Schweiz - Deutsch - Swissmedic (Swiss Agency for Therapeutic Products)
Information für Patientinnen und Patienten
Lesen Sie diese Packungsbeilage sorgfältig, bevor Sie das Arzneimittel einnehmen bzw. anwenden.
Dieses Arzneimittel ist Ihnen persönlich verschrieben worden und Sie dürfen es nicht an andere
Personen weitergeben. Auch wenn diese die gleichen Krankheitssymptome haben wie Sie, könnte ihnen
das Arzneimittel schaden.
Bewahren Sie die Packungsbeilage auf, Sie wollen sie vielleicht später nochmals lesen.
Glivec®
Novartis Pharma Schweiz AG
Was ist Glivec und wann wird es angewendet?
Glivec enthält den Wirkstoff Imatinib, der ein sogenannter Tyrosin-Kinase-Hemmer ist. Er inaktiviert
ein Enzym (Bcr-Abl-Tyrosin-Kinase), das bei bestimmten Leukämieformen, nämlich bei der
Philadelphia-Chromosom-positiven chronisch-myeloischen Leukämie (Ph+ CML) und der Philadelphia-
Chromosom-positiven akuten Leukämie (Ph+ ALL) von Bedeutung ist. Dadurch werden die zellulären
Vorgänge blockiert, die für die Vermehrung der Leukämiezellen verantwortlich sind. Glivec wird zur
Behandlung der Ph+ CML in der sogenannten Blastenkrise, in der akzelerierten Phase oder in der
chronischen Phase bei Erwachsenen und bei Kindern ab 3 Jahren und zur Behandlung der Ph+ ALL bei
Erwachsenen und Kindern eingesetzt.
Imatinib hemmt auch ein weiteres Enzym (Tyrosin-Kinase von PDGFR).
Dieses Enzym spielt beim so genannten Dermatofibrosarkom protuberans (DFSP), einem knolligen
Tumor auf der Haut, eine Rolle. Glivec wird deshalb auch zur Behandlung des nicht operierbaren,
wieder auftretenden oder metastasierten Dermatofibrosarkom protuberans (DFSP) eingesetzt.
Dieses Enzym spielt auch eine Rolle bei bestimmten Erkrankungen des blutbildenden Systems, bei
sogenannten atypischen myelodysplastischen/myeloproliferativen Erkrankungen (MDS/MPD) mit
Eosinophilie und PDGF-Rezeptor Mutationen oder Genrearrangements. Bei solchen Erkrankungen ist
PDGFR überaktiv. Imatinib hemmt das Enzym PDGFR. Glivec wird deshalb auch zur Behandlung von
Erwachsenen mit myelodysplastischen/myeloproliferativen Erkrankungen oder systemischer
Mastozytose (SM) einhergehend mit Eosinophilie und PDGF-Rezeptor Mutationen oder
Genrearrangements eingesetzt.
Glivec darf nur auf Verschreibung Ihres Arztes bzw. Ihrer Ärztin verwendet werden.
Wann darf Glivec nicht eingenommen werden?
Sie sollten Glivec nicht einnehmen, wenn Sie ungewöhnlich oder allergisch auf Imatinib oder einen
anderen Bestandteil dieses Arzneimittels reagieren.
Wann ist bei der Einnahme von Glivec Vorsicht geboten?
Während der Behandlung mit Glivec kann eine schwere Flüssigkeitsansammlung im Körper (z.B. im
Brustfell, in der Lunge, in der Bauchhöhle) auftreten. Wenn Sie daher bei sich eine schnelle
Gewichtszunahme feststellen, sprechen Sie bitte unverzüglich mit Ihrem Arzt bzw. Ihrer Ärztin.
Während der Behandlung mit Glivec kann es zu einer Abnahme der Herzleistung und zu Herzschwäche
kommen. Wenn Sie an einer Herzerkrankung leiden, ein erhöhtes Risiko für eine Herzerkrankung haben
oder im fortgeschrittenen Alter sind, wird Ihr Arzt bzw. Ihre Ärztin Sie speziell überwachen und die
Herzfunktion sorgfältig kontrollieren.
Besondere Vorsicht ist bei der Einnahme von Glivec geboten, wenn Sie
·an erhöhtem Augendruck (grüner Star) leiden,
·an einer Lebererkrankung leiden oder gelitten haben,
·an einer eingeschränkten Nierenfunktion leiden oder gelitten haben,
·an einer Erkrankung der Schilddrüse leiden oder bei Ihnen die Schilddrüse entfernt wurde,
·bereits einmal eine Hepatitis B Infektion hatten oder möglicherweise jetzt eine haben. Während der
Behandlung mit Glivec könnte es zu einer Reaktivierung des Hepatitis B Virus kommen, welche in
manchen Fällen tödlich verlaufen kann. Patienten werden von ihren Ärzten sorgfältig auf Anzeichen
dieser Infektion hin untersucht, bevor die Behandlung begonnen wird. Ihr Arzt bzw. Ihre Ärztin wird Sie
vor Behandlungsbeginn mit Glivec auf Anzeichen für diese Infektion prüfen,
·an Fieber, Hautausschlag, Gelenkschmerzen und Entzündungen sowie Müdigkeit, Appetitlosigkeit,
Übelkeit, Ikterus (Gelbsucht) und Schmerzen im rechten Oberbauch leiden sowie hellen Stuhl und
dunklen Urin haben (Dies sind mögliche Anzeichen für eine Hepatitis B Reaktivierung),
·während der Einnahme von Glivec blaue Flecken, Blutungen, Fieber, Müdigkeit und Verwirrtheit
bemerken, wenden Sie sich an Ihren Arzt. Dies kann ein Anzeichen für eine Schädigung der Blutgefässe
sein, die als thrombotische Mikroangiopathie (TMA) bezeichnet wird.
·gewisse andere Arzneimittel einnehmen wie z.B. Pilzmittel oder Antibiotika, Arzneimittel gegen
Epilepsie, gegen überhöhte Blutfettwerte, blutgerinnungshemmende Arzneimittel, Ciclosporin, das
Fieber- und Schmerzmittel Paracetamol oder Präparate mit Johanniskraut-Extrakten,
·schwanger sind oder glauben, es zu sein (siehe unten),
·Ihr Kind stillen (siehe unten),
Informieren Sie Ihren Arzt oder Apotheker bzw. Ihre Ärztin oder Apothekerin, wenn eine der oben
genannten Situationen auf Sie zutrifft. Ihr Arzt bzw. Ihre Ärztin wird Ihr Befinden regelmässig
überwachen, um festzustellen, ob Glivec die erwünschte Wirkung zeigt. Ihr Körpergewicht, Ihr Blut, die
Herz- und die Leberfunktion, sowie Ihre Nierenfunktion werden ebenfalls regelmässig während der
Behandlung mit diesem Arzneimittel überprüft.
Einige Kinder und Jugendliche, die Glivec einnehmen, können ein verlangsamtes Wachstum haben. Der
Arzt bzw. die Ärztin wird deshalb bei diesen Patienten auch das Wachstum bei den regelmässigen
Arztbesuchen überwachen.
Da Glivec unerwünschte Wirkungen wie Übelkeit, Erbrechen, Schwindel, verschwommenes Sehen,
Müdigkeit und Schwächegefühl verursachen kann, kann dieses Arzneimittel die Reaktionsfähigkeit, die
Fähigkeit Werkzeuge oder Maschinen zu bedienen und die Fahrtüchtigkeit beeinträchtigen.
Informieren Sie Ihren Arzt oder Apotheker bzw. Ihre Ärztin oder Apothekerin, wenn Sie
·an anderen Krankheiten leiden,
·Allergien haben oder
·andere Arzneimittel (auch selbstgekaufte!) einnehmen oder äusserlich anwenden.
Darf Glivec während einer Schwangerschaft oder in der Stillzeit eingenommen werden?
Schwangerschaft: Glivec soll nicht während der Schwangerschaft verwendet werden, es sei denn, dies
ist eindeutig erforderlich. Informieren Sie Ihren Arzt bzw. Ihre Ärztin, wenn Sie schwanger sind oder
glauben schwanger zu sein. Ihr Arzt bzw. Ihre Ärztin wird mit Ihnen die möglichen Risiken einer
Einnahme von Glivec während der Schwangerschaft besprechen. Frauen im gebärfähigen Alter, die
Glivec erhalten, müssen während der Behandlung und während 15 Tagen danach eine wirksame
Empfängnisverhütung anwenden.
Es wurde von Spontanaborten und angeborenen Missbildungen/ Anomalien bei Kindern, deren Mütter
Glivec einnahmen, berichtet.
Stillzeit: Sie dürfen während der Behandlung mit Glivec und während 15 Tagen nach der letzten Dosis
nicht stillen, da beim gestillten Kind schwerwiegende Nebenwirkungen auftreten können.
Männlichen Patienten, die sich während der Behandlung mit Glivec Sorgen um ihre Zeugungsfähigkeit
machen, wird empfohlen, mit Ihrem Arzt bzw. Ihrer Ärztin darüber zu sprechen.
Wie verwenden Sie Glivec?
Folgen Sie bitte sorgfältig den Anweisungen Ihres Arztes bzw. Ihrer Ärztin. Er bzw. sie wird
entscheiden und Sie darüber informieren, wie viele Glivec Filmtabletten 100 mg und/oder 400 mg Sie
einnehmen sollen.
Bei Erwachsenen mit Ph+ CML beträgt die übliche Anfangsdosis täglich 400 mg oder 600 mg. In
Abhängigkeit vom Ansprechen auf die Behandlung wird der Arzt bzw. die Ärztin über eine Erhöhung
der Dosis (auf maximal 800 mg täglich) entscheiden. Bei Kindern und Jugendlichen wird die Dosis
aufgrund der Körperoberfläche festgelegt.
Bei Erwachsenen mit Ph+ ALL beträgt die übliche Dosierung 600 mg pro Tag.
Bei Erwachsenen mit atypischen MDS/MPD mit Eosinophilie beträgt die übliche Dosierung 400 mg pro
Tag.
Bei Erwachsenen mit aggressiver systemischer Mastozytose (SM) beträgt die übliche Dosierung 400
mg/d. Bei Patienten mit aggressiver SM assoziert mit einer Eosinophilie (einer hämatologischen
Erkrankung in Beziehung mit einer FIP1L1-PDGFR-alpha Fusionskinase) beträgt die empfohlene
Startdosierung 100 mg/d.
Bei Erwachsenen mit DFSP beträgt die übliche Dosierung 400 mg pro Tag. Über eine allfällige
Dosiserhöhung (auf maximal 800 mg pro Tag) entscheidet Ihr Arzt bzw. Ihre Ärztin.
Wenn während der Behandlung mit Glivec unerwünschte Wirkungen (wie schwere
Flüssigkeitsansammlung im Körper, Beeinträchtigung der Leberfunktion, Störung des Blutbildes)
auftreten, wird Ihr Arzt bzw. Ihre Ärztin entscheiden, ob die Behandlung für eine bestimmte Zeitdauer
unterbrochen oder die Dosis von Glivec reduziert werden soll.
Erwachsene nehmen die Filmtabletten bis zu einer Tagesdosis von 600 mg im Allgemeinen als tägliche
Einmaldosis ein, Tagesdosen von 800 mg werden auf zwei Einnahmen (morgens und abends) aufgeteilt.
