 – 24 Stunden wiederholen bis
die Gefahr für den Patienten vorüber ist.
Chirurgische Eingriffe
Kleinere Eingriffe
einschliesslich Zahnextraktion.
Grössere Eingriffe
30 – 60
80 – 100
(prä- und
postoperativ)
Alle 24 Stunden für mind. 1 Tag bis die
Wundheilung erreicht ist.
Injektion alle 8 – 24 Stunden bis zu
angemessener Wundheilung wiederholen, dann
Therapie für noch mind. 7 Tage, um eine
Faktor IX Aktivität von 30 – 60% aufrecht zu
erhalten.
Unter bestimmten Umständen, insbesondere zu Behandlungsbeginn, können höhere Dosierungen als
berechnet notwendig sein.
Prophylaxe
Zur Langzeitprophylaxe von Blutungen bei Patienten mit schwerer Hämophilie B sollen Dosen
zwischen 20 – 40 I.E./kg KG im Abstand von 3 – 4 Tagen gegeben werden.
In manchen Fällen, besonders bei jüngeren Patienten, können kürzere Dosierungsabstände oder
höhere Dosen erforderlich sein.
Es wird empfohlen, den Faktor IX-Plasmaspiegel während des Behandlungsverlaufs in geeigneter
Weise zu überwachen, damit die zu verabreichende Dosis und die Häufigkeit wiederholter
Infusionen festgelegt werden können. Besonders bei grösseren chirurgischen Eingriffen ist eine
genaue Überwachung der Substitutionstherapie durch Bestimmung des Blutgerinnungsstatus (Faktor-
IX-Aktivität im Plasma) unerlässlich. Patienten können auf die Faktor IX-Gabe unterschiedlich
ansprechen. Dies zeigt sich in unterschiedlichen Werten der in-vivo-Recovery und unterschiedlichen
Halbwertzeiten.
Kinder und Jugendliche
Es liegen nur unzureichende Daten über die Behandlung von Kindern unter 6 Jahren vor.
Inhibitoren
Patienten sollten regelmässig auf die Bildung von Inhibitoren gegen Faktor IX überwacht werden.
Falls die erwarteten Faktor IX-Plasmaaktivitäten nicht erreicht werden oder die Blutung mit einer
angemessenen Dosis nicht beherrscht wird, muss ein Test zur Bestimmung von Faktor IX-Inhibitoren
durchgeführt werden. Bei Patienten mit hohen Inhibitorwerten, wenn die Faktor IX-Therapie nicht
effektiv ist, sollen andere therapeutische Massnahmen erwogen werden. Diese Therapien sollen nur
von Ärzten durchgeführt werden, die über Erfahrung in der Behandlung von Patienten mit
Hämophilie verfügen. Siehe auch „Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen“.
Bei Inhibitorspiegeln unter 10 Bethesda Einheiten (B.E.) pro ml, kann die Gabe eines zusätzlichen
Blutgerinnungsfaktor IX vom Menschen die Inhibitoren neutralisieren. Bei Patienten mit
Inhibitorspiegeln über 10 B.E./ml oder mit hoher anamnestischer Antwort, sollte an die Gabe eines
(aktivierten) Prothrombinkomplex-Konzentrats (PCC oder aPCC) oder eines rekombinanten
aktivierten Faktor VII Präparates (rFVIIa) gedacht werden. Diese Therapie soll nur von Ärzten mit
Erfahrung in der Behandlung von Hämophilie durchgeführt werden.
Zur Behandlung von high-responder-Patienten bzw. Patienten mit einem höheren Inhibitortiter wird
FEIBA S-TIM 4 empfohlen.
Anwendung
Das Auflösen erfolgt wie im Abschnitt ’’Auflösung des Lyophilisates’’ beschrieben (Siehe unter
’’Hinweise für die Handhabung’’). Immunine STIM plus soll langsam intravenös verabreicht
werden. Die Verabreichungsgeschwindigkeit sollte nicht mehr als 2 ml/min betragen.
Kontraindikationen
Falls therapeutische Alternativen zu Immunine STIM plus verfügbar sind, darf Immunine STIM
plus in den folgenden Situationen nicht verwendet werden:
Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der Hilfsstoffe.
Verbrauchskoagulopathie (DIC) und/oder Hyperfibrinolyse.
