Schweiz - Deutsch - Swissmedic (Swiss Agency for Therapeutic Products)
Patienteninformation
Information für Patientinnen und Patienten
Lesen Sie diese Packungsbeilage sorgfältig, bevor Sie das Arzneimittel einnehmen bzw. anwenden.
Dieses Arzneimittel ist Ihnen persönlich verschrieben worden, und Sie dürfen es nicht an andere
Personen weitergeben. Auch wenn diese die gleichen Krankheitssymptome haben wie Sie, könnte
ihnen das Arzneimittel schaden.
Bewahren Sie die Packungsbeilage auf, Sie wollen sie vielleicht später nochmals lesen.
Flamon Lactab®/- retard Opticaps®
Was ist Flamon und wann wird es angewendet?
Der Calcium-Antagonist Flamon beeinflusst Stoffwechselvorgänge in der Herzmuskelzelle und trägt
dadurch zur Reduzierung des Sauerstoffbedarfs des Herzens bei. Durch seine Wirkung auf die
Herzkranzgefässe verhindert das Präparat die Entstehung von Herzschmerzen (Angina pectoris).
Ferner senkt es einen erhöhten Blutdruck und wirkt einer unregelmässigen, zu schnellen
Herzfrequenz entgegen.
Flamon wird auf Verschreibung des Arztes oder der Ärztin zur Langzeitbehandlung der Angina
pectoris (schmerzhafte Brustenge), zur Nachbehandlung des Herzinfarktes und zur Behandlung von
Herzrhythmusstörungen verwendet.
Was sollte dazu beachtet werden?
Die Behandlung von Herzerkrankungen bedarf der regelmässigen ärztlichen Kontrolle.
Wann darf Flamon nicht angewendet werden?
Bei Schockzuständen, bei frischem Herzinfarkt mit Komplikationen sowie bei Patientinnen und
Patienten mit zu niedrigem Blutdruck, bei Herzflimmern/-flattern in Kombination mit
Herzrhythmusstörungen oder bei sehr langsamer Herzfrequenz sowie in Kombination mit Ivabradin
(Arzneimittel gegen Herzrhythmusstörungen) darf Flamon nicht bzw. nur im Notfall und mit
Vorsicht angewendet werden. Bei Herzmuskelschwäche muss diese vor der Gabe mit herzstärkenden
Präparaten (Herzglykosiden) behandelt werden. Patientinnen und Patienten mit Lebererkrankungen
sollen Flamon nur in den vom Arzt oder der Ärztin festgesetzten kleineren Dosen einnehmen, da bei
ihnen der Arzneimittelabbau verlangsamt ist und dadurch die Wirkung des Präparates verstärkt und
verlängert wird.
Wann ist bei der Einnahme von Flamon Vorsicht geboten?
Dieses Arzneimittel kann die Reaktionsfähigkeit, die Fahrtüchtigkeit und die Fähigkeit, Werkzeuge
und Maschinen zu bedienen, beeinträchtigen.
Dies gilt in verstärktem Masse bei Behandlungsbeginn, bei Dosiserhöhungen, bei Präparatwechsel
sowie im Zusammenwirken mit Alkohol.
Da Flamon mit anderen Arzneimitteln Wechselwirkungen haben kann, die zu möglichen klinischen
Konsequenzen führen können, informieren Sie Ihren Arzt bzw. Ihre Ärztin falls Sie Arzneimittel
folgender Gruppen einnehmen: verschiedene Herzmedikamente (z.B. Betablocker, Antiarrhythmika,
Digoxin, Ivabradin), Antikoagulantien (Dabigatran), Arzneimittel gegen Asthma (z.B. Theophyllin),
gegen Epilepsie (z.B. Carbamazepin, Phenytoin), gegen Depressionen (z.B. Imipramin), gegen Krebs
(z.B. Doxorubicin), Arzneimittel zur Beruhigung und zum Einschlafen (z.B. Barbiturate,
Benzodiazepine), bestimmte Antibiotika (z.B. Clarithromycin, Erythromycin, Rifampicin),
Arzneimittel zur Senkung der Magensäuresekretion (z.B. Cimetidin), Arzneimittel, die das
Immunsystem beeinflussen (z.B. Ciclosporin, Sirolimus, Tacrolimus), Arzneimittel zur Senkung des
Cholesterinspiegels (z.B. Atorvastatin, Simvastatin), zur Behandlung von Migräne (z.B.
Almotriptan), Arzneimittel zur Steigerung der Harnsäureausscheidung (z.B. Sulfinpyrazon), zur
Behandlung von psychischen Erkrankungen (z.B. Lithium), zur Behandlung von Gicht (z.B.
Colchizin), Arzneimittel zur HIV-Behandlung, zur Entwässerung (z.B. Diuretika), andere
blutdrucksenkende und gefässerweiternde Arzneimittel, Alphablocker (z.B. Terazosin),
Antidiabetika (z.B. Glyburid), Muskelrelaxantien, Johanniskraut und Acetylsalicylsäure.
Ihr Arzt oder Ihre Ärztin werden die Dosierung der Arzneimittel überprüfen und gegebenenfalls
anpassen.
Flamon soll nicht zusammen mit Grapefruit eingenommen werden, da dies eine verstärkte Wirkung
zur Folge haben kann.
Informieren Sie Ihren Arzt, wenn Sie einen Herzschrittmacher haben, wenn Sie an Myasthenia
gravis, Lambert-Eaton-Syndrom, fortgeschrittener Duchenne-Muskeldystrophie oder an einer
Nierenerkrankung leiden.
Informieren Sie Ihren Arzt oder Apotheker bzw. Ihre Ärztin oder Apothekerin, wenn Sie an anderen
Krankheiten leiden, Allergien haben oder andere Arzneimittel (auch selbstgekaufte!) einnehmen oder
äusserlich anwenden.
Darf Flamon während einer Schwangerschaft oder in der Stillzeit eingenommen werden?
Dieses Arzneimittel sollte während der Schwangerschaft oder in der Stillzeit nicht eingenommen
werden, es sei denn, es ist vom Arzt oder der Ärztin ausdrücklich verordnet.
Wie verwenden Sie die verschiedenen Formen von Flamon?
Ihr Arzt oder Ihre Ärztin setzt die für Sie geeignete Dosierung fest; die nachfolgenden
Dosierungsangaben sind nur als Hinweis zu betrachten. Eine Dosisänderung oder ein Absetzen der
Behandlung sollte ohne vorherige Rückfrage beim Arzt bzw. bei der Ärztin nicht vorgenommen
werden.
Das Präparat wird am besten zum oder kurz nach dem Essen mit etwas Flüssigkeit unzerkaut
eingenommen.
Flamon-40, -80, -120 Lactab
Säuglinge und Kleinkinder: Nach spezieller Anweisung des Arztes oder der Ärztin.
Vorschulkinder bis 6 Jahre: 2-3× täglich 1 Lactab Flamon-40 bzw. ½ Lactab Flamon-80.
Schulkinder: 2-3× täglich 1-3 Lactab Flamon-40 bzw. ½-1 ½ Lactab Flamon-80.
Erwachsene: 3× täglich 1-2 Lactab Flamon-40 oder Flamon-80 oder Flamon-120.
Flamon-120 retard Opticaps
Erwachsene: morgens und abends je 1-2 Opticaps Flamon-120 retard.
Ändern Sie nicht von sich aus die verschriebene Dosierung. Wenn Sie glauben, das Arzneimittel
wirke zu schwach oder zu stark, so sprechen Sie mit Ihrem Arzt oder Apotheker bzw. mit Ihrer
Ärztin oder Apothekerin.
Welche Nebenwirkungen kann Flamon haben?
Folgende Nebenwirkungen können bei der Einnahme von Flamon auftreten:
Gelegentlich treten allergische Reaktionen wie Hautrötung, Juckreiz, Nesselfieber, Hautausschlag
und selten Atemnot (Verkrampfung der Bronchialmuskulatur) auf.
Selten kann eine Verminderung der Glukosetoleranz vorkommen.
Gelegentlich können Kopfschmerzen, Nervosität, Schwindel, Benommenheit, Müdigkeit,
Missempfindungen wie Kribbeln, Taubsein und Zittern, Gesichtsrötung, Hautrötung und
Wärmegefühl auftreten.
In Einzelfällen können Muskelzuckungen und abnormale Bewegungen auftreten, die sich nach
bisherigen Erfahrungen nach Absetzen des Arzneimittels zurückbilden.
Selten kann es zu Ohrensausen (Tinnitus) kommen.
Schwindel z.B. nach schnellem Aufstehen kann vorkommen.
Funktionsstörungen des Herz-Kreislaufsystems wurden beschrieben, dazu gehören z.B. Herzklopfen,
verlangsamter oder beschleunigter Puls, Herzrhythmusstörungen, Blutdruckabfall oder
Herzschwäche. Bei Auftreten solcher Symptome ist der Arzt bzw. die Ärztin aufzusuchen.
Eine Schwellung der Gliedmassen kann auftreten.
Häufig kommen Übelkeit, Erbrechen, Völlegefühl, Verstopfung oder Bauchbeschwerden vor.
Sehr selten treten Fälle von punkt- oder fleckförmigen Haut- bzw. Schleimhautblutungen auf.
Einzelfälle von sonnenbrandähnlichen Hautreaktionen (Lichtempfindlichkeit) wurden berichtet.
Äusserst selten kann es unter längerer Behandlung zu einer Verdickung des Zahnfleisches kommen,
die sich nach Absetzen des Arzneimittels zurückbildet.
Als weitere Nebenwirkungen können Muskelschwäche, Muskel- und Gelenkschmerzen auftreten.
In Einzelfällen kann es zu Nierenversagen kommen.
Selten wurde über Impotenz berichtet.
Bei älteren männlichen Patienten kann in seltenen Fällen unter einer Langzeittherapie eine
Vergrösserung der Brustdrüsen beobachtet werden. Diese Veränderung verschwindet nach Absetzen
des Arzneimittels vollständig. Einzelfälle von Milchfluss wurden beschrieben.
Flamon-120 retard Opticaps
Kann Überempfindlichkeitsreaktionen der Haut- und Atmungsorgane auslösen, insbesondere bei
Patienten mit Asthma, Nesselfieber (chronischer Urtikaria) oder mit Überempfindlichkeit auf
Acetylsalicylsäure und andere Rheuma- und Schmerzmittel.
Wenn Nebenwirkungen schweren Grades bei Ihnen auftreten, sollten Sie Ihren Arzt oder Ihre Ärztin
rasch möglichst aufsuchen.
Wenn Sie Nebenwirkungen bemerken, die hier nicht beschrieben sind, sollten Sie Ihren Arzt oder
Apotheker bzw. Ihre Ärztin oder Apothekerin informieren.
Was ist ferner zu beachten?
Während der Therapie mit Flamon sollten keine alkoholischen Getränke eingenommen werden, weil
Alkohol die Wirkung des Arzneimittels in unvorhersehbarer Weise beeinflussen kann.
Bei Raumtemperatur (15-25 °C) in der Originalverpackung lagern. Für Kinder unerreichbar
aufbewahren.
Das Arzneimittel darf nur bis zu dem auf dem Behälter mit «EXP» bezeichneten Datum verwendet
werden. Sollten Sie Packungen besitzen, deren Haltbarkeit abgelaufen ist, so bringen Sie diese bitte
in Ihre Apotheke zur Vernichtung zurück.
Weitere Auskünfte erteilt Ihnen Ihr Arzt oder Apotheker bzw. Ihre Ärztin oder Apothekerin. Diese
Personen verfügen über die ausführliche Fachinformation.
Was ist in Flamon enthalten?
1 Lactab Flamon-40 enthält:
Wirkstoff: 40 mg Verapamilhydrochlorid, sowie Hilfsstoffe.
1 Lactab Flamon-80 enthält:
Wirkstoff: 80 mg Verapamilhydrochlorid, sowie Hilfsstoffe.
1 Lactab Flamon-120 enthält:
Wirkstoff: 120 mg Verapamilhydrochlorid, sowie Hilfsstoffe.
1 Flamon-120 retard Opticaps enthält:
Wirkstoff: 120 mg Verapamilhydrochlorid.
Farbstoffe: Erythrosin (E 127), Indigotin (E 132) sowie Hilfsstoffe.
Zulassungsnummer
Lactab: 49023 (Swissmedic).
Opticaps: 49419 (Swissmedic).
Wo erhalten Sie Flamon? Welche Packungen sind erhältlich?
Flamon-120 retard Opticaps und Flamon-40/80/120 Lactab sind in Apotheken nur gegen ärztliche
Verschreibung erhältlich.
Folgende Packungen sind erhältlich:
Flamon-40 Lactab: Packungen zu 30 und 100 Lactab.
Flamon-80 Lactab: Packungen zu 20 und 50 Lactab.
Flamon-120 Lactab: Packungen zu 20 und 50 Lactab.
Flamon-120 retard Opticaps: Packungen zu 20 und 100 Opticaps.
Zulassungsinhaberin
Mepha Pharma AG, Basel.
Diese Packungsbeilage wurde im Dezember 2015 letztmals durch die Arzneimittelbehörde
(Swissmedic) geprüft.
Interne Versionsnummer: 3.1
Fachinformation
Flamon-40/-80/-120 Lactab® Flamon-120 retard Opticaps® Flamon-240 Retardtabletten
Mepha Pharma AG
Zusammensetzung
Wirkstoff: Verapamili hydrochloridum.
Hilfsstoffe:
Flamon-40, -80, -120: Excip. pro compresso obducto.
Flamon-120 retard Opticaps: Color.: Erythrosin (E 127), Indigotin (E 132). Excip. pro compresso
obducto.
Flamon-240: Excip. pro compresso obducto.
Galenische Form und Wirkstoffmenge pro Einheit
Flamon-40, -80, -120: 1 Lactab enthält 40 mg, 80 mg bzw. 120 mg Verapamili hydrochloridum.
Flamon-120: 1 retard Opticaps enthält 120 mg Verapamili hydrochloridum.
Flamon-240: 1 retard Retardtabletten enthält 240 mg Verapamili hydrochloridum.
Indikationen/Anwendungsmöglichkeiten
Flamon-40, -80, -120 Lactab/Flamon-120 retard Opticaps
Chronische Koronarinsuffizienz bzw. Langzeittherapie der Angina pectoris, vasospastische
Ruheangina (Typ Prinzmetal), Koronarspasmen, Nachbehandlung des Herzinfarktes.
Langzeitbehandlung der hypertrophen Kardiomyopathie.
Tachykarde Rhythmusstörungen, wie paroxysmale supraventrikuläre Tachykardie,
Vorhofflimmern/Vorhofflattern mit hoher Kammerfrequenz (ausser bei WPW-Syndrom, siehe unter
«Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»).
Flamon-240 retard Retardtabletten
Essentielle Hypertonie: Die galenische Formulierung und Dosierungsstärke erlauben eine
Monotherapie bei 1× täglicher Verabreichung dieses Präparates.
Dosierung/Anwendung
Die optimale Dosierung muss für jeden Patienten individuell festgelegt werden. Sie liegt im
Allgemeinen zwischen 240 und 480 mg/Tag. Für die Dauertherapie sollte eine Tagesdosis von
480 mg im Allgemeinen nicht überschritten werden; kurzfristige Dosiserhöhungen sind jedoch
möglich.
Dieses Arzneimittel muss regelmässig eingenommen werden. Die Lactab, die Opticaps bzw. die
Retardtabletten werden unzerkaut mit etwas Flüssigkeit eingenommen, am besten zum oder kurz
nach dem Essen.
Flamon-40, -80, -120 Lactab
Erwachsene: 3× täglich 40-80-120-160 mg.
Kinder: Säuglinge und Kleinkinder erhalten bei tachykarden Rhythmusstörungen 2-3× täglich 5-
20 mg, ältere Kinder bis 6 Jahre 2-3× täglich 1 Lactab Flamon-40 resp. ½ Lactab Flamon-80 (80-
120 mg/Tag), Schulkinder 2-3× täglich 1-3 Lactab Flamon-40 resp. ½ bis 1 ½ Lactab Flamon-80
(Tagesdosis bis maximal 360 mg).
Bei Patienten mit Leberzirrhose empfiehlt sich eine Dosierung von zunächst 2× täglich 1 Lactab
Flamon-40 resp. ½ Lactab Flamon-80. Für die Einstellung solcher Patienten ist 1 Lactab Flamon-40
besonders geeignet.
Flamon-120 retard Opticaps
Dieses Arzneimittel vereinfacht die Langzeitbehandlung von Patienten, die Wirkstoffdosen von
240 mg/Tag und mehr benötigen.
Erwachsene: Morgens und abends je 1 Opticaps im Abstand von ca. 12 Stunden. Die Einzeldosis
kann, falls erforderlich, auf 2 Opticaps, die Tagesdosis bis auf 4 Opticaps gesteigert werden.
Flamon-240 retard Retardtabletten
Erwachsene: Übliche Dosierung: morgens 1 Retardtablette einnehmen. Bei ungenügender
Blutdrucksenkung kann die Dosierung auf 1 Retardtablette morgens und 1 Retardtablette abends
erweitert werden.
Eine Tagesdosis von 2 Retardtabletten (480 mg) sollte als Dauertherapie nicht überschritten werden.
Eine kurzfristige Erhöhung dieser Dosis ist jedoch bei Bedarf zulässig.
Kontraindikationen
Bei bekannter Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirk- oder einem der Hilfsstoffe.
Dieses Arzneimittel darf nicht angewendet werden bei: Herz-Kreislauf-Schock, kompliziertem
frischem Herzinfarkt (Bradykardie, ausgeprägter Hypotonie, Linksinsuffizienz), schweren
Erregungsleitungsstörungen (sinuatrialem Block, AV-Block II. und III. Grades), beim Sinusknoten-
Syndrom (Bradykardie-Tachykardie-Syndrom) und bei Herzinsuffizienz mit verringerter
Auswurffraktion unter 35% und/oder pulmonalkapillärem Verschlussdruck über 20 mm Hg (es sei
denn eine sekundäre bis supraventrikuläre Tachykardie ist für eine Behandlung mit Verapamil
ansprechbar).
Bei Vorhofflimmern/-flattern bei Patienten mit akzessorischem Leitungsbündel (z.B. Wolff-
Parkinson-White-, Lown-Ganong-Levine-Syndrom). Bei diesen Patienten ist die Behandlung mit
Verapamilhydrochlorid mit einem erhöhten Risiko für das Auftreten einer ventrikulären
Tachyarrhythmie einschliesslich Kammerflimmern verbunden.
Gleichzeitige Anwendung mit Ivabradin (siehe «Interaktionen»).
Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen
Herzblock/AV-Block I. Grades/Bradykardie/Asystolie
Vorsicht ist geboten bei: leichten Erregungsleitungsstörungen (AV-Block I. Grades), Bradykardie
(<50/Min.), Hypotonie (<90 mmHg syst.), Vorhofflimmern/Vorhofflattern bei gleichzeitigem
Vorliegen eines Präexzitationssyndroms wie z.B. Wolff-Parkinson-White (WPW)-Syndrom (hier
besteht das Risiko, eine Kammertachykardie auszulösen). Bei Vorliegen einer Herzinsuffizienz muss
diese vor der Gabe dieses Arzneimittels mit Herzglykosiden kompensiert werden.
Verapamil beeinflusst den AV- und den Sinusknoten und verlängert die AV-Überleitungszeit. Es ist
mit Vorsicht anzuwenden, da bei Entwicklung eines AV-Blocks II. oder III. Grades
(Kontraindikation) oder eines uni-, bi- oder trifaszikulären Schenkelblocks nachfolgende Dosen oder
die Behandlung mit Verapamilhydrochlorid abgesetzt werden müssen und bei Bedarf eine geeignete
Therapie eingeleitet werden muss.
Verapamilhydrochlorid beeinflusst den AV- und den Sinusknoten und kann in seltenen Fällen einen
AV-Block II. oder III. Grades, Bradykardie oder, in extremen Fällen, Asystolie hervorrufen. Dies
tritt mit höherer Wahrscheinlichkeit bei Patienten mit Sick-Sinus-Syndrom (Sinusknotenerkrankung)
auf, die bei älteren Patienten häufiger vorkommt.
Antiarrhythmika, Beta-Blocker
Gegenseitige Verstärkung der kardiovaskulären Wirkungen (höhergradige AV-Blockierung,
höhergradige Senkung der Herzfrequenz, Auftreten einer Herzinsuffizienz, verstärkte
Blutdrucksenkung).
Digoxin
Wenn Verapamil gleichzeitig mit Digoxin verabreicht wird, ist die Digoxin-Dosis herabzusetzen
(siehe «Interaktionen»).
Herzinsuffizienz
Bei Patienten mit Herzinsuffizienz und erhaltener Auswurffraktion, kann die Herzfrequenz
limitierende Wirkung von Verapamil die Belastungsfähigkeit und die Symptome verbessern. Vor
Beginn der Behandlung mit Flamon ist eine Kompensation und für die gesamte Dauer eine adäquate
Behandlung erforderlich.
Die Behandlung der Koronar- und Arrhythmie-Patienten sowie der Hypertoniker bedarf einer
regelmässigen ärztlichen Kontrolle.
HMG-CoA-Reduktasehemmer («Statine») – siehe «Interaktionen».
Leberinsuffizienz
Bei Patienten mit eingeschränkter Leberfunktion wird in Abhängigkeit vom Schweregrad wegen
eines verlangsamten Arzneimittelabbaus die Wirkung des Präparates verstärkt und verlängert.
Deshalb sollte in derartigen Fällen die Dosierung mit besonderer Sorgfalt eingestellt und mit
niedrigeren Dosen begonnen werden (z.B. zunächst 2× täglich 1 Lactab Flamon-40 resp. ½ Lactab
Flamon-80).
Erkrankungen mit Störung der neuromuskulären Übertragung
Vorsicht ist geboten bei Krankheiten, bei denen die neuromuskuläre Transmission betroffen ist
(Myasthenia gravis, Lambert-Eaton-Syndrom und fortgeschrittene Duchenne-Muskeldystrophie).
Niereninsuffizienz
Eine eingeschränkte Nierenfunktion zeigte in vergleichenden Studien keinen Einfluss auf die
Pharmakokinetik von Verapamil bei Patienten mit Nierenversagen im Endstadium. Gemäss
verschiedenen Fallberichten, von zum Teil schwerwiegenden oder lebensbedrohlichen
kardiovaskulärer Ereignisse und anderer Ereignisse, wird empfohlen Verapamil bei Patienten mit
eingeschränkter Nierenfunktion mit Vorsicht und unter engmaschiger Überwachung anzuwenden.
Verapamil kann durch eine Hämodialyse nicht entfernt werden.
Interaktionen
In vitro Studien zeigen, dass Verpamilhydrochlorid durch die Cytochrom P-450-Isoenzyme
CYP3A4, CYP1A2, CYP2C8, CYP2C9 und CYP2C18 metabolisiert wird. Verapamilhydrochlorid
ist ein Inhibitor der CYP3A4 Enzyme und des P-Glykoproteins (Pgp).
Klinisch signifikante Interaktionen, die zu einer Erhöhung der Plasmaspiegel von Verapamil führten,
wurden mit Inhibitoren von CYP3A4 beobachtet. Induktoren von CYP3A4 hingegen verursachten
eine Erniedrigung der Plasmaspiegel von Verapamil. Deshalb sollten Patienten auf
Arzneimittelwechselwirkungen beobachtet werden.
Begleitmedikation
Mögliche Auswirkung auf Verapamil oder Begleitmedikation
Alphablocker
Prazosin (in der Schweiz
nicht im Handel)
Anstieg (~40%) der Prazosin Cmax ohne Wirkung auf Halbwertszeit,
Verstärkung des blutdrucksenkenden Effekts
Terazosin
Anstieg AUC (~24%) und Cmax (~25%) von Terazosin, Verstärkung
des blutdrucksenkenden Effekts
Antiarrhythmika
Flecainid
Minimaler Effekt auf Plasmaclearance von Flecainid (<~10%); kein
Effekt auf Plasmaclearance von Verapamil
Chinidin
Erniedrigung der oralen Chinidin Clearance (~35%)
Verstärkter Blutdruckabfall ist möglich, bei Patienten mit hypertropher
obstruktiver Kardiomyopathie kann das Auftreten eines Lungenödems
möglich sein
Antiarrhythmika,
Betarezeptorenblocker
(z.B. Propanalol,
Metoprolol),
Inhalationsanästhetika
Gegenseitige Verstärkung der kardiovaskulären Wirkungen,
höhergradige AV-Blockierung, höhergradige Senkung der
Herzfrequenz, Auftreten einer Herzinsuffizienz, verstärkte
Blutdrucksenkung
Antiasthmatika
Theophyllin
Reduktion der oralen und systemischen CL um ~20% (geringere
Reduktion der CL bei Rauchern (11%))
Antiepileptika/Antikonvulsiva
Carbamazepin
Anstieg der Carbamazepin AUC (~46%) in Patienten mit refraktärer
partieller Epilepsie
Erhöhte Carbamazepinspiegel können zu
Carbamazepinnebenwirkungen wie Diplopie, Kopfschmerzen, Ataxie
oder Schwindel führen.
Phenytoin
Reduktion der Verapamil-Plasmakonzentrationen, blutdrucksenkende
Wirkung kann reduziert sein.
Antidepressiva
Imipramin
Anstieg der Imipramin AUC (~15%) (kein Effekt auf Spiegel des
aktiven Metaboliten Desipramin)
Antidiabetika
Glyburid (in der Schweiz
nicht im Handel)
Anstieg der Glyburid Cmax (~28%) und der AUC (~26%)
Antiinfektiva
Clarithromycin
Möglicher Anstieg der Verapamil Spiegel
Erythromycin
Möglicher Anstieg der Verapamil Spiegel
Rifampin
Rifampicin
Senkung der Verapamil AUC (~97%), Cmax (~94%) und oralen
Bioverfügbarkeit (~92%)
Blutdrucksenkende Wirkung kann reduziert sein.
Telithromycin
Möglicher Anstieg der Verapamil Spiegel
Antineoplastika
Antikoagulantien
Dabigatran
Flamon Lactab
Anstieg der Cmax (bis zu 180%) und AUC (bis zu 150%) von
Dabigatran
Das Blutungsrisiko kann erhöht und eine Dosisreduktion von
Dabigatran entsprechend dem Label erforderlich sein.
Flamon 120 retard und 240 mg retard
Anstieg der Cmax (bis zu 90%) und AUC (bis zu 70%) von Dabigatran
Das Blutungsrisiko kann erhöht und eine Dosisreduktion von
Dabigatran entsprechend dem Label erforderlich sein.
Doxorubicin
Bei gleichzeitiger Verabreichung von Verapamil oral und Doxorubicin
kam es bei Patienten mit kleinzelligem Lungenkarzinom zu einem
Anstieg der Halbwertszeit und Cmax von Doxorubicin (ca. 104% bzw.
61%). Bei Patienten mit fortgeschrittenen Neoplasmen beeinflusste
intravenös verabreichtes Verapamil die Pharmakokinetik von
Doxorubicin nicht.
Barbiturate
Phenobarbital
Anstieg der oralen Verapamil Clearance (~5fach)
Benzodiazepine und andere Anxiolytika
Buspiron
Anstieg der Buspiron AUC, Cmax um das ~3,4fache
Midazolam
Anstieg der Midazolam AUC (~3fach) und Cmax (~2fach)
Betablocker
Metoprolol
Anstieg der Metoprolol AUC (~32.5%) und Cmax (~41%) in Patienten
mit Angina pectoris (siehe «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»)
Propranolol
Anstieg der Propanolol AUC (~65%) und Cmax (~94%) in Patienten
mit Angina pectoris (siehe «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»)
Herzglykoside
Digitoxin
Digoxin
Erniedrigung der Gesamtclearance (~27%) und der extrarenalen
Clearance (~29%) von Digitoxin
Gesunde Probanden: Anstieg der Cmax von Digoxin um ~44%, der C12
um 53%, der Css um ~44% und der AUC um ~50%; die Digoxin-Dosis
ist zu reduzieren.
H2-Rezeptor-Antagonisten
Cimetidin
Anstieg der AUC von R-(~25%) und S-(~40%) Verapamil mit
korrespondierender Senkung der R- und S-Verapamil Clearance
Immunsuppressiva
Cyclosporin
Anstieg der Cyclosporin AUC, Css, Cmax um ~45%
Sirolimus
Erhöhung der AUC von Sirolimus um etwa das 2,2-fache; Erhöhung der
AUC von S-Verapamil um etwa das 1,5-fache.
Konzentrationsbestimmung und Dosisanpassung von Sirolimus können
notwendig sein.
Everolimus
Anstieg der Everolimus Spiegel (Cmax 2,3-fach, AUC 3,5-fach);
Erhöhung der Ctrough von Verapamil um etwa das 2,3-fache.
Konzentrationsbestimmung und Dosisanpassung von Everolimus
können notwendig sein.
Tacrolimus
Möglicher Anstieg der Tacrolimus Spiegel
Lipidsenker
Atorvastatin
Möglicher Anstieg der Atorvastatin Spiegel, Anstieg der Verapamil
AUC um ~43%
Lovastatin (in der Schweiz
nicht im Handel)
Möglicher Anstieg der Lovastatin Spiegel, die AUC von Verapamil
wird um etwa 63% und Cmax um etwa 32% erhöht.
HMG CoA Reduktase
Hemmer (Statine)
Anstieg der Simvastatin AUC (~2,6fach), Cmax (~4,6-fach)
Die Behandlung mit HMG Co-A Reduktase-Inhibitoren (z.B.
Simvastatin/Atorvastatin/Lovastatin) bei Patienten die bereits
Verapamil einnehmen, sollte mit der geringsten möglichen Dosierung
begonnen und auftitriert werden. Wenn Verapamil einem Patienten
verabreicht werden soll, welcher bereits einen HMG Co-A Reduktase-
Inhibitor einnimmt, sollte eine Reduktion der Statindosis in Betracht
gezogen und gegen die Serumcholesterinkonzentration erneut
eingestellt werden.
Fluvastatin, Pravastatin und Rosuvastatin werden nicht durch CYP3A4
metabolisiert und Interaktionen mit Verapamil sind deshalb weniger
wahrscheinlich.
Serotonin Rezeptor Agonisten
Almotriptan
Anstieg der Almotriptan AUC (~20%), Anstieg der Cmax (~24%)
Urikosurika
Sulfinpyrazon
Anstieg der oralen Clearance von Verapamil (~3-fach), Erniedrigung
der Bioverfügbarkeit (~60%)
Die blutdrucksenkende Wirkung kann reduziert sein.
Andere Herzmittel
Ivabradin
Die gleichzeitige Anwendung mit Ivabradin ist aufgrund der
zusätzlichen herzfrequenzsenkenden Wirkung kontraindiziert (siehe
«Kontraindikationen»).
Andere
Grapefruitsaft
Anstieg der R-(~49%) und S-(~37%) Verapamil AUC; Anstieg der R-
(~75%) und S-(~51%) Verapamil Cmax; (Eliminationshalbwertszeit
und renale Clearance nicht beeinträchtigt)
Während der Anwendung von Flamon sollten grapefruithaltige Speisen
oder Getränke gemieden werden. Grapefruit kann den Plasmaspiegel
von Verapamilhydrochlorid erhöhen durch Hemmung des First-Pass-
Effektes.
Johanniskraut
Reduktion der R-(~78%) und S-(~80%) Verapamil AUC mit
korrespondierender Reduktion in Cmax
Lithium
Erhöhte Lithium-Neurotoxizität wurde bei gleichzeitiger Anwendung
von Verapamilhydrochlorid und Lithium beobachtet, bei
gleichbleibendem oder erhöhtem Serumlithiumspiegel. Die zusätzliche
Anwendung von Verapamilhydrochlorid hat jedoch unter stabiler oraler
Lithium-Langzeitbehandlung auch zur Senkung des
Serumlithiumspiegels geführt. Patienten, die beide Arzneimittel
gleichzeitig anwenden, sind sorgfältig zu überwachen.
Colchizin
Colchizin ist ein Substrat für CYP3A und für den Effluxtransporter P-
Glykoprotein (Pgp). Verapamil hemmt CYP3A und Pgp. Bei
gleichzeitiger Verabreichung von Verapamil und Colchizin kann die
Hemmung von Pgp und/oder CYP3A durch Verapamil zu einer
erhöhten Exposition von Colchizin führen. Erhöhung der AUC von
Colchizin (ca. 2.0-fach) und Cmax (ca. 1.3-fach). Die Colchizindosis ist
zu verringern.
Die gleichzeitige Verabreichung von Verapamil und Colchizin wird
nicht empfohlen.
Andere Arzneimittelwechselwirkungen und zusätzliche Informationen
Antihypertensiva,
Diuretika,
Vasodilatatoren
Verstärkung des antihypertensiven Effekts
HIV Antivirale
Substanzen
Aufgrund des metabolisch inhibitorischen Potentials einiger HIV
antiviralen Substanzen, wie Ritonavir, können die Plasmaspiegel von
Verapamil erhöht sein. Vorsicht ist geboten oder die Dosis von Verapamil
sollte reduziert werden.
Muskelrelaxanzien
Mögliche Wirkungsverstärkung durch Verapamilhydrochlorid; es könnte
notwendig sein die Verapamilhydrochlorid-Dosis und/oder die Dosis des
Muskelrelaxans zu reduzieren, wenn beide Arzneimittel gleichzeitig
verabreicht werden.
Acetylsalicylsäure
Verstärkte Blutungsneigung
Ethanol (Alkohol)
Verzögerung des Ethanolabbaus und Erhöhung der Ethanolplasmaspiegel,
somit Verstärkung der Alkoholwirkung durch Verapamilhydrochlorid
Die intravenöse Gabe von Betarezeptorenblockern sollte während der Behandlung mit Flamon
unterbleiben (Ausnahme: Intensivmedizin).
Schwangerschaft/Stillzeit
Es gibt keine hinreichenden Daten zur Anwendung bei Schwangeren.
Verapamil ist plazentagängig. Die Plasmakonzentration im Nabelvenenblut beträgt 20-92% der
Plasmakonzentration des mütterlichen Blutes.
Im Tier wurden keine teratogenen Effekte gefunden. Embryotoxizität trat hingegen in der Ratte unter
maternotoxischer Exposition auf.
Daher sollte Verapamil in den ersten sechs Monaten der Schwangerschaft nicht angewendet werden
und die Anwendung im letzten Drittel der Schwangerschaft darf nur erfolgen, wenn es eindeutig
erforderlich ist (siehe auch «Präklinische Daten»).
Stillzeit
Verapamil geht in geringen Mengen in die Muttermilch über (Milchkonzentration ca. 23% der
mütterlichen Plasmakonzentration).
Die limitiert vorhandenen humanen Daten zur oralen Verabreichung zeigen, dass die relative Dosis
des Verapamils beim gestillten Kind niedrig ist (0,1–1% der oralen Dosis der Mutter) und dass eine
Anwendung von Verapamil während der Stillzeit möglich sein kann. Wegen des Risikos von
schwerwiegenden Nebenwirkungen bei gestillten Kindern, sollte Verapamil während der Stillzeit nur
dann verwendet werden, wenn es für die Mutter zwingend notwendig ist.
Wirkung auf die Fahrtüchtigkeit und auf das Bedienen von Maschinen
Es sollte beachtet werden, dass der medikamentös behandelte Patient durch individuell auftretende
unterschiedliche Reaktionen in seiner Fähigkeit zur aktiven Teilnahme am Strassenverkehr oder zum
Bedienen von Maschinen beeinträchtigt sein kann.
Dies gilt in verstärktem Masse bei Behandlungsbeginn, bei Dosiserhöhungen und Präparatewechsel
sowie im Zusammenwirken mit Alkohol.
Unerwünschte Wirkungen
Die spontan gemeldeten oder in klinischen Studien beobachteten Nebenwirkungen mit Verapamil
sind nachfolgend aufgeführt. Für jedes Organsystem sind die unerwünschten Wirkungen
entsprechend ihrer Häufigkeit gelistet:
häufig (≥1/100, <1/10), gelegentlich (≥1/1'000, <1/100), selten (≥1/10'000, <1/1'000), sehr selten
(<1/10'000), einschliesslich Einzelfälle. Die häufigsten berichteten unerwünschten Wirkungen waren
Kopfschmerzen, Schwindel, gastrointestinale Störungen: Nausea, Obstipation und abdominale
Schmerzen, wie auch Bradykardie, Tachykardie, Palpitationen, Hypertonie, Flushing, peripheres
Ödem und Müdigkeit.
Störungen des Immunsystems
Gelegentlich treten allergische Reaktionen wie Erythem, Pruritus, Urtikaria, makulopapulöse
Exantheme und Erythromelalgie auf.
Einige Einzelbeobachtungen von angioneurotischem Ödem und Stevens-Johnson-Syndrom liegen
vor.
Bei Patienten mit chronisch obstruktiver Pneumopathie kann unter der Behandlung mit Calcium-
Antagonisten in seltenen Fällen ein akuter Bronchospasmus oder eine akute Zunahme einer
vorbestehenden pulmonal-arteriellen Hypertonie auftreten.
Endokrine Störungen
Relevante Verminderungen der Glukosetoleranz sind selten.
Störungen des Nervensystems
Gelegentlich kommt es zu Kopfschmerzen, Nervosität, Schwindel, bzw. Benommenheit, Müdigkeit,
Missempfindungen wie Kribbeln, Taubsein (Parästhesie, Neuropathie) und Zittern (Tremor), Flush,
Hautrötung und Wärmegefühl.
In Einzelfällen kann es zu extrapyramidalen Symptomen (Parkinson-Syndrom, Choreoathetose,
dystone Syndrome) kommen, die sich nach bisherigen Erfahrungen nach Absetzen des Arzneimittels
zurückbilden.
Funktionsstörungen des Ohrs
Selten kann es zu Ohrensausen (Tinnitus) kommen.
Vertigo.
Funktionsstörungen des Herzens
Verschiedene Herz-Kreislaufeffekte dieses Arzneimittels können gelegentlich, insbesondere bei
höherer Dosierung oder entsprechender Vorschädigung, über das therapeutisch erwünschte Mass
hinausgehen:
Bradykarde Rhythmusstörungen (Sinusbradykardie, Sinusstillstand mit Asystolie, AV-Block II. und
III. Grades oder Bradyarrhythmie bei Vorhofflimmern), Hypotonie, Entwicklung oder Verstärkung
einer Herzinsuffizienz.
Aufgrund lokaler arteriolärer Dilatation können periphere Ödeme auftreten.
Bei Patienten mit Herzschrittmacher kann eine Erhöhung der Pacing- und Sensingschwelle unter
Verapamil nicht ausgeschlossen sein.
Gelegentlich kommt es zu orthostatischen Regulationsstörungen.
In seltenen Fällen sind unter der Therapie mit Verapamilhydrochlorid auch Symptome wie
Herzklopfen (Palpitationen) und erhöhte Herzschlagfolge (Tachykardie) beschrieben worden.
Erkrankungen der Atemwege, des Brustraums und Mediastinums
In Einzelfällen kann es zu Atemnot kommen.
Gastrointestinale Störungen
Häufig treten aufgrund verzögerter Darmpassage Übelkeit (selten Erbrechen), Völlegefühl oder
Obstipation, in Einzelfällen bis zum Ileus, auf.
Bauchbeschwerden, Bauchschmerzen.
Funktionsstörungen der Leber und der Galle
Ferner ist über eine reversible Erhöhung der Transaminasen und/oder der alkalischen Phosphatase,
wahrscheinlich als Ausdruck einer allergischen Hepatitis, berichtet worden.
Funktionsstörungen der Haut und des Unterhautgewebes
Sehr selten treten Fälle von punkt- oder fleckförmigen Haut- (inklusive Erythema multiforme) bzw.
Schleimhautblutungen (Purpura) auf. Einzelfälle von sonnenbrandähnlichen Hautreaktionen
(Photodermatitis), Stevens-Johnson-Syndrom sowie Haarausfall wurden berichtet.
Äusserst selten kann es unter längerer Behandlung zu Gingivahyperplasie kommen, die sich nach
Absetzen zurückbildet.
Funktionsstörungen des Muskelskelettsystems
Sehr selten können Myalgien, Muskelschwäche bzw. Arthralgien auftreten.
Einige Einzelbeobachtungen über eine Verschlimmerung einer Myasthenia gravis, eines Lambert-
Eaton-Syndroms und einer fortgeschrittenen Duchenne-Muskeldystrophie liegen vor.
Erkrankungen der Nieren und Harnwege
In Einzelfällen kann es zu Niereninsuffizienz und/oder Hyperkaliämie kommen.
Funktionsstörungen des Reproduktionssystems und der Brust
Bei älteren Patienten wurde in sehr seltenen Fällen unter Langzeitbehandlung eine Gynäkomastie
beobachtet, die nach Absetzen des Arzneimittels reversibel ist. Erhöhungen der Prolaktinspiegel
sowie Einzelfälle von Milchfluss (Galaktorrhö) wurden beschrieben.
Selten wurde über Impotenz berichtet.
Im Rahmen der Postmarketingüberwachung wurde im Zusammenhang mit der gleichzeitigen
Verabreichung von Verapamil und Colchizin über einen Einzelfall von Paralyse (Tetraparese)
berichtet. Dies könnte durch ein Überwinden der Blut-Hirn-Schranke von Colchizin bedingt sein als
Folge einer Hemmung von CYP3A und Pgp durch Verapamil. Die gleichzeitige Verabreichung von
Verapamil und Colchizin wird nicht empfohlen.
Überdosierung
Die Intoxikationssymptome nach Vergiftungen mit Verapamil verlaufen in Abhängigkeit von der
zugeführten Menge, dem Zeitpunkt der Entgiftungsmassnahmen und der kontraktilen
Funktionsfähigkeit des Myokards (Altersabhängigkeit).
Folgende Symptome stehen im Vordergrund: Blutdruckabfall, zum Teil auf nicht messbare Werte,
Schocksymptomatik, Bewusstlosigkeit; AV-Block I und II, häufig als Wenckebach-Periodik mit oder
ohne Ersatzrhythmen; kompletter AV-Block mit totaler AV-Dissoziation, Ersatzrhythmus, Asystolie;
Sinusbradykardie, Sinusstillstand. Todesfälle sind als Resultat von Überdosierungen aufgetreten.
Die Therapiemassnahmen richten sich nach Zeitpunkt und Art der Verabreichung sowie nach Art
und Schwere der Vergiftungssymptome. Bei Vergiftungen mit grösseren Mengen der
Retardpräparate ist zu beachten, dass eine Wirkstofffreisetzung und Resorption im Darm noch länger
als 48 Stunden nach der Einnahme erfolgen kann. In Abhängigkeit vom Einnahmezeitpunkt ist damit
zu rechnen, dass in der gesamten Länge des Magen-Darm-Kanals vereinzelt Agglomerate
verquollener Tablettenreste, die als Wirkstoffdepots fungieren, vorhanden sein können.
Allgemeinmassnahmen: Magenspülung, anzuraten auch noch später als 12 Stunden nach der
Einnahme, falls keine Magen-Darm-Motilität (Darmgeräusche) nachweisbar. Bei Verdacht auf
Vergiftung mit Flamon-120 retard oder Flamon-240 retard sind umfangreiche
Eliminationsmassnahmen indiziert, wie induziertes Erbrechen, Absaugen von Magen- und
Dünndarminhalt unter endoskopischer Kontrolle, Darmspülung, Abführen, hohe Einläufe.
Übliche intensivmedizinische Wiederbelebungsmassnahmen, wie extrathorakale Herzmassage,
Beatmung, Defibrillation bzw. Schrittmachertherapie.
Spezifische Massnahmen: Beseitigung von kardiodepressorischen Effekten, Hypotonie und
Bradykardie.
Als spezifisches Antidot gilt Calcium, z.B. 10-20 ml einer 10%igen Calciumgluconatlösung
intravenös (2,25 bis 4,5 mmol), erforderlichenfalls wiederholt oder als Dauertropfinfusion (z.B.
5 mmol/Stunde).
Als zusätzliche Massnahmen können erforderlich sein: Bei AV-Block II. und III. Grades,
Sinusbradykardie, Asystolie: Atropin, Isoprenalin, Orciprenalin oder Schrittmachertherapie.
Bei Hypotonie: Dopamin, Dobutamin, Noradrenalin.
Bei Zeichen weiterbestehender myokardialer Insuffizienz: Dopamin, Dobutamin, gegebenenfalls
erneut Calciuminjektion.
Eigenschaften/Wirkungen
ATC-Code: C08DA01
Wirkungsmechanismus und Pharmakodynamik
Der Calcium-Antagonist Verapamil hemmt den transmembranären Einstrom von Calciumionen in
die Herz- und Gefässmuskelzelle. Es senkt den myokardialen Sauerstoffbedarf direkt durch Eingriff
in die energieverbrauchenden Stoffwechselprozesse der Herzmuskelzelle und indirekt durch Senkung
des Afterloads.
Durch den calciumantagonistischen Effekt an der glatten Gefässmuskulatur der Koronarien kommt
es zur Steigerung der Myokarddurchblutung, auch in post-stenotischen Gebieten, und zur Lösung
von Koronarspasmen.
Diese Eigenschaften bedingen die antiischämische und antianginöse Wirksamkeit von Flamon bei
allen Formen der koronaren Herzerkrankungen.
Der calciumantagonistische, myokardprotektive Effekt von Verapamil wirkt einer Verarmung des
Myokards an energiereichen Phosphaten und den daraus resultierenden funktionellen und
strukturellen Schädigungen (Zellnekrosen) entgegen.
Durch die Tonusminderung der glatten Gefässmuskulatur werden Koronarspasmen verhindert und
erhöhte Blutdruckwerte gesenkt.
Daneben besitzt Verapamil besonders bei supraventrikulären, tachykarden Herzrhythmusstörungen
eine ausgeprägte antiarrhythmische Wirkung. Es verzögert die Erregungsüberleitung im AV-Knoten.
Dadurch wird je nach Art der Rhythmusstörung der Sinusrhythmus wieder hergestellt und/oder die
Kammerfrequenz normalisiert.
Die antihypertensive Wirkung von Verapamil beruht auf einer Senkung des peripheren
Gefässwiderstandes – ohne reflektorische Steigerung der Herzfrequenz. Normale Blutdruckwerte
werden nicht nennenswert beeinflusst.
Pharmakokinetik
Verapamilhydrochlorid ist ein racemisches Gemisch aus gleichen Teilen des R- und des S-
Enantiomers. Verapamil wird in hohem Masse metabolisiert. Norverapamil ist einer der 12
Metaboliten, die im Urin gefunden werden. Es ist für 10 bis 20% der pharmakologischen Wirkung
von Verapamil verantwortlich und macht 6% des ausgeschiedenen Wirkstoffs aus. Die Steady-State-
Plasmakonzentrationen von Norverapamil und Verapamil sind ähnlich. Der Steady-State wird bei
mehrfacher einmal täglicher Gabe nach 3 bis 5 Tagen erreicht.
Absorption
Verapamil, der Wirkstoff von Flamon, wird nach oraler Gabe schnell und fast vollständig im
Dünndarm resorbiert. Die Resorptionsquote wurde mit 90-92% ermittelt.
Bioverfügbarkeit
Die Nahrungsaufnahme hat keinen Einfluss auf die Absorption, jedoch erhöht Grapefruitsaft die
Bioverfügbakeit von Verapamil durch Hemmung des First-pass-Metabolismus.
Bei Patienten mit Angina pectoris bzw. mit Vorhofflimmern wurde nach Einmalgabe eine gegenüber
gesunden Probanden erhöhte Bioverfügbarkeit (35% bzw. 24%) beobachtet.
Die durchschnittliche Bioverfügbarkeit des unveränderten Wirkstoffes nach einer Einzeldosis IR
Verapamil bzw. SR Verapamil beträgt wegen des ausgeprägtem First-pass-Effektes 22% bzw. 33%.
Bei Mehrfachapplikation erhöht sich die Bioverfügbarkeit auf das 1,5 bis 2fache. Diese Zunahme der
Verfügbarkeit lässt sich mit einer partiellen Sättigung hepatischer Enzymsysteme erklären. Vermutet
wird auch ein vorübergehender Anstieg der Leberdurchblutung nach akuter Gabe von Verapamil.
Maximale Plasmakonzentrationen von Verapamil werden nach 1-2 Stunden nach IR-Einnahme und
nach 4-5 Stunden nach SR- Einnahme erreicht. Maximale Plasmakonzentration von Norverapamil
wird etwa 1 Stunde nach IR-Einnahme und 5 Stunden nach SR-Einnahme erreicht.
In einzelnen Studien wurde unter Mehrfachapplikation eine Verlängerung der Eliminations-
Halbwertszeit beschrieben.
Distribution
Verapamil verteilt sich in allen Körpergeweben. Das Verteilungsvolumen liegt bei gesunden
Probanden im Bereich von 1,8 bis 6,8 l/kg. Die Plasmaproteinbindung beträgt ca. 90%.
Plazentagängigkeit: Verapamil passiert die Plazenta: Die Konzentration im Plasma des
Nabelvenenblutes lag zwischen 20 und 92% der Plasmakonzentration der Mutter.
Übergang in die Muttermilch: Obwohl Verapamil in die Muttermilch übergeht, sind bei Anwendung
therapeutischer Dosen die Konzentrationen so gering, dass beim Säugling keine nennenswerte
pharmakologische Wirkung zu erwarten ist.
Eine Korrelation zwischen therapeutischem Effekt und Plasmakonzentration wurde bei der
koronaren Herzerkrankung und der Hypertonie nicht übereinstimmend gefunden, nur bezüglich der
Beeinflussung der PQ-Zeit besteht eine eindeutige Korrelation zum Plasmaspiegel. Der
Konzentrationsverlauf von Verapamil im Plasma ist nach Gabe der Retardformen protrahiert, d.h.
flacher und gleichmässiger als nach der normal freisetzenden Form; die maximalen Konzentrationen
werden erst nach 4-6 Stunden erreicht, gegenüber 1-2 Stunden unter der schnellfreisetzenden Form.
Metabolismus
Verapamil wird fast vollständig metabolisiert. In-vitro-Stoffwechselstudien zeigen, dass Verapamil
durch Cytochrom P450 CYP3A4, CYP1A2, CYP2C8, CXP2C9, und CYP2C18 metabolisiert wird.
Bei gesunden Männern wird oral verabreichtes Verapamilhydrochlorid weitgehend in der Leber
verstoffwechselt, wobei 12 Metaboliten identifiziert wurden (die meisten davon nur in Spuren). Als
Hauptmetaboliten wurden verschiedene N- und O- dealkylierte Stoffwechselprodukte von Verapamil
identifiziert. Von diesen Metaboliten besitzt nur Norverapamil eine nennenswerte pharmakologische
Wirkung (etwa 20% derjenigen der Muttersubstanz), die in einer Studie an Hunden beobachtet
wurde.
Verapamil unterliegt bei oraler Applikation einem ausgeprägten First-pass-Metabolismus, der fast
ausschliesslich in der Leber stattfindet.
Elimination
Verapamil und seine Metaboliten werden vorwiegend über die Niere eliminiert, davon nur insgesamt
3-4% als unveränderte Substanz. Innerhalb von 24 Stunden werden 50%, in 48 Stunden 55-60% und
innerhalb von 5 Tagen 70% der applizierten Dosis renal eliminiert. Mit den Fäzes werden bis zu 16%
ausgeschieden.
Die Gesamt-Clearance von Verapamil ist annähernd so hoch wie der Blutfluss in der Leber, und
zwar ca. 1 l/h/kg (Bereich: 0,7-1,3 l/h/kg).
Für die Elimination des unveränderten Verapamils aus dem Plasma wurden nach intravenöser und
oraler Gabe Halbwertszeiten zwischen 3 und 7 Stunden bestimmt.
Kinetik spezieller Patientengruppen
Patienten mit Niereninsuffizienz
Bei Patienten mit terminaler Niereninsuffizienz wurden gegenüber Gesunden keine Veränderungen
der kinetischen Parameter beobachtet. Verapamil und Norverapamil werden durch Hämodialyse
nicht wesentlich beseitigt.
Patienten mit Leberinsuffizienz
Bei Patienten mit Leberzirrhose wird im Vergleich zu Lebergesunden eine deutlich höhere
Bioverfügbarkeit von Verapamil sowie eine verzögerte Elimination beobachtet.
Ältere Patienten
Das Alter kann die Pharmakokinetik von Verapamil bei Patienten mit Hypertonie beeinflussen. Die
Eliminationshalbwertszeit kann bei älteren Patienten verlängert sein. Die blutdrucksenkende
Wirkung von Verapamil erweist sich als nicht altersabhängig.
Kinder und Jugendliche
Zur Pharmakokinetik bei Kindern und Jugendlichen liegen nur begrenzte Daten vor. Nach
intervenöser Gabe (7 Kinder und Jugendliche im Alter von 7-19 Jahren, Durchschnittsalter 12 Jahre)
betrug die mittlere Halbwertszeit von Verapamil 9,17 Stunden und die mittlere Clearance 30 l/h. Bei
einem Erwachsenen mit 70 kg Körpergewicht sind es hingegen rund 70 l/h. Die Steady-State-
Plasmakonzentrationen nach oraler Gabe scheinen bei Kinder und Jugendlichen etwas niedriger zu
sein als bei Erwachsenen.
Präklinische Daten
Reproduktionstoxikologie
Bei oraler Applikation von Verapamil an Kaninchen in Dosen von 5 und 15 mg/kg KG sowie an
Ratten in Dosen von 15-60 mg/kg KG wurden keine Hinweise auf eine substanzabhängige teratogene
Wirkung gefunden; bei Ratten wurde nur nach einer im maternaltoxischen Bereich liegenden
Tagesdosis von insgesamt 60 mg/kg KG ein embryotoxischer Effekt (eine über der Norm liegende
Resorptionsrate) beobachtet.
Mutagenes und tumorerzeugendes Potential
In-vitro- und in-vivo Untersuchungen erbrachten keine Hinweise auf mutagene Wirkungen von
Verapamil.
Eine Langzeitstudie an der Ratte ergab keinen Hinweis auf ein tumorerzeugendes Potential von
Verapamil.
Sonstige Hinweise
Haltbarkeit
Das Arzneimittel darf nur bis zu dem auf dem Behälter mit «EXP» bezeichneten Datum verwendet
werden.
Besondere Lagerungshinweise
Bei Raumtemperatur (15-25 °C) in der Originalverpackung lagern. Für Kinder unerreichbar
aufbewahren.
Zulassungsnummer
Lactab: 49023 (Swissmedic).
Opticaps: 49419 (Swissmedic).
Retardtabletten: 50161 (Swissmedic).
Packungen
Flamon-40, Lactab zu 40 mg: 30 und 100 (B).
Flamon-80, Lactab zu 80 mg: 20 und 50 (B).
Flamon-120, Lactab zu 120 mg: 20 und 50 (B).
Flamon-120 retard, Opticaps zu 120 mg: 20 und 100 (B).
Flamon-240 retard, Retardtabletten zu 240 mg: 30 und 100 (B).
Zulassungsinhaberin
Mepha Pharma AG, Basel.
Stand der Information
Dezember 2015.
Interne Versionsnummer: 7.1