Österreich - Deutsch - AGES (Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit)
25-11-2020
25-11-2020
Gebrauchsinformation: Information für den Anwender
Digimerck 0,07 mg - Tabletten
Digitoxin
Lesen Sie die gesamte Packungsbeilage sorgfältig durch, bevor Sie mit der Einnahme dieses
Arzneimittels beginnen, denn sie enthält wichtige Informationen.
Heben Sie die Packungsbeilage auf. Vielleicht möchten Sie diese später nochmals lesen.
Wenn Sie weitere Fragen haben, wenden Sie sich an Ihren Arzt oder Apotheker.
Dieses Arzneimittel wurde Ihnen persönlich verschrieben. Geben Sie es nicht an Dritte weiter. Es
kann anderen Menschen schaden, auch wenn diese die gleichen Beschwerden haben wie Sie.
Wenn Sie Nebenwirkungen bemerken, wenden Sie sich an Ihren Arzt oder Apotheker. Dies gilt
auch für Nebenwirkungen, die nicht in dieser Packungsbeilage angegeben sind.
Siehe Abschnitt 4.
Was in dieser Packungsbeilage steht
Was sind Digimerck 0,07 mg - Tabletten und wofür werden sie angewendet?
Was sollten Sie vor der Einnahme von Digimerck 0,07 mg - Tabletten beachten?
Wie sind Digimerck 0,07 mg - Tabletten einzunehmen?
Welche Nebenwirkungen sind möglich?
Wie sind Digimerck 0,07 mg - Tabletten aufzubewahren?
Inhalt der Packung und weitere Informationen
1.
Was sind Digimerck 0,07 mg - Tabletten und wofür werden sie angewendet?
Digimerck ist ein Herzglykosid und beeinflusst Schlagkraft, Schlagfrequenz, Erregbarkeit und
Reizleitung des Herzens.
Digimerck 0,07 mg - Tabletten dienen zur Behandlung verschiedener Formen der
Herzleistungsschwäche (manifeste chronische Herzinsuffizienz) und von bestimmten schnellen
Herzrhythmusstörungen (bestimmte supraventrikuläre tachykarde Arrhythmien, insbesondere
Vorhofflimmern).
2.
Was sollten Sie vor der Einnahme von Digimerck 0,07 mg - Tabletten beachten?
Digimerck 0,07 mg - Tabletten dürfen nicht eingenommen werden,
wenn Sie allergisch gegen Digitoxin, andere Herzglykoside oder einen der in Abschnitt 6
genannten sonstigen Bestandteile von Digimerck sind
wenn ein Verdacht auf Digitalisvergiftung besteht
bei langsamer – regelmäßiger oder unregelmäßiger – Herzschlagfolge (schwerer Bradykardie)
wenn Sie Rhythmusstörungen haben, die von den Herzkammern ausgehen (ventrikuläre
Tachykardie, ventrikuläre Fibrillation)
bei bestimmten Erregungsleitungsstörungen (AV- Block 2. und 3. Grades, außer bei implantiertem
Schrittmacher)
bei vorgesehener Elektrobehandlung des Herzens (Kardioversion)
(bei Verdacht auf) zusätzliche Nervenbahnen zwischen Herzvorhof und Herzkammer
(atrioventrikuläre Nervenbahnen) (z.B. WPW-Syndrom)
bei kurzdauernden Ohnmachtsanfällen durch Verminderung der Hirndurchblutung infolge eines
plötzlichen Blutdruckabfalls (Karotis-Sinus-Syndrom)
bei vermindertem Kaliumgehalt im Blut (Hypokaliämie)
bei erhöhtem Kalziumgehalt im Blut (Hyperkalzämie), oder vermindertem Magnesiumgehalt im
Blut (Hypomagnesiämie)
bei bestimmten Herzmuskelerkrankungen (hypertrophe obstruktive Kardiomyopathie,
idiopathische hypertrophische Subaortenstenose)
bei Ausweitung der Brustkorbhauptschlagader (thorakales Aortenaneurysma)
wenn gleichzeitig Kalzium intravenös verabreicht wird
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen
Bitte sprechen Sie mit Ihrem Arzt oder Apotheker, bevor Sie Digimerck 0,07 mg – Tabletten
einnehmen.
Besondere Vorsicht bei der Einnahme von Digimerck 0,07 mg - Tabletten ist erforderlich,
wenn Sie in Ruhe einen deutlich verlangsamten Puls (Bradykardie) haben
wenn Sie einen erhöhten Kaliumgehalt im Blut (Hyperkaliämie) haben
bei älteren Patienten (> 60 Jahre, da diese empfindlicher auf Glykoside reagieren können)
wenn eine verminderte Ausscheidung von Digitoxin über die Nieren angenommen werden kann
wenn Sie an Schilddrüsenerkankungen leiden (Dosisreduktion bei Unterfunktion, Dosissteigerung
bei Überfunktion)
bei akutem Herzinfarkt
wenn Sie an akuter Herzmuskelentzündung (Myokarditis), Cor pulmonale (vergrößertes
Rechtsherz) oder an zu niedrigem Sauerstoffgehalt des Blutes (Hypoxämie), aufgrund schwerer
Lungenerkrankungen oder einer Überblähung der Lunge mit Zerstörung der Lungenbläschen
(Emphysem) leiden
wenn Sie an einer chronisch einengenden Entzündung des Herzbeutels (chronisch konstriktive
Perikarditis) leiden
wenn Sie an einer Verengung der Herzklappen mit Wasseransammlung in der Lunge (reine
Mitralstenose mit Lungenödem) leiden
wenn Sie in den vorangegangenen 2 Wochen Herzglykoside erhalten haben, sollten Sie den Arzt
informieren. Hier kann eine verringerte Aufsättigungsdosierung nötig sein.
Wenn Sie an Erkrankungen des Säure-Basen- oder Elektrolytgleichgewichts leiden, besteht eine
erhöhte Glykosidempfindlichkeit.
Sollten Sie an einer der angeführten Erkrankungen oder Bedingungen leiden, melden Sie es Ihrem
Arzt, da die Glykosiddosis reduziert werden und eine sorgfältige Überwachung erfolgen muss.
Eine Digitoxinvergiftung manifestiert sich in Arrhythmien (Störungen der regelmäßigen
Herzschlagfolge), wobei diese Arrhythmien ähnlich denen sein können, für die das Arzneimittel
bestimmt ist. Besondere Vorsicht ist geboten bei Vorhoftachykardie mit variablem AV-Block
(Herzfrequenzsteigerung, die von den Herzvorhöfen ausgeht, mit bestimmten
Erregungsleitungsstörungen), da der Rhythmus klinisch identisch zum Vorhofflimmern ist.
Abhängig von der klinischen Situation sollten Sie Ihren Arzt aufsuchen, um eine regelmäßige
Blutkontrolle zu veranlassen.
Einnahme von Digimerck 0,07 mg - Tabletten zusammen mit anderen Arzneimitteln
Informieren Sie Ihren Arzt oder Apotheker, wenn Sie andere Arzneimittel einnehmen/anwenden,
kürzlich andere Arzneimittel eingenommen/angewendet haben, oder beabsichtigen, andere
Arzneimittel einzunehmen/anzuwenden.
Die Möglichkeit einer Wechselwirkung steigt mit jedem zusätzlichen Arzneimittel, das Sie einnehmen
oder anwenden. Im Zweifelsfall sollte der Arzt eine Kontrolle des Digitoxin-Serum-Spiegels
durchführen.