Bekannte Heparin-Allergie oder Vorgeschichte heparininduzierter Thrombozytopenie.
Nach Unterbrechung dieser Zustände durch entsprechende Behandlung, darf Immunine STIM plus
nur bei lebensbedrohlichen Blutungen verabreicht werden.
Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen
Überempfindlichkeitsreaktionen
Unter der Anwendung von Immunine STIM plus können Anaphylaxie und andere
Überempfindlichkeitsreaktionen auftreten. Das Präparat enthält ausser Faktor IX noch Spuren
anderer menschlicher Plasmaproteine. Die Patienten oder deren Pflegekräfte sollen über die
Anzeichen einer Überempfindlichkeitsreaktion wie Juckreiz, generalisierte Urtikaria, Engegefühl in
der Brust, Stenoseatmung, Hypotension und Anaphylaxie aufgeklärt sein. Wenn diese Symptome
auftreten, sollen die Patienten die Behandlung sofort abbrechen und ihren Arzt kontaktieren. Bei
Schock muss die Behandlung den Regeln der modernen Schocktherapie folgen.
In der Literatur wurden einige Fälle berichtet, die einen Zusammenhang zwischen dem Auftreten von
Faktor IX-Inhibitoren und allergischen Reaktionen, insbesondere bei Patienten mit einem hohen
Genmutations-Risiko, zeigen. Deshalb sollen Patienten mit einer allergischen Reaktion auf
Anwesenheit von Faktor IX-Inhibitoren untersucht werden. Es soll bedacht werden, dass Patienten
mit Faktor IX-Inhibitoren ein erhöhtes Risiko an schweren Übersensibilitätsreaktion oder
Anaphylaxie haben können.
Aufgrund des Risikos allergischer Reaktionen mit Faktor IX Konzentraten sollte die anfängliche
Behandlung mit Faktor IX, nach Ermessen des behandelnden Arztes, unter medizinischer
Beobachtung erfolgen, um die Möglichkeit einer umgehenden und angemessenen Therapie der
schweren allergischen/anaphylaktischen Reaktionen sicherzustellen, insbesondere bei Patienten mit
hohem Genmutations-Risiko oder wo die Mutation unbekannt ist .
Inhibitoren
Nach wiederholter Gabe humaner Blutgerinnungsfaktor IX-Präparate sollten die Patienten auf die
Bildung neutralisierender Antikörper (Inhibitoren) überwacht werden, die unter Verwendung
geeigneter biologischer Tests in Bethesda Einheiten (B.E.) quantifiziert werden.
Beim Auftreten solcher Inhibitoren, zeigt sich der Zustand in einer ungenügenden klinischen
Antwort. Falls ein Patient Inhibitoren bildet, sollte ein spezialisiertes Hämophilie-Zentrum
kontaktiert werden
Thromboembolie / DIC
Da bei Verwendung von Faktor IX-Konzentraten in der Vergangenheit thromboembolische
Komplikationen, das Risiko war bei nicht hochgereinigten Faktor IX Präparaten höher, beobachtet
wurden, kann die Gabe für Patienten mit Zeichen einer Fibrinolyse oder einer
Verbrauchskoagulopathie eine potentielle Gefährdung darstellen. Wegen dem potentiellen Risiko
thromboembolischer Komplikationen ist bei Patienten mit Lebererkrankungen, postoperativen
Patienten, Neugeborenen und bei Patienten, bei denen ein Risiko für Thrombose oder einer
Verbrauchskoagulopathie besteht, eine klinische Beobachtung mit geeigneten Testverfahren
erforderlich, um Frühzeichen einer thromboembolischen Komplikation oder einer
Verbrauchskoagulopathie festzustellen. In den genannten Fällen muss der Nutzen der Immunine
STIM plus Behandlung gegen das mögliche Risiko der Komplikationen abgewogen werden.
Bei Verdacht auf DIC sollte die Substitutionstherapie mit Faktor IX-Konzentraten unverzüglich
abgebrochen werden.
Vorsichtsmassnahmen
Die berechnete Natriummenge in Immunine STIM plus pro Durchstechflasche beträgt für die 1200
IE Dosierung 40.9 mg, bzw. 20.4 mg für die 600 IE Dosierung. Bei der Verabreichung von einer
hohen Einzeldose kann die Natriummenge von 250 mg überschritten werden. Dies sollte bei
Patienten die unter einer niedrigeren Natriumdiät stehen, in Betracht gezogen werden.
