Schweiz - Deutsch - Swissmedic (Swiss Agency for Therapeutic Products)
Patienteninformation
Emtriva® Lösung zum Einnehmen
Gilead Sciences Switzerland Sàrl
Was ist Emtriva und wann wird es angewendet?
Emtriva enthält den Wirkstoff Emtricitabin, der zur Gruppe der Virostatika (virenhemmende
Substanzen) gehört, die als Nukleosid-Reverse-Transkriptase-Hemmer (NRTIs) bezeichnet werden.
Emtriva dient zur Behandlung von Infektionen mit dem humanen Immundefizienzvirus (HIV) bei
Erwachsenen und Kindern und wird nur in Kombination mit anderen Anti-HIV-Arzneimitteln (sog.
antiretrovirale Arzneimittel) verwendet.
Emtriva erhalten Sie nur auf Verschreibung des Arztes bzw. der Ärztin.
Emtriva ist auch als Kapseln erhältlich. Diese sind nur für Patienten geeignet, die mindestens 33 kg
wiegen und Kapseln schlucken können.
Was sollte dazu beachtet werden?
Die Anwendung von Emtriva wird nur in Kombination mit anderen antiretroviralen Arzneimitteln
empfohlen.
Emtriva kann eine HIV-Infektion nicht heilen. Patienten, die Emtriva einnehmen, können dennoch
Infektionen oder andere mit HIV assoziierte Erkrankungen entwickeln.
Auch während der Einnahme dieses Arzneimittels können Sie HIV auf andere übertragen, obwohl
das Risiko durch eine effektive antiretrovirale Therapie verringert ist. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt
bzw. Ihrer Ärztin über die Vorsichtsmassnahmen, die notwendig sind, um die Ansteckung anderer
Menschen zu verhindern.
Ihr Kombinationsschema für die Behandlung von HIV sollte nicht gleichzeitig Emtriva und
Arzneimittel mit Emtricitabin und/oder Lamivudin beinhalten, ausser dies wurde von Ihrem Arzt
bzw. Ihrer Ärztin empfohlen.
Wann darf Emtriva nicht eingenommen werden?
Wenn Sie allergisch (überempfindlich) sind gegen Emtricitabin oder einen der Hilfsstoffe von
Emtriva.
Wann ist bei der Einnahme von Emtriva Vorsicht geboten?
Informieren Sie Ihren Arzt bzw. Ihre Ärztin, wenn Sie an einer Nierenerkrankung leiden oder
gelitten haben. Ihr Arzt bzw. Ihre Ärztin kann Ihnen eventuell eine reduzierte Dosierung für Emtriva
Lösung zum Einnehmen oder Ihnen Emtriva Kapseln verschreiben, wenn Sie Probleme mit Ihren
Nieren haben. Wenn Sie eine Nierenerkrankung haben, wird Ihr Arzt bzw. Ihre Ärztin auch Ihre
Nierenfunktion überprüfen.
Wenn bei Ihnen eine fortgeschrittene HIV-Infektion (AIDS) vorliegt und Sie zusätzlich eine
Infektion haben, können ab Behandlungsbeginn mit Emtriva Infektions- und Entzündungssymptome
auftreten, oder die Symptome einer vorbestehenden Infektion können sich verschlechtern. Solche
Symptome können darauf hinweisen, dass sich das verbesserte Immunsystem Ihres Körpers gegen
die Infektion zur Wehr setzt. Achten Sie nach Behandlungsbeginn mit Emtriva auf Anzeichen einer
Entzündung oder einer Infektion. Informieren Sie unverzüglich Ihren Arzt bzw. Ihre Ärztin, falls Sie
Anzeichen einer Entzündung oder Infektion bemerken.
Zusätzlich zu den Begleitinfektionen können nach Beginn der Einnahme von Arzneimitteln zur
Behandlung Ihrer HIV-Infektion auch Autoimmunerkrankungen auftreten (ein Zustand, bei dem das
Immunsystem gesundes Körpergewebe angreift). Autoimmunerkrankungen können viele Monate
nach Beginn der Behandlung auftreten. Wenn Sie irgendwelche Anzeichen einer Infektion oder
andere Symptome, wie z.B. Muskelschwäche, eine Schwäche, die in den Händen und Füssen beginnt
und sich in Richtung Rumpf fortsetzt, Herzklopfen, Zittern oder Hyperaktivität bemerken,
informieren Sie bitte unverzüglich Ihren Arzt bzw. Ihre Ärztin, um die notwendige Behandlung zu
erhalten.
Informieren Sie Ihren Arzt bzw. Ihre Ärztin, wenn Sie gegen Hepatitis B (Lebererkrankung)
behandelt werden, da Ihre Leberfunktion genau überwacht werden muss.
Patienten mit einer Lebererkrankung oder einer chronischen Hepatitis B- oder C-Infektion, die mit
antiretroviralen Arzneimitteln behandelt werden, haben ein erhöhtes Risiko, eine Verschlechterung
ihrer Leberfunktion oder ein Leberversagen zu entwickeln. Falls Sie eine Lebererkrankung haben,
sprechen Sie mit Ihrem Arzt bzw. Ihrer Ärztin darüber. Er/sie wird möglicherweise regelmässige
Bluttests anordnen, um zu überprüfen, ob Ihre Leber richtig arbeitet.
Wenn Sie HIV infiziert sind und eine chronische Hepatitis B-Infektion haben, brechen Sie Ihre
Behandlung mit Emtriva nicht ohne Anweisung Ihres Arztes bzw. Ihrer Ärztin ab, da bei einigen
Patienten Bluttests oder Symptome auf eine Verschlechterung Ihrer Hepatitis nach Absetzen
hinwiesen. Die Durchführung von Bluttests kann mehrere Monate nach Absetzen der Behandlung
notwendig sein.
Bei einigen Patienten, die eine antiretrovirale Kombinationstherapie erhalten, kann sich eine als
Osteonekrose (Absterben von Knochengewebe infolge unzureichender Blutversorgung des
Knochens) bezeichnete Knochenerkrankung entwickeln. Zu den vielen Risikofaktoren für die
Entwicklung dieser Erkrankung können unter anderem die Dauer der antiretroviralen
Kombinationstherapie, die Anwendung von Kortikosteroiden, Alkoholkonsum, eine starke
Unterdrückung des Immunsystems oder ein höherer Body-Mass-Index (Masszahl zur Beurteilung
des Körpergewichts im Verhältnis zur Körpergrösse) gehören. Anzeichen einer Osteonekrose sind
Gelenksteife, -beschwerden und -schmerzen (insbesondere in Hüfte, Knie und Schulter) sowie
Schwierigkeiten bei Bewegungen. Falls Sie eines dieser Anzeichen bei sich bemerken, informieren
Sie bitte Ihren Arzt bzw. Ihre Ärztin.
Der Farbstoff Gelborange S (E110) in Emtriva Lösung zum Einnehmen kann
Überempfindlichkeitsreaktionen der Haut- und Atmungsorgane auslösen, insbesondere bei
Patientinnen und Patienten mit Asthma, Nesselfieber (chronische Urticaria) oder mit
Überempfindlichkeit auf Acetylsalicylsäure und andere Rheuma- und Schmerzmittel.
Die in Emtriva Lösung zum Einnehmen enthaltenen Konservierungsstoffe
Methylparahydroxybenzoat (E218) und Propylparahydroxybenzoat (E216) können allergische
Reaktionen (möglicherweise verzögert) verursachen. Dieses Arzneimittel enthält 254 mg Natrium
pro Dosiseinheit, was bei Patienten mit kontrollierter kochsalzarmer Diät beachtet werden sollte.
Dieses Arzneimittel kann die Reaktionsfähigkeit, die Fahrtüchtigkeit und die Fähigkeit, Werkzeuge
oder Maschinen zu bedienen, beeinträchtigen!
Informieren Sie Ihren Arzt oder Apotheker bzw. Ihre Ärztin oder Apothekerin, wenn Sie
·an anderen Krankheiten leiden,
·Allergien haben oder
·andere Arzneimittel (auch selbst gekaufte) einnehmen!
Darf Emtriva während einer Schwangerschaft oder in der Stillzeit eingenommen werden?
Fragen Sie Ihren Arzt bzw. Ihre Ärztin um Rat, bevor Sie irgendwelche Arzneimittel einnehmen.
Emtriva darf während der Schwangerschaft nur angewendet werden, wenn Ihr Arzt bzw. Ihre Ärztin
dies ausdrücklich verordnet hat.
Obwohl zur Einnahme von Emtriva während der Schwangerschaft begrenzte klinische Daten
vorliegen, wird es üblicherweise nicht angewendet, wenn es nicht absolut unerlässlich ist.
Frauen im gebärfähigen Alter, die mit Emtriva behandelt werden, müssen eine wirkungsvolle
Schwangerschaftsverhütungsmethode anwenden.
Wenn Sie schwanger werden, müssen Sie Ihren Arzt bzw. Ihre Ärztin kontaktieren, um mit ihm bzw.
ihr über die möglichen Nebenwirkungen und Vorteile sowie über die Risiken einer antiretroviralen
Behandlung für Sie oder Ihr Kind zu sprechen.
Wenn Sie während Ihrer Schwangerschaft Emtriva eingenommen haben, kann Ihr Arzt bzw. Ihre
Ärztin regelmässige Arztbesuche verlangen, um die Entwicklung Ihres Kindes zu überprüfen. Solche
Kontrollen können Bluttests und andere diagnostische Tests einschliessen.
Während der Behandlung mit Emtriva dürfen Sie nicht stillen. Sowohl das HI-Virus als auch der
Wirkstoff von Emtriva können in die Muttermilch übertreten und Ihren Säugling schwer schädigen.
Wie verwenden Sie Emtriva?
Die übliche Dosis für Erwachsene beträgt 240 mg einmal täglich. Dies entspricht 24 ml Emtriva
Lösung zum Einnehmen.
Die Dosis von Emtriva Lösung zum Einnehmen 10 mg/ml wird für Kleinkinder, Kinder und
Jugendliche (ab 4 Monaten bis zu einem Alter von 18 Jahren) mit einem Körpergewicht von 40 kg
oder weniger auf Basis des Körpergewichts berechnet. Die übliche Dosis beträgt 6 mg pro kg
Körpergewicht (bis maximal 240 mg) einmal täglich.
Ihr Arzt bzw. Ihre Ärztin wird Sie über die richtige Dosierung basierend auf dem Gewicht Ihres
Kindes informieren.
Achten Sie darauf, dass Sie verstanden haben, wie Sie die richtige Menge an Emtriva Lösung zum
Einnehmen nach Körpergewicht der zu behandelnden Person abmessen und geben sollen.
Verwenden Sie für das Abmessen der richtigen Dosierung den Messbecher, der in der Faltschachtel
mitgeliefert wird. Der Messbecher ist mit Linien versehen, die jeden ml der Lösung anzeigen.
Die folgende Tabelle zeigt Beispiele zu Körpergewicht und entsprechender Dosierung und Menge
der Lösung zum Einnehmen, die eingenommen werden muss:
Körpergewicht
(kg)
Emtricitabin
Dosis
(mg)
Erforderliche Menge Emtriva Lösung zum Einnehmen
(ml)
5 kg
30 mg
3 ml
10 kg
60 mg
6 ml
15 kg
90 mg
9 ml
20 kg
120 mg
12 ml
25 kg
150 mg
15 ml
30 kg
180 mg
18 ml
35 kg
210 mg
21 ml
40 kg
240 mg
24 ml
Emtriva Lösung zum Einnehmen kann mit oder ohne Mahlzeit eingenommen werden.
Wenn Sie Probleme mit Ihren Nieren haben, kann Ihnen Ihr Arzt bzw. Ihre Ärztin eine reduzierte
Dosis von Emtriva Lösung zum Einnehmen verschreiben.
Nehmen Sie immer die von Ihrem Arzt bzw. Ihrer Ärztin empfohlene Dosis ein, um die volle
Wirkung Ihres Arzneimittels sicher zu stellen und um die Entwicklung einer Resistenz gegen die
Behandlung zu reduzieren.
Ihr Arzt bzw. Ihre Ärztin wird Ihnen Emtriva nur in Kombination mit anderen antiretroviralen
Arzneimitteln verschreiben. Lesen Sie bitte die Patienteninformation der anderen antiretroviralen
Arzneimittel, damit Sie wissen, wie diese Arzneimittel einzunehmen sind.
Ändern Sie nicht von sich aus die verschriebene Dosierung. Wenn Sie glauben, das Arzneimittel
wirke zu schwach oder zu stark, so sprechen Sie mit Ihrem Arzt oder Apotheker bzw. mit Ihrer
Ärztin oder Apothekerin.
Wenn Sie eine grössere Menge Emtriva eingenommen haben, als Sie sollten
Es gibt kein spezifisches Antidot bei einer Emtriva-Überdosierung. Wenn Sie versehentlich zuviel
Emtriva eingenommen haben, sollten Sie Ihren Arzt oder Apotheker bzw. Ihre Ärztin oder
Apothekerin informieren.
Wenn Sie die Einnahme von Emtriva vergessen haben
Es ist wichtig, dass Sie keine Dosis auslassen. Wenn Sie eine Dosis Emtriva vergessen haben,
nehmen Sie die Dosis sobald wie möglich ein und nehmen Sie dann die nächste geplante Dosis zum
regulären Zeitpunkt ein. Wenn es beinahe Zeit für die Einnahme der nächsten Dosis ist, dann nehmen
Sie die verpasste Dosis nicht ein. Warten Sie und nehmen Sie die nächste Dosis zum regulären
Zeitpunkt. Verdoppeln Sie nicht die nächste Dosis.
Wenn Sie nach der Einnahme von Emtriva erbrechen müssen
Emtriva wird schnell ins Blut aufgenommen. Falls Sie erbrechen mussten, sollen Sie kein Emtriva
mehr einnehmen, es sei denn, dass das Erbrechen innerhalb 1 Stunde nach der Einnahme auftrat.
Wenn Sie die Behandlung mit Emtriva abbrechen
Brechen Sie auf keinen Fall die Einnahme von Emtriva ab, ohne mit Ihrem Arzt bzw. Ihrer Ärztin zu
sprechen. Wenn Sie Emtriva absetzen, kann dies zu einer verminderten Wirksamkeit der von Ihrem
Arzt bzw. Ihrer Ärztin verschriebenen Therapie gegen HIV führen. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt
bzw. Ihrer Ärztin, bevor Sie Emtriva absetzen, insbesondere wenn Sie unter einer Nebenwirkung
oder einer anderen Krankheit leiden. Falls Emtriva abgesetzt wurde, kontaktieren Sie Ihren Arzt bzw.
Ihre Ärztin, bevor Sie wieder beginnen, Emtriva einzunehmen.
Wenn Sie zusätzlich eine chronische Hepatitis B-Infektion haben, informieren Sie bitte Ihren Arzt
bzw. Ihre Ärztin sofort über neue oder unübliche Symptome, die Sie nach dem Behandlungsstopp
bemerkt haben, vor allem über Symptome, die Sie normalerweise mit Ihrer Hepatitis B-Infektion in
Verbindung bringen würden.
Welche Nebenwirkungen kann Emtriva haben?
Während einer HIV-Therapie können eine Gewichtszunahme und ein Anstieg der Blutfett- und
Blutzuckerwerte auftreten. Dies hängt teilweise mit dem verbesserten Gesundheitszustand und dem
Lebensstil zusammen; bei den Blutfetten manchmal mit den HIV-Arzneimitteln selbst. Ihr Arzt bzw.
Ihre Ärztin wird Sie auf diese Veränderungen hin untersuchen.
Folgende Nebenwirkungen können bei der Einnahme von Emtriva auftreten:
Sehr häufig (können bei mehr als 10% der Patienten auftreten):
Kopfschmerzen, Durchfall, Übelkeit und erhöhter Kreatinkinase-Spiegel im Blut. Wenn die
Kreatinkinase erhöht ist, können Sie Muskelschmerzen oder -schwäche verspüren.
Häufig (können bei 1-10% der Patienten auftreten):
Schwindel, Hautausschlag (einschliesslich rote Punkte oder Flecken manchmal mit Bildung von
Blasen und Schwellung der Haut), welcher eine allergische Reaktion sein kann, Juckreiz, Änderung
der Hautfarbe an den Handflächen und/oder der Fusssohlen, Schwäche, Schlafstörungen, abnormale
Träume, Schmerzen, Erbrechen, Bauchschmerzen, Probleme mit der Verdauung, was Unwohlsein
nach dem Essen zur Folge hat, erhöhte Triglyzeride (Fettsäuren), erhöhter Blutzucker, erhöhter
Gallenwert im Blut, Nebenwirkungen auf die Leber- und Pankreasfunktion und niedrige Zahl der
weissen Blutkörperchen. Eine Verminderung Ihrer weissen Blutkörperchen kann Sie für Infektionen
anfälliger machen.
Gelegentlich (können bei 0,1-1% der Patienten auftreten):
Anämie (Blutarmut, niedrige Zahl der roten Blutkörperchen).
Andere mögliche Nebenwirkungen:
Bei Kindern wurde Anämie häufig und Änderung der Hautfarbe an den Handflächen und/oder der
Fusssohlen sehr häufig beobachtet. Wenn die Bildung von roten Blutkörperchen vermindert ist, kann
Ihr Kind Symptome wie Müdigkeit und Atemnot haben.