Die folgenden Arzneimittel steigern die Wirkung von Digitoxin:
Kalzium (darf nicht intravenös verabreicht werden): Steigerung der Digitoxintoxizität
Arzneimittel, die das Elektrolytgleichgewicht beeinflussen, wie harntreibende Mittel (Diuretika),
häufige Verwendung von Abführmitteln (Laxantien), Penicillin G, Amphotericin B (Arzneimittel
gegen Pilze), Carbenoxolon (Entzündungshemmer), Lakritze, Corticosteroide (Hormone), ACTH
(Hormon), Salicylate (schmerzstillende und entzündungshemmende Medikamente), Lithiumsalze
(Antidepressiva), längere Anwendung von Glukose- und Laevuloseinfusionen: Steigerung der
Digitalisvergiftung aufgrund einer durch Arzneimittel hervorgerufenen Hypokaliämie und
Hypomagnesiämie (zu niedriger Kalium- bzw. Magnesiumgehalt im Blut).
Bestimmte Antibiotika (z.B. Makrolide, Tetrazykline), bestimmte Pilzmittel (z.B. Itraconazol),
Steroide (z.B. Prednisolon, Danazol), bestimmte Medikamente gegen Depressionen (z.B. Fluoxetin),
Proteaseinhibitoren (z.B. Indinavir, Ritonavir), Medikamente für Herz-Kreislauferkrankungen
(Kalziumantagonisten, wie z.B. Verapamil, Nifedipin, Diltiazem) oder Medikamente gegen
Herzrhythmusstörungen (Antiarrhythmika, wie z.B. Chinidin, Amiodaron): Anstieg des
Digitoxinspiegels.
Antibiotika, die auf das Bakterium E. lentum wirken und die den Digitoxinabbau verhindern: Anstieg
des Digitoxinspiegels.
Bestimmte Medikamente gegen Bluthochdruck (Betablocker): Steigerung der bradykarden Wirkung
(Senkung der Herzfrequenz).
Medikamente zur Muskelentspannung (Suxamethoniumchlorid, Pancuronium), bestimmte
blutdrucksenkende Mittel (Reserpin), trizyklische Antidepressiva, Sympathomimetika, insbesondere
Ephedrin (Grippemittel), Phosphodiesterasehemmer, einschließlich Methylxanthine (z.B. Theophyllin,
Coffein): Begünstigung von Herzrhythmusstörungen.
Lithium bei bestehendem SA-Block (Erregungsleitungsstörung des Herzens): erhöhtes Risiko von
Überleitungsstörungen.
Die folgenden Arzneimittel können die Digitoxinwirkung abschwächen:
Arzneimittel, die den Kaliumspiegel erhöhen (z.B. Spironolacton, Kaliumcanreoat, Amilorid,
Triamteren, Kaliumsalze): Begünstigung von Herzrhythmusstörungen.
Aktivkohle, aluminiumhaltige Arzneimittel zur Neutralisierung der Magensäure, Lipidsenker
(Colestyramin, Colestipol), Kaolin-Pektin, einige aufquellende Abführmittel: Verminderung der
Glykosidabsorption aufgrund der bindenden Wirkung oder der beschleunigten Ausscheidung. Man
sollte deshalb Digimerck zwei Stunden vor der Einnahme dieser Arzneimittel einnehmen.
Phenylbutazon (Antirheumatikum), Phenytoin (Antiepileptikum), Rifampicin (Antibiotikum),
Rifabutin (Medikament zur Behandlung der Tuberkulose), Spironolacton (Arzneistoff, der die
Wirkung des Hormons Aldosteron hemmt), Barbiturate (Narkosemittel): Verminderung des
Serumdigitoxinspiegels.
Schwangerschaft und Stillzeit
Wenn Sie schwanger sind oder stillen, oder wenn Sie vermuten, schwanger zu sein, oder
beabsichtigen, schwanger zu werden, fragen Sie vor der Einnahme dieses Arzneimittels Ihren Arzt
oder Apotheker um Rat.
Schwangerschaft:
Die Erfahrungen mit therapeutischen Digitalisdosen während der Schwangerschaft haben bis jetzt
keine Hinweise auf eine Schädigung des Embryos oder Fötus ergeben.
Während der Schwangerschaft ist die Patientin besonders sorgfältig zu überwachen und auf eine
individuelle, bedarfsgerechte Dosierung zu achten. Während der letzten Wochen der Schwangerschaft
kann der Glykosidbedarf ansteigen. Nach der Geburt ist dagegen häufig die Dosis zu reduzieren. Nach
Überdosierung in der Schwangerschaft wurden Symptome einer Überdosierung beim Fötus berichtet.
Stillzeit:
Da Digitoxin in die Muttermilch übergeht, sollte zur Vorsicht abgestillt werden.
Verkehrstüchtigkeit und Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen
Digitoxin hat keinen Einfluss auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von
Maschinen.
Digimerck 0,07 mg – Tabletten enthalten Lactose-Monohydrat, Saccharose und Natrium
Dieses Arzneimittel enthält Lactose-Monohydrat und Saccharose. Bitte nehmen Sie Digimerck 0,07
mg - Tabletten daher erst nach Rücksprache mit Ihrem Arzt ein, wenn Ihnen bekannt ist, dass Sie unter
einer Lactose- oder Zuckerunverträglichkeit leiden.
Dieses Arzneimittel enthält weniger als 1 mmol (23 mg) Natrium pro Tablette, d.h., es ist nahezu
„natriumfrei“.
3.
Wie sind Digimerck 0,07 mg - Tabletten einzunehmen?
Nehmen Sie dieses Arzneimittel immer genau nach Absprache mit Ihrem Arzt ein. Fragen Sie bei
Ihrem Arzt oder Apotheker nach, wenn Sie sich nicht sicher sind.
Wegen der engen therapeutischen Breite von Digitoxin wird eine sorgfältige Überwachung während
der Einstellphase empfohlen.
Eine regelmäßige Kontrolle des klinischen Bildes bei gleichzeitigem Monitoring der Digitoxin-
Serumkonzentrationen ist zu empfehlen.
Falls vom Arzt nicht anders verordnet, ist die übliche Dosis:
Im Allgemeinen wird in Abhängigkeit vom Glykosidbedarf des Patienten in der Praxis mit einer
mittelschnellen Sättigungsbehandlung begonnen:
Dafür wird bei Erwachsenen drei Tage lang 0,15 - 0,3 mg Digitoxin (über den Tag verteilt) gegeben.
Ab dem 4. Tag erfolgt die Erhaltungsbehandlung mit 0,05-0,1 mg Digitoxin (vorzugsweise morgens).
Die Dosierung wird vom Arzt dem individuellen Bedarf und dem Krankheitsgeschehen entsprechend
bemessen und ist von Fall zu Fall verschieden. Bei verschiedenen Begleiterkrankungen besteht ein
erhöhter oder auch verminderter Bedarf. Eine vorausgehende Behandlung mit anderen
Herzglykosidpräparaten muss ebenfalls berücksichtigt werden.
Bitte halten Sie sich unbedingt genau an die vom Arzt vorgeschriebene Dosierung.
Digimerck 0,07 mg - Tabletten sollen bevorzugt in Kombination mit Diuretika (harntreibende Mittel),
ACE-Hemmern (Arzneimittel zur Behandlung von Herzerkrankungen) oder Betablockern (bestimmte
Medikamente gegen Bluthochdruck) gegeben werden.
Umstellen von Digoxin auf Digitoxin
Bereits mit Herzglykosiden vorbehandelte Patienten sollten bei Umstellung auf Digitoxin besonders
engmaschig kontrolliert werden. Bei vorausgegangener Behandlung mit Digoxin und seinen Derivaten
oder anderen Herzglykosiden ist vor der Umstellung auf Digimerck eine Behandlungspause von 2
Tagen und bei Patienten mit Niereninsuffizienz (z.B. älteren Patienten) von 3 Tagen oder länger
einzuhalten. Danach kann nach obigem Schema verfahren werden.
Art der Anwendung
Digimerck 0,07 mg - Tabletten sollen nach dem Essen unzerkaut mit etwas Flüssigkeit eingenommen
werden.
Dauer der Anwendung
Über die Dauer der Anwendung entscheidet der behandelnde Arzt. Die Digitalisbedürftigkeit des
Patienten sollte bei Langzeittherapie durch kontrollierte Auslassversuche überprüft werden.