Immunine STIM plus wird aus humanem Plasma hergestellt. Standardmassnahmen zur Verhinderung
von Infektionen, die sich durch den Einsatz von Arzneimitteln ergeben, die aus Blut oder Blutplasma
hergestellt werden, schliessen die Auswahl der Spender und das Screening der einzelnen Spenden
und Plasmapools auf spezifische Infektionsmarker sowie den Einsatz effektiver Schritte zur
Inaktivierung / Entfernung von Viren im Herstellungsverfahren ein. Dennoch kann bei der
Verabreichung von Arzneimitteln aus menschlichem Blut oder Blutplasma die Möglichkeit der
Übertragung von Krankheitserregern nicht völlig ausgeschlossen werden. Dies gilt auch für bislang
unbekannte oder neu aufgetretene Viren und andere Pathogene.
Die ergriffenen Sicherheitsmassnahmen werden als wirksam gegen umhüllte Viren wie z.B.
Humanes Immundefizienz-Virus (HIV), Hepatitis-B-Virus (HBV) und Hepatits-C-Virus (HCV)
sowie gegen das unbehüllte Hepatitis-A-Virus (HAV) betrachtet. Für nicht-umhüllte Viren wie
Parvovirus B19 können die getroffenen Massnahmen von eingeschränktem Wert sein.
Parvovirus B19 Infektionen können schwerwiegende Folgen für schwangere Frauen (fötale
Infektion) und für Personen mit Immunmangelkrankheiten oder gesteigerter Erythropoese (z.B.
hämolytische Anämie) haben.
Für Patienten, die regelmässig Präparate aus menschlichem Blut oder Plasma erhalten, wird
grundsätzlich eine Impfung gegen Hepatitis A und Hepatitis B empfohlen.
Es wird empfohlen, bei jeder Verabreichung von Immunine STIM plus an einen Patienten den
Namen und die Chargennummer des Präparates zu dokumentieren, um einen Zusammenhang
zwischen Patient und Produktcharge herzustellen.
Interaktionen
Es wurden keine Interaktionsstudien mit Immunine STIM plus durchgeführt.
Schwangerschaft, Stillzeit
Es gibt keine hinreichenden Daten zur Anwendung von Immunine STIM plus bei Schwangeren und
während der Stillzeit, und es wurden keine Reproduktionsstudien bei Tieren mit Faktor IX
durchgeführt.Deshalb sollte das potentielle Risiko abgewogen werden und Immunine STIM plus in
der Schwangerschaft und Stillzeit nur bei eindeutiger Indikationsstellung angewendet werden.
Bezüglich einer Parvovirus B19 Infektion während der Schwangerschaft siehe unter „Warnhinweise
und Vorsichtsmassnahmen“.
Wirkung auf die Fahrtüchtigkeit und auf das Bedienen von Maschinen
Es gibt keine Information über den Einfluss von Immunine STIM plus auf die Fahrtüchtigkeit und
das Bedienen von Maschinen.
Unerwünschte Wirkungen
Patienten mit Hämophilie B können neutralisierende Antikörper (Inhibitoren) gegen Faktor IX
entwickeln. Beim Auftreten solcher Inhibitoren kann sich dieser Zustand in einem unzureichenden
klinischen Ansprechen manifestieren. In solchen Fällen sollte ein spezialisiertes Hämophilie-
Zentrum kontaktiert werden. Zur Zeit liegen nur begrenzte Erfahrungen mit der Behandlung von
nicht vorbehandelten Patienten (= previously untreated patients, PUP), mit Immunine STIM plus vor.
Es besteht ein potentielles Risiko für thromboembolische Ereignisse nach der Verabreichung von
Faktor-IX-Präparaten, mit einem höheren Risiko für nicht hochgereinigte Produkte. Die Verwendung
von nicht hochgereinigten Faktor-IX- Präparaten wurde mit Fällen von Herzinfarkt,
Verbrauchskoagulopathie, Venenthrombose, und Lungenembolie. Arterienthrombose und
Thrombose der Arteria Cerebri in Verbindung gebracht. Die Verwendung von hochgereinigtem
Faktor IX ist selten mit solchen unerwünschten Wirkungen verbunden.
Die nachstehende Aufstellung listet die Häufigkeit der unerwünschten Wirkungen in klinischen
Studien und aus Spontanberichten nach der Zulassung von Immunine STIM plus. Die Häufigkeit
wurde unter Verwendung der folgenden Kriterien ermittelt: sehr häufig (≥1/10), häufig (≥1/100 bis
<1/10), gelegentlich (≥1/1000 bis <1/100), selten (≥1/10’000 bis <1/1000), sehr selten (<1/10’000)
und unbekannt (kann aus den verfügbaren Daten nicht eruiert werden).
Blut- und Lymphsystem
Sehr selten: neutralisierende Antikörper (Inhibitoren) gegen Faktor IX, Disseminierte intravaskuläre
Gerinnung (DIC)
Immunsystem
Sehr selten: Allergische Reaktionen
Unbekannt: Anaphylaktische/Anaphylaktoide Reaktionen, Serumkrankheit (in Anwesenheit von
Inhibitoren), Übersensibilitätsreaktionen, Angioödem
Nervensystem
Sehr selten: Kopfschmerzen, Ruhelosigkeit, Kribbeln
Herz
Sehr selten: Tachykardie, Myokardinfarkt
Gefässe
Sehr selten: Hypotension, thromboembolische Ereignisse (z.B. Lungenembolie, Venenthrombose,
Arterienthrombose und Thrombose der Arteria Cerebri)
Unbekannt: Hitzegefühl
Atmungsorgane
Selten: Rachenreizung, Schmerzen im Oropharynx, trockener Husten
Unbekannt: Dyspnoe
Gastrointestinale Störungen
Sehr selten: Übelkeit, Erbrechen
Haut
Selten: Ausschlag, Pruritus
Unbekannt: Urtikaria
Nieren und Harnwege
Sehr selten: nephrotisches Syndrom (nach versuchter Immuntoleranzinduktion)
Allgemeine Störungen und Reaktionen an der Applikationsstelle
Selten: Fieber
Sehr selten: Schüttelfrost, Brennen und Stechen an der Einstichstelle,
Überempfindlichkeitsreaktionen, Lethargie, Engegefühl in der Brust.
Überempfindlichkeits- oder allergische Reaktionen (wie anaphylaktischer Schock, Angioödem,
Brennen und Stechen an der Einstichstelle, Schüttelfrost, urtikarielles Exanthem, Kopfschmerzen,
Urtikaria, Hypotension, Lethargie, Übelkeit, Unruhe, Tachykardie, Engegefühl in der Brust,
Kribbeln, Erbrechen, Paresthesie, Giemen und Stridor) wurden selten bei Patienten, die mit Faktor-
IX-haltigen Präparaten behandelt wurden, beobachtet. In einigen Fällen führten diese Reaktionen zu
einer schweren Anaphylaxie und sie traten in engem zeitlichen Zusammenhang mit der Entwicklung
von Faktor-IX-Inhibitoren auf (siehe „Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen“).
Es liegen Berichte über das Auftreten eines nephrotischen Syndroms nach versuchter
Immuntoleranzinduktion bei Hämophilie-B-Patienten mit Faktor-IX-Inhibitoren und allergischen
Reaktionen in der Anamnese vor.
Für Informationen zur Virussicherheit siehe “Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen”.
Besondere Patientengruppen
IMMUNINE wurde bei Kindern mit Hämophilie B in zwei Beobachtungsstudien untersucht. Das
Sicherheitsprofil von IMMUNINE war bei Kindern vergleichbar mit dem bei Erwachsenen (Siehe
auch „Dosierung und Anwendung“).
Überdosierung
Wirkungen von höheren Dosierungen von Blutgerinnungsfaktor IX vom Menschen als der
empfohlenen wurden nicht beschrieben.
Eigenschaften/Wirkungen
ATC-Code: B02BD04
Faktor IX ist ein einkettiges Glykoprotein mit einem Molekulargewicht von ca. 68000 Dalton. Es ist
ein Vitamin K abhängiger Blutgerinnungsfaktor und wird in der Leber synthetisiert. Faktor IX wird
durch Faktor XIa über den intrinsischen und über Faktor VII/Tissue Faktor über den extrinsischen
Weg der Blutgerinnung aktiviert. Aktivierter Faktor IX aktiviert zusammen mit aktiviertem Faktor
VIII Faktor X. Der aktivierte Faktor X wandelt Prothrombin in Thrombin um. Dieses setzt dann
Fibrin aus Fibrinogen frei und die Gerinnselbildung kann erfolgen. Hämophilie B ist eine X-
chromosomal vererbbare Störung der Blutgerinnung aufgrund erniedrigter Faktor IX Spiegel. Dies
führt, entweder spontan oder in Folge unfallbedingter oder chirurgischer Traumata zu starken
Blutungen in Gelenken, Muskeln oder inneren Organen. Durch die Substitutionstherapie werden die
Faktor IX-Plasmaspiegel erhöht, wodurch eine vorübergehende Korrektur des Faktor IX-Mangels
und der Blutungsneigung erfolgt.
Pharmakokinetik
Gemäss den Ergebnissen einer Studie der Phase IV betrug die mittlere stufenweise Recovery (IR)
von Faktor IX bei vorbehandelten Patienten (PTPs) ab 12 Jahren (n = 27) 1.1 (± 0.27) I.E./dl pro
I.E./kg, mit einem Streubereich von 0.6 bis 1.7 I.E./dl pro I.E./kg. In der gleichen Studie ergab sich
bei PTPs bis einschliesslich 11 Jahren (n = 4) eine mittlere IR von 0.9 (± 0.12) mit einem
Streubereich von 0.8 bis 1.1.
Eine pharmakokinetische Studie mit 26 Patienten zeigte die unten beschriebenen Ergebnisse:
Parameter
Anzahl
Mittelwert 95% CI
Clearance (ml/h/kg)
8.39
7.53 – 9.25
Mittlere Verweilzeit
23.66
21.07 – 26.25
Die biologische Halbwertszeit beträgt ca. 17 Stunden.
Präklinische Daten
Immunine STIM plus ist ein hochgereinigtes Faktor IX-Konzentrat, das nur Spuren von Faktor II,
VII und X enthält. Die erfolgreiche Entfernung der für das thrombogene Potential von Standard
Prothrombinkomplex-Konzentraten verantwortlichen Komponenten kann mit dem Wessler-Test an
Kaninchen, einem venösen Stase-Modell zur Bestimmung des thrombogenen Potentials eines
Produktes, nachgewiesen werden. Während bei Standard-Prothrombinkomplex-Präparaten bereits
Dosen von 50 I.E./kg KG zur Thrombenbildung führen können, waren nach Verabreichung von
Immunine STIM plus in Dosen bis zu 1000 I.E./kg KG keine Anzeichen einer Fibrinbildung
nachweisbar. Da Faktor IX ein Protein menschlichen Ursprungs ist, das unter physiologischen
Bedingungen im Blutkreislauf zirkuliert, ist keine reproduktionstoxische, mutagene oder
kanzerogene Wirkung zu erwarten.
Sonstige Hinweise
Inkompatibilitäten
Immunine STIM plus darf nicht mit anderen Arzneimitteln gemischt und nicht in Infusionslösungen
verdünnt werden.
Es darf ausschliesslich der mitgelieferte Gerätesatz benutzt werden, da die Therapie als Folge einer
Adsorption des humanem Blutgerinnungsfaktor IX an der Innenoberfläche einiger Infusionssets
versagen kann.
Ein gemeinsamer venöser Zugang sollte vor und nach der Verabreichung von Immunine STIM plus
mit einer isotonen Kochsalz-Lösung gespült werden.
Haltbarkeit
Das Medikament darf nur bis zu dem auf dem Behälter mit «Exp.» bezeichneten Datum verwendet
werden.
Für das rekonstituierte Immunine STIM plus wurde eine chemische und physikalische Stabilität von
6 Stunden bei Raumtemperatur nachgewiesen. Aus mikrobiologischen Gründen sollte das Präparat
sofort verwendet werden, es sei denn die Rekonstitution erfolgte unter aseptischen Bedingungen.
Wird es nicht sofort verwendet, liegen die Haltbarkeit und die Aufbewahrungsbedingungen in der
Verantwortung des Anwenders. Rekonstituierte Lösungen nicht im Kühlschrank lagern.
Besondere Lagerungshinweise
Im Kühlschrank (2 – 8 °C) lagern. Nicht einfrieren.
In der Originalverpackung aufbewahren, um den Inhalt vor Licht zu schützen.
Innerhalb der Laufzeit darf das Produkt bis zu 3 Monate vor Gebrauch bei Raumtemperatur
(15 – 25 °C) gelagert werden. In diesem Falle sollte das Ende dieser 3-Monatsfrist als neues
Verfalldatum auf der Verpackung vermerkt werden.
Für Kinder unerreichbar aufbewahren.
Hinweise für die Handhabung
Immunine STIM plus erst unmittelbar vor der Verabreichung auflösen. Die Lösung sollte klar oder
leicht opaleszierend sein. Lösungen, die trübe sind oder einen Niederschlag aufweisen, dürfen nicht
verwendet werden. Danach ist die Lösung sofort zu verwenden (Die Lösung enthält keine
Konservierungsmittel). Nicht verwendete Lösung sachgemäss entsorgen.
Auflösung des Lyophilisates
1.Ungeöffnete Durchstechflasche mit Lösungsmittel (Wasser für Injektionszwecke) auf
Raumtemperatur (max. +37 °C) erwärmen.
2.Schutzkappen von Lyophilisat- und Lösungsmittel-Durchstechflaschen entfernen (Fig. A) und die
Gummistopfen beider Durchstechflaschen desinfizieren.
3.Ein Ende der Schutzkappe der beigepackten Transfernadel durch Drehen und Ziehen entfernen und
mit der Nadel in den Gummistopfen der Lösungsmittel-Durchstechflasche einstechen (Fig. B und C).
4.Schutzkappe vom anderen Ende der Transfernadel entfernen. Freies Nadelende nicht berühren!
5.Lösungsmittel-Durchstechflasche umdrehen und das Ende der aufgesetzten Transfernadel durch
das Zentrum des Gummistopfens der Lyophilisat-Durchstechflasche einstechen. (Fig. D). Durch das
Vakuum in der Lyophilisat-Durchstechflasche wird das Lösungsmittel angesaugt.
6.Lösungsmittel-Durchstechflasche samt Transfernadel von der Lyophilisat-Durchstechflasche
abziehen (Fig. E). Lösungsvorgang durch leichtes Schwenken der Lyophilisat-Durchstechflasche
beschleunigen.
7. Nach vollständiger Auflösung des Lyophilisates die beigepackte Belüftungsnadel einstechen (Fig.
F), wodurch eventuell entstandener Schaum zusammenfällt. Belüftungsnadel entfernen.
Auf aseptische Arbeitsweise achten!
Injektion
1.Ein Ende der Schutzkappe der beigepackten Filternadel durch Drehen und Ziehen entfernen, die
Nadel auf die sterile Einmalspritze setzen und die Lösung in die Spritze aufziehen (Fig. G).
2.Spritze von der Filternadel trennen und die Lösung mit dem beigepackten Infusionsset bzw. der
Einmalnadel langsam (maximal 2 ml/min) intravenös injizieren.
Infusion
Das rekonstituierte Lyophilisat darf auf keinen Fall verdünnt werden (siehe „Inkompatibilitäten“).
Bei Verabreichung als Infusion ist ein Einmalinfusionsset für kleine Volumina mit entsprechendem
Filter zu verwenden.
Zulassungsnummer
52474 (Swissmedic)
Packungen
Jede Packung Immunine STIM plus enthält: 1 Durchstechflasche mit Lyophilisat zur intravenösen
Injektion nach Auflösen, 1 Durchstechflasche Lösungsmittel (Wasser für Injektionszwecke Ph. Eur.)
zum Auflösen und 1 Gerätesatz zur Auflösung und Injektion
Immunine STIM plus 600
Lyophilisat mit 600 I.E. Faktor IX und 5 ml Wasser für Injektionszwecke
Immunine STIM plus 1200
Lyophilisat mit 1200 I.E. Faktor IX und 10 ml Wasser für Injektionszwecke
Abgabekategorie: B
Zulassungsinhaberin
Shire Switzerland GmbH, Zug
Stand der Information
Februar 2017