Wenn Sie eine dieser Nebenwirkungen an sich bemerken, informieren Sie bitte Ihren Arzt bzw. Ihre
Ärztin.
Der Farbstoff Gelborange S (E110) in Emtriva Lösung zum Einnehmen kann
Überempfindlichkeitsreaktionen der Haut- und Atmungsorgane auslösen, insbesondere bei
Patientinnen und Patienten mit Asthma, Nesselfieber (chronische Urticaria) oder mit
Überempfindlichkeit auf Acetylsalicylsäure und andere Rheuma- und Schmerzmittel.
Wenn Sie Nebenwirkungen bemerken, die hier nicht beschrieben sind, sollten Sie Ihren Arzt oder
Apotheker bzw. Ihre Ärztin oder Apothekerin informieren.
Was ist ferner zu beachten?
Das Arzneimittel darf nur bis zu dem auf dem Behälter mit «EXP» bezeichneten Datum verwendet
werden.
Für Kinder unzugänglich aufbewahren.
Ungeöffnete Flasche: Im Kühlschrank (2-8 °C) lagern.
Nach dem ersten Öffnen der Flasche:
Nicht über 25 °C lagern. Emtriva Lösung zum Einnehmen muss nach dem Öffnen innerhalb von
45 Tagen aufgebraucht werden. Es wird empfohlen, das Datum auf die Flasche zu schreiben, wann
die Packung aus dem Kühlschrank heraus genommen worden ist.
Die Packung enthält einen Messbecher.
Bringen Sie eventuelle Lösungsreste und nicht mehr benötigte Arzneimittel zur Entsorgung in Ihre
Apotheke zurück.
Weitere Auskünfte erteilt Ihnen Ihr Arzt oder Apotheker bzw. Ihre Ärztin oder Apothekerin. Diese
Personen verfügen über die ausführliche Fachinformation.
Was ist in Emtriva enthalten?
1 ml Lösung enthält:
Wirkstoff: 10 mg Emtricitabin.
Hilfsstoffe: Konservierungsmittel: Propylparaben (E216) und Methylparaben (E218), Farbstoff:
Gelborange S (E110), Aromastoffe, Vanillin sowie weitere Hilfsstoffe.
Zulassungsnummer
56881 (Swissmedic).
Wo erhalten Sie Emtriva? Welche Packungen sind erhältlich?
In Apotheken gegen ärztliche Verschreibung, die nur zum einmaligen Bezug berechtigt.
Packungen mit 170 ml Lösung zum Einnehmen.
Zulassungsinhaberin
Gilead Sciences Switzerland Sàrl, Steinhausen.
Diese Packungsbeilage wurde im Januar 2018 letztmals durch die Arzneimittelbehörde (Swissmedic)
geprüft.
Fachinformation
Emtriva®
Gilead Sciences Switzerland Sàrl
Zusammensetzung
Wirkstoff: Emtricitabin.
Kapseln:
Hilfsstoffe: Color.: Indigotinum (E132), Excip. pro caps.
Lösung zum Einnehmen:
Hilfsstoffe: Conserv.: Propylis parahydroxybenzoas (E216), Methylis parahydroxybenzoas (E218);
Color.: Gelborange S (E110); Aromatica; Vanillinum; Excip. ad solutionem.
Galenische Form und Wirkstoffmenge pro Einheit
Kapseln zu 200 mg Emtricitabin.
Lösung zum Einnehmen: 1 ml enthält 10 mg Emtricitabin.
Indikationen/Anwendungsmöglichkeiten
Emtriva ist in Kombination mit anderen antiretroviralen Arzneimitteln zur Behandlung HIV-1-
infizierter Erwachsener und Kinder angezeigt.
Diese Indikation beruht auf Studien an nicht vorbehandelten Patienten und an vorbehandelten
Patienten mit stabiler virologischer Kontrolle. Es liegen keine Erfahrungswerte über die Anwendung
von Emtriva bei Patienten vor, deren gegenwärtige Therapie versagt oder die ein mehrfaches
Therapieversagen aufweisen (siehe «Eigenschaften/Wirkungen»).
Bei der Entscheidung über ein neues Behandlungsschema für Patienten, bei denen eine
antiretrovirale Therapie versagt hat, müssen die Mutationsmuster der verschiedenen Arzneimittel und
vorangegangene Therapien beim einzelnen Patienten sorgfältig berücksichtigt werden. Ein
Resistenztest - sofern verfügbar - könnte angebracht sein.
Dosierung/Anwendung
Die Therapie soll nur durch einen Arzt eingeleitet werden, der in der Behandlung der HIV-Infektion
erfahren ist.
Emtriva Kapseln und Emtriva Lösung zum Einnehmen können zu einer Mahlzeit oder unabhängig
davon eingenommen werden. Ein Messbecher wird mit Emtriva Lösung zum Einnehmen geliefert
(siehe «Sonstige Hinweise»).
Erwachsene
Die empfohlene Dosis Emtriva beträgt eine 200 mg-Kapsel oder 240 mg (24 ml) Emtriva Lösung
zum Einnehmen einmal täglich per os.
Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre
Die empfohlene Dosis Emtriva für Kinder und Jugendliche mit einem Körpergewicht von
mindestens 33 kg, die Kapseln schlucken können, beträgt eine 200 mg-Kapsel einmal täglich per os.
Die empfohlene Dosis Emtriva Lösung zum Einnehmen 10 mg/ml beträgt 6 mg/kg bis zu maximal
240 mg (24 ml) einmal täglich.
Es liegen keine Daten zur Wirksamkeit und nur sehr begrenzte Daten zur Sicherheit von Emtricitabin
bei Kleinkindern unter 4 Monaten vor. Daher wird Emtriva nicht für die Anwendung bei
Kleinkindern unter 4 Monaten empfohlen. (Pharmakokinetische Daten zu dieser Altersgruppe
siehe «Pharmakokinetik»).
Emtriva Kapseln stehen für Erwachsene, Jugendliche und Kinder zur Verfügung, die mindestens
33 kg wiegen und Kapseln schlucken können. Emtriva steht für Kinder und für Patienten, die keine
Kapseln schlucken können und für Patienten mit Niereninsuffizienz, auch in Form einer 10 mg/ml-
Lösung zum Einnehmen zur Verfügung. Auf Grund einer unterschiedlichen Bioverfügbarkeit von
Emtricitabin in den Darreichungsformen Kapseln und Lösung zum Einnehmen sollten 240 mg
Emtricitabin in Form der Lösung zum Einnehmen (24 ml) zu ähnlichen Plasmakonzentrationen wie
die Einnahme einer 200 mg-Kapsel Emtricitabin führen (siehe «Pharmakokinetik»).
Ältere Patienten
Zur Sicherheit und Wirksamkeit bei Patienten über 65 Jahren liegen keine Daten vor. Eine
Anpassung der für Erwachsene empfohlenen Tagesdosis sollte allerdings nicht erforderlich sein, es
sei denn, es liegt eine Niereninsuffizienz vor.
Niereninsuffizienz
Emtricitabin wird über die Nieren eliminiert, und die Exposition gegenüber Emtricitabin war bei
Patienten mit Niereninsuffizienz signifikant erhöht (siehe «Pharmakokinetik»). Bei allen Patienten
mit einer Kreatinin-Clearance <30 ml/min muss die Dosis bzw. das Dosisintervall angepasst werden
(siehe «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»).
Die folgende Tabelle dient als Richtlinie für die Anpassung des Dosisintervalls für die 200 mg-
Kapseln und enthält Tagesdosen von Emtriva Lösung zum Einnehmen in Abhängigkeit vom
Ausmass der Niereninsuffizienz. Die Sicherheit und Wirksamkeit der Dosisintervall-Anpassungen
auf alle 72 oder 96 Stunden für die 200 mg-Kapseln und der Dosierungen der 10 mg/ml-Lösung zum
Einnehmen bei Patienten mit einer Kreatinin-Clearance <30 ml/min wurden nicht klinisch geprüft.
Daher sollten bei diesen Patienten das klinische Ansprechen auf die Behandlung sowie die
Nierenfunktion engmaschig überwacht werden (siehe «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»).
Patienten mit Niereninsuffizienz können mit Emtriva Kapseln bei angepassten Dosisintervallen oder
mit Emtriva Lösung zum Einnehmen therapiert werden, um eine niedrigere tägliche Dosis zu geben.
Kreatinin-Clearance (Clcr) (ml/min)
≥30
15-29
<15 (funktionale Anephrie,
intermittierende
Hämodialyse erforderlich)*
Empfohlenes Dosisintervall
für 200 mg-Kapseln
Eine 200 mg-Kapsel
alle 24 Stunden
Eine 200 mg-Kapsel
alle 72 Stunden
Eine 200 mg-Kapsel alle
96 Stunden
Empfohlene Dosis Emtriva
Lösung zum Einnehmen alle
24 Stunden
240 mg
(24 ml)
80 mg
(8 ml)
60 mg
(6 ml)
* Ausgehend von einer 3- bis 4-stündigen Hämodialyse-Sitzung dreimal wöchentlich, die spätestens
12 h nach Anwendung der letzten Dosis Emtricitabin beginnen.
Patienten mit terminaler Niereninsuffizienz (ESRD [end stage renal disease]), die mit anderen
Dialyseverfahren behandelt werden, wie z.B. ambulante Peritonealdialyse, wurden nicht untersucht
und eine Dosisempfehlung ist nicht möglich.
Es liegen keine Daten vor, die eine Dosisempfehlung für pädiatrische Patienten mit
Niereninsuffizienz ermöglichen.
Leberinsuffizienz
Es liegen keine Daten vor, die eine Dosisempfehlung für Patienten mit Leberinsuffizienz
ermöglichen. Auf Grund der minimalen Metabolisierung von Emtricitabin und der renalen
Eliminationsroute ist es jedoch unwahrscheinlich, dass bei Patienten mit Leberinsuffizienz eine
Dosisanpassung erforderlich wird (siehe «Pharmakokinetik»).
Wenn Emtriva bei Patienten mit einer HIV/HBV-Koinfektion abgesetzt wird, müssen diese Patienten
sorgfältig auf Anzeichen einer Exazerbation der Hepatitis überwacht werden (siehe «Warnhinweise
und Vorsichtsmassnahmen»).
Kontraindikationen
Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff Emtricitabin oder einem der Hilfsstoffe.
Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen
Emtriva darf nicht gleichzeitig mit anderen Arzneimitteln angewendet werden, die Emtricitabin
und/oder Lamivudin enthalten.
Allgemein
Emtricitabin empfiehlt sich nicht als Monotherapeutikum zur Behandlung einer HIV-Infektion. Es
muss in Kombination mit anderen antiretroviralen Arzneimitteln angewendet werden. Bitte beachten
Sie auch die Fachinformationen der anderen für die Kombinationstherapie angewendeten
antiretroviralen Arzneimittel.
Patienten, die Emtricitabin oder eine andere antiretrovirale Therapie erhalten, können weiterhin
opportunistische Infektionen und sonstige Komplikationen einer HIV-Infektion entwickeln. Deshalb
ist auch weiterhin eine engmaschige klinische Überwachung durch Ärzte, die in der Behandlung von
Patienten mit HIV-assoziierten Erkrankungen erfahren sind, erforderlich.
Obwohl es sich gezeigt hat, dass die erfolgreiche Virussuppression durch eine antiretrovirale
Therapie das Risiko einer sexuellen Übertragung erheblich reduziert, kann ein Restrisiko nicht
ausgeschlossen werden. Vorsichtsmassnahmen zur Vermeidung der Übertragung sollten gemäss
nationaler Richtlinien getroffen werden.
Nierenfunktion
Emtricitabin wird über die Nieren durch glomeruläre Filtration und aktive tubuläre Sekretion
ausgeschieden. Die Exposition gegenüber Emtricitabin kann bei Patienten mit einer schweren
Niereninsuffizienz (Kreatinin-Clearance <30 ml/min), die täglich 200 mg Emtricitabin als Kapseln
oder 240 mg als Lösung zum Einnehmen anwenden, deutlich erhöht sein. Daher muss bei allen
Patienten mit einer Kreatinin-Clearance <30 ml/min das Dosisintervall angepasst (bei Anwendung
von Emtriva Kapseln) oder die Tagesdosis Emtricitabin (bei Anwendung von Emtriva Lösung zum
Einnehmen) reduziert werden. Die Sicherheit und Wirksamkeit der Richtlinien zur Dosisintervall-
Anpassung und die reduzierten Dosen in «Dosierung/Anwendung» basieren auf
pharmakokinetischen Daten nach einer einmaligen Gabe sowie Modellrechnungen und wurden nicht
klinisch geprüft. Das klinische Ansprechen auf die Therapie sowie die Nierenfunktion müssen
deshalb bei allen Patienten, bei denen Emtricitabin in längeren Dosisintervallen oder in einer
reduzierten Dosis gegeben wird, engmaschig kontrolliert werden (siehe «Dosierung/Anwendung»
und «Pharmakokinetik»).
Vorsicht ist geboten, wenn Emtricitabin gleichzeitig mit Arzneimitteln angewendet wird, die durch
aktive tubuläre Sekretion ausgeschieden werden, da sich in diesem Fall wegen der Konkurrenz um
diesen Eliminationsweg die Serumkonzentration von Emtricitabin oder dem gleichzeitig
angewendeten Arzneimittel erhöhen kann (siehe «Interaktionen»).
Generalisierte motorische Schwäche
Eine generalisierte motorische Schwäche wurde sehr selten bei Patienten beobachtet, die eine
antiretrovirale Kombinationstherapie (ART) mit Nukleosid-Analoga erhielten. Viele der Fälle, aber
nicht alle, traten im Rahmen einer Laktatazidose auf. Diese motorische Schwäche kann klinisch ein
Guillain-Barré-Syndrom inklusive Atemlähmung imitieren. Die Symptome können nach Beendigung
der Therapie gegebenenfalls weiter bestehen bzw. sich weiter verschlechtern (siehe auch
«Unerwünschte Wirkungen»).
Gewicht und metabolische Parameter
Während einer antiretroviralen Therapie können eine Gewichtszunahme und ein Anstieg der
Blutlipid- und Blutglukosewerte auftreten. Diese Veränderungen können teilweise mit dem
verbesserten Gesundheitszustand und dem Lebensstil zusammenhängen. In einigen Fällen ist ein
Einfluss der Behandlung auf die Blutlipidwerte erwiesen, während es für die Gewichtszunahme
keinen klaren Nachweis eines Zusammenhangs mit einer bestimmten Behandlung gibt. Für die
Überwachung der Blutlipid- und Blutglukosewerte wird auf die anerkannten HIV-Therapierichtlinien
verwiesen. Die Behandlung von Lipidstörungen sollte nach klinischem Ermessen erfolgen.
Leberfunktion
Patienten mit bestehender Leberfunktionsstörung, einschliesslich chronisch aktiver Hepatitis, weisen
während einer ART häufiger Leberfunktionsstörungen auf und müssen entsprechend überwacht
werden. Patienten mit chronischer Hepatitis-B- oder -C-Infektion, die eine ART erhalten, weisen ein
erhöhtes Risiko für schwerwiegende, potenziell tödliche hepatische Nebenwirkungen auf. Beachten
Sie bei einer gleichzeitigen antiviralen Therapie einer Hepatitis B oder C auch die jeweiligen
Fachinformationen dieser Arzneimittel.
Zeigen diese Patienten Anzeichen von Exazerbationen der Lebererkrankung, muss eine
Unterbrechung oder ein Absetzen der Behandlung erwogen werden.
Patienten mit Hepatitis-B-Koinfektion (HBV)
Emtricitabin ist in vitro gegen HBV wirksam. Es liegen jedoch nur begrenzte Daten zur Sicherheit
und Wirksamkeit von Emtricitabin (als 200 mg-Kapsel einmal täglich) bei Patienten mit HIV/HBV-
Koinfektion vor. Die Anwendung von Emtricitabin bei Patienten mit chronischer HBV führt zu den
gleichen Mutationsmustern im YMDD-Motiv wie eine Therapie mit Lamivudin. Die YMDD-
Mutation führt zu einer Resistenz gegen Emtricitabin und Lamivudin.
Patienten mit HIV- und HBV-Koinfektion müssen wegen möglicher Hepatitis-Exazerbationen noch
mehrere Monate nach Beendigung der Emtricitabin-Behandlung sorgfältig klinisch und anhand von
Laboruntersuchungen überwacht werden. Solche Exazerbationen wurden nach Absetzen der
Behandlung mit Emtricitabin bei HBV-infizierten Patienten ohne gleichzeitig bestehende HIV-
Infektion beobachtet und hauptsächlich durch eine Erhöhung der Serum-Alaninaminotransferase-
Werte (ALT) sowie das erneute Auftreten von HBV-DNA nachgewiesen. Bei einigen dieser
Patienten war die HBV-Reaktivierung mit einer schwereren Lebererkrankung, einschliesslich
Dekompensation und Leberversagen, verbunden. Es gibt nicht genügende Anzeichen, um
festzulegen, ob der Wiederbeginn der Emtricitabin-Behandlung den Verlauf einer nach dem
Behandlungsende auftretenden Hepatitis-Exazerbation ändert.
Exposition in utero: mitochondriale Dysfunktion
Nukleos(t)id-Analoga können die mitochondriale Funktion in unterschiedlichem Ausmass
beeinträchtigen. Dies ist unter Stavudin, Didanosin und Zidovudin am stärksten ausgeprägt. Es liegen
Berichte über mitochondriale Funktionsstörungen bei HIV-negativen Kleinkindern vor, die in utero
und/oder postnatal gegenüber Nukleosid-Analoga exponiert waren. Diese Berichte betrafen
überwiegend Behandlungen mit Zidovudin-haltigen Therapien. Die hauptsächlich berichteten
unerwünschten Wirkungen waren hämatologische Störungen (Anämie, Neutropenie) und
Stoffwechselstörungen (Hyperlaktatämie, erhöhte Serum-Lipase-Werte). Diese Ereignisse waren
meistens vorübergehend. Selten wurde über spät auftretende neurologische Störungen (Hypertonus,
Konvulsionen, Verhaltensänderungen) berichtet. Ob solche neurologischen Störungen
vorübergehend oder bleibend sind, ist derzeit nicht bekannt. Diese Erkenntnisse sollten bei jedem
Kind, das in utero gegenüber Nukleos(t)id-Analoga exponiert war und schwere klinische,
insbesondere neurologische Befunde unbekannter Ätiologie aufweist, berücksichtigt werden. Jedes
Kind, das in utero gegenüber Nukleosid- bzw. Nukleotid-Analoga exponiert war, auch HIV-negative
Kinder, soll klinisch und anhand von Laborparametern nachuntersucht werden und soll im Falle von
relevanten Anzeichen oder Symptomen vollständig auf mögliche mitochondriale Funktionsstörungen
hin untersucht werden. Diese Erkenntnisse haben keinen Einfluss auf die derzeitigen nationalen
Empfehlungen zur Anwendung der antiretroviralen Therapie bei schwangeren Frauen zur Prävention
einer vertikalen HIV-Transmission.
Immun-Reaktivierungs-Syndrom
Bei HIV-infizierten Patienten mit schwerem Immundefekt kann sich zum Zeitpunkt der Einleitung
einer ART eine entzündliche Reaktion auf asymptomatische oder residuale opportunistische
Infektionen entwickeln, die zu schweren klinischen Zuständen oder Verschlechterung von
Symptomen führt. Typischerweise wurden solche Reaktionen innerhalb der ersten Wochen oder
Monate nach Beginn der ART beobachtet. Entsprechende Beispiele sind unter anderem CMV-
Retinitis, disseminierte und/oder lokalisierte mykobakterielle Infektionen und Pneumocystis-
jirovecii-Pneumonie. Jedes Entzündungssymptom ist zu bewerten; falls notwendig ist eine
Behandlung einzuleiten.
Es liegen auch Berichte über Autoimmunerkrankungen (wie z.B. Morbus Basedow) vor, die im
Rahmen einer Immun-Reaktivierung auftraten; allerdings ist der Zeitpunkt des Auftretens sehr
variabel und diese Ereignisse können viele Monate nach Beginn der Behandlung auftreten.
Osteonekrose
Obwohl eine multifaktorielle Ätiologie angenommen wird (darunter Anwendung von
Kortikosteroiden, Alkoholkonsum, schwere Immunsuppression, höherer Body-Mass-Index), wurden
Fälle von Osteonekrose insbesondere bei Patienten mit fortgeschrittener HIV-Erkrankung und/oder
Langzeitanwendung einer ART berichtet. Die Patienten sind darauf hinzuweisen, bei Auftreten von
Gelenkbeschwerden und -schmerzen, Gelenksteife oder Schwierigkeiten bei Bewegungen den Arzt
aufzusuchen.
Emtriva Lösung zum Einnehmen enthält Gelborange S (E110), welches allergische Reaktionen
verursachen kann, sowie Methylparahydroxybenzoat (E218) und Propylparahydroxybenzoat (E216),
welche allergische Reaktionen (möglicherweise verzögert) verursachen können. Emtriva Lösung
zum Einnehmen enthält 254 mg Natrium pro Dosiseinheit, was bei Patienten mit kontrollierter
Natrium-Diät beachtet werden sollte.
Interaktionen
Emtricitabin hemmte in vitro keine der Stoffwechselreaktionen, die von einer der folgenden
humanen CYP450-Isoformen vermittelt werden: 1A2, 2A6, 2B6, 2C9, 2C19, 2D6 und 3A4.
Emtricitabin hemmte die für die Glucuronidierung verantwortlichen Enzymsysteme nicht. Geht man
von diesen In-vitro-Ergebnissen und dem bekannten Eliminationsweg von Emtricitabin aus, ist das
Potenzial für CYP450-vermittelte Interaktionen zwischen Emtricitabin und anderen Arzneimitteln
gering.
Es gibt keine klinisch signifikanten Interaktionen bei gleichzeitiger Anwendung von Emtricitabin mit
Indinavir, Zidovudin, Stavudin, Famciclovir oder Tenofovirdisoproxilfumarat.
Da Nukleosid-Analoga keinen signifikanten Einfluss auf das P450-Enzymsystem verursachen, ist
keine Dosierungsanpassung von Emtricitabin bei gleichzeitiger Anwendung mit Tripanavir
notwendig.
Emtricitabin wird primär durch glomeruläre Filtration und aktive tubuläre Sekretion ausgeschieden.
Die gleichzeitige Anwendung von Emtricitabin und anderen renal ausgeschiedenen Arzneimitteln
oder Arzneimitteln, die die Nierenfunktion beeinträchtigen, wurde mit Ausnahme von Famciclovir
und Tenofovirdisoproxilfumarat nicht untersucht. Bei der gleichzeitigen Anwendung von
Emtricitabin und Arzneimitteln, die durch aktive tubuläre Sekretion ausgeschieden werden, kann sich
wegen der Konkurrenz um diesen Eliminationsweg die Serumkonzentration von Emtricitabin oder
dem gleichzeitig angewendeten Arzneimittel erhöhen.
Es liegen noch keine klinischen Erfahrungswerte über die gleichzeitige Anwendung mit Cytidin-
Analoga vor. Aus diesem Grund kann die Kombination von Emtricitabin mit Lamivudin im Rahmen
der Therapie einer HIV-Infektion zum jetzigen Zeitpunkt nicht empfohlen werden.
Schwangerschaft/Stillzeit
Schwangerschaft
Weitergehende Erfahrungen an schwangeren Frauen (zwischen 300 und 1'000
Schwangerschaftsausgängen) deuten nicht auf ein Fehlbildungsrisiko oder eine fetale/neonatale
Toxizität in Verbindung mit Emtricitabin hin. Tierexperimentelle Studien ergaben keine Hinweise
auf eine Reproduktionstoxizität. Falls notwendig kann eine Anwendung von Emtricitabin während
der Schwangerschaft in Betracht gezogen werden.
Stillzeit
Es wurde gezeigt, dass Emtricitabin in die Muttermilch übergeht. Es gibt nur ungenügende
Informationen darüber, ob Emtricitabin Auswirkungen auf Neugeborene/Kinder hat. Daher sollte
während der Anwendung von Emtriva nicht gestillt werden.
HIV-infizierte Frauen sollen generell nicht stillen, um eine HIV-Übertragung auf ihren Säugling zu
vermeiden.
Wirkung auf die Fahrtüchtigkeit und auf das Bedienen von Maschinen
Es wurden keine entsprechenden Studien mit Emtricitabin durchgeführt.
Patienten sollten darauf hingewiesen werden, dass im Zusammenhang mit der Anwendung von
Emtricitabin über Schwindelgefühle berichtet wurde.
Unerwünschte Wirkungen
Die Beurteilung der Nebenwirkungen basiert auf den Daten aus drei Studien mit Erwachsenen
(n = 1'479) und drei pädiatrischen Studien (n = 169). Im Rahmen der Studien mit Erwachsenen
erhielten 1'039 nicht vorbehandelte und 440 vorbehandelte Patienten über einen Zeitraum von
48 Wochen Emtricitabin (n = 814) oder ein Vergleichspräparat (n = 665) in Kombination mit
anderen antiretroviralen Arzneimitteln. Im Rahmen der drei pädiatrischen Studien erhielten nicht
vorbehandelte (n = 123) und vorbehandelte (n = 46) pädiatrische Patienten im Alter von 4 Monaten
bis zu 18 Jahren Emtricitabin in Kombination mit anderen antiretroviralen Arzneimitteln.
Die Nebenwirkungen bei Erwachsenen, die vermutlich (zumindest möglicherweise) mit der
Behandlung in Zusammenhang stehen, sind nach Organsystem und absoluter Häufigkeit gegliedert.
Innerhalb jeder Häufigkeitsgruppe werden die Nebenwirkungen nach abnehmendem Schweregrad
angegeben. Die Häufigkeiten sind wie folgt definiert: sehr häufig (≥1/10), häufig (≥1/100, <1/10),
gelegentlich (≥1/1'000, <1/100).
Infektionen und parasitäre Erkrankungen
Häufig: Hautausschlag pustulös.
Erkrankungen des Blutes und des Lymphsystems
Häufig: Neutropenie.
Gelegentlich: Anämie.
Erkrankungen des Immunsystems
Häufig: Überempfindlichkeit.
Stoffwechsel- und Ernährungsstörungen
Häufig: Hypertriglyceridämie, Hyperglykämie.
Psychiatrische Erkrankungen
Häufig: Insomnie, abnormale Träume.
Erkrankungen des Nervensystems
Sehr häufig: Kopfschmerzen (10,2%).
Häufig: Schwindelgefühl.
Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts
Sehr häufig: Diarrhö (14,0%), Übelkeit (10,0%).
Häufig: Erbrechen, Bauchschmerzen, Amylase erhöht, Lipase erhöht, Verdauungsstörungen.
Leber und Gallenerkrankungen
Häufig: Hyperbilirubinämie, Aspartat-Aminotransferase erhöht, Alanin-Aminotransferase erhöht.
Erkrankungen der Haut und des Unterhautzellgewebes
Häufig: Urtikaria, Dermatitis bullosa, Hautausschlag makulopapulös, Pruritus, Exantheme, sowie
Hyperpigmentierung der Haut an den Handflächen und/oder Sohlen.
Muskelskelettsystem
Sehr häufig: Kreatinphosphokinase im Blut erhöht (10,2%).
Generalisierte motorische Schwäche: Sehr selten wurde unter der Behandlung mit Nukleosid-
Analoga eine generalisierte motorische Schwäche beobachtet, welche klinisch einem Krankheitsbild
wie dem Guillain-Barré-Syndrom ähnelte. Eine solche motorische Schwäche kann mit und ohne
Hyperlaktatämie einschliesslich respiratorischer Insuffizienz auftreten (siehe auch «Warnhinweise
und Vorsichtsmassnahmen»).
Allgemeine Erkrankungen
Häufig: Asthenie, Schmerzen.
Metabolische Parameter: Während einer antiretroviralen Therapie können eine Gewichtszunahme
und ein Anstieg der Blutlipid- und Blutglukosewerte auftreten (siehe «Warnhinweise und
Vorsichtsmassnahmen»).
Immun-Reaktivierungs-Syndrom: Bei HIV-infizierten Patienten mit schwerem Immundefekt kann
sich zum Zeitpunkt der Einleitung einer ART eine entzündliche Reaktion auf asymptomatische oder
residuale opportunistische Infektionen entwickeln. Es liegen auch Berichte über
Autoimmunerkrankungen (wie z.B. Morbus Basedow) vor; allerdings ist der Zeitpunkt des
Auftretens sehr variabel und diese Ereignisse können viele Monate nach Beginn der Behandlung
auftreten (siehe «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»).
Osteonekrose: Fälle von Osteonekrose wurden insbesondere bei Patienten mit allgemein bekannten
Risikofaktoren, fortgeschrittener HIV-Erkrankung oder Langzeitanwendung einer ART berichtet.
Die Häufigkeit des Auftretens ist unbekannt (siehe «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»).
Pädiatrische Population
Zusätzlich zu den unerwünschten Wirkungen bei Erwachsenen, waren Anämien häufige und
Verfärbungen der Haut (Hyperpigmentierung) sehr häufige unerwünschte Wirkungen bei
pädiatrischen Patienten.
Andere spezielle Population(en)
Patienten mit HIV/HBV-Koinfektion: Das Profil der unerwünschten Wirkungen bei Patienten mit
HBV-Koinfektion ähnelt dem von Patienten mit HIV-Infektion ohne HBV-Koinfektion. Wie jedoch
bei dieser Patienten-Population zu erwarten, kamen erhöhte AST- und ALT-Werte häufiger vor als
bei Patienten, die allein mit HIV infiziert sind.
Überdosierung
Im Zusammenhang mit der Gabe von bis zu 1'200 mg Emtricitabin wurden die oben aufgeführten
Nebenwirkungen berichtet (siehe «Unerwünschte Wirkungen»).
Im Falle einer Überdosierung ist der Patient auf Anzeichen einer Toxizität zu beobachten, falls
erforderlich müssen unterstützende Standardtherapiemassnahmen eingeleitet werden.
Bis zu 30% der Emtricitabin-Dosis können durch Hämodialyse entfernt werden. Es ist nicht bekannt,
ob Emtricitabin auch durch Peritonealdialyse entfernt werden kann.
Eigenschaften/Wirkungen
ATC-Code: J05AF09
Wirkungsmechanismus
Emtricitabin ist ein synthetisches Nukleosid-Analogon von Cytidin und wirkt spezifisch gegen das
Humane Immundefizienzvirus (HIV-1 und HIV-2) sowie gegen das Hepatitis-B-Virus (HBV).
Emtricitabin wird durch zelluläre Enzyme zu Emtricitabin-5'-Triphosphat phosphoryliert, welches
die Reverse Transkriptase von HIV-1 kompetitiv hemmt und auf diese Weise einen DNA-
Kettenabbruch bewirkt. Emtricitabin hemmt die DNA-Polymerasen α, β und ε und die
mitochondriale DNA-Polymerase γ von Säugetieren nur geringfügig.
Emtricitabin zeigte in vitro keine Zytotoxizität gegenüber Lymphozyten des peripheren Blutes
(PBMC = peripheral blood mononuclear cells), etablierten Zell-Linien von Lymphozyten und
Monozyten-Makrophagen oder Knochenmark-Stammzellen. Es gab weder in vitro noch in vivo
Hinweise auf mitochondriale Toxizität.
Antivirale Aktivität in vitro
Die 50%ige Hemmkonzentration (IC50) von Emtricitabin für Laborstämme und klinische HIV-1-
Isolate lag im Bereich zwischen 0,0013 und 0,5 µmol/l. Im Rahmen von Kombinationsstudien mit
Emtricitabin und Proteaseinhibitoren, nukleosidischen, nukleotidischen und nichtnukleosidischen
Inhibitoren der Reversen Transkriptase von HIV wurden additive bis synergistische Effekte
beobachtet. Nur wenige der genannten Kombinationen wurden am Menschen untersucht.
Bei Tests der Aktivität gegen HBV-Laborstämme lag die 50%ige Hemmkonzentration (IC50) für
Emtricitabin im Bereich zwischen 0,01 und 0,04 µmol/l.
Resistenz
Die HIV-1-Resistenz gegen Emtricitabin entwickelt sich auf Grund von Veränderungen am
Codon 184 der HIV-eigenen Reversen Transkriptase, statt Methionin wird Valin kodiert (auch eine
Isoleucin-Zwischenstufe wurde beobachtet). Diese HIV-1-Mutation wurde sowohl in vitro als auch
bei HIV-1-infizierten Patienten beobachtet.
Emtricitabin-resistente Viren waren kreuzresistent gegenüber Lamivudin, blieben jedoch weiterhin
empfindlich gegenüber anderen nukleosidischen Reverse-Transkriptase-Inhibitoren (NRTIs)
(Zidovudin, Stavudin, Tenofovir, Abacavir und Didanosin), allen nichtnukleosidischen Reverse-
Transkriptase-Inhibitoren (NNRTIs) und allen Proteaseinhibitoren (PIs). Viren mit einer Resistenz
gegen Zidovudin, Didanosin und NNRTIs blieben empfindlich gegenüber Emtricitabin
(IC50=0,002 µmol/l bis 0,08 µmol/l).
Klinische Erfahrungen
Es wurde gezeigt, dass Emtricitabin in Kombination mit anderen antiretroviralen Arzneimitteln,
einschliesslich Nukleosid-Analoga, Nicht-Nukleosid-Analoga und Proteaseinhibitoren, in der
Behandlung der HIV-Infektion bei nicht vorbehandelten Patienten und bei vorbehandelten Patienten
mit stabiler virologischer Kontrolle wirksam ist. Es liegen keine Erfahrungswerte über die
Anwendung von Emtricitabin bei Patienten vor, deren momentane Therapie versagt oder die ein
mehrfaches Therapieversagen aufweisen. Es sind keine klinischen Daten über die Anwendung von
Emtricitabin bei Kleinkindern unter 4 Monaten verfügbar.
Eine 48-wöchige, doppelblinde, wirkstoffkontrollierte Multizenterstudie wurde bei 571 nicht
antiretroviral vorbehandelten Erwachsenen durchgeführt, wobei Emtriva (200 mg einmal täglich) in
Kombination mit Didanosin und Efavirenz versus Stavudin, Didanosin und Efavirenz verglichen
wurde. Die Patienten hatten ein Durchschnittsalter von 36 Jahren (Spannbreite 18-69), 85% waren
Männer, 52% Kaukasier, 16% Afrika-Amerikaner und 26% Hispano-Amerikaner. Die Patienten
wiesen eine mittlere CD4+-Basiszellzahl von 318 Zellen/mm3 (Spannbreite 5-1'317) und einen
mittleren HIV-RNA-Basisplasmaspiegel von 4,9 log10 Kopien/ml (Spannbreite 2,6-7,0) auf. 38%
der Patienten hatten Basisviruslasten von >100'000 Kopien/ml und 31% hatten CD4+-Zellzahlen von
<200 Zellen/ml. Die Ergebnisse der Behandlung sind in der nachfolgenden Tabelle dargestellt.
Ergebnisse der randomisierten Behandlung nach Woche 48 bei nicht antiretroviral vorbehandelten
Patienten:
Ergebnis nach Woche 48
Emtriva +
Didanosin +
Efavirenz
(n = 286)
Stavudin +
Didanosin +
Efavirenz
(n = 285)
Patienten, die auf Therapie ansprachen1
81% (78%)
68% (59%)
Virologisches Versagen2
<1%
Studienabbruch aufgrund der Nebenwirkung 7%
Studienabbruch aus anderen Gründen3
1 Patienten erreichten oder hielten bestätigte HIV-RNA <400 Kopien/ml (<50 Kopien/ml) bis nach
Woche 48 aufrecht.
2 Einschliesslich Patienten, die keine virologische Suppression erreichten oder zurückfielen,
nachdem sie eine virologische Suppression erreicht hatten.
3 Einschliesslich Patienten, die zur Nachuntersuchung verloren gingen, Patientenabbruch, Nicht-
Compliance, Protokollverstoss und andere Gründe.
Die mittlere Zunahme der CD4+-Basiszellzahl betrug 168 Zellen/mm3 für den Emtriva-Arm und
134 Zellen/mm3 für den Stavudin-Arm.
Über 48 Wochen erfuhren 5 Patienten (1,7%) in der Emtriva-Gruppe ein neues CDC-Klasse C
Vorkommnis im Vergleich zu 7 Patienten (2,5%) in der Stavudin-Gruppe.
In einer 48-wöchigen offenen, wirkstoffkontrollierten Multizenterstudie wurde Emtriva (200 mg
einmal täglich) gegen Lamivudin verglichen, und zwar in Kombination mit Stavudin (d4T) oder
Zidovudin (ZDV) und einem Proteaseinhibitor (PI) oder NNRTI bei 440 Patienten. Diese waren an
einer Lamivudin-haltigen, 3fach-antiretroviralen Therapie während mindestens 12 Wochen vor
Studienantritt beteiligt und wiesen HIV-1-RNA ≤400 Kopien/ml auf.
Die Patienten wurden 1:2 randomisiert einer Fortsetzung der Behandlung mit Lamivudin (150 mg
zweimal täglich) oder einem Wechsel auf Emtriva (200 mg einmal täglich) zugewiesen. Alle
Patienten hielten an ihrer stabilen Basistherapie fest. Die Patienten hatten ein Durchschnittsalter von
42 Jahren (Spannbreite 22-80), 86% waren Männer, 64% Kaukasier, 21% Afrika-Amerikaner und
13% Hispano-Amerikaner. Die Patienten wiesen eine mittlere CD4+-Basiszellzahl von
527 Zellen/mm3 (Spannbreite 37-1'909) und einen medianen HIV-RNA-Basisplasmaspiegel von
1,7 log10 Kopien/ml (Spannbreite 1,7-4,0) auf.
Die mittlere Dauer der früheren antiretroviralen Therapie betrug 27,6 Monate.
Ergebnisse der randomisierten Behandlung nach Woche 48 bei vorbehandelten Patienten:
Ergebnis nach Woche 48
Emtriva +
ZDV/d4T +
NNRTI/PI
(n = 294)
Lamivudin +
ZDV/d4T +
NNRTI/PI
(n = 146)
Patienten, die auf Therapie ansprachen1
77% (67%)
82% (72%)
Virologisches Versagen2
<1%
Studienabbruch aufgrund der Nebenwirkung 4%
Studienabbruch aus anderen Gründen3
1 Patienten erreichten oder hielten bestätigte HIV-RNA <400 Kopien/ml (<50 Kopien/ml) bis nach
Woche 48 aufrecht.
2 Einschliesslich Patienten, die keine virologische Suppression erreichten oder zurückfielen,
nachdem sie eine virologische Suppression erreicht hatten.
3 Einschliesslich Patienten, die zur Nachuntersuchung verloren gingen, Patientenabbruch, Nicht-
Compliance, Protokollverstoss und andere Gründe.
Die mittlere Zunahme von der CD4+-Basiszellzahl betrug 29 Zellen/mm3 für den Emtriva-Arm und
61 Zellen/mm3 für den Lamivudin-Arm.
Über 48 Wochen erfuhren 2 Patienten (0,7%) in der Emtriva-Gruppe ein neues CDC-Klasse C
Vorkommnis im Vergleich zu 2 Patienten (1,4%) in der Lamivudin-Gruppe.
Zusätzlich, in einer zweiten Studie, wurden vorbehandelte Erwachsene mit stabiler PI-basierter hoch
aktiver antiretroviraler Therapie (HAART) randomisiert einer einmal täglichen Emtricitabin-haltigen
Therapie oder einer Fortsetzung der PI-haltigen HAART zugewiesen. Nach 48 Behandlungswochen
fand sich unter der Emtricitabin-haltigen Therapie im Vergleich zur fortgesetzten PI-haltigen
HAART ein gleich grosser Anteil an Patienten mit einer HIV-RNA-Viruslast <400 Kopien/ml (94%
bei Emtricitabin versus 92%) und ein grösserer Anteil an Patienten mit HIV-RNA-Werten
<50 Kopien/ml (95% bei Emtricitabin versus 87%).
Bei Kleinkindern und Kindern ab 4 Monaten wurden die HIV-1-RNA im Plasma über 48 Wochen
bei einem Grossteil der Patienten unter die Nachweisgrenze gesenkt bzw. blieb unter der
Nachweisgrenze (89% erreichen ≤400 Kopien/ml und 77% erreichten ≤50 Kopien/ml).
Pharmakokinetik
Absorption
Emtricitabin wird nach oraler Anwendung rasch und extensiv resorbiert und erreicht maximale
Plasmakonzentrationen 1 bis 2 Stunden nach der Einnahme. Bei 20 HIV-infizierten
Studienteilnehmern, die täglich 200 mg Emtricitabin als Kapseln erhalten hatten, betrugen im
Steady-State die maximalen Plasmakonzentrationen von Emtricitabin (Cmax) 1,8 ± 0,7 µg/ml, die
Minimalkonzentrationen (Cmin) 0,09 ± 0,07 µg/ml und die Fläche unter der Plasmakonzentrations-
Zeit-Kurve (AUC) während eines 24-stündigen Dosisintervalls 10,0 ± 3,1 µg·h/ml. Die minimalen
Steady-State-Plasmakonzentrationen erreichten Werte, die etwa um das Vierfache über den In-vitro-
IC90-Werten für die Anti-HIV-Aktivität lagen.
Die absolute Bioverfügbarkeit von Emtricitabin aus Emtriva Kapseln wird auf 93% und die absolute
Bioverfügbarkeit aus Emtriva Lösung zum Einnehmen auf 75% geschätzt.
Bei einer Pilotstudie an Kindern und einer Bioäquivalenz-Studie an Erwachsenen wurde
nachgewiesen, dass Emtriva Lösung zum Einnehmen ungefähr 80% der Bioverfügbarkeit von
Emtriva Kapseln aufweist. Der Grund für diesen Unterschied ist nicht bekannt. Auf Grund der
Unterschiede in der Bioverfügbarkeit sollten 240 mg Emtricitabin in Form der Lösung zum
Einnehmen zu ähnlichen Plasmakonzentrationen führen wie eine 200 mg-Kapsel Emtricitabin.
Kinder mit einem Körpergewicht von mindestens 33 kg können deshalb entweder eine 200 mg-
Kapsel täglich einnehmen oder Emtricitabin in einer maximalen Dosis von 240 mg (24 ml) einmal
täglich als Lösung zum Einnehmen anwenden.
Da die systemische Exposition (AUC0-∞) gegenüber Emtricitabin weder bei gleichzeitiger
Einnahme von Emtriva Kapseln mit einer stark fetthaltigen Mahlzeit noch bei Einnahme von Emtriva
Lösung zum Einnehmen mit einer fettarmen oder stark fetthaltigen Mahlzeit beeinträchtigt wurde,
können Emtriva Kapseln und Emtriva Lösung zum Einnehmen zu einer Mahlzeit oder unabhängig
davon eingenommen werden.
Distribution
Im Konzentrationsbereich von 0,02-200 µg/ml lag die Proteinbindung von Emtricitabin an humane
Plasmaproteine in vitro konzentrationsunabhängig bei <4%. Das mittlere Plasma-Blut-
Konzentrationsverhältnis lag bei etwa 1,0 und das mittlere Sperma-Plasma-Konzentrationsverhältnis
bei ungefähr 4,0.
Das apparente Verteilungsvolumen nach intravenöser Anwendung von Emtricitabin belief sich auf
1,4 ± 0,3 l/kg, was darauf schliessen lässt, dass Emtricitabin stark im gesamten Körper verteilt wird,
sowohl in intrazelluläre als auch extrazelluläre Flüssigkeitsräume.
Metabolismus
Emtricitabin wird nur in geringem Umfang metabolisiert. Die Biotransformation von Emtricitabin
umfasst die Oxidation des Thiol-Anteils zu 3'-Sulfoxid-Diastereomeren (ca. 9% der Dosis) sowie die
Konjugation mit Glucuronsäure zu 2'-O-Glucuronid (ca. 4% der Dosis).
Emtricitabin hemmte in vitro nicht die Metabolisierung von Arzneimitteln, die von einem der
folgenden humanen CYP450-Isoenzyme vermittelt wird: 1A2, 2A6, 2B6, 2C9, 2C19, 2D6 und 3A4.
Emtricitabin hemmte auch nicht das für die Glucuronidierung verantwortliche Enzym Uridin-5'-
Diphosphoglucuronyl-Transferase.
Elimination
Emtricitabin wird primär über die Nieren eliminiert, wobei die Dosis vollständig mit dem Urin
(ca. 86%) und der Fäzes (ca. 14%) ausgeschieden wird. 13% der Emtricitabin-Dosis lagen im Urin in
Form von drei Metaboliten vor. Die systemische Clearance von Emtricitabin betrug im Durchschnitt
307 ml/min (4,03 ml/min/kg). Nach oraler Anwendung liegt die Eliminations-Halbwertzeit bei
ca. 10 Stunden.
Linearität/Nichtlinearität
Die Pharmakokinetik von Emtricitabin ist in einem Dosisbereich von 25-200 mg nach einmaliger
oder wiederholter Anwendung proportional zur Dosis.
Intrazelluläre Pharmakokinetik
In einer klinischen Studie betrug die intrazelluläre Halbwertzeit von Emtricitabin-Triphosphat in
Monozyten im peripheren Blut 39 Stunden. Die intrazelluläre Triphosphat-Konzentration stieg mit
der Dosis an, erreichte jedoch bei Dosen von 200 mg oder mehr ein Plateau.
Erwachsene mit Niereninsuffizienz
Die pharmakokinetischen Parameter wurden nach Anwendung einer Einzeldosis von 200 mg
Emtricitabin als Kapsel bei 30 nicht HIV-infizierten Patienten ermittelt, die eine unterschiedlich
ausgeprägte Niereninsuffizienz aufwiesen. Die Probanden wurden dabei auf Basis der Kreatinin-
Clearance (Clcr) bei Studienbeginn gruppiert (normale Nierenfunktion bei Werten >80 ml/min;
leichte Nierenfunktionsstörung bei 50-80 ml/min; mittelgradige Funktionsstörung bei 30-49 ml/min,
schwerwiegende Funktionsstörung bei <30 ml/min sowie hämodialysepflichtige funktionale
Anephrie bei <15 ml/min).
Die systemische Exposition gegenüber Emtricitabin (Mittel ± Standardabweichung) lag bei Patienten
mit normaler Nierenfunktion bei 11,8 ± 2,9 µg·h/ml und stieg bei Patienten mit leichter
Nierenfunktionseinschränkung auf 19,9 ± 1,1 µg·h/ml, bei Patienten mit mittelgradiger
Nierenfunktionseinschränkung auf 25,0 ± 5,7 µg·h/ml und bei Patienten mit schwerer
Nierenfunktionsstörung auf 34,0 ± 2,1 µg·h/ml.
Bei ESRD-Patienten, die eine Hämodialyse erhielten, wurden nach dreistündiger Dialysebehandlung
etwa 30% der Emtricitabin-Dosis im Dialysat wiedergefunden, wobei die Dialyse innerhalb von
1,5 Stunden nach Einnahme von Emtricitabin begonnen wurde (bei einer Blutflussrate von
400 ml/min und einer Dialysat-Flussrate von ca. 600 ml/min).
Leberinsuffizienz
Die Pharmakokinetik von Emtricitabin wurde bei Patienten ohne HBV-Infektion, die unterschiedlich
stark ausgeprägte Leberinsuffizienzen aufwiesen, nicht untersucht. Im Allgemeinen ähnelte die
Pharmakokinetik von Emtricitabin bei HBV-infizierten Patienten der von gesunden und HIV-
infizierten Probanden.
Alter, Geschlecht und ethnische Zugehörigkeit
Im Allgemeinen ähnelt die Pharmakokinetik von Emtricitabin bei Kleinkindern, Kindern und
Jugendlichen (im Alter von 4 Monaten bis zu 18 Jahren) der von Erwachsenen.
Die mittlere AUC bei 77 Kleinkindern, Kindern und Jugendlichen, die einmal täglich 6 mg/kg
Emtricitabin als Lösung zum Einnehmen oder 200 mg Emtricitabin als Kapsel erhalten hatten, war
vergleichbar mit der mittleren AUC von 10 μg·h/ml bei 20 Erwachsenen, die einmal täglich eine
200 mg-Kapsel eingenommen hatten.
In einer offenen, nicht vergleichenden Studie mit 20 Neugeborenen von HIV-infizierten Müttern, die
zwischen der ersten Lebenswoche und dem 3. Lebensmonat zwei Mal über 4 Tage Emtricitabin
Lösung (3 mg/kg einmal täglich) oral erhielten, wurden pharmakokinetische Daten generiert. Diese
Dosis entspricht der halben zugelassenen Dosierung für Kleinkinder ab 4 Monaten (6 mg/kg). Die
apparente Gesamt-Clearance im Steady-State (Cl/F) stieg mit dem Alter während dieser drei Monate
an, während die AUC entsprechend sank. Die Emtricitabin-Exposition im Plasma war bei
Kleinkindern im Alter von bis zu 3 Monaten, die einmal täglich 3 mg/kg Emtricitabin erhielten,
vergleichbar mit der von HIV-infizierten Erwachsenen und Kindern ab 4 Monaten bei einer täglichen
Dosis von 6 mg/kg.
Es liegen keine pharmakokinetischen Daten über ältere Menschen vor.
Zwar lagen bei Frauen die mittleren Cmax- und Cmin-Werte ungefähr 20% und die mittlere AUC
16% über den Werten der männlichen Patienten, doch dieser Unterschied wurde nicht als klinisch
signifikant eingestuft. Es wurden keine klinisch signifikanten pharmakokinetischen Unterschiede auf
Grund der ethnischen Zugehörigkeit festgestellt.
Präklinische Daten
Präklinische Daten lassen auf der Grundlage herkömmlicher Studien zur Sicherheitspharmakologie,
Toxizität nach wiederholter Gabe, Genotoxizität und Reproduktionstoxizität/entwicklungsspezifische
Toxizität keine besonderen Gefahren für den Menschen erkennen. In Langzeitstudien an Mäusen und
Ratten zeigte Emtricitabin kein karzinogenes Potential.
Sonstige Hinweise
Die Packung von Emtriva Lösung zum Einnehmen enthält einen 30 ml-Messbecher aus Plastik, der
mit 1 ml-Einteilungen versehen ist. Dies ermöglicht die korrekte Dosierung der Lösung zum
Einnehmen.
Haltbarkeit
Das Arzneimittel darf nur bis zu dem auf dem Behälter mit «EXP» bezeichneten Datum verwendet
werden.
Besondere Lagerungshinweise
Emtriva Kapseln:
Nicht über 30 °C lagern.
Emtriva Lösung zum Einnehmen:
Ungeöffnete Flasche: Im Kühlschrank (2-8 °C) lagern.
Nach dem ersten Öffnen der Flasche: Nicht über 25 °C lagern. Innerhalb von 45 Tagen aufbrauchen.
Zulassungsnummer
56880, 56881 (Swissmedic).
Packungen
Emtriva Kapseln: 30 [A]
Emtriva Lösung zum Einnehmen: 170 ml [A]
Zulassungsinhaberin
Gilead Sciences Switzerland Sàrl, Steinhausen.
Stand der Information
Januar 2018.