Schweiz - Deutsch - Swissmedic (Swiss Agency for Therapeutic Products)
Patienteninformation
Clexane® Injektionslösung
Sanofi-Aventis (Suisse) SA
Was ist Clexane und wann wird es angewendet?
Nach operativen Eingriffen oder bei Bettlägerigkeit besteht die Gefahr der Bildung von
Blutgerinnseln (Thrombosen) insbesondere der Beine. Diese Blutgerinnsel können über den
Kreislauf in die Lungen gelangen, wo sie Blutgefässe verschliessen (Lungenembolien). Dies äussert
sich unter anderem in Brustschmerzen und Atemnot. Eine Lungenembolie ist lebensbedrohend.
Clexane wird auf Verschreibung des Arztes bzw. der Ärztin zur Vorbeugung gegen die Entstehung
von Thrombosen angewendet. Enoxaparin, der Wirkstoff von Clexane, ist ein niedermolekulares
Heparin, welches den Vorgang der Blutgerinnung bremst und so der Bildung von Blutgerinnseln
entgegenwirkt. Das Arzneimittel wird mittels Spritze und Nadel unter die Haut verabreicht.
Was sollte dazu beachtet werden?
Während des Spitalaufenthaltes haben Sie regelmässig Injektionen zur Vorbeugung gegen
Thrombosen verabreicht erhalten. Die Fortsetzung dieser medikamentösen Behandlung ist auch nach
Entlassung aus dem Spital noch während einer gewissen Zeitdauer notwendig.
Wann darf Clexane nicht angewendet werden?
Clexane darf nicht angewendet werden bei einer bekannten oder vermuteten Überempfindlichkeit
(Allergie) gegen Enoxaparin, bei Blutabnormalitäten sowie bei gewissen Krankheitszuständen, deren
Abwesenheit der Arzt vor der ersten Verabreichung von Clexane geprüft hat, wie gewissen
entzündlichen Herzkrankheiten und akutem Magen-Darm-Geschwür.
Clexane darf nicht verwendet werden, falls Sie in den vergangenen 100 Tagen an einer
heparininduzierten Thrombozytopenie gelitten haben oder wenn Sie zirkulierende Antikörper
aufweisen.
Wann ist bei der Anwendung von Clexane Vorsicht geboten?
Vorsicht ist geboten bei gewissen Lebererkrankungen und gewissen Netzhauterkrankungen.
Halten Sie sich strikte an die Anweisungen Ihres Arztes bzw. Ihrer Ärztin. Falsche Dosierung oder
gleichzeitige Einnahme von anderen Medikamenten könnte in seltenen Fällen ungünstige
Auswirkungen auf die Blutgerinnung haben.
Informieren Sie deshalb Ihren Arzt bzw. Ihrer Ärztin, wenn Sie andere Medikamente anwenden. Bei
Anwendung von Clexane in Kombination mit gewissen anderen Medikamenten (Schmerzmittel,
Entzündungshemmer und Medikamente gegen die Blutgerinnung) ist Vorsicht geboten. Falls die
Kombination von Clexane mit einem dieser Medikamente erforderlich ist, wird Sie Ihr Arzt
sorgfältig überwachen.
Informieren Sie Ihren Arzt oder Ihren Apotheker bzw. Ihre Ärztin oder Apothekerin, wenn Sie
·an anderen Krankheiten leiden,
·Allergien haben oder
·andere Arzneimittel (auch selbstgekaufte!) einnehmen oder äusserlich anwenden.
Darf Clexane während einer Schwangerschaft oder in der Stillzeit angewendet werden?
Schwangerschaft
Clexane darf ausschliesslich auf ausdrückliche Verschreibung Ihres Arztes angewendet werden, da
bisher nur begrenzte Erfahrungen mit einer Anwendung von Enoxaparin an Schwangeren vorliegen.
Unter der Geburt ist die peridurale Anästhesie bei Frauen, die mit Antikoagulanzien behandelt
werden, kontraindiziert.
Clexane darf zudem nicht im Fall einer bevorstehenden Fehlgeburt angewendet werden.