Kinder und Jugendliche erhalten Glivec als Einmaldosis oder aufgeteilt auf zwei Dosen (morgens und
abends), entsprechend den Anweisungen des Arztes bzw. der Ärztin. Um die Magenverträglichkeit zu
verbessern, sollen die Filmtabletten mit einem grossen Glas Wasser zu einer Mahlzeit eingenommen
werden. Die Filmtabletten können geteilt werden. Für Patienten und Patientinnen, die keine
Filmtabletten schlucken können, z.B. Kinder, können diese in kohlendioxidfreiem Wasser oder Apfelsaft
aufgeschwemmt werden: Eine 100 mg Filmtablette in ca. 50 ml (=½ Deziliter), eine 400 mg Filmtablette
in ca. 200 ml (=2 Deziliter). Nach Umrühren mit einem Löffel und vollständigem Zerfall der
Filmtabletten muss die Suspension sofort und vollständig eingenommen werden.
Erfahrungen mit der Anwendung von Glivec bei Kindern unter 2 Jahren mit CML liegen nicht vor.
Erfahrungen mit der Anwendung von Glivec bei Kindern unter 1 Jahr mit ALL liegen nicht vor.
Ihr Arzt bzw. Ihre Ärztin wird entscheiden, wann und wie lange Sie Glivec erhalten. Nehmen Sie Glivec
bitte über den gesamten verschriebenen Zeitraum ein.
Sprechen Sie bitte unverzüglich mit Ihrem Arzt bzw. Ihrer Ärztin, wenn Sie unbeabsichtigt mehr Glivec
Filmtabletten eingenommen haben, als Sie sollten. Es kann sein, dass Sie in diesem Fall eine
medizinische Beobachtung benötigen. Ändern Sie auf keinen Fall von sich aus die verschriebene
Dosierung. Wenn Sie glauben, das Arzneimittel wirke zu schwach oder zu stark, sprechen Sie mit Ihrem
Arzt oder Apotheker bzw. mit Ihrer Ärztin oder Apothekerin.
Welche Nebenwirkungen kann Glivec haben?
Folgende unerwünschte Arzneimittelwirkungen können bei der Einnahme von Glivec auftreten:
Manche unerwünschte Wirkungen können schwerwiegend sein:
Die folgenden unerwünschten Wirkungen treten häufig oder sehr häufig auf (sie können bei 1 bis mehr
als 10 von 100 Patienten auftreten):
·schnelle Gewichtszunahme, Anschwellen der Gliedmassen (Waden, Knöchel), allgemeines
Anschwellen wie z.B. des Gesichts,
·Schwächegefühl, spontane Blutungen (z.B. im Magen-Darm Trakt oder im Schädel
(Subduralhämatom)) oder Blutergüsse, häufige Infektionen mit Anzeichen wie Fieber, Schüttelfrost,
Halsentzündung oder Mundgeschwüre (Anzeichen einer verminderten Anzahl der Blutzellen,
Knochenmarksdepression).
Die folgenden unerwünschten Wirkungen treten sehr selten bis selten auf (sie können bei weniger als 1
bis zu 100 von 10'000 Patienten auftreten):
·blasse Haut, Müdigkeit, Atemlosigkeit, dunkel verfärbter Urin (Anzeichen einer verminderten Anzahl
der roten Blutkörperchen),
·plötzliche Sehstörung, verschwommenes Sehen, sichtbare Blutung im weissen Bereich des Auges,
·starke Brustschmerzen, unregelmässiger Herzschlag, abnormaler Herzrhythmus,
·Darmentzündung (mit Übelkeit, Durchfall, Erbrechen, Unterleibsschmerzen, Fieber),
·Hauterkrankungen (mit Hautausschlag, Hautrötung, Bläschenbildung an den Lippen, den Augen, der
Haut oder dem Mund, Hautabschälung, Fieber, erhöhten roten oder violetten Hautflecken, Juckreiz,
Brennen, Ausbruch von Eiterbläschen, durch eine Infektion verursachte akute Hautentzündung),
·Hüftschmerzen,Knochen- und Gelenkschmerzen (Anzeichen von Osteonekrose),
·starke Kopfschmerzen, Schwäche oder Lähmung von Gliedmassen oder Gesicht, Schwierigkeiten beim
Sprechen, plötzlicher Verlust des Bewusstseins oder Anfälle (Anzeichen einer Erkrankung des
Nervensystems),
·Hörbeschwerden,
·Benommenheit, Schwindel, Ohnmacht,
·Raynaud-Syndrom (mit tauben oder kalten Zehen und Fingern),
·schwere Unterleibsschmerzen, Erbrechen von Blut, Blut im Stuhlgang oder Urin, schwarzer Stuhlgang,
·Lebererkrankung (mit Übelkeit, Appetitverlust, dunkel verfärbtem Urin oder gelb verfärbter Haut bzw.
Augen),
·akutes Nierenversagen (stark vermindertes Wasserlassen, Durst),
·Schwellung und Schmerz in einem Körperteil,
·Husten, Atembeschwerden, Schmerzen beim Atmen,
·Magenschmerzen, Übelkeit,
·Muskelerkrankung (mit Muskelkrämpfen, Fieber, rot-braun verfärbtem Urin, Muskelschmerzen oder -
schwäche),
·gynäkologische Erkrankung (mit Beckenschmerzen, manchmal mit Übelkeit und Erbrechen,
unregelmässiger Menstruation),
als Folge eines schnellen Zerfalls von Krebszellen (Tumorlyse-Syndrom): Übelkeit, Atemnot,
unregelmässiger Herzschlag, eingetrübter Urin, Müdigkeit und/oder Gelenkbeschwerden zusammen mit
abnormalen Laborwerten (wie z.B. hohe Kalium-, Harnsäure- und Phosphorspiegel und niedriger
Kalziumspiegel im Blut).
·In einzelnen Fällen wurde über schmerzhafte und/oder blasenbildende Hautverletzungen
(lichtempfindliche Hautläsionen) berichtet.
Häufigkeit unbekannt
In einzelnen Fällen wurde über ein sogenanntes DRESS-Syndrom berichtet, wobei es sich um eine
Kombination von ausgedehntem, schwerem Hautausschlag mit Übelkeit, hohem Fieber, gelber Haut
oder Augen (Anzeichen von Gelbsucht), Atemlosigkeit, Schmerzen/Beschwerden im Brustkorb, stark
erniedrigter Urinausscheidung und Durst handelt. In einzelnen Fällen wurde über die Reaktivierung
einer früheren Hepatitis B Infektion (eine Infektion der Leber) berichtet.
Sprechen Sie bitte unverzüglich mit Ihrem Arzt bzw. Ihrer Ärztin, falls Sie die oben erwähnten
unerwünschten Wirkungen an sich feststellen.
Andere sehr häufige unerwünschte Wirkungen:
Diese können mehr als 10 von 100 Personen betreffen:
·Kopfschmerzen,
·Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Verdauungsstörungen, Bauchschmerzen,
·juckender, roter, brennender Hautausschlag,
·Muskelkrämpfe, Muskel- und Knochenschmerzen, Gelenkschwellungen, Gelenkschmerzen,
·Schwellung der Augenlider oder ums Auge herum,
·Ermüdung,
·Gewichtszunahme.
·Muskel- und Knochenschmerzen nach Absetzen der Behandlung mit Glivec (inklusive
Muskelschmerzen, Gliedmassenschmerzen, Gelenkschmerzen, Knochenschmerzen und
Rückenschmerzen)
Informieren Sie Ihren Arzt bzw. Ihre Ärztin, falls Sie ernsthaft davon betroffen sind.
Andere häufige unerwünschte Wirkungen:
Diese können zwischen 1 und 10 von 100 Patienten betreffen:
·Schlaflosigkeit,
·Schwindel,
·Kribbeln, Schmerzen oder Taubheit der Hände, Füsse, Beine oder um die Hüfte,
·Geschmacksstörungen,
·verminderte Hautempfindlichkeit,
·Ausfluss aus den Augen mit Juckreiz, Rötung und Schwellung (Bindehautentzündung), vermehrter
Tränenfluss, trockene Augen,
·Hitzewallungen,
·Nasenbluten,
·Mundtrockenheit,
·Schwellung im Unterleib, Blähungen, Verstopfung, Sodbrennen, Übelkeit und Magenschmerzen
(Anzeichen einer Magenentzündung),
·trockene Haut,
·Juckreiz,
·ungewöhnlicher Haarverlust oder Ausdünnen der Haare, Nachtschweiss, erhöhte
Sonnenempfindlichkeit der Haut (Anzeichen von Lichtempfindlichkeit),
·Anschwellen der Gelenke,
·Schüttelfrost,
·Gewichtsverlust,
·Appetitverlust.
Informieren Sie Ihren Arzt bzw. Ihre Ärztin, falls Sie ernsthaft davon betroffen sind.
Andere gelegentliche unerwünschte Wirkungen:
Diese können 1 bis 10 von 1'000 Patienten betreffen:
·Rötung und/oder Schwellung der Handflächen und Fusssohlen, die durch ein kribbelndes Gefühl und
brennenden Schmerz begleitet sein können,
·verlangsamtes Wachstum bei Kindern und Jugendlichen.
·Blutgerinnsel in kleinen Blutgefässen (thrombotische Mikroangiopathie).
·Schmerzhafte rote Knoten auf der Haut, Schmerzen der Haut, Haturötungen
Andere seltene unerwünschte Wirkungen:
Diese können 1 bis 10 von 10'000 Patienten betreffen:
·Blasen auf der Haut oder Schleimhäuten (Anzeichen von Pemphigus)
Falls Sie die oben erwähnten unerwünschten Wirkungen oder andere, die hier nicht beschrieben sind,
feststellen, sollten Sie Ihren Arzt oder Apotheker bzw. Ihre Ärztin oder Apothekerin informieren.
Was ist ferner zu beachten?
Das Arzneimittel darf nur bis zu dem auf der Packung mit «EXP» bezeichneten Datum verwendet
werden.
Lagerungshinweis
Das Arzneimittel soll für Kinder unerreichbar aufbewahrt werden.
Filmtabletten zu 100 mg (teilbar): in der Originalverpackung, vor Feuchtigkeit geschützt und nicht über
30°C aufbewahren.
Filmtabletten zu 400 mg (teilbar): in der Originalverpackung, vor Feuchtigkeit geschützt und nicht über
25°C aufbewahren.
Weitere Hinweise
Weitere Auskünfte erteilt Ihnen Ihr Arzt oder Apotheker bzw. Ihre Ärztin oder Apothekerin. Diese
Personen verfügen über die ausführliche Fachinformation.
Was ist in Glivec enthalten?
Wirkstoffe
1 Filmtablette Glivec 100mg enthält 100mg Imatinib (als Imatinib-Mesilat)
1 Filmtablette Glivec 400mg enthält 400mg Imatinib (als Imatinib-Mesilat)
Hilfsstoffe
Filmtablettenkern: Mikrokristalline Cellulose, Crospovidon, Hypromellose, Magnesiumstearat;
hochdisperses Siliciumdioxid
Tablettenüberzug: Hypromellose, Macrogol 4000, Talk, Eisenoxid, Eisenoxid rot (E 172), Eisenoxid
gelb (E 172)
Zulassungsnummer
56395 (Swissmedic)
Wo erhalten Sie Glivec? Welche Packungen sind erhältlich?
In Apotheken gegen ärztliche Verschreibung, die nur zum einmaligen Bezug berechtigt.
Filmtabletten zu 100 mg (teilbar): 60.
Filmtabletten zu 400 mg (teilbar): 30.
Zulassungsinhaberin
Novartis Pharma Schweiz AG, Risch, Domizil: 6343 Rotkreuz
Diese Packungsbeilage wurde im April 2022 letztmals durch die Arzneimittelbehörde (Swissmedic)
geprüft.
Fachinformation
Glivec®
Novartis Pharma Schweiz AG
Zusammensetzung
Wirkstoff: Imatinibum ut Imatinibi mesilas.
Hilfsstoffe: Excip. pro compresso obducto.
Galenische Form und Wirkstoffmenge pro Einheit
Filmtabletten zu 100 mg (teilbar) und 400 mg (teilbar).
Indikationen/Anwendungsmöglichkeiten
·Behandlung von erwachsenen und pädiatrischen Patienten mit Ph+ chronisch-myeloischer
Leukämie (Ph+ CML) in der chronischen Phase, in der akzelerierten Phase sowie in der Blastenkrise.
·Behandlung von Erwachsenen und pädiatrischen Patienten mit Ph+ akuter lymphatischer Leukämie
(Ph+ ALL) in Kombination mit Standardchemotherapie.
·Behandlung von erwachsenen Patienten mit Hypereosinophilensyndrom (HES), atypischen
myelodysplastischen/myeloproliferativen Erkrankungen (MDS/MPD) oder aggressiver systemischer
Mastozytose (SM) einhergehend mit Eosinophilie und einer platelet-derived growth factor (PDGF)-
Rezeptor-alpha oder -beta Mutation oder einem FIP1L1-PDGFR-alpha Fusionsprotein.
·Behandlung von Erwachsenen mit unresezierbarem, rezidivierendem oder metastasiertem
Dermatofibrosarkom protuberans (DFSP).
Dosierung/Anwendung
Der Beginn der Behandlung sollte von einem Arzt mit Erfahrung in der Behandlung von Patienten
mit Krebserkrankungen vorgenommen werden.
Die verschriebene Dosis soll mit einer Mahlzeit und einem grossen Glas Wasser eingenommen
werden.
Tagesdosen von 400 mg oder 600 mg sollen von Erwachsenen im Allgemeinen als tägliche
Einmaldosis und Tagesdosen von 800 mg aufgeteilt auf 2 Dosen zu 400 mg (morgens und abends)
eingenommen werden.
Eine Beschreibung zur genauen Dosierung bei pädiatrischen Patienten ist im Abschnitt spezielle
Patientengruppen zu finden.
Dosierung bei Ph+ CML
Erwachsene
Die empfohlene Dosierung von Glivec beträgt bei erwachsenen Patienten in der chronischen Phase
400 mg/d, in der Blastenkrise und in der akzelerierten Phase 600 mg/d.
In der Firstline-Therapie der Ph+ CML liegen für Patienten mit Leukozytenzahlen >50'000/µl
Erfahrungen nur nach Vorbehandlung mit Hydroxyurea vor. Diese Therapie kann anfangs auch
zusätzlich zu Glivec erforderlich sein.
Eine Dosiserhöhung von 400 mg/d auf 600 mg/d oder von 600 mg/d auf 800 mg/d kann bei
Abwesenheit schwerer unerwünschter Wirkungen des Arzneimittels und falls die hämatologischen
Werte es erlauben unter folgenden Umständen in Betracht gezogen werden: bei Progression der
Erkrankung bei nicht zufrieden stellendem hämatologischen Ansprechen nach mindestens 3 Monaten
Behandlung, bei Ausbleiben eines zytogenetischen Ansprechens nach 12 Monaten Behandlung.
Dosierung bei Ph+ ALL
Die empfohlene Dosierung von Glivec bei erwachsenen Patienten mit Ph+ ALL beträgt 600 mg/d in
Kombination mit Standardchemotherapie.
Dosierung bei aggressiver SM
Die empfohlene Dosierung von Glivec bei erwachsenen Patienten mit aggressiver SM ohne D816V
KIT Mutation, mit unbekanntem Mutationsstatus oder mit unzufriedenstellendem Ansprechen auf
andere Therapien beträgt 400 mg/d.
Bei Patienten mit aggressiver SM assoziiert mit einer Eosinophilie, einer klonalen hämatologischen
Erkrankung, die mit der FIP1L1-PDGFR-alpha Fusionskinase in Beziehung steht, beträgt die
empfohlene Startdosierung 100 mg/d. Eine Dosiserhöhung von 100 mg/d auf 400 mg/d kann beim
Fehlen von unerwünschten Wirkungen in Erwägung gezogen werden, wenn entsprechende
Untersuchungen ein ungenügendes Ansprechen auf die Therapie gezeigt haben.
Dosierung bei HES
Die empfohlene Dosierung von Glivec bei erwachsenen Patienten mit HES beträgt 100 mg/d.
Eine Dosiserhöhung von 100 mg/d auf 400 mg/d kann beim Fehlen von unerwünschten Wirkungen
in Erwägung gezogen werden, wenn entsprechende Untersuchungen ein ungenügendes Ansprechen
auf die Therapie mit 100 mg/d Glivec gezeigt haben.
Dosierung bei atypischer MDS/MPD mit Eosinophilie
Die empfohlene Dosierung von Glivec bei erwachsenen Patienten mit atypischer MDS/MPD
einhergehend mit Eosinophilie und einem PDGFR-alpha oder -beta Genrearrangement beträgt
400 mg/d.
Dosierung bei DFSP
Die empfohlene Dosierung von Glivec bei erwachsenen Patienten mit DFSP beträgt 400 mg/d. Bei
Bedarf kann die Dosis auf 800 mg/d erhöht werden.
Dosisanpassung aufgrund von unerwünschten Wirkungen
Wenn sich mit Glivec schwere nicht-hämatologische unerwünschte Reaktionen entwickeln (wie
schwere Flüssigkeitsretention), sollte die Behandlung mit Glivec so lange unterbrochen werden, bis
die Reaktion abklingt. Danach kann die Behandlung abhängig von der anfänglichen Stärke der
Reaktion wieder aufgenommen werden.
Dosisanpassung bei schwerer Lebertoxizität
Wenn Erhöhungen von Bilirubin auf >3× des oberen Normalwertes oder von Transaminasen auf >5×
des oberen Normalwertes auftreten, sollte die Behandlung mit Glivec unterbrochen werden, bis die
Werte für Bilirubin auf <1.5× oder für Transaminasen auf <2.5× des oberen Normalwertes
abgesunken sind. Danach kann die Behandlung mit Glivec mit einer reduzierten täglichen Dosis
fortgeführt werden.
Bei Erwachsenen sollte die tägliche Dosis von 400 mg auf 300 mg, von 600 mg auf 400 mg bzw. von
800 mg auf 600 mg und bei Kindern und Jugendlichen von 340 mg/m2 auf 260 mg/m2 reduziert
werden.
Dosisanpassung bei Neutropenie oder Thrombozytopenie
Ph+ CML in der akzelerierten Phase oder Blastenkrise, Ph+ ALL (Startdosis 600 mg/d bzw.
340 mg/m2/d bei Kindern und Jugendlichen): Bei schwerer Neutropenie und Thrombozytopenie
(neutrophile Granulozyten <0.5× 109/l und/oder Thrombozyten <10× 109/l) sollte abgeklärt werden,
ob die Zytopenie im Zusammenhang mit der Leukämie steht (Knochenmarkaspiration oder Biopsie).
Ist die Zytopenie nicht durch die Leukämie bedingt, wird eine Dosisreduktion auf 400 mg/d bzw.
260 mg/m2/d bei Kindern und Jugendlichen empfohlen. Bei Andauern der Zytopenie über 2 Wochen
wird eine weitere Dosisreduktion auf 300 mg/d bzw. 200 mg/m2/d bei Kindern und Jugendlichen
empfohlen. Bei Andauern der Zytopenie über 4 Wochen und weiterhin keinem Zusammenhang mit
der Leukämie sollte die Behandlung mit Glivec so lange unterbrochen werden, bis die neutrophilen
Granulozyten ≥1× 109/l und die Thrombozyten ≥20× 109/l betragen, dann kann die Behandlung mit
300 mg/d bzw. 200 mg/m2/d bei Kindern und Jugendlichen wieder aufgenommen werden.
Aggressive SM assoziiert mit Eosinophilie, (Startdosis 100 mg/d): Die Behandlung mit Glivec bei
neutrophilen Granulozyten von <1.0× 109/l und/oder Thrombozyten <50× 109/l sollte gestoppt
werden, bis die Werte der Granulozyten ≥1.5× 109/l und der Thrombozyten ≥75× 109/l erreicht sind.
Die Behandlung kann mit einer Dosis von 100 mg/d wieder aufgenommen werden.
Ph+ CML in der chronischen Phase, aggressive SM, atypische MDS/MPD mit Eosinophilie und
PDGFR-alpha oder -beta Genrearrangements, DFSP (Startdosis 400 mg/d): Die Behandlung mit
Glivec bei neutrophilen Granulozyten von <1.0× 109/l und/oder Thrombozyten <50× 109/l sollte
gestoppt werden, bis die Werte der Granulozyten ≥1.5× 109/l und der Thrombozyten ≥75× 109/l
erreicht sind. Die Behandlung kann mit einer Dosis von 400 mg/d wieder aufgenommen werden. Bei
erneut kritischen Werten sollte die Behandlung nach Unterbrechung mit einer reduzierten Dosis von
300 mg/d wieder aufgenommen werden.
HES (Startdosis 100 mg/d): Die Behandlung mit Glivec bei neutrophilen Granulozyten von <1.0×
109/l und/oder Thrombozyten <50× 109/l sollte gestoppt werden, bis die Werte der Granulozyten
≥1.5× 109/l und der Thrombozyten ≥75× 109/l erreicht sind. Die Behandlung kann mit der
vorherigen Dosis wieder aufgenommen werden (d.h. die Dosis vor Auftreten der schweren
unerwünschten Wirkungen).
Spezielle Patientengruppen
Leberinsuffizienz
Patienten mit leichter oder mittelschwerer Leberfunktionsstörung sollten zunächst eine Dosis von
400 mg/d Glivec oder weniger erhalten, abhängig von der empfohlenen Dosis für die behandelte
Indikation. Bei Patienten mit schwerer Leberfunktionsstörung (Bilirubin >3× des oberen
Normalwertes) wird eine niedrige 100 mg/d Dosis empfohlen, und eine Erhöhung von 100 mg/d auf
400 mg/d kann in Abwesenheit von unerwünschten Wirkungen in Betracht gezogen werden.
Niereninsuffizienz
Da die renale Clearance von Imatinib vernachlässigbar ist, wird bei Patienten mit Niereninsuffizienz
keine Herabsetzung der Clearance des freien Wirkstoffes erwartet. Patienten mit eingeschränkter
Nierenfunktion oder unter Dialyse-Behandlung kann als Startdosis zunächst eine Dosis von
400 mg/d Glivec oder weniger verabreicht werden, abhängig von der empfohlenen Dosis für die
behandelte Indikation. (s. «Pharmakokinetik») Bei diesen Patienten ist jedoch Vorsicht geboten. Die
Dosis soll bei Unverträglichkeit erniedrigt oder kann bei fehlender Wirkung erhöht werden (s.
«Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»).
Kinder und Jugendliche
Erfahrungen bei pädiatrischen Patienten sind bisher limitiert und beschränken sich auf CML und
Ph+ALL. Die Dosierung bei Kindern sollte auf Basis der Körperoberfläche erfolgen (mg/m2). Es
wird eine tägliche Dosis von 340 mg/m2 (Maximaldosis 600 mg) empfohlen. Die berechnete Dosis
sollte jeweils auf die nächsten 100 mg auf oder abgerundet werden. Bei Kindern (<12 Jahren) sollte
möglichst die auf 50 mg gerundete Dosis verwendet werden.
Erfahrungen in der Behandlung von Kindern mit CML unter 2 Jahren und in der Behandlung von
Kindern mit Ph+ALL unter 1 Jahr liegen nicht vor.
Die Behandlung kann als einmal tägliche Dosis verabreicht werden; alternativ kann die tägliche
Dosis in zwei Gaben aufgeteilt werden – eine am Morgen und eine am Abend.
Für Patienten (Kinder) die nicht in der Lage sind, die Filmtabletten zu schlucken, können diese in
kohlendioxidfreiem Wasser oder Apfelsaft (eine Filmtablette 100 mg in ca. 50 ml, eine Filmtablette
400 mg in ca. 200 ml) dispergiert werden. Sobald die Filmtablette(n) vollständig zerfallen ist/sind
(umrühren!), sollte die Suspension sofort eingenommen werden.
Dosisanpassung bei Neutropenie oder Thrombozytopenie bei Kindern und Jugendlichen
Die Behandlung mit Glivec bei neutrophilen Granulozyten von <1.0× 109/l und/oder Thrombozyten
<50× 109/l sollte gestoppt werden, bis die Werte der Granulozyten ≥1.5× 109/l und der
Thrombozyten ≥75× 109/l erreicht sind. Die Behandlung kann mit einer Dosis von 340 mg/m2/d
wieder aufgenommen werden. Bei erneut kritischen Werten sollte die Behandlung nach
Unterbrechung mit einer reduzierten Dosis von 260 mg/m2/d wieder aufgenommen werden.
Ältere Patienten
Bei älteren Patienten ist keine spezielle Dosisempfehlung notwendig.
Kontraindikationen
Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff oder einem der Hilfsstoffe.
Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen
Patienten mit Herzerkrankungen oder eingeschränkter Nierenfunktion
Patienten mit Herzerkrankungen, Risikofaktoren für ein Herzversagen oder einer Vorgeschichte mit
eingeschränkter Nierenfunktion, sollten gründlich überwacht werden. Jeder Patient mit Anzeichen
einer Herz- oder Nierenerkrankungen, sollte vorsichtig beurteilt und behandelt werden.
Über Einzelfälle von signifikanter Reduktion der LVEF und Auftreten einer kongestiven
Herzinsuffizienz unter der Therapie mit Glivec wurde berichtet. In tierexperimentellen Studien führte
die Hemmung der c-Abl-Kinase zu einer Stressresponse der Myokardzellen und in der
Kanzerogenitätsstudie wurde bei Ratten das Auftreten einer Kardiomyopathie beobachtet. Daher
sollten Patienten mit kardiovaskulären Risikofaktoren oder manifester Herzerkrankung sorgfältig
überwacht werden. Bei älteren Patienten oder Patienten mit Herzerkrankungen sollte vor Beginn der
Behandlung mit Glivec die LVEF bestimmt werden. Patienten mit Anzeichen einer Herzinsuffizienz
unter der Therapie sollten gründlich abgeklärt und gemäss klinischer Symptomatik behandelt
werden.
Bei Patienten mit hypereosinophilem Syndrom (HES) und Herzbeteiligung wurden einzelne Fälle
von kardiogenem Schock oder Linksherzinsuffizienz mit dem Beginn der Glivec-Therapie in
Verbindung gebracht. Es wurde berichtet, dass dieser Zustand durch die Verabreichung von
systemischen Steroiden, Kreislauf-unterstützenden Massnahmen und durch temporäres Absetzen von
Glivec reversibel ist. Myelodysplastische/myeloproliferative Erkrankungen und systemische
Mastozytose können mit hohen Eosinophilen-Werten assoziiert sein. Bei Patienten mit HES und bei
Patienten mit MDS/MPD oder SM mit hohen Eosinophilen-Werten sollte die Durchführung eines
Echokardiogramms und die Bestimmung des Serum-Troponins in Betracht gezogen werden. Sollte
einer der Werte abnorm sein, sollte die prophylaktische Verabreichung von systemischen Steroiden
(1-2 mg/kg) für eine oder zwei Wochen in Kombination mit Imatinib zu Beginn der Therapie
erwogen werden.
Hepatotoxizität
Die Leberfunktion (Transaminasen, Bilirubin, alkalische Phosphatase) sollte vor Beginn der
Therapie und anschliessend in monatlichen Abständen oder nach klinischer Situation untersucht
werden. Bei Bedarf sollte die Dosis angepasst werden. Bei Patienten mit Leberfunktionsstörungen
(leicht, mittelschwer oder schwer) sollten Blutbild und Leberenzyme sorgfältig überwacht werden (s.
«Dosierung/Anwendung»).
Bei Kombination von Glivec mit Chemotherapie bei Patienten mit Ph+ ALL wurde reversible und
irreversible Hepatotoxizität (Grad 3/4) beobachtet, zum Teil mit tödlichem Ausgang.
Flüssigkeitsretention
Bei etwa 2.5% der Patienten mit neu diagnostizierter Ph+ CML wurde nach Einnahme von Glivec
über das Auftreten einer schweren Flüssigkeitsretention (Pleuraerguss, Oedem, Lungenoedem,
Aszites, oberflächliches Oedem) berichtet. Es wird daher das regelmässige Wiegen der Patienten
empfohlen. Eine Gewichtszunahme sollte sorgfältig untersucht und, soweit erforderlich, sollte eine
geeignete unterstützende Behandlung eingeleitet werden. Insbesondere bei pädiatrischen Patienten
kann eine Flüssigkeitsretention ohne erkennbare Oedeme erfolgen.
Vorsicht ist auch geboten bei Patienten mit Glaukom (s. «Unerwünschte Wirkungen»).
Gastrointestinale Hämorrhagie
Im Rahmen der Post-Marketing-Erfahrung wurde bei Patienten mit CML, ALL und mit anderen
Erkrankungen über gastral-antrale vaskuläre Ektasie (GAVE-Syndrom), ein seltener Fall von
gastrointestinaler Blutung, berichtet. Die Patienten sollten deshalb anfangs und während der
Behandlung mit Glivec auf eine gastrointestinale Symptomatik überwacht werden. Falls notwendig,
kann ein Abbruch der Behandlung mit Glivec erwogen werden (s. «Unerwünschte Wirkungen»).
Hypothyreose
Bei Patienten mit Thyreoidektomie und Substitution mit Levothyroxin wurde unter der Therapie mit
Glivec über klinische Fälle von Hypothyreose berichtet. Bei diesen Patienten sollten die Thyroidea-
stimulierendes Hormon (TSH)-Werte engmaschig überwacht werden.
Labortests
Ein vollständiges Blutbild sollte während der Therapie mit Glivec im ersten Monat wöchentlich, im
zweiten Monat 14-tägig und anschliessend nach Bedarf (zum Beispiel alle 2-3 Monate) durchgeführt
werden. Bei Auftreten von schweren Neutropenien oder Thrombozytopenien sollte die Behandlung
angepasst werden (s. «Dosierung/Anwendung»).
Tumorlyse-Syndrom
Es wurde von Fällen von Tumorlyse-Syndrom (TLS) berichtet. Daher wird empfohlen, vor Beginn
der Glivec-Behandlung eine klinisch signifikante Dehydration und hohe Harnsäurespiegel zu
behandeln. (s. «Unerwünschte Wirkungen»).
Reaktivierung des Hepatitis-B-Virus
Bei Patienten, die chronische Träger von Hepatitis-B-Viren sind, ist eine Reaktivierung dieses Virus
erfolgt, nachdem sie BCR-ABL-Tyrosinkinaseinhibitoren (TKI) erhalten hatten. In einigen Fällen
führte diese zu akutem Leberversagen oder fulminanter Hepatitis, die eine Lebertransplantation
notwendig machten oder zum Tod führten (s. «Unerwünschte Wirkungen»).
Die Patienten sollten vor Beginn einer Behandlung mit Imatinib auf eine Hepatitis-B-Infektion hin
untersucht werden. Patienten, die derzeit mit Imatinib behandelt werden, sollten einem Baseline-Test
für eine Hepatitis-B-Infektion unterzogen werden, um chronische Träger des Virus zu identifizieren.
Fachärzte für Lebererkrankungen und für die Behandlung einer Hepatitis B sollten konsultiert
werden, bevor die Behandlung bei Patienten mit positiver Hepatitis-B-Serologie (einschliesslich
derjenigen mit aktiver Erkrankung) begonnen wird. Dies sollte auch bei Patienten erfolgen, die
während der Behandlung positive Testergebnisse für Hepatitis-B-Infektion hatten. Träger des
Hepatitis-B-Virus, die eine Behandlung mit Imatinib benötigen, sollten engmaschig hinsichtlich
Anzeichen und Symptomen einer aktiven Hepatitis-B-Infektion während der Therapie sowie über
mehrere Monate nach Beendigung der Therapie überwacht werden.
Fertilität
Es wurden keine Studien beim Menschen durchgeführt, in denen männliche Patienten Glivec
erhalten hätten und dessen Einfluss auf die männliche Fertilität und Spermatogenese untersucht
worden wäre. Männliche Patienten, die während einer Therapie mit Glivec hinsichtlich ihrer
Fruchtbarkeit besorgt sind, sollten ihren Arzt bzw. ihre Ärztin konsultieren (s. «Präklinische Daten»).
Kinder und Jugendliche
Es gab Fallberichte von Wachstumsverzögerungen bei Kindern und vorpubertären Jugendlichen, die
Imatinib bekamen. Die Langzeiteffekte von langfristiger Behandlung mit Imatinib auf das Wachstum
bei Kindern sind unbekannt. Daher wird eine engmaschige Überwachung des Wachstums bei
Kindern unter Imatinib-Behandlung empfohlen (s. «Unerwünschte Wirkungen»).
Eine Überprüfung des Ansprechens auf die Behandlung mit Glivec sollte bei Patienten mit Ph+ CML
routinemässig durchgeführt werden, ferner auch bei einer Modifikation der Behandlung, um ein
suboptimales Ansprechen, den Verlust des Ansprechens auf die Behandlung, eine mangelhafte
Patienten-Compliance oder eine mögliche Arzneimittelinteraktion festzustellen. Entsprechend den
Ergebnissen der Überprüfung sollte das geeignete CML Behandlungsmanagement angepasst werden.
Interaktionen
Arzneimittel, welche die Plasmakonzentrationen von Imatinib verändern können
Inhibitoren von CYP3A4: Bei Probanden zeigte sich bei gleichzeitiger Einmalgabe von Ketoconazol
eine signifikante Erhöhung der Imatinib-Konzentration (Zunahme der mittleren Cmax und AUC von
Imatinib um 26% bzw. 40%). Mit anderen CYP3A4-Inhibitoren (z.B. Itraconazol, Erythromycin,
Clarithromycin) liegen keine Erfahrungen vor.
Induktoren von CYP3A4: Bei Probanden, welche mit Rifampicin behandelt wurden, wurde die
Clearance von Imatinib um das 3.8-fache (90% Konfidenzintervall = 3.5- bis 4.3-fach) erhöht und
Cmax, AUC(0-24) und AUC(0-∞) um 54% bzw. 68% bzw. 74% reduziert. In klinischen Studien
wurde gefunden, dass bei gleichzeitiger Gabe von Carbamazepin, Oxcarbazepin, Phenytoin,
Fosphenytoin, Phenobarbital oder Primidon die Imatinib-Konzentration vermindert war. Dies hatte
ein fehlendes Ansprechen auf die Therapie zur Folge. In zwei publizierten Studien führte die
gleichzeitige Gabe von Imatinib und einem Johanniskraut-Präparat zu einer Abnahme der AUC von
Imatinib um 30-32%. Ähnliche Probleme sind mit anderen CYP3A4-Induktoren (z.B.
Dexamethason) zu erwarten. Deshalb sollte die gleichzeitige Anwendung von potenten CYP3A4-
Induktoren und Imatinib vermieden werden.
Arzneimittel, deren Plasmakonzentrationen durch Glivec verändert werden können: Imatinib erhöht
die mittlere Cmax und AUC von Simvastatin (CYP3A4-Substrat) 2- bzw. 3.5-fach. Eine Erhöhung
der Plasmakonzentrationen von anderen über CYP3A4 metabolisierten Arzneimitteln (z.B.
Benzodiazepine, Dihydropyridin- Calziumantagonisten, andere HMG-CoA-Reduktasehemmer etc.)
durch Imatinib ist in Betracht zu ziehen. Die Anwendung von Glivec mit CYP3A4-Substraten mit
einer engen therapeutischen Breite (z.B. Ciclosporin, Pimozid) sollte daher mit Vorsicht erfolgen.
In vitro inhibiert Imatinib die Aktivität von CYP2D6 bei den gleichen Konzentrationen, die auch die
CYP3A4-Aktivität beeinflussen.
In vivo hatten Imatinib-Dosen von 2× täglich 400 mg keinen klinisch relevanten Effekt auf den
CYP2D6-abhängigen Metabolismus von Metoprolol.
Ebenfalls hemmt Imatinib in vitro die Aktivität von CYP2C9 und CYP2C19. Bei gleichzeitiger
Behandlung mit Warfarin wurde eine Verlängerung der PT gefunden. Die Behandlung mit
Coumarinen sollte daher unter kurzfristiger Kontrolle der PT bei Beginn und Beenden der
Behandlung mit Glivec und ebenso bei Änderungen der Dosis erfolgen.
In vitro hemmt Imatinib die O-Glucuronidierung von Paracetamol. In einer klinischen Studie an 12
Patienten, die 400 mg Imatinib täglich und eine Einzeldosis von 1 g Paracetamol erhielten, wurde
keine signifikante Veränderung der Paracetamol- Glucuronidierung gefunden. Daten zu einer
Mehrfachdosierung von Paracetamol liegen nicht vor. Beim chronischen gleichzeitigen Gebrauch
von Paracetamol und Glivec ist Vorsicht geboten.
Schwangerschaft/Stillzeit
Frauen im gebärfähigen Alter, die Glivec erhalten, muss zu einer wirksamen Kontrazeption während
der Behandlung geraten werden, und diese Kontrazeption sollte während zwei Wochen, nachdem
Glivec abgesetzt wurde, weiter angewendet werden.
Schwangerschaft
Tierexperimentelle Studien haben Reproduktionstoxizität gezeigt (s. «Präklinische
Daten/Reproduktionstoxizität»). Es gibt keine klinischen Studien zur Anwendung von Glivec bei
schwangeren Frauen.
Aus der Marktüberwachung gibt es Berichte über letale Missbildungen, Spontanaborte und
kongenitale Anomalien. Glivec darf während der Schwangerschaft nicht verwendet werden, es sei
denn, dies ist eindeutig erforderlich. Wenn Glivec während der Schwangerschaft angewendet wird,
muss die Patientin über ein mögliches Risiko für den Foetus informiert werden.
Stillzeit
Sowohl Imatinib als auch sein aktiver Metabolit können in die menschliche Milch übergehen. Das
ermittelte Milch-Plasma-Verhältnis betrug für Imatinib 0.5 und für den Metabolit 0.9, was auf eine
grössere Verteilung des Metaboliten in die Milch hinweist. Betrachtet man die kombinierte
Konzentration Imatinibs und des Metaboliten sowie die maximale tägliche Milchaufnahme von
Säuglingen, erwartet man eine geringe Gesamtexposition (ca. 10% einer therapeutischen Dosis). Da
jedoch die Auswirkungen geringer Dosisexpositionen von Imatinib bei Säuglingen unbekannt sind,
sollten Frauen, die Glivec einnehmen, nicht stillen.
Wirkung auf die Fahrtüchtigkeit und auf das Bedienen von Maschinen
Es liegen keine spezifischen Untersuchungen über einen möglichen Einfluss von Imatinib auf die
Verkehrstüchtigkeit oder die Fähigkeit, Maschinen zu bedienen vor.
Da unerwünschte Wirkungen wie Müdigkeit, Schwäche, Übelkeit, Erbrechen, Schwindel oder
verschwommenes Sehen während der Behandlung mit Glivec auftreten können, ist beim Lenken von
Fahrzeugen und Bedienen von Maschinen Vorsicht geboten.
Unerwünschte Wirkungen
Zum allgemeinen Sicherheitsprofil von Glivec in der klinischen Anwendung liegen mehr als
zwölfjährige Erfahrungen vor. Die am häufigsten berichteten UAW (>10%) waren Neutropenie,
Thrombozytopenie, Anämie, Kopfschmerzen, Dyspepsie, Ödeme, Gewichtszunahme, Übelkeit,
Erbrechen, Muskelkrämpfe, Muskel- und Knochenschmerzen, Durchfall, Ausschlag, Erschöpfung
und Bauchschmerzen. Die Ereignisse waren leichten bis mässigen Schweregrades.
Das Sicherheitsprofil von Glivec ist zwischen erwachsenen und pädiatrischen Patienten mit Ph+
Leukämien ähnlich.
Bei Ph+ Leukämien war die Ausprägung der Myelosuppression höher. Gastrointestinale Probleme
wie gastrointestinale Obstruktion, Perforation und Ulzeration, Hepatotoxizität, akutes
Nierenversagen, Hypophosphatämie, schwere respiratorische Nebenwirkungen, Tumorlysesyndrom
und Wachstumsverzögerung bei Kindern sind seltene indikationsspezifische Ereignisse.
In Abhängigkeit vom Schweregrad der Ereignisse kann eine Dosisanpassung notwendig sein.
Folgende unerwünschte Wirkungen wurden beobachtet.
Häufigkeiten: «sehr häufig» (≥1/10); «häufig» (≥1/100, <1/10); «gelegentlich» (≥1/1000, <1/100);
«selten» (≥1/10’000, <1/1000); «sehr selten» (<1/10’000), einschliesslich Einzelfälle.
Gutartige, bösartige und unspezifische Neubildungen (einschl. Zysten und Polypen)
Selten: Tumorlysesyndrom.
Erkrankungen des Immunsystems
Sehr selten: Anaphylaxie.
Infektionen und parasitäre Erkrankungen
Gelegentlich: Sepsis, Pneumonie (insbesondere bei CML in der akzelerierten Phase und
Blastenkrise), Herpes simplex, Herpes zoster, Nasopharyngitis, Sinusitis, Cellulitis, Infektionen der
oberen Atemwege, Influenza, Harnwegsinfektion, Gastroenteritis.
Selten: Pilzinfektionen.
Nicht bekannt: Hepatitis B Reaktivierung.
Erkrankungen des Blutes und des Lymphsystems
Sehr häufig: Neutropenie (14%), Thrombozytopenie (14%), Anämie (11%).
Häufig: Panzytopenie, fiebrige Neutropenie.
Gelegentlich: Lymphopenie, Knochenmarkdepression, Thrombozythämie, Eosinophilie,
Lymphadenopathie.
Selten: Hämolytische Anämie.
Stoffwechsel- und Ernährungsstörungen
Sehr häufig: Gewichtszunahme (14%).
Häufig: Anorexie, Gewichtsabnahme.
Gelegentlich: Hypokaliämie, Hypophosphatämie, Hyponatriämie, verstärkter Appetit, verminderter
Appetit, Dehydratation, Gicht, Hyperurikämie, Hyperkalzämie, Hyperglykämie.
Selten: Hypomagnesiämie, Hyperkaliämie.
Psychiatrische Erkrankungen
Häufig: Schlaflosigkeit.
Gelegentlich: Depression, Beklemmung, verminderte Libido.
Selten: Konfusion.
Erkrankungen des Nervensystems
Sehr häufig: Kopfschmerzen (11%).
Häufig: Benommenheit, Parästhesie, Geschmacksstörungen, Hypästhesie.
Gelegentlich: Zerebrale Blutungen, Synkope, Ischiasbeschwerden, periphere Neuropathie,
Schläfrigkeit, Migräne, Gedächtnisschwäche, Restless Leg Syndrom, Tremor, zerebrales Oedem.
Selten: Erhöhter intrakranialer Druck, Konvulsionen, optische Neuritis.
Augenerkrankungen
Häufig: Augenlidoedem, vermehrter Tränenfluss, Bindehautblutung, Konjunktivitis, trockene Augen,
verschwommenes Sehen.
Gelegentlich: Augenreizung, Augenschmerz, orbitales Oedem, Sklerablutung, Retinablutung,
Blepharitis, Makulaoedem.
Selten: Papillenoedem, Glaukom, Katarakt, Glaskörperblutung.
Erkrankungen des Ohrs und des Labyrinths
Gelegentlich: Schwindel, Tinnitus, Hörverlust.
Herzerkrankungen
Gelegentlich: Herzklopfen, kongestive Herzinsuffizienz (auf einer Patientenjahr-Basis häufiger bei
CML in der akzelerierten Phase und Blastenkrise als bei CML in der chronischen Phase),
Lungenoedem, Tachykardie.
Selten: Arrhythmien, atriale Fibrillationen, Herzstillstand, Myokardinfarkt, Angina pectoris,
Perikarderguss, Perikarditits, Herztamponade.
Gefässerkrankungen
Häufig: Erröten, Blutung (häufiger bei CML in der akzelerierten Phase und Blastenkrise).
Gelegentlich: Hypertonie, Hämatom, (insbesondere bei CML in der akzelerierten Phase und
Blastenkrise), Subduralhämatome, peripheres Kältegefühl, Hypotonie, Raynaud-Syndrom,
Thrombose/Embolie.
Sehr selten: anaphylaktischer Schock.
Erkrankungen der Atemwege, des Brustraums und Mediastinums
Häufig: Epistaxis, Dyspnoe, Husten.
Gelegentlich: Pleuraerguss (häufiger bei CML in der akzelerierten Phase und Blastenkrise als bei
CML in der chronischen Phase), Rachen- und Halsschmerzen, Pharyngitis, akute respiratorische
Insuffizienz (inkl. letale Fälle bei Patienten mit fortgeschrittener Erkrankung, schweren Infektionen,
schwerer Neutropenie und anderen gleichzeitigen schweren klinischen Zuständen), interstitielle
Lungenerkrankung.
Selten: Pleuraschmerz, Lungenfibrose, pulmonale Hypertonie, Lungenblutung.
Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts
Sehr häufig: Übelkeit (51%), Erbrechen (25%), Durchfall (25%), Dyspepsie (13%),
Abdominalschmerzen (14%).
Häufig: Geblähter Bauch, Flatulenz, Verstopfung, Magen- und Speiseröhrenreflux, Mundtrockenheit,
Gastritis.
Gelegentlich: Stomatitis, Mundulzera, Ileus/intestinale Obstruktion, Blutungen im
Gastrointestinaltrakt, Melaena, Oesophagitis, Aszites, Magengeschwür, Hämatemesis, Cheilitis,
Dysphagie, Pankreatitis, Aufstossen, Tumorblutung, gastrointestinale Perforation (inkl. Fälle mit
letalem Ausgang).
Selten: Kolitis, Ileus, Reizdarmsyndrom, Divertikulitis, gastral-antrale vaskuläre Ektasie (GAVE-
Syndrom).
Leber- und Gallenerkrankungen
Häufig: Erhöhte Leberenzyme.
Gelegentlich: Gelbsucht, Hepatitis, Hyperbilirubinämie.
Selten: Leberversagen und Lebernekrose (inkl. Fälle mit letalem Ausgang).
Erkrankungen der Haut und des Unterhautzellgewebes
Sehr häufig: Periorbitale Oedeme (32%), Dermatitis/Ekzem/Hautausschlag (26%).
Häufig: Gesichtsoedem, Pruritus, Erythem, trockene Haut, Alopezie, nächtliches Schwitzen,
Lichtempfindlichkeit.
Gelegentlich: Pustulöses Exanthem, Petechien, Kontusion, vermehrtes Schwitzen, Urtikaria,
Ekchymose, erhöhte Tendenz zu Blutergüssen, Brüchigwerden der Nägel, Follikulitis, Purpura,
Hypotrichose, Hyper- und Hypopigmentation der Haut, Psoriasis, exfoliative Dermatitis, bullöse
Bläschenbildung, Palmar-plantare Erythrodysästhesie.
Selten: bläschenförmiges Exanthem, Stevens-Johnson-Syndrom, akute fiebrige neutrophile
Dermatose (Sweet’s Syndrom), Verfärbung der Nägel, angioneurotisches Oedem, Erythema
multiforme, leukozytoklastische Vaskulitis, akutes generalisiertes pustulöses Exanthem, lichenoide
Keratose, Lichen ruber Planus.
Sehr selten: Toxische epidermale Nekrolyse, Pseudoporphyrie.
Unbekannt: Arzneimittelausschlag mit Eosinophilie und systemischen Symptomen (DRESS-
Syndrom).
Skelettmuskulatur-, Bindegewebs- und Knochenerkrankungen
Sehr häufig: Muskelspasmen und Muskelkrämpfe (36%), Schmerzen des Muskel- und
Skelettsystems während und nach Absetzen der Imatinib-Therapie inkl. Myalgie (14%), Arthralgie
(14%), Knochenschmerz (5%).
Häufig: Anschwellen der Gelenke.
Gelegentlich: Gelenk- und Muskelsteifigkeit.
Selten: Muskelschwäche, Arthritis, Avaskuläre Nekrose/Hüftnekrose, Rhabdomyolyse/Myopathie.
Unbekannt: Wachstumsverzögerung bei Kindern.
Erkrankungen der Nieren und Harnwege
Gelegentlich: akutes Nierenversagen, Nierenschmerzen, erhöhte Miktionsfrequenz, Haematurie.
Erkrankungen der Geschlechtsorgane und der Brustdrüse
Gelegentlich: Gynäkomastie, erektile Dysfunktion, Brustvergrösserung, Skrotumoedem,
Menorrhagie, unregelmässige Menstruation, Schmerzen der Brustwarzen, Störungen der
Sexualfunktion.
Sehr selten: Hämorrhagische Corpus Luteum Zyste/hämorrhagische Follikelzyste (Ovar).
Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort
Sehr häufig: Flüssigkeitsretention und periphere Oedeme (56%), Ermüdung (15%).
Häufig: Fieberzustand, Schwäche, generalisierte Oedeme des Unterhautgewebes, Schüttelfrost,
Rigor.
Gelegentlich: Brustschmerz, Unpässlichkeit.
Untersuchungen
Gelegentlich: Erhöhte Werte für Kreatinin, Kreatinphosphokinase, Laktatdehydrogenase und
alkalische Phosphatase im Blut.
Selten: Erhöhte Werte der Blut-Amylase.
Hepatitis B Reaktivierung
In Zusammenhang mit BCR-ABL-Tyrosinkinase-Inhibitoren wurden Hepatitis-B-Reaktivierungen
beobachtet. In einigen Fällen führten diese zu akutem Leberversagen oder zu fulminanter Hepatitis,
die eine Lebertransplantation notwendig machten oder zum Tod führten (siehe Rubrik
«Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»).
Überdosierung
Die Erfahrung mit höheren als therapeutischen Dosen ist limitiert. Einzelfälle von Glivec-
Überdosierung wurden spontan und in der Literatur berichtet. In der Regel war in diesen Fällen der
berichtete Ausgang eine Verbesserung oder Erholung. Bei Überdosierung sollte der Patient
beobachtet und angemessen symptomatisch behandelt werden.
Über folgende Ereignisse mit verschiedenen Dosisbereichen wurde berichtet:
Adulte Überdosis:
1200 bis 1600 mg (unterschiedliche Dauer zwischen 1 und 10 Tagen): Übelkeit, Erbrechen,
Diarrhoe, Ausschlag, Erythema, Oedeme, Schwellungen, Müdigkeit, Muskelkrämpfe,
Thrombozytopenie, Panzytopenie, Unterleibsschmerzen, Kopfschmerzen, verminderter Appetit.
1800 bis 3200 mg (bis zu 3200 mg täglich über 6 Tage hinweg): Schwäche, Myalgie, erhöhte CPK,
erhöhtes Bilirubin, gastrointestinale Schmerzen. 6400 mg (Einzeldosis): Die Literatur berichtet über
einen Einzelfall mit Übelkeit, Erbrechen, Unterleibsschmerzen, Pyrexie, Gesichtsschwellung,
verminderte Neutrophilenzahl, erhöhte Transaminasen.
8 bis 10 g (Einzeldosis): Es wurde über Erbrechen und gastrointestinale Schmerzen berichtet.
Pädiatrische Überdosis:
Ein 3-jähriger Junge hatte nach einer Einzeldosis von 400 mg Erbrechen, Diarrhoe, und Anorexie.
Ein weiterer 3-jähriger Junge hatte nach einer Einzeldosis von 980 mg eine verminderte Zahl weisser
Blutkörperchen und Diarrhoe.
Eigenschaften/Wirkungen
ATC-Code: L01XE01
Pharmakodynamik
Imatinib hemmt die Tyrosin-Kinase-Aktivität der Breakpoint Cluster Region-Abelson Kinase (Bcr-
Abl) in vitro, auf der zellulären Ebene und in vivo. In Bcr-Abl-positiven Zell-Linien und frischen
Leukämiezellen von Patienten mit Philadelphia-Chromosom-positiver (Ph+) chronisch-myeloischer
Leukämie (Ph+ CML) und Ph+ akuter lymphatischer Leukämie (Ph+ ALL) inhibiert Imatinib
selektiv die Proliferation und induziert Apoptose.
Zusätzlich hemmt Imatinib die Tyrosin-Kinase-Aktivität des PDGF-Rezeptors (platelet-derived
growth factor, PDGF) und des Stammzellfaktor (stem cell factor, SCF)-Rezeptors KIT und inhibiert
die PDGF- und SCF-abhängigen zellulären Vorgänge.
Eine Überproduktion von PDGF und eine konstitutive Aktivierung des PDGFR-Signalweges wurde
mit der Pathogenese von DFSP in Verbindung gebracht. Bei HES, MDS/MPD und aggressiver SM
assoziiert mit Eosinophilie liegt eine Fusion des Gens für den PDGFR-alpha oder -beta mit einem
anderen Fusionspartner vor. Meistens findet man eine Fusion des Gens für PDGFR-alpha mit dem
Gen für Kollagen Typ 1 alpha (FIP1L1) vor. Die resultierende FIP1L1-PDGFR-alpha Fusionskinase
ist konstitutiv aktiv.
Bei aggressiver SM bewirken zusätzliche Mutationen im KIT und/oder PDGF-Rezeptor eine
konstitutive Aktivierung der Rezeptorkinasen. Glivec inhibiert die Kinasen des KIT und PDGF-
Rezeptors.
In seltenen Fällen wurde in klinischen Studien eine Resistenzentwicklung beobachtet. Die Resistenz
gegen Imatinib kann in Bezug auf die Zeit des Auftretens unterschieden werden in Primärresistenz
(mit fehlender Wirksamkeit von Beginn der Behandlung an) und Sekundärresistenz mit Verlust der
Wirksamkeit über die Dauer der Exposition mit Imatinib. Molekulare Mechanismen der
Resistenzentwicklung sind Mutationen von Bcr-Abl, welche mit zunehmender
Krankheitsprogression/-dauer zunehmen. Resistenzentwicklung zeigte sich auch bei Patienten,
welche mit zu niedrigen Dosen behandelt wurden oder welche die Medikation nicht regelmässig
einnahmen. Die Behandlung sollte daher möglichst rechtzeitig begonnen und die Dosis strikt
eingehalten werden.
Klinische Studien bei Ph+ CML
Erwachsene
Drei offene, nicht kontrollierte klinische Phase II-Studien wurden bei Patienten mit Ph+ CML in der
myeloischen Blastenkrise, der akzelerierten Phase und bei Patienten mit Versagen einer
vorausgehenden Therapie mit Interferon alpha (IFN) in der chronischen Phase durchgeführt.
Eine grosse offene kontrollierte Phase III-Studie wurde bei Patienten mit neu diagnostizierter Ph+
CML durchgeführt. Kinder und Jugendliche wurden in zwei Phase I-Studien und einer offenen,
multizentrischen, einarmigen Phase II-Studie behandelt. 38-40% der Patienten der klinischen Studien
waren ≥60 Jahre und 10-12% der Patienten ≥70 Jahre alt.
Chronische Phase, neu diagnostiziert: In einer Phase III-Studie bei 1106 Patienten mit Erstdiagnose
der Ph+ CML vor weniger als 6 Monaten wurde die Behandlung mit Glivec 400 mg/d vs. Interferon
alpha (IFN) 5 MIU/m2/d plus Cytarabin (Ara-C) 20 mg/m2/d (über 10 Tage) verglichen. 80% der
Patienten wurden vor Beginn der Studienmedikation mit Hydroxyurea vorbehandelt. Während der
ersten 6 Monate der Studie erhielten 50% der Glivec-Patienten und 75% der IFN-Ara-C-Patienten
weiterhin zusätzlich Hydroxyurea (für durchschnittlich 15 bzw. 30 Tage). Fünf Jahre nach
Einschluss des letzten Patienten betrug die mediane Behandlungsdauer bei der First-line-Therapie
60 Monate im Glivec-Arm und 8 Monate im IFN-Arm.
In der Analyse der Studie nach 60 Monaten waren das komplette hämatologische Ansprechen (CHR)
bei Glivec 96.6% vs. IFN+Ara-C 56.6%, das relevante zytogenetische Ansprechen (MCyR) 88.6%
vs. 23.3% und das komplette zytogenetische Ansprechen (CCyR) 82.1% vs. 11.6%. Das molekulare
Ansprechen nach 12 Monaten betrug unter Glivec 40% vs. 2% unter IFN+Ara-C.
Die jährliche Progressionsrate für Glivec betrug im 1. Jahr nach Studienbeginn 3.3%, 7.5% im
2. Jahr, 4.8% im 3. Jahr, 1.5% im 4. Jahr und 0.9% im 5. Jahr der Studie.
Nach 60 Monaten betrugen die Gesamtüberlebensraten in den randomisierten Glivec- und IFN+Ara-
C-Gruppen 89.4% vs. 85.6% (p = 0.049, log-rank Test).
Die Lebensqualität wurde mit Hilfe des validierten FACT-BRM-Fragebogens gemessen. Im Glivec-
Arm wurden alle Bereiche mit höheren Punktzahlen bewertet als im IFN-Ara-C-Arm. Die Daten zur
Lebensqualität zeigten, dass die Patienten unter der Behandlung mit Glivec ihr Wohlbefinden
aufrecht erhalten konnten.
Chronische Phase, nach Versagen von Interferon alpha: (532 Patienten, initiale Dosis 400 mg 1×/d)
65% der Patienten hatten ein MCyR, 53% hatten eine komplette Remission. Ein CHR wurde bei 95%
der Patienten erreicht.
Akzelerierte Phase: (235 Patienten, davon waren 63% schon in der akzelerierten Phase vorbehandelt;
77 Patienten erhielten eine Dosis von Imatinib 400 mg 1×/d bzw. 158 Patienten 600 mg 1×/d). Bei
71.5% der Patienten konnte ein hämatologisches Ansprechen nachgewiesen werden, bei 42% ein
CHR, bei 28% ein MCyR (d.h. eine Reduktion auf <35% Ph+ Metaphasen), bei 20% eine komplette
zytogenetische Remission.
Zwischen der Dosis von 400 mg und 600 mg fanden sich keine signifikanten Unterschiede im
Primärendpunkt hämatologische Remission, es fand sich aber ein Trend zu besserem
zytogenetischem Ansprechen und längerer Dauer des zytogenetischen Ansprechens bei Patienten, die
mit der Dosis von 600 mg behandelt wurden. In dieser Studie fand sich ein signifikanter Unterschied
in der Zeit zu Progression für die 600 mg Dosis.
Myeloische Blastenkrise: (260 Patienten, 95 (37%) waren mit einer Chemotherapie in der
akzelerierten Phase oder der Blastenkrise vorbehandelt worden, 165 (63%) der Patienten waren nicht
vorbehandelt. 223 Patienten begannen die Behandlung mit 600 mg 1×/d). Im primären
Wirksamkeitsparameter CHR zeigten 31% der Patienten ein hämatologisches Ansprechen
(«confirmed hematological response», 36% bei den nicht vorbehandelten Patienten und 22% bei den
vorbehandelten Patienten). Ein MCyR wurde bei 15% der Patienten gesehen. Das hämatologische
Ansprechen war bei Patienten mit 600 mg/d grösser als bei 400 mg (33% vs. 16%, p = 0.0220). Die
mediane Überlebenszeit bei den nicht vorbehandelten und bei den vorbehandelten Patienten war 7.7
bzw. 4.7 Monate.
Kinder und Jugendliche: Insgesamt 31 pädiatrische Patienten (45% mit vorausgehender
Knochenmarkstransplantation und 65% mit vorausgehender multimodaler Chemotherapie) mit
entweder Ph+ CML in der chronischen Phase (n = 15) oder Ph+ CML in der Blastenkrise oder mit
Philadelphia-Chromosom-positiver akuter Leukämie (Ph+ ALL) (n = 16) wurden in eine Dosis-
Eskalationsstudie der Phase I aufgenommen. Von den Ph+ CML-Patienten waren 28% zwischen 2
und 12 Jahre und 50% zwischen 12 und 18 Jahre alt. Die Patienten wurden mit Glivec-Dosierungen
von 260 mg/m2/d bis 570 mg/m2/d behandelt. Unter den 13 Ph+ CML-Patienten mit verfügbaren
zytogenetischen Daten erreichten 7 (54%) ein CCyR und 4 (31%) ein PCyR (partielles
zytogenetisches Ansprechen), was einem MCyR von 85% entspricht.
Insgesamt 51 pädiatrische Patienten mit unbehandelter Ph+ CML in der chronischen Phase wurden in
eine offene, multizentrische, einarmige Phase II-Studie aufgenommen und wurden mit Imatinib 340
mg/m2/d behandelt. Es fand sich ein CHR bei 78% der Patienten nach 8 Wochen Therapie und ein
CCyR (komplettes zytogenetisches Ansprechen) von 65% (vergleichbar mit Resultaten bei
Erwachsenen) nach 3 bis 10 Monaten Behandlung.
Klinische Studien bei Ph+ ALL
Erwachsene: In einer kontrollierten Studie (ADE10) mit Glivec versus Chemotherapie bei 55 neu
diagnostizierten Patienten im Alter von 55 Jahren und älter führte Glivec als Induktionstherapie zu
einem signifikant höheren CHR als die Standard-Induktions-Chemotherapie (96.3% vs. 50%; p =
0.0001). Alle Patienten erhielten Glivec in Kombination mit Standardtherapie (GM-ALL-Schema).
Es fand sich keine Differenz in der Remissionsdauer, dem krankheitsfreien Überleben oder
Gesamtüberleben. Die Patienten mit einem kompletten molekularen Ansprechen hatten ein besseres
Ergebnis in Bezug auf die Remissionsdauer (p = 0.01) und dem krankheitsfreien Überleben (p =
0.02).
Resultate bei Patienten mit Ph+ ALL (n = 211), bei welchen Glivec mit anderen Therapieschemata in
unkontrollierten Studien kombiniert wurde, zeigten ein CHR von 93%. Die komplette molekulare
Ansprechrate betrug 48%.
Kinder/Jugendliche: In einer offenen, multizentrischen, nicht-randomisierten, sequentiellen
Kohorten-Phase III Studie (Studie I2301) wurden 93 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene mit
Ph+ALL mit Glivec in Kombination mit einer multimodalen Chemotherapie behandelt (täglich 340
mg/m2 Imatinib). Glivec wurde intermittierend in den Kohorten 1 bis 5 verabreicht, mit
zunehmender Dauer und früherem Beginn der Glivec-Therapie von Kohorte zu Kohorte. In Kohorte
5 wurde Glivec als kontinuierliche, täglicheTherapie verabreicht und hier zeigte sich im Vergleich zu
den Kohorten 1 bis 3 ein Anstieg im ereignisfreien Überleben (EFS) über 4 Jahre und gegenüber
historischen Kontrollen mit Chemotherapie allein von 83.6% vs. 44.8%. Die Häufigkeit der
Stammzelltransplantationen war in Kohorte 5 signifikant niedriger als in den anderen Kohorten.
Klinische Studien bei atypischer MDS/MPD mit Eosinophilie
Es wurden 11 Patienten mit atypischen MDS/MPD mit Eosinophilie mit Glivec behandelt. Bei
9 Patienten wurde ein komplettes zytogenetisches Ansprechen erreicht. Bei Patienten mit atypischen
myeloproliferativen Erkrankungen ohne PDGF-Rezeptor-Genrearrangements wurde kein adäquates
Ansprechen dokumentiert.
Klinische Studien bei aggressiver SM
In Studie B2225 wurden 5 Patienten mit systemischer Mastozytose mit Imatinib von 100 bis 400 mg
pro Tag behandelt. Über weitere 25 Patienten wurde in der Literatur berichtet. Diese wurden
ebenfalls mit 100 bis 400 mg pro Tag behandelt. Von diesen 30 Patienten erreichten 10 (33%) ein
CHR und 9 (30%) ein partielles hämatologisches Ansprechen. 8 der Patienten hatten eine FIP1L1-
PDGFR Mutation, alle Patienten mit Ansprechen hatten eine Sonderform der Mastozytose mit
Eosinophilie und alle waren Männer. Bei einer D816V KIT Mutation fand sich kein Ansprechen. Die
Dauer des Ansprechens ist bisher mit 1 bis mehr als 30 Monaten dokumentiert.
Klinische Studien bei HES
Neben 14 Patienten in Studie B2225 sind 162 Patienten in der Literatur dokumentiert. 107 Patienten
erreichten ein CHR (61%). Alle 61 Patienten (100%) mit einer Fusion von FIP1L1-PDGFR-alpha
Fusion erreichten ein CHR. Im Allgemeinen wurden Dosen von Glivec 100 bis 400 mg pro Tag
verabreicht. Die Dauer der bisher dokumentierten Behandlung reicht von 1 bis 44 Monaten. Bei 10
Patienten mit kardialen Komplikationen (z.B. Löffler Endokarditis) besserten sich diese rasch nach
Beginn der Imatinib-Therapie. Verbesserungen wurden auch bei Beteiligung des ZNS, der Lunge,
des Gastrointestinaltraktes und der Nierenfunktion beobachtet.
Klinische Studien bei DFSP
Imatinib wurde in einer offenen, multizentrischen, Phase-II-Studie (Studie B2225) mit 185 Patienten
untersucht, welche 12 Patienten mit DFSP einschloss. Der primäre Nachweis der Wirksamkeit
basierte auf der objektiven Ansprechrate. Behandelt wurde mit Imatinib 800 mg/d. Das Alter der
DFSP-Patienten war zwischen 23 und 75 Jahre; DFSP war metastasiert, lokal rezidivierend nach
einer initialen Resektion und eine weitere operative Intervention zum Zeitpunkt der Aufnahme in die
Studie war nicht möglich. Über weitere 6 DFSP-Patienten im Alter von 18 Monaten bis 49 Jahren,
die mit Glivec behandelt wurden, wurde in 5 publizierten Einzelberichten berichtet. Die
Gesamtpopulation, die wegen DFSP behandelt wurde, umfasste 18 Patienten, 8 davon mit
metastasierter Erkrankung. Die Erwachsenen in der veröffentlichten Literatur wurden entweder mit
Glivec 400 mg/d (4 Patienten) oder 800 mg/d (1 Patient) behandelt. 12 der 18 Patienten erreichten
entweder ein komplettes Ansprechen (7 Patienten) oder wurden operativ nach einem partiellen
Ansprechen krankheitsfrei (5 Patienten, eingeschlossen 1 Kind) mit einer insgesamt kompletten
Ansprechrate von 67%. Weitere 3 Patienten erreichten ein partielles Ansprechen mit einer
Gesamtansprechrate von 83%. Von den 8 Patienten mit metastasierter Erkrankung sprachen 5 (62%)
Patienten an, wovon 3 (37%) vollständig ansprachen.
Pharmakokinetik
Die Pharmakokinetik von Glivec wurde in einem Dosisbereich von 25 bis 1000 mg nach Einzeldosis
und im «steady state» untersucht. Die Zunahme der mittleren AUC war im Bereich von 25-1000 mg
Imatinib dosisproportional. Nach wiederholter Gabe betrug die Akkumulation im
Gleichgewichtszustand (steady state) das 1.5- bis 2.5-fache.
Absorption
Die mittlere absolute Bioverfügbarkeit von Imatinib beträgt 98%. Der Variationskoeffizient für die
Plasma-AUC von Imatinib liegt nach oraler Gabe zwischen 40-60%. Nach Gabe mit einer fettreichen
Mahlzeit wird die Absorptionsrate von Imatinib verglichen mit dem Nüchternzustand geringfügig
vermindert (11% Abnahme der Cmax und Verlängerung der tmax) mit einer geringen Reduktion der
AUC (7.4%).
Distribution
Die Plasmaproteinbindung beträgt etwa 95%, hauptsächlich an Albumin, geringfügig an alphasaures
Glykoprotein und mit nur sehr geringer Bindung an Lipoprotein. Die Körperverteilung ist mit einem
Distributionsvolumen von 4.9 l/kg Körpergewicht hoch. Der Anteil in den Erythrozyten ist gering.
Die Verteilung in den Körpergeweben ist nur präklinisch dokumentiert. Hier findet sich eine hohe
Aufnahme in die Nebennieren, Genitalien und nur eine geringe Aufnahme in das zentrale
Nervensystem.
Metabolismus
Der beim Menschen hauptsächlich zirkulierende Metabolit ist das N-demethylierte Piperazinderivat
welches in vitro eine ähnliche Wirkung wie der unveränderte Wirkstoff aufweist. Die Plasma-AUC
dieses Metaboliten beträgt 16% der AUC von Imatinib und seine Plasmaproteinbindung entspricht
derjenigen von Imatinib. Imatinib ist ein Substrat von CYP3A4 und ein Inhibitor von CYP3A4,
CYP2D6, CYP2C9 und CYP2C19 und kann somit den Metabolismus gleichzeitig verabreichter
Arzneimittel beeinflussen (s. «Interaktionen»). Imatinib ist ein Inhibitor der Glucuronidierung (s.
«Interaktionen»).
Elimination
Die Eliminationshalbwertszeit von Imatinib ist 18 h, die seines aktiven Metaboliten 40 h. Etwa 81%
der Dosis werden innerhalb von 7 d in den Fäzes (68% der Dosis) und im Urin (13% der Dosis)
wiedergefunden. Unverändert bleiben etwa 25% der Imatinib-Dosis (5% im Urin, 20% in den Fäzes),
der Rest sind Metaboliten. Die Anteile des aktiven Metaboliten und der Muttersubstanz sind in den
Fäzes und im Urin gleich.
Kinetik spezieller Patientengruppen
In populationskinetischen Untersuchungen fanden sich kein Geschlechtsunterschied und eine beim
Erwachsenen zu vernachlässigende Gewichtsabhängigkeit.
Pädiatrie
Bei Kindern und Jugendlichen führten Dosierungen von 260 bzw. 340 mg/m2 zur gleichen
Exposition wie Dosen von 400 mg bzw. 600 mg bei Erwachsenen. Der Vergleich zwischen der
AUC(0-24) am Tag 8 und am Tag 1 bei einer Dosierung von 340 mg/m2/d resultierte in einer 1.7-
fachen Akkumulation bei wiederholter einmal täglicher Dosierung.
Ältere Patienten
In klinischen Studien, in welchen über 20% der Patienten 65 Jahre oder älter waren, wurden keine
signifikanten, altersbedingten Unterschiede in der Pharmakokinetik beobachtet.
Niereninsuffizienz
Verglichen mit Patienten mit normaler Nierenfunktion haben Patienten mit milder bis mittelschwerer
Niereninsuffizienz eine höhere Plasmaexposition. Die Erhöhung beträgt in etwa das 1.5- bis 2-fache.
Dies wird mit einer 1.5-fachen Erhöhung des sauren alpha-Glykoproteins erklärt.
Leberinsuffizienz
In einer Studie mit Patienten mit leichter, mittelschwerer und schwerer Leberinsuffizienz erhöhte
sich die durchschnittliche Exposition von Imatinib (Dosis-normalisierte AUC) verglichen mit
Patienten mit normaler Leberfunktion nicht. Die Leberfunktion wurde nicht nach Child Pugh,
sondern wie folgt eingeteilt:
Mild: Totales Bilirubin >1-1.5 IULN; SGOT normal oder <3 IULN.
Mittelschwer: Totales Bilirubin >1.5-3.0 IULN; SGOT beliebig.
Schwer: Totales Bilirubin >3-10 IULN; SGOT beliebig.
Präklinische Daten
Unter chronischer Imatinib-Behandlung trat bei Ratten eine erhöhte Rate opportunistischer
Infektionen auf, bei Affen zeigte sich eine Verschlechterung normalerweise unterdrückter
Malariainfektionen. In Langzeitstudien zur Kanzerogenität beobachtete nicht-neoplastische Läsionen
betrafen kardiovaskuläres System, Niere, Pankreas, endokrine Organe und Zähne. Die wichtigsten
Veränderungen beinhalteten chronisch progressive Nephropathie (in weiblichen Tieren), kardiale
Hypertrophie und Dilatation, welche vereinzelt zu einer Herzinsuffizienz führten.
Mutagenität
Imatinib zeigte keine genotoxischen Eigenschaften in einem bakteriellen Test in vitro (Ames Test),
einem in vitro Säugetierzelltest (Maus Lymphoma Test) und einem in vivo Rattenmikrokerntest.
Positive genotoxische Effekte wurden für Imatinib in einem in vitro Säugetierzelltest auf klastogene
Effekte (Chromosomenaberrationen in Ovarialzellen des chinesischen Hamsters) bei Vorliegen einer
metabolischen Aktivierung gefunden. Zwei Zwischenprodukte im Herstellungsprozess, die sich auch
im Endprodukt finden, zeigten im Ames Test Mutagenität. Eines dieser Zwischenprodukte war auch
im Maus Lymphoma Test positiv.
Reproduktionstoxizität
Männliche Ratten, die in einer Fertilitätsstudie 70 Tage lang mit 60 mg/kg, (entspricht etwa der
maximalen klinischen Dosierung von 800 mg/d, auf Basis der Körperoberfläche) behandelt wurden,
zeigten ein vermindertes Hoden- und Nebenhodengewicht und eine verringerte Spermienmotilität.
Eine leichte bis mässige Verminderung der Spermatogenese wurde auch bei Hunden unter oralen
Dosen von >30 mg/kg beobachtet. In einer Fertilitätsstudie an weiblichen Ratten ergab sich kein
Effekt auf die Verpaarung oder auf die Zahl trächtiger Tiere. Eine Dosierung von 60 mg/kg, nicht
aber Dosen von ≤20 mg/kg, resultierten in einem signifikant erhöhten Postimplantationsverlust und
einer verminderten Anzahl lebender Feten.
In einer oralen Studie zur prä- und postnatalen Entwicklung bei Ratten war bei einer Dosis von
45 mg/kg/d die Anzahl der Totgeburten ebenso erhöht wie die Zahl der Nachkommen, die in den
Tagen 0 bis 4 post partum starben. In der F1-Generation war in der gleichen Dosisgruppe das
gemittelte Körpergewicht von der Geburt bis zur versuchsgemässen Tötung der Tiere reduziert. Die
Fertilität der F1-Generation war nicht beeinträchtigt, während eine erhöhte Anzahl von Resorptionen
und eine verminderte Zahl von lebensfähigen Feten beobachtet wurden. Der no observed adverse
effect level (NOAEL) betrug 45 mg/kg/d für die Muttertiere und 15 mg/kg/d (ein Viertel der
maximalen Dosis von 800 mg beim Menschen, auf Basis der Körperoberfläche) für die F1-
Generation.
Imatinib war teratogen bei Ratten, wenn es während der Organogenese in Dosen von ≥100 mg/kg
gegeben wurde, was etwa dem Anderthalbfachen der maximalen klinischen Dosis von 800 mg/d
entspricht. Die teratogenen Effekte beinhalteten Exenzephalie oder Enzephalozele sowie
fehlende/reduzierte frontale und/oder fehlende parietale Knochen. Bei Dosen von ≤30 mg/kg wurden
derartige Effekte nicht beobachtet.
Die in einer Studie zur Entwicklungstoxizität bei juvenilen Ratten (Tage 10 bis 70 post partum)
identifizierten Zielorgane (Immunsystem, Gastrointestinaltrakt, Herz, Niere, Reproduktionsorgane)
entsprechen den für adulte Tiere ermittelten. Die systemische Exposition in Weibchen war nur
geringfügig höher als in Männchen, bei ausgeprägter Variabilität der Daten, weshalb keine
einheitlichen Geschlechtsunterschiede festgestellt werden konnten. Unter einer Exposition, die etwa
dem 0,3- bis 2-Fachen der durchschnittlichen pädiatrischen Exposition unter der empfohlenen
Höchstdosis von 340 mg/m2 entsprach, wurden vorübergehende Effekte auf das Wachstum sowie
eine Verzögerung der vaginalen Öffnung und der präputialen Separation beobachtet. Der NOAEL
wurde mit 5 mg/kg/Tag ermittelt (entsprechend dem 0.06-Fachen der humanen Exposition, AUC, bei
340 mg/m2). Ab einer Exposition (AUC), die etwa dem 3-Fachen der durchschnittlichen
pädiatrischen Exposition unter der empfohlenen Höchstdosis von 340 mg/m2 entsprach, wurden
Todesfälle beobachtet.
Kanzerogenität
In der 2-Jahres-Karzinogenitätsstudie an Ratten führte Imatinib zu einer statistisch signifikanten
Reduktion der Lebensdauer der Weibchen (≥30 mg/kg/d) und Männchen (60 mg/kg/d).
Histopathologische Untersuchungen der verstorbenen Ratten zeigten Kardiomyopathie (beide
Geschlechter), chronisch progressive Nephropathie (Weibchen) und Papillome der Präputialdrüse als
Hauptursache für deren Tod oder die Tötung der Tiere. Organe mit neoplastischen Veränderungen
waren Nieren (Adenome/Karzinome), Harnblase und Harnröhre (Papillome), Präputial- und
Klitorisdrüse, Dünndarm (Adenomkarzinome), Nebenschilddrüsen (Adenome), Nebennierendrüsen
(benigne und maligne medulläre Tumore) und drüsenloser Vormagen (Papillome/Karzinome). Die
«no observed effect levels» (NOEL) für die verschiedenen Zielorgane mit neoplastischen Läsionen
waren 30 mg/kg/d bei den Nieren, der Harnblase, der Harnröhre, dem Dünndarm, den
Nebenschilddrüsen, den Nebennierendrüsen, dem drüsenlosem Vormagen und 15 mg/kg/d bei der
Präputial- und Klitorisdrüse.
Die Papillome/Karzinome der Präputial-/Klitorisdrüse wurden bei Dosen von ≥30 mg/kg/d gefunden,
was in etwa der 0.5-fachen bzw. 0.3-fachen täglichen Dosis von 400 mg/d bzw. 800 mg/d bei
Erwachsenen und der 0.4-fachen täglichen Dosis (berechnet auf Basis der AUC) bei 340 mg/m2/d
bei Kindern und Jugendlichen entspricht. Die Bedeutung dieser Ergebnisse für den Menschen ist
nicht bekannt, ein Risiko für den Menschen kann nicht ausgeschlossen werden. Eine Analyse der
Sicherheitsdaten aus klinischen Studien und aus Berichten spontaner unerwünschter Wirkungen
zeigten im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung keine Evidenz einer erhöhten Häufigkeit maligner
Veränderungen bei Patienten, welche mit Imatinib behandelt wurden.
Sonstige Hinweise
Haltbarkeit
Das Arzneimittel darf nur bis zu dem auf der Packung mit «EXP» bezeichneten Datum verwendet
werden.
Besondere Lagerungshinweise
Das Arzneimittel in seiner Originalpackung und nicht über 30 °C aufbewahren.
Arzneimittel für Kinder unerreichbar aufbewahren.
Zulassungsnummer
56395 (Swissmedic)
Packungen
Glivec 100 mg Filmtabletten (teilbar): 60. [A]
Glivec 400 mg Filmtabletten (teilbar): 30. [A]
Zulassungsinhaberin
Novartis Pharma Schweiz AG, Risch; Domizil: 6343 Rotkreuz.
Stand der Information
Mai 2018.