Für die Sicherheit und den Erfolg der Behandlung mit Digimerck ist es besonders wichtig, die
Einnahme sorgfältig und genau nach den ärztlichen Anweisungen durchzuführen. Die Behandlung
darf keinesfalls selbständig geändert oder abgebrochen werden.
Kinder und Jugendliche
Kinder benötigen eine höhere Dosis in mg/kg (das 2 bis 3 –fache der Erwachsenen Dosis) für den
therapeutischen Bereich.
Alter
Sättigungsdosis (mg/kg KG)
Erhaltungsdosis
Früh- und Neugeborene*
0,02
0,002
Säuglinge und Kinder bis 2 Jahre*
0,04
0,004
Kinder über 2 Jahre
0,03
0,003
*Für eine exakte Dosierung und für Kinder unter 2 Jahren stehen Digimerck 0,25 mg - Ampullen zur
Verfügung.
Ältere Patienten
In der Regel wird empfohlen, bei Patienten > 60 Jahre (und bei stark untergewichtigen Patienten < 60
Jahre), die Therapie mit 3 x 0,07 mg pro Tag zu beginnen (1. bis 3. Tag): Ab dem 4. Tag wird die
Erhaltungstherapie mit 0,07 mg pro Tag fortgeführt.
Bei Patienten < 60 Jahre (und bei stark muskulösen Patienten > 60 Jahre), wird die Therapie mit 3 x
0,1 mg pro Tag begonnen (1. bis 3. Tag) und ab dem 4. Tag mit 0,1 mg pro Tag fortgeführt.
Patienten mit Leber- und/oder Nierenfunktionsstörungen
Bei Patienten mit Leber- oder Nierenfunktionsstörungen sind in der Regel Dosisanpassungen nicht
notwendig.
Ein verminderter Glykosidbedarf besteht lediglich bei Patienten mit schwerer kombinierter Leber- und
Niereninsuffizienz. Ebenso wird empfohlen, Patienten mit einer sehr eingeschränkten Nierenfunktion
(GFR < 10 ml/min) besonders am Beginn einer Therapie sorgfältig zu beobachten und falls notwendig
die Dosis zu reduzieren.
Wenn Sie eine größere Menge von Digimerck 0,07 mg - Tabletten eingenommen haben, als Sie
sollten
Benachrichtigen Sie bitte sofort einen Arzt. Dieser kann entsprechend der Schwere der Überdosierung
über die gegebenenfalls erforderlichen Maßnahmen entscheiden.
Bei einer Überdosierung treten verstärkt Nebenwirkungen auf, die vor allem das Herz und den
Kreislauf, den Magen-Darmtrakt und das Nervensystem betreffen. Sie können von Patient zu Patient
unterschiedlich sein. Eine typische Reihenfolge der Symptome gibt es nicht. Nebenwirkungen, die das
Herz und den Kreislauf betreffen, sind weitaus ernster zu bewerten.
Das Auftreten von Herzrhythmusstörungen sollte bei Patienten, die Digitoxin einnehmen, immer auf
die Digitoxintherapie zurückgeführt werden, und sofort der Arzt aufgesucht werden.
Bei akuter Überdosierung kann eine Hyperkaliämie (erhöhter Kaliumgehalt im Blut) auftreten,
während eine chronische Überdosierung oft mit einer Hypokaliämie (verminderter Kaliumgehalt im
Blut) assoziiert ist. Die Vergiftungsbeschwerden können sich bis zu 12 Stunden nach einer akuten
Überdosierung verschlimmern.
Wenn Sie die Einnahme von Digimerck 0,07 mg - Tabletten vergessen haben,
dürfen Sie dies nicht nachholen, indem Sie die Dosis bei der nächsten Einnahme verdoppeln. Nehmen
Sie stattdessen einfach die folgende Dosis zur gewohnten Zeit ein.
Wenn Sie die Einnahme von Digimerck 0,07 mg - Tabletten abbrechen
Ändern Sie nicht von sich aus die verschriebene Dosierung und hören Sie nicht plötzlich mit der
Einnahme von Digimerck 0,07 mg - Tabletten auf. Wenn Sie glauben, das Medikament wirke zu stark
oder zu schwach, so sprechen Sie mit Ihrem Arzt.
Wenn Sie weitere Fragen zur Anwendung des Arzneimittels haben, wenden Sie sich an Ihren Arzt
oder Apotheker.
4.
Welche Nebenwirkungen sind möglich?
Wie alle Arzneimittel kann auch dieses Arzneimittel Nebenwirkungen haben, die aber nicht bei jedem
auftreten müssen.
Nachfolgend sind die Nebenwirkungen nach Organsystemen und Häufigkeit eingeteilt. Bei der
Bewertung von Nebenwirkungen werden folgende Häufigkeitsangaben zugrunde gelegt:
Sehr häufig
betrifft mehr als 1 Behandelten von 10
Häufig
betrifft 1 bis 10 Behandelte von 100
Gelegentlich
betrifft 1 bis 10 Behandelte von 1.000
Selten
betrifft 1 bis 10 Behandelte von 10.000
Sehr selten
betrifft weniger als 1 Behandelten von 10.000
Nicht bekannt
Häufigkeit auf Grundlage der verfügbaren Daten nicht abschätzbar
Die folgenden Daten beruhen auf bisherigen Erfahrungen mit Digitoxin:
Nebenwirkungen können die Symptome einer Überdosierung sein.
Nebenwirkungen am Herzen sind die am häufigsten beobachteten Nebenwirkungen. Grundsätzlich
kann während der Therapie von Digimerck jede Form der Herzrhythmusstörung auftreten. Das
Auftreten von Herzrhythmusstörungen wird durch das zusätzliche Vorliegen von Elektrolytstörungen
(Kalium, Kalzium, Magnesium) begünstigt.
Erkrankungen des
Immunsystems
allergische Reaktionen wie Quaddeln oder
scharlachartige Hautausschläge mit ausgeprägter
Vermehrung bestimmter Blutkörperchen (Eosinophilie),
flächenhafte Hautrötung, Verminderung der
Blutplättchenzahl oder Lupus erythematodes. Allergische
Reaktionen klingen nach Beendigung der Digimerck-
Therapie ab.
Selten
Endokrine Erkrankungen
Vergrößerung der Brustdrüse des Mannes (bildet sich
nach Beendigung der Digimerck-Therapie zurück).
Gelegentlich
psychische Veränderungen (wie Alpträume, Unruhe,
Konfusion), Depressionen, Halluzinationen, Psychosen.
Gelegentlich
Psychiatrische Erkrankungen
Sprachstörung, Schwäche, Teilnahmslosigkeit,
Unwohlsein.
Sehr selten
Herz-Kreislauferkrankungen
Störungen der Herzschlagfolge (Rhythmus-störungen),
bestimmte Herzleitungsstörungen, Störungen der
Reizbildung, stark verlangsamter oder beschleunigter
Puls.
Häufig
Augenerkrankungen
Veränderungen im Farbsehen (Gelbsehen, Grünsehen)
auch unter der therapeutischen Dosis.
Gelegentlich
Erkrankungen des Magen-
Darm-Trakts
Appetitlosigkeit, Übelkeit (sollte als erstes Anzeichen
einer Überdosierung gesehen werden), Erbrechen,
Bauchschmerzen, Durchfälle.
Häufig
Mesenterialinfarkt (Infarkt des Darmes u. des
Mesenteriums mit Durchblutungsstörungen der
Darmschleimhaut oder blutigem Gewebsdefekt (blutiger
oder schwarzer Stuhl).
Sehr selten
Erkrankungen des
Muskel- und Skelettsystems
Muskelschwäche
Gelegentlich
Allgemeine Erkrankungen
Kopfschmerzen, Müdigkeit, Schlaflosigkeit, Schwindel.
Häufig
Meldung von Nebenwirkungen
Wenn Sie Nebenwirkungen bemerken, wenden Sie sich an Ihren Arzt oder Apotheker. Dies gilt auch
für Nebenwirkungen, die nicht in dieser Packungsbeilage angegeben sind.
Sie können Nebenwirkungen auch direkt über das nationale Meldesystem anzeigen:
Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen
Traisengasse 5
AT-1200 Wien
Fax: + 43 (0) 50 555 36207
Website: http://www.basg.gv.at/
Indem Sie Nebenwirkungen melden, können Sie dazu beitragen, dass mehr Informationen über die
Sicherheit dieses Arzneimittels zur Verfügung gestellt werden.
5.
Wie sind Digimerck 0,07 mg - Tabletten aufzubewahren?
Für dieses Arzneimittel sind keine besonderen Lagerungsbedingungen erforderlich.
Bewahren Sie dieses Arzneimittel für Kinder unzugänglich auf.
Sie dürfen dieses Arzneimittel nach dem auf dem Umkarton nach „Verw. bis“ angegebenen
Verfalldatum nicht mehr verwenden. Das Verfalldatum bezieht sich auf den letzten Tag des
angegebenen Monats.
Entsorgen Sie Arzneimittel nicht im Abwasser oder Haushaltsabfall. Fragen Sie Ihren Apotheker wie
das Arzneimittel zu entsorgen ist, wenn Sie es nicht mehr verwenden. Sie tragen damit zum Schutz der
Umwelt bei.
6.
Inhalt der Packung und weitere Informationen
Was Digimerck 0,07 mg - Tabletten enthalten
Der Wirkstoff ist: Digitoxin
1 Tablette enthält 0,07 mg Digitoxin.
Die sonstigen Bestandteile sind:
Siliciumdioxid, Magnesiumstearat, Carboxymethylstärke-Natrium, Hypromellose, Saccharose,
Talkum, Maisstärke, Lactose-Monohydrat.
Wie Digimerck 0,07 mg - Tabletten aussehen und Inhalt der Packung
Die Tabletten sind weiß, rund mit Bruchrille und mit Beschriftung 'EM 14' auf einer Seite.
Die Bruchkerbe dient nur zum Teilen der Tablette, um das Schlucken zu erleichtern, und nicht zum
Teilen in gleiche Dosen.
Digimerck ist in Blisterpackungen zu 30 und 84 Stück erhältlich.
Pharmazeutischer Unternehmer und Hersteller:
Pharmazeutischer Unternehmer:
Merck GmbH, Wien
Hersteller:
P&G Health Austria GmbH & Co. OG, Spittal/Drau
oder
Merck Healthcare KGaA, Darmstadt, Deutschland
Z. Nr.: 17.642
Diese Packungsbeilage wurde zuletzt überarbeitet im Oktober 2020.
-------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Die folgenden Informationen sind nur für medizinisches Fachpersonal bestimmt:
Besondere Warnhinweise
Digitoxin kann ST-T Veränderungen im EKG zeigen, ohne dass eine Myokardischämie vorhanden ist.
Die klinische Situation, sowie der Kaliumserumspiegel und die Schilddrüsenfunktion des Patienten
müssen in Betracht gezogen werden, bevor eine unerwünschte Wirkung auf die Digitoxinbehandlung
zurückgeführt wird.
Andere Glykoside, Spironolacton und dessen Metaboliten als auch Metaboliten von Digitoxin können
die radioimmunologische Methode zur quantitativen Bestimmung von Digitoxin störend beeinflussen.
Deshalb sollten Messwerte, die nicht der klinischen Situation des Patienten entsprechen, mit Vorsicht
betrachtet werden.
Eine Hypokaliämie sensibilisiert das Myokard für Digitoxin, sogar wenn der Digitoxinserumspiegel in
der therapeutischen Breite liegt. Kaliumdefizite können z.B. hervorgerufen werden durch Dialyse,
Magenspülung oder Einläufe, Unterernährung, Durchfall, Erbrechen über einen längeren Zeitraum,
hohes Alter oder chronische Herzinsuffizienz (z.B. induziert durch Diuretikatherapie).
Generell sollte eine schnelle Änderung des Kaliumspiegels oder anderer Elektrolyte (z.B. Magnesium,
Kalzium) vermieden werden.
Abhängig von der klinischen Situation wird empfohlen, die Serumelektrolyte regelmäßig zu
kontrollieren.
Therapie bei Überdosierung
Im Fall einer Überdosierung muss die Therapie mit Digimerck sofort abgesetzt werden. Die Folge und
Art der therapeutischen Maßnahmen sind abhängig von der Schwere der Vergiftung und sollen auf die
Symptome gerichtet sein:
Im Fall einer leichten Digitoxinintoxikation sind das Absetzen von Digimerck und ein sorgfältiges
Überwachen des Patienten ausreichend. Alle Bedingungen, die die Digitalistoleranz herabsetzen oder
beeinträchtigen, sollten vermieden werden (z.B. gestörtes Elektrolyt- und/oder Säure-Basen-
Gleichgewicht).
Bedrohliche, Digitalis-induzierte kardiale Arrhythmien
EKG-Monitoring in einer Intensivstation kann notwendig sein. Eine engmaschige Kontrolle von
Kalium- und Digitoxin-Serum-Spiegel wird empfohlen.
Die folgenden Maßnahmen abhängig von der klinischen Situation sollten eingeleitet werden:
Hypokaliämie:
Erhöhung des Kaliumserumspiegels auf hohe Normalwerte (1-2 g Kalium 4 x pro Tag oral
oder max. 20 mval/Stunde per Infusion), unter EKG Kontrolle und Prüfung der
Nierenfunktion. Bei retrograder AV-Blockierung (ohne bereits implantiertem Schrittmacher)
ist die Gabe von Kalium kontraindiziert.
Komplexe ventrikuläre Arrhythmien:
Gabe von Phenytoin [initial 125 - 250 mg langsam (über ca. 10 min.) i.v. dann Therapie oral
fortsetzen] oder Lidocain [initial 50 - 100 mg i.v. (als Bolus) dann Infusion von 1-2 mg/min].
Bradykarde Herzhythmusstörungen:
Parasympatholytika (z.B. Atropin 0,5 bis 1,0 mg s.c. evtl. 2 - 3mal täglich,
Ipratropiumbromid), falls eine notwendig transvenöse passagere Schrittmachersonde.
Jedes mögliche Magnesiumdefizit sollte ausgeglichen werden.
Lebensbedrohliche Intoxikationen
Wenn sehr hohe Dosen eingenommen wurden, sind Maßnahmen einer primären Entgiftung angezeigt.
Bei akuter Intoxikation (max. 1 Stunde zurückliegend) soll eine Magenspülung vorgenommen werden
und anschließend Aktivkohle, Colestyramin (4 mal 8g / 24 Stunden) oder Colestipol eingenommen
werden.
Der Goldstandard bei einer schweren Digitoxinintoxikation ist die Behandlung mit einem spezifischen
Digitalis-Antikörper-Fragment (Digitalis-Antidot), welches die freien Glykoside bindet und einen
inaktiven Antikörperglykosidkomplex im extrazellulären Raum bildet, der dann über die Nieren
ausgeschieden wird. Vor der Anwendung des Digitalis-Antidots sollte nach Möglichkeit eine
Verträglichkeitstestung durchgeführt werden.
Abhängig von der verwendeten Bestimmungsmethode, können Digitoxin-Serumspiegel-
Bestimmungen nach der Antidotgabe kurzfristig sehr hohe Werte ergeben.
Zu Beginn einer schweren Intoxikation tritt häufig eine lebensbedrohliche Hyperkaliämie auf, die evtl.
die parenterale Zufuhr von hochprozentiger Glukoselösung und Insulin indiziert.
Forcierte Diurese, Peritoneal- und Hämodialyse sind für die Digitoxinelimination unwirksam.
Das im Körper gespeicherte Digitoxin kann vorzugsweise durch selektive Hämoperfusion mit
trägergebundenen Digitoxinantikörpern und auch zu einem geringen Ausmaß durch Hämoperfusion
mit beschichteter Aktivkohle oder Plasmapherese reduziert werden.
ZUSAMMENFASSUNG DER MERKMALE DES ARZNEIMITTELS
1.
BEZEICHNUNG DES ARZNEIMITTELS
Digimerck 0,1 mg - Tabletten
Digimerck 0,07 mg - Tabletten
2.
QUALITATIVE UND QUANTITATIVE ZUSAMMENSETZUNG
Digimerck 0,1 mg - Tabletten: 1 Tablette enthält 0,1 mg Digitoxin.
Digimerck 0,07 mg - Tabletten: 1 Tablette enthält 0,07 mg Digitoxin.
Sonstige Bestandteile mit bekannter Wirkung: 90 mg Lactose-Monohydrat, 2 mg Saccharose.
Vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe Abschnitt 6.1.
3.
DARREICHUNGSFORM
Tablette.
Digimerck 0,07 mg - Tabletten:
weiße, runde Tabletten mit Bruchrille mit Beschriftung 'EM 14'. Die Bruchkerbe dient nur zum Teilen
der Tablette, um das Schlucken zu erleichtern, und nicht zum Teilen in gleiche Dosen.
Digimerck 0,1 mg - Tabletten:
weiße, runde Tabletten mit beidseitiger Bruchrille mit Beschriftung 'EM 15'.
Die Tablette kann in gleiche Dosen geteilt werden.
4.
KLINISCHE ANGABEN
4.1
Anwendungsgebiete
Manifeste chronische Herzinsuffizienz (aufgrund systolischer Dysfunktion)
bestimmte supraventrikuläre tachykarde Arrhythmien
insbesondere Vorhofflimmern
4.2
Dosierung und Art der Anwendung
Jeder Patient benötigt seine individuelle Glykosiddosis. Wegen der engen therapeutischen Breite von
Digitoxin wird eine sorgfältige Überwachung während der Einstellphase empfohlen.
Eine regelmäßige Kontrolle des klinischen Bildes bei gleichzeitigem Monitoring der Digitoxin-
Serumkonzentrationen ist zu empfehlen.
Im Allgemeinen wird in Abhängigkeit vom Glykosidbedarf des Patienten in der Praxis mit einer
mittelschnellen Sättigungsbehandlung begonnen:
Dafür wird bei Erwachsenen drei Tage lang 0,15 - 0,3 mg Digitoxin (über den Tag verteilt) gegeben.
Ab dem 4. Tag erfolgt die Erhaltungsbehandlung mit 0,05-0,1 mg Digitoxin (vorzugsweise morgens).
Die Dosisangaben sind Richtwerte und im Einzelfall dem individuellen Glykosidbedarf anzupassen.
Ein erhöhter Glykosidbedarf besteht bei supraventrikulären tachykarden Arrhythmien und bei
Hyperthyreose, ein verminderter Glykosidbedarf bei Hypothyreose oder hypersensitivem Karotis-
Sinus-Syndrom.
Digitoxin soll bevorzugt in Kombination mit Diuretika, ACE Inhibitoren oder ß-Blockern gegeben
werden.
Umstellen von Digoxin auf Digitoxin
Bereits mit Herzglykosiden vorbehandelte Patienten sollten bei Umstellung auf Digitoxin besonders
engmaschig kontrolliert werden. Bei vorausgegangener Behandlung mit Digoxin und seinen Derivaten
oder anderen Herzglykosiden ist vor der Umstellung auf Digimerck eine Behandlungspause von 2
Tagen und bei Patienten mit Niereninsuffizienz (z.B. älteren Patienten) von 3 Tagen oder länger
einzuhalten. Danach kann nach obigem Schema verfahren werden. Bei Verdacht auf
Digitalisvergiftung hängt die Behandlungspause von der klinischen Situation ab.
Art der Anwendung
Die Tabletten sollen nach dem Essen unzerkaut mit etwas Flüssigkeit eingenommen werden.
Dauer der Anwendung
Über die Dauer der Anwendung entscheidet der behandelnde Arzt. Die Digitalisbedürftigkeit des
Patienten sollte bei Langzeittherapie durch kontrollierte Auslassversuche überprüft werden.
Kinder und Jugendliche
Kinder benötigen eine höhere Dosis in mg/kg (das 2 bis 3 –fache der Erwachsenen-Dosis) für den
therapeutischen Bereich.
Alter
Sättigungsdosis (mg/kg KG)
Erhaltungsdosis
Früh- und Neugeborene*
0,02
0,002
Säuglinge und Kinder bis 2 Jahre*
0,04
0,004
Kinder über 2 Jahre
0,03
0,003
*Für eine exakte Dosierung und für Kinder unter 2 Jahren stehen Digimerck 0,25 mg - Ampullen zur
Verfügung.
Ältere Patienten
In der Regel wird empfohlen, bei Patienten > 60 Jahre (und bei stark untergewichtigen Patienten < 60
Jahre), die Therapie mit 3 x 0,07 mg pro Tag zu beginnen (1 bis 3. Tag): Ab dem 4. Tag wird die
Erhaltungstherapie mit 0,07 mg pro Tag fortgeführt.
Bei Patienten < 60 Jahre (und bei stark muskulösen Patienten > 60 Jahre), wird die Therapie mit 3 x
0,1 mg pro Tag begonnen (1. bis 3. Tag) und ab dem 4. Tag mit 0,1 mg pro Tag fortgeführt.
Patienten mit Leber- und/oder Niereninsuffizienz
Bei Patienten mit Leber- oder Nierenfunktionsstörungen sind in der Regel Dosisanpassungen nicht
notwendig.
Ein verminderter Glykosidbedarf besteht lediglich bei Patienten mit schwerer kombinierter Leber- und
Niereninsuffizienz. Ebenso wird empfohlen, Patienten mit einer sehr eingeschränkten Nierenfunktion
(GFR < 10 ml/min) besonders am Beginn einer Therapie sorgfältig zu beobachten und falls notwendig
die Dosis zu reduzieren.
4.3
Gegenanzeigen
Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff Digitoxin, andere Herzglykoside oder einen der in
Abschnitt 6.1 genannten sonstigen Bestandteile
Verdacht auf Digitalisintoxikation
schwere Bradykardie
Ventrikuläre Tachykardie oder ventrikuläre Fibrillation
AV-Block 2. und 3. Grades, pathologische Sinusknotenfunktion (außer bei implantiertem
Schrittmacher)
vorgesehene (elektrische) Kardioversion
(Verdacht auf) zusätzliche atrioventrikuläre Nervenbahnen (z.B. WPW-Syndrom)
Karotis-Sinus-Syndrom
Hypokaliämie
Hyperkalzämie, Hypomagnesiämie
Hypertrophe obstruktive Kardiomyopathie (idiopathische hypertropische Subaortenstenose)
Thorakales Aortenaneurysma
Gleichzeitige intravenöse Applikation von Kalzium
4.4
Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung
Eine sorgfältige Überwachung des Patienten wird empfohlen:
bei Bradykardie aufgrund von Störungen der Erregungsbildung und / oder Erregungsleitung; AV
Block 1. Grades
bei Hyperkaliämie, da es zu einem vermehrten Auftreten einer gestörten Erregungsbildung und /
oder Erregungsleitung kommen kann
bei älteren Patienten (> 60 Jahre; wegen erhöhter Glykosidempfindlichkeit)
falls eine verminderte renale Clearance von Digitoxin angenommen werden kann
bei Schilddrüsenerkankungen (Eine Reduktion der Aufsättigungs- und der Erhaltungsdosis wird bei
Patienten mit Hypothyreose empfohlen. Eine Dosissteigerung kann bei Patienten mit einer
Hyperthyreose notwendig sein.)
bei akutem Myokardinfarkt (Patienten mit akutem Myokardinfarkt haben z.B. oft eine
Hypokaliämie und/oder neigen zu Herzrhythmusstörungen)
bei akuter Myokarditis, Cor pulmonale oder Hypoxämie aufgrund schwerer Pulmonalerkrankungen
oder Emphysem, da in diesen Fällen die Empfindlichkeit für Digitalisglykoside erhöht ist
chronisch konstriktive Perikarditis
reine Mitralstenose mit Lungenödem
bei Patienten, die in den vorangegangenen 2 Wochen Herzglykoside erhalten haben. Hier kann eine
verringerte Aufsättigungsdosierung nötig sein.
Hinweise:
Es gibt beträchtliche individuelle Unterschiede in der Glykosidempfindlichkeit.
Eine erhöhte Glykosidempfindlichkeit besteht sowohl bei älteren Patienten, als auch bei Patienten mit
Hypothyreose, Hypoxämie, Myokarditis, akutem Myokardinfarkt und Erkrankungen des Säure-Basen-
und Elektolytgleichgewichts. Bei diesen Patienten oder Bedingungen werden eine Reduktion der
Glykosiddosis und eine sorgfältige Überwachung empfohlen.
Eine Digitoxinvergiftung manifestiert sich in Arrhythmien, wobei diese Arrhythmien ähnlich denen
sein können, für die das Arzneimittel bestimmt ist. Besondere Vorsicht ist geboten bei
Vorhoftachykardie mit variablem AV-Block, da der Rhythmus klinisch identisch zum
Vorhofflimmern ist.
Digitoxin kann ST-T Veränderungen im EKG zeigen, ohne dass eine Myokardischämie vorhanden ist.
Die klinische Situation, sowie der Kaliumserumspiegel und die Schilddrüsenfunktion des Patienten
müssen in Betracht gezogen werden, bevor eine unerwünschte Wirkung auf die Digitoxinbehandlung
zurückgeführt wird.
Andere Glykoside, Spironolacton und dessen Metaboliten als auch Metaboliten von Digitoxin können
die radioimmunologische Methode zur quantitativen Bestimmung von Digitoxin störend beeinflussen.
Deshalb sollten Messwerte, die nicht der klinischen Situation des Patienten entsprechen, mit Vorsicht
betrachtet werden.
Eine Hypokaliämie sensibilisiert das Myokard für Digitoxin, sogar wenn der Digitoxinserumspiegel in
der therapeutischen Breite liegt. Kaliumdefizite können z.B. hervorgerufen werden durch Dialyse,
Magenspülung oder Einläufe, Unterernährung, Durchfall, Erbrechen über einen längeren Zeitraum,
hohes Alter oder chronische Herzinsuffizienz (z.B. induziert durch Diuretikatherapie).
Generell sollte eine schnelle Änderung des Kaliumspiegels oder anderer Elektrolyte (z.B. Magnesium,
Kalzium) vermieden werden.
Abhängig von der klinischen Situation wird empfohlen, die Serumelektrolyte regelmäßig zu
kontrollieren.
Dieses Arzneimittel enthält Lactose-Monohydrat und Saccharose. Deshalb sollten Patienten mit der
seltenen hereditären Galactose- oder Fruktoseintoleranz, Glucose-Galactose-Malabsorption, Lapp-
Lactase-Mangel oder Sucrase-Isomaltase-Mangel Digimerck nicht einnehmen.
Dieses Arzneimittel enthält weniger als 1 mmol Natrium (23 mg) pro Filmtablette, d.h. es ist nahezu
„natriumfrei“.
4.5
Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen
Wechselwirkungen können sich durch die Beeinflussung der renalen Sekretion, der Bindung an das
Körpergewebe, der Plasmaproteinbindung, der Verteilung, der intestinalen Resorptionskapazität und
der Digitoxin-Sensibilität ergeben.
Als Vorsichtmaßnahme wird empfohlen, dass die Möglichkeit einer Interaktion mit jeder zusätzlichen
Medikation in Erwägung gezogen wird. Im Zweifelsfall wird eine Kontrolle des Digitoxin-Serum-
Spiegels empfohlen.
Die folgenden Arzneimittel steigern die Wirkung von Digitoxin:
Kalzium (darf nicht intravenös verabreicht werden): Steigerung der Digitoxintoxizität
Arzneimittel, die das Elektrolytgleichgewicht beeinflussen, wie Diuretika, Laxantien (Abusus),
Penicillin G, Amphotericin B, Carbenoxolon, Lakritze, Corticosteroide, ACTH, Salicylate,
Lithiumsalze, längere Anwendung von Glukose- und Laevuloseinfusionen: Steigerung der
Digitalisintoxikation aufgrund einer arzneimittelinduzierten Hypokaliämie und Hypomagnesiämie
CYP3A Inhibitoren, wie bestimmte Antibiotika (z.B. Makrolide), bestimmte Pilzmittel (z.B.
Itraconazol), Steroide (z.B. Prednisolon, Danazol), bestimmte Antidepressiva (z.B.Fluoxetin),
Proteaseinhibitoren (z.B. Indinavir, Ritonavir), Kalziumantagonisten (z.B. Verapamil, Nifedipin,
Diltiazem), Antiarrhythmika (z.B. Amiodaron): Anstieg des Digitoxinspiegels
P-Glykoproteininhibitoren wie bestimmte Antibiotika (z.B. Makrolide, Tetrazykline) oder Chindin:
Anstieg des Digitoxinspiegels
Antibiotika, die auf E. lentum wirken und die den Digitoxinabbau verhindern: Anstieg des
Digitoxinspiegels
Betablocker: Steigerung der bradykardisierenden Wirkung
Periphere Muskelrelaxantien (z.B. Suxamethoniumchlorid, Pancuronium), Reserpin, trizyklische
Antidepressiva, Sympathomimetika, (insbesondere Ephedrin), Phosphodiesterasehemmer,
einschließlich Methylxanthine (z.B. Theophyllin, Coffein): Begünstigung von Herzrhythmusstörungen
Lithium bei bestehendem SA-Block: erhöhtes Risiko von Überleitungsstörungen
Die folgenden Arzneimittel können die Digitoxinwirkung abschwächen:
Arzneimittel, die den Kaliumspiegel erhöhen (z.B. Spironolacton, Kaliumcanrenoat, Amilorid,
Triamteren, Kaliumsalze): Reduktion der positiv inotropen Wirkung von Digitoxin und Begünstigung
von Herzrhythmusstörungen
Aktivkohle, aluminiumhaltige Antazida, Colestyramin, Colestipol, KaolinPektin, einige aufquellende
Laxantien: Verminderung der Glykosidabsorption, aufgrund der bindenden Wirkung, oder
beschleunigten Ausscheidung da sie den enterohepatischen Kreislauf unterbrechen. Man sollte deshalb
Digimerck zwei Stunden vor der Einnahme dieser Arzneimittel einnehmen.
CYP3A oder P-Glykoprotein Induktoren wie Phenylbutazon, Phenytoin, Rifampicin, Rifabutin,
Spironolacton, Barbiturate: Verminderung des Serumdigitoxinspiegel
4.6
Fertilität, Schwangerschaft und Stillzeit
Schwangerschaft
Während der Schwangerschaft ist die Patientin besonders sorgfältig zu überwachen und auf eine
individuelle, bedarfsgerechte Dosierung zu achten.
Die Erfahrungen mit therapeutischen Digitalisdosen während der Schwangerschaft haben bis jetzt
keine Hinweise auf eine Schädigung des Embryos oder Fötus ergeben.
Während der letzten Wochen der Schwangerschaft kann der Glykosidbedarf ansteigen.
Nach der Geburt ist dagegen häufig eine Dosisreduktion angezeigt.
Nach Überdosierung in der Schwangerschaft wurden Symptome einer Überdosierung beim Fötus
berichtet.
Stillzeit
Da Digitoxin in die Muttermilch übergeht, sollte zur Vorsicht abgestillt werden.
4.7
Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von
Maschinen
Digitoxin hat keinen Einfluss auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von
Maschinen.
4.8
Nebenwirkungen
Nebenwirkungen können die Symptome einer Überdosierung sein.
Kardiale Nebenwirkungen sind die am häufigsten beobachteten Nebenwirkungen. Grundsätzlich kann
während der Therapie von Digimerck jede Form der kardialen Rhythmusstörung auftreten. Das
Auftreten von Herzrhythmusstörungen wird durch das zusätzliche Vorliegen von Elektrolytstörungen
(Kalium, Kalzium, Magnesium) begünstigt.
Die Häufigkeitsangaben sind wie folgt definiert:
Sehr häufig (≥ 1/10);
häufig (≥ 1/100, < 1/10);
gelegentlich (≥ 1/1.000, < 1/100);
selten (≥ 1/10.000, < 1/1.000);
sehr selten (< 1/10.000),
nicht bekannt (Häufigkeit auf Grundlage der verfügbaren Daten nicht abschätzbar).
Erkrankungen des Immunsystems
Selten:
allergische Reaktionen wie urtikarielle oder scharlachartige Hautausschläge mit
ausgeprägter Eosinophilie, Erythem, Thrombozytopenie oder Lupus erythematodes.
Allergische Reaktionen klingen gewöhnlich nach Beendigung der Digimerck-Therapie
Endokrine Erkrankungen
Gelegentlich:
Gynäkomastie (bildet sich nach Beendigung der Digimerck-Therapie zurück)
Psychiatrische Erkrankungen
Gelegentlich:
psychische Veränderungen (wie Alpträume, Agitiertheit, Konfusion), Depressionen,
Halluzinationen, Psychosen
Sehr selten:
Aphasie, Schwäche, Apathie, Unwohlsein
Augenerkrankungen:
Gelegentlich:
Veränderungen im Farbsehen (Gelbsehen, Grünsehen) auch unter der therapeutischen
Dosis
Herzerkrankungen:
Häufig:
jede Form der kardialen Arrhythmien, besonders ventrikuläre Extrasystolen,
ventrikuläre Tachykardie (Bigeminie/ Trigeminie), atriale Tachykardie, (nach sehr
hoher Dosis), AV-Block I. bis III. Grades, gestörte Pulsfrequenz (z.B. Bradykardie)
Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts:
Häufig:
Appetitlosigkeit, Übelkeit (sollte als erstes Anzeichen einer Überdosierung gesehen
werden), Erbrechen, abdominelle Beschwerden (z.B. Bauchschmerzen), Durchfälle
Sehr selten:
Mesenterialinfarkt
Skelettmuskulatur-, Bindegewebs- und Knochenerkrankungen
Gelegentlich:
Muskelschwäche
Allgemeine Erkrankungen:
Häufig:
Kopfschmerzen, Müdigkeit, Schlaflosigkeit, Schwindel
Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen
Die Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen nach der Zulassung ist von großer Wichtigkeit. Sie
ermöglicht eine kontinuierliche Überwachung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses des Arzneimittels.
Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdachtsfall einer Nebenwirkung über
das nationale Meldesystem anzuzeigen:
Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen
Traisengasse 5
AT-1200 Wien
Fax: + 43 (0) 50 555 36207
Website: http://www.basg.gv.at/
4.9
Überdosierung
Symptome einer Überdosierung
Einer Überdosierung mit Digitalisglykosiden können kardiale, gastrointestinale und zentralnervöse
Nebenwirkungen folgen, welche von Patient zu Patient unterschiedlich sein können (siehe 4.8
Nebenwirkungen). Eine typische Reihenfolge der Symptome gibt es nicht. Extrakardiale und kardiale
Symptome können gleichzeitig oder nacheinander vorkommen, wobei die kardialen Zeichen einer
Digitalisintoxikation weitaus ernster zu bewerten sind.
Eine Glykosidintoxikation mit letalem Ausgang ist die Folge von kardiotoxischen Wirkungen der
Glykoside.
Das Auftreten kardialer Arrhythmien sollte bei digitalisierten Patienten immer auf die
Digitoxintherapie zurückgeführt werden, so lange das Gegenteil nicht durch ein Absetzen oder eine
Serumspiegelbestimmung geprüft wurde.
Bei akuter Überdosierung kann eine Hyperkaliämie auftreten, während eine chronische Überdosierung
oft mit einer Hypokaliämie assoziiert ist. Die toxischen Effekte können sich bis zu 12 Stunden nach
einer akuten Überdosierung verschlimmern.
Therapie bei Überdosierung
Im Fall einer Überdosierung muss die Therapie mit Digimerck sofort abgesetzt werden. Die Folge und
Art der therapeutischen Maßnahmen sind abhängig von der Schwere der Vergiftung und sollen auf die
Symptome gerichtet sein:
Im Fall einer leichten Digitoxinintoxikation sind das Absetzen von Digimerck und eine sorgfältige
Überwachung des Patienten ausreichend. Alle Bedingungen, die die Digitalistoleranz herabsetzen oder
beeinträchtigen, sollten vermieden werden (z.B. gestörtes Elektrolyt- und/oder Säure-Basen-
Gleichgewicht).
Bedrohliche, Digitalis-induzierte kardiale Arrhythmien
EKG-Monitoring in einer Intensivstation kann notwendig sein. Eine engmaschige Kontrolle von
Kalium- und Digitoxin-Serum-Spiegel wird empfohlen.
Die folgenden Maßnahmen abhängig von der klinischen Situation sollten eingeleitet werden:
Hypokaliämie:
Erhöhung des Kaliumserumspiegels auf hohe Normalwerte (1-2 g Kalium 4 x pro Tag oral oder
max. 20 mval/Stunde per Infusion), unter EKG Kontrolle und Prüfung der Nierenfunktion. Bei
retrograder AV-Blockierung (ohne bereits implantiertem Schrittmacher) ist die Gabe von
Kalium kontraindiziert.
Komplexe ventrikuläre Arrhythmien:
Gabe von Phenytoin (initial 125 - 250 mg langsam (über ca. 10 min) i.v. dann Therapie oral
fortsetzen) oder Lidocain (initial 50 - 100 mg i.v. (als Bolus) dann Infusion von 1-2 mg/min.)
Bradykarde Herzrhythmusstörungen:
Parasympatholytika (z.B. Atropin 0,5 bis 1,0 mg s.c. evtl. 2 - 3mal täglich, Ipratropiumbromid),
falls notwendig eine passagere transvenöse Schrittmachersonde.
Jedes mögliche Magnesiumdefizit ist auszugleichen.
Lebensbedrohliche Intoxikationen
Wenn sehr hohe Dosen eingenommen wurden, sind Maßnahmen einer primären Entgiftung angezeigt.
Bei akuter Intoxikation (max. 1 Stunde zurückliegend) soll eine Magenspülung vorgenommen werden
und anschließend Aktivkohle, Colestyramin (4 mal 8g / 24 Stunden) oder Colestipol eingenommen
werden.
Der Goldstandard bei einer schweren Digitoxin-Intoxikation ist die Behandlung mit einem
spezifischen Digitalis-Antikörper-Fragment (Digitalis-Antidot), welches die freien Glykoside bindet
und einen inaktiven Antikörperglykosidkomplex im extrazellulären Raum bildet, der dann über die
Nieren ausgeschieden wird. Vor der Anwendung des Digitalis-Antidots sollte nach Möglichkeit eine
Verträglichkeitstestung durchgeführt werden.
Abhängig von der verwendeten Bestimmungsmethode, können Digitoxin-Serumspiegel-
Bestimmungen nach der Antidotgabe kurzfristig sehr hohe Werte ergeben.
Zu Beginn einer schweren Intoxikation tritt häufig eine lebensbedrohliche Hyperkaliämie auf, die evtl.
die parenterale Zufuhr von hochprozentiger Glukoselösung und Insulin indiziert.
Forcierte Diurese, Peritoneal- und Hämodialyse sind für die Digitoxinelimination unwirksam.
Das im Körper gespeicherte Digitoxin kann vorzugsweise durch selektive Hämoperfusion mit
trägergebundenen Digitoxinantikörpern und auch zu einem geringen Ausmaß durch Hämoperfusion
mit beschichteter Aktivkohle oder Plasmapherese reduziert werden.
5.
PHARMAKOLOGISCHE EIGENSCHAFTEN
5.1
Pharmakodynamische Eigenschaften
Pharmakotherapeutische Gruppe: Digitalisglykoside, ATC-Code: C01AA04
Digitoxin ist ein lang-wirksames Glykosid (Cardenolid), das
die Kontraktilität des Myokards steigert (= positiv inotrope Wirkung),
die Überleitungszeit verlängert (= negativ dromotrope Wirkung),
die Erregbarkeit des Herzens steigert (= positiv bathmotrope Wirkung) und
die Herzfrequenz senkt (= negativ chronotrope Wirkung).
Die pharmakodynamische Hauptwirkung von Digitoxin kann bis zu 21 Tage beobachtet werden.
Die biochemische Grundlage der pharmakodynamischen Wirkung der Digitalisglykoside und somit
auch des Digitoxins liegt in einer Hemmung der Funktion der Membran-ATPase und dadurch des
aktiven Transports von Natrium- und Kaliumionen (Na+/K+). Die geänderte Verteilung der Ionen an
den Membranen steigert den Einstrom von Kalziumionen. Kalzium wird vermehrt im
sarkoplasmatischen Retikulum gespeichert. Die somit systolisch vermehrte Freisetzung von Kalzium
bewirkt eine Zunahme der Kontraktionskraft.
Dementsprechend kann die Wirkung von Digitoxin durch niedrige extrazelluläre
Kaliumkonzentrationen gesteigert werden. Demgegenüber verursacht eine Hyperkaliämie die
gegensätzliche Wirkung. Die Hemmung des Na+/K+ - Austausches resultiert in einer verminderten
Impulsleitung im Vorhof und im AV-Knoten und einer Sensibilisierung der Karotis-Sinus-
Nervenfasern.
Am insuffizienten und dilatierten Herzen erhöht die positiv inotrope Wirkung des Digitoxins die
Fähigkeit des Herzens, bei einem gegebenen Füllungsdruck die benötigte Schlagarbeit zu leisten.
Dies führt zu einer besseren Entleerung des Ventrikels mit Abnahme des Kammervolumens, d.h. der
Herzgröße. Es kommt zu einer Zunahme des Schlagvolumens und einer Verbesserung der
Auswurfleistung bei insgesamt vermindertem myokardialen Sauerstoffverbrauch. Die
Gewebsperfusion wird gesteigert, es kommt zur Rückbildung der Dekompensationszeichen und der
venösen Stauung, Induktion der Diurese, Verkleinerung des Herzens und reflektorisch zu einem
Absinken der Herzfrequenz.
Bei supraventrikulären tachykarden Arrhythmien übt Digitoxin eine Schutzwirkung auf die
Kammerrhythmik aus, indem es die funktionelle Refraktärperiode des AV-Knotens verlängert.
5.2
Pharmakokinetische Eigenschaften
Resorption
Die Bioverfügbarkeit von Digitoxin nach oraler Gabe beträgt 98 bis 100 %.
Verteilung
Die Plasmaproteinbindung von Digitoxin beträgt 90 bis 97 %. Der Anteil der freien Digitoxinfraktion
im Plasma beträgt bei Dauerbehandlung Nierengesunder etwa 0,8 ng/ml.
Verteilungsvolumen von Digitoxin variiert interindividuell von 0,4 bis 1 l/kg KG.
Es besteht ein enterohepatischer Kreislauf.
Biotransformation
Über 2 % des gesamten Digitoxins wird in der Leber zu Digoxin hydroxyliert. Der Hauptanteil wird
nach schrittweiser Spaltung der Digitoxosen zu Digitoxingenin epimerisiert und anschließend
chemisch modifiziert.
Elimination
Bei Patienten mit normaler Leber - und Nierenfunktion wird 60 % des Digitoxins über die Nieren -
50% davon als konjugierte Metaboliten - und 40 % über den Stuhl ausgeschieden. Die Zerfallsrate
beträgt 7-10% pro Tag. Die Eliminationshalbwertszeit aus dem Serum beträgt im Mittel 7 – 8 Tage.
Bei gestörter Nierenfunktion wird die reduzierte renale Elimination von Digitoxin durch vermehrte
Metabolisierung und fäkale Elimination kompensiert. Bei Patienten mit kombinierter Nieren- und
Leberinsuffizienz ist dagegen mit erhöhten Digitoxinplasmaspiegeln zu rechnen.
Digitoxin kann durch Dialyse nur zu einem geringen Teil eliminiert werden, da der Großteil an
Plasmaproteine gebunden ist.
5.3
Präklinische Daten zur Sicherheit
Es gibt keine Daten zur chronischen Toxizität aus Tierstudien mit Digitoxin. Publizierte Daten nach
wiederholter Gabe von Digoxin zeigen, dass beim Menschen dieselben kardialen und extrakardialen
Nebenwirkungen auftreten.
Mutagenes und tumorerzeugendes Potential
In vitro Studien zum mutagenen Potential zeigen negative Resultate. Studien zum kanzerogenen
Potential sind nicht verfügbar.
Reproduktionstoxizität
Studien an Ratten und Kaninchen mit Metildigoxin zeigen keine teratogenen Auswirkungen. Ob
Digitoxin die Fertilität beeinflusst ist nicht bekannt. Digitoxin passiert die Plazenta. Konzentrationen
im Fötus wurden nicht untersucht. Es gibt aber Anzeichen, dass Digitalisglykoside die
Plazentaschranke im Verlaufe der Schwangerschaft vermehrt passieren.
6.
PHARMAZEUTISCHE ANGABEN
6.1
Liste der sonstigen Bestandteile
Siliciumdioxid,
Magnesiumstearat,
Carboxymethylstärke-Natrium,
Hypromellose,
Saccharose,
Talkum,
Maisstärke,
Lactose-Monohydrat.
6.2
Inkompatibilitäten
Nicht zutreffend.
6.3
Dauer der Haltbarkeit
5 Jahre
6.4
Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung
Für dieses Arzneimittel sind keine besonderen Lagerungsbedingungen erforderlich.
6.5
Art und Inhalt des Behältnisses
Blisterpackungen (PVC/Al)
Packungsgrößen:
Digimerck 0,07 mg - Tabletten: 30 und 84 Stück
Digimerck 0,1 mg - Tabletten: 30 und 100 Stück
6.6
Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung und sonstige Hinweise zur
Handhabung
Keine besonderen Anforderungen.
7.
INHABER DER ZULASSUNG
Merck GmbH, Zimbagasse 5, 1147 Wien
8.
ZULASSUNGSNUMMER(N)
Digimerck 0,07 mg - Tabletten: 17.642
Digimerck 0,1 mg - Tabletten: 1-18.969
9.
DATUM DER ERTEILUNG DER ZULASSUNG/VERLÄNGERUNG DER
ZULASSUNG
Digimerck 0,07 mg - Tabletten:
Datum der Erteilung der Zulassung: 29. März 1984
Datum der letzten Verlängerung der Zulassung: 27. Oktober 2006
Digimerck 0,1 mg - Tabletten:
Datum der Erteilung der Zulassung: 01. Januar 1991
Datum der letzten Verlängerung der Zulassung: 27. Oktober 2006
10.
STAND DER INFORMATION
Oktober 2020
Verschreibungspflicht / Apothekenpflicht
Rezept- und apothekenpflichtig.