Zur Anwendung von Enoxaparin zur Thromboseprophylaxe bei Schwangeren mit künstlichen
Herzklappen liegen nur unzureichende Erkenntnisse vor. In einer klinischen Studie an Schwangeren
mit künstlichen Herzklappen, die zweimal täglich 1 mg Enoxaparin-Natrium pro kg Körpergewicht
zur Prävention thromboembolischer Ereignisse erhalten hatten, traten bei zwei von acht Frauen
Thromben auf, die zur Blockade der Herzklappe und zum Tod von Mutter und Kind führten. Daher
sollte der Arzt vor der Verabreichung von Clexane bei schwangeren Frauen mit künstlicher
Herzklappe das Risiko-Nutzen-Verhältnis sorgfältig abwägen.
Stillzeit
Es liegen keine ausreichenden Untersuchungen zur Frage eines eventuellen Überganges von
Enoxaparin in die Muttermilch vor, jedoch erscheint ein gerinnungshemmender Effekt auf den
Säugling unwahrscheinlich.
Wie verwenden Sie Clexane?
Clexane muss strikte gemäss den Anweisungen des Arztes angewendet werden. Ihr Arzt bzw. Ihre
Ärztin setzt die Dosierung und die Behandlungsdauer fest. Nur bei genauer Einhaltung dieser
Vorschriften kann der grösstmögliche Nutzen von Clexane erreicht werden. Brechen Sie die
Therapie nicht vorzeitig ab, selbst wenn Sie sich besser fühlen, denn oft klingen die
Krankheitszeichen vor der vollständigen Heilung ab. Eine ungenügende Anwendungsdauer oder ein
zu frühes Beenden der Behandlung kann das Risiko der Bildung einer Thrombose erhöhen.
Ändern Sie nicht von sich aus die verschriebene Dosierung. Wenn Sie glauben, das Arzneimittel
wirke zu schwach oder zu stark, so sprechen Sie mit Ihrem Arzt oder Apotheker bzw. Ärztin oder
Apothekerin.
In der Regel wird Clexane als einmal tägliche Injektion von 40 mg Enoxaparin subkutan (unter die
Haut) verabreicht. Die Injektion sollte stets zur gleichen Tageszeit erfolgen. Die Behandlung wird
nach Spitalentlassung über eine Zeitdauer von ca. 3 Wochen fortgesetzt.
Über die Verabreichung der Injektion werden Sie vom Spitalpersonal genauestens instruiert.
Zur Vermeidung versehentlicher Nadelstiche nach der Injektion sind die Fertigspritzen mit einem
automatischen Sicherheitssystem ausgestattet.
Als Injektionsort eignet sich die Haut der vorderen seitlichen Bauchwand sowie die Haut an der
Aussenseite des Oberschenkels. Zur besseren Verträglichkeit der Injektionen wird empfohlen, von
einer Injektion zur nächsten abwechselnd die rechte und die linke Seite zu verwenden.
Desinfizieren Sie die Einstichstelle mittels eines Tupfers, der mit einem Desinfektionsmittel getränkt
ist.
Abb. 1: Nehmen Sie die Spritze aus der Verpackung und ziehen Sie die Verschlusskappe ab.
Vermeiden Sie jeglichen Kontakt mit der Nadel, damit diese steril bleibt. Falls sich an der
Nadelspitze ein Tropfen gebildet hat, darf dieser nicht abgestreift werden. Schütteln Sie ihn ab,
indem Sie mit nach unten gerichteter Nadel leicht gegen die Spritze klopfen. Lassen Sie die
Luftblase in der Spritze. Es kommt vor, dass sich die Luftblase nicht am Spritzenkolben befindet. In
diesem Fall klopfen Sie mit nach unten gerichteter Nadel leicht gegen die Spritze, damit die Blase bis
zum Spritzenkolben aufsteigt.
Wird (auf Anweisung des Arztes) nur eine Teilmenge verabreicht, bestimmen Sie mithilfe der
Masseinteilung die erforderliche Menge und lassen Sie mit nach unten gerichteter Nadel vorsichtig
die überschüssige Flüssigkeit ab.
Abb. 2: Bilden Sie an der desinfizierten Körperstelle mit dem Daumen und Zeigefinger eine
Hautfalte. Halten Sie mit einer Hand die Hautfalte gut fest. Mit der anderen Hand stechen Sie die
Spritzenadel senkrecht in die Haut und führen Sie sie in der ganzen Länge ein. Die Nadellänge ist so
berechnet, dass die Injektionsflüssigkeit genau in die gewünschte subkutane Hautregion verabreicht
wird. Drücken Sie langsam auf den Spritzenkolben und injizieren Sie die gesamte
Flüssigkeitsmenge.
Abb. 3: Das Sicherheitssystem aktiviert sich während der Injektion, wenn der Spritzenkolben den
Anschlag erreicht und schützt auf diese Weise die verunreinigte Nadel, ohne den Patienten zu stören.
Um das Sicherheitssystem auszulösen, ist es notwendig, den Spritzenkolben voll durchzudrücken.
Hinweis: Das Sicherheitssystem kann erst aktiviert werden, wenn die Spritze vollkommen entleert
ist.
Ziehen Sie danach die Nadel vorsichtig wieder heraus und lassen Sie erst dann die Hautfalte wieder
los. Reiben oder massieren Sie die Injektionsstelle nicht.
Welche Nebenwirkungen kann Clexane haben?
Folgende Nebenwirkungen können bei der Anwendung von Clexane auftreten:
An der Injektionsstelle kann sich nach der Verabreichung ein kleiner Bluterguss («blauer Fleck»,
Hämatom) bilden; dies ist bei der Injektion solcher Wirkstoffe nichts aussergewöhnliches und völlig
harmlos.
Selten können Blutungszwischenfälle auftreten, in der Regel nur bei Vorhandensein von
Verletzungen oder bei gleichzeitiger Verabreichung gewisser anderer Medikamente.
Über das Auftreten von allergischen Reaktionen (Hautausschlag lokal oder über den ganzen Körper,
Gesichtsschwellung, Anaphylaktischer Schock) wurde berichtet.
Es wurden auch häufig Kopfschmerzen, Leberschäden, ein Osteoporose Risiko bei längerer
Behandlung und Beschleunigung von Haarausfall beobachtet.
Wenn Sie Nebenwirkungen bemerken, die hier nicht beschrieben sind, sollten Sie Ihren Arzt oder
Apotheker bzw. Ihre Ärztin oder Apothekerin informieren.
Was ist ferner zu beachten?
Haltbarkeit: Das Arzneimittel darf nur bis zu dem auf dem Behälter mit «EXP» bezeichneten Datum
verwendet werden.
Aufbewahrung/Lagerung: Bewahren Sie Clexane in der geschlossenen Originalpackung ausserhalb
der Reichweite von Kindern und bei Raumtemperatur (15-25 C) auf. Nicht einfrieren.
Nach Beendigung der Behandlung das Arzneimittel mit dem restlichen Inhalt Ihrer Abgabestelle
(Arzt/Apotheker) zum fachgerechten Entsorgen bringen.
Weitere Auskünfte erteilt Ihnen der Arzt oder Apotheker bzw. Ihre Ärztin oder Apothekerin. Diese
Personen verfügen über die ausführliche Fachinformation.
Was ist in Clexane enthalten?
1 Fertigspritze Clexane 20 mg/0,2 ml enthält 20 mg Enoxaparin.
1 Fertigspritze Clexane 40 mg/0,4 ml enthält 40 mg Enoxaparin.
1 Fertigspritze Clexane 60 mg/0,6 ml enthält 60 mg Enoxaparin.
1 Fertigspritze Clexane 80 mg/0,8 ml enthält 80 mg Enoxaparin.
1 Fertigspritze Clexane 100 mg/1,0 ml enthält 100 mg Enoxaparin.
1 Fertigspritze Clexane 120 mg/0,8 ml enthält 120 mg Enoxaparin.
1 Fertigspritze Clexane 150 mg/1,0 ml enthält 150 mg Enoxaparin.
Zulassungsnummer
49456 (Swissmedic).
Wo erhalten Sie Clexane? Welche Packungen sind erhältlich?
In Apotheken nur gegen ärztliche Verschreibung.
Clexane 40, 60, 80, 100, 120 und 150 mg: Packungen mit 2 Fertigspritzen.
Clexane 20, 40, 60, 80, 100, 120 und 150 mg: Packungen mit 10 Fertigspritzen.
Zulassungsinhaberin
sanofi-aventis (schweiz) ag, 1214 Vernier/GE.
Diese Packungsbeilage wurde im Juli 2017 letztmals durch die Arzneimittelbehörde (Swissmedic)
geprüft.
Fachinformation
Clexane®/- multi
Sanofi-Aventis (Suisse) SA
Zusammensetzung
Wirkstoff: Enoxaparin natrium.
Hilfsstoffe: Clexane multi, Mehrdosenbehälter: Conserv.: Alcohol benzylicus 45 mg, Aqua q.s. ad
solutionem.
Galenische Form und Wirkstoffmenge pro Einheit
Wirkstoffmenge
Äquivalent
I.E. anti-Xa
Galenische Form
Wirkstoff
Clexane
20 mg
2000 I.E. anti-Xa
Fertigspritze zu 0,2 ml
Enoxaparin natrium
40 mg
4000 I.E. anti-Xa
Fertigspritze zu 0,4 ml
Enoxaparin natrium
60 mg
6000 I.E. anti-Xa
Fertigspritze zu 0,6 ml
Enoxaparin natrium
80 mg
8000 I.E. anti-Xa
Fertigspritze zu 0,8 ml
Enoxaparin natrium
100 mg
10'000 I.E. anti-Xa Fertigspritze zu 1,0 ml
Enoxaparin natrium
120 mg
12'000 I.E. anti-Xa Fertigspritze zu 0,8 ml
Enoxaparin natrium
150 mg
15'000 I.E. anti-Xa Fertigspritze zu 1,0 ml
Enoxaparin natrium
Clexane Multi
300 mg
30'000 I.E. anti-Xa
Mehrdosenbehälter zu 3
Enoxaparin natrium
Indikationen/Anwendungsmöglichkeiten
Prophylaxe thromboembolischer Erkrankungen venösen Ursprungs, speziell in der orthopädischen
oder allgemeinen Chirurgie.
Prophylaxe von thromboembolischen Erkrankungen venösen Ursprungs bei bettlägerigen
medizinischen Patienten mit einer akuten Erkrankung, wie:
·Herzinsuffizienz (NYHA Klasse III oder IV).
·Akute respiratorische Insuffizienz.
·Akute infektiöse oder rheumatische Erkrankungen verbunden mit einem/anderen
thromboembolischen Risikofaktor/en.
Behandlung der instabilen Angina pectoris und des Nicht-Q-Wellen Myokardinfarktes als
Kombinationsbehandlung mit Acetylsalicylsäure.
Therapie des akuten ST-Hebungs-Myokardinfarktes (STEMI).
Behandlung der tiefen Venenthrombose mit oder ohne Lungenembolie. Bei Patienten mit
Lungenembolie ohne klinische Diagnose einer tiefen Venenthrombose ist die Wirksamkeit von
Enoxaparin zur Prävention der rekurrenten Thrombose nicht belegt und solche Patienten sollten mit
unfraktioniertem Heparin behandelt werden.
Patienten mit Lungenembolie, bei denen eine chirurgische Thrombektomie oder eine fibrinolytische
Therapie geplant ist, sowie Risikopatienten mit instabiler Kreislaufsituation sollten von einer
Behandlung mit Enoxaparin ausgeschlossen werden.
Bei Beckenvenenthrombosen, bei Patienten mit wiederholten Lungenembolien in der Anamnese
sowie bei Patienten mit erhöhtem Blutungsrisiko soll bis zum Vorliegen weiterer Daten die
Behandlung mit unfraktioniertem intravenösem Heparin erfolgen.
Thromboseprophylaxe im extrakorporalen Kreislauf bei der Hämodialyse.
Dosierung/Anwendung
Prophylaxe von venösen Thrombosen in der Chirurgie
Bei Patienten mit geringem Thromboembolie-Risiko wird eine wirksame Thromboembolie-
Prophylaxe mit einer täglichen Injektion von 20 mg (0,2 ml = 2000 I.E. anti-Xa) subkutan (SK)
erreicht. In der allgemeinen chirurgischen Praxis wird die erste Injektion etwa 2 Stunden vor dem
operativen Eingriff verabreicht.
Bei Patienten mit einem hohen Thromboembolie-Risiko, vor allem bei Eingriffen in der
orthopädischen Chirurgie, wird eine tägliche Injektion von 40 mg SK (0,4 ml = 4000 I.E. anti-Xa)
Enoxaparin empfohlen. Bei der orthopädischen Chirurgie wird die erste Injektion 12 Stunden vor
dem Eingriff verabreicht.
Die Dauer der Behandlung sollte solange fortgeführt werden, solange ein Thromboembolie-Risiko
besteht und erstreckt sich im Allgemeinen auf die gesamte Immobilisierungsphase (durchschnittlich
7-10 Tage nach dem chirurgischen Eingriff). In der orthopädischen Chirurgie hat sich eine
Fortsetzung der Prophylaxe mit 40 mg SK 1×/Tag während 3 weiteren Wochen nach der
Initialbehandlung als wirksam erwiesen. Bei länger vorgesehener Antikoagulation sollte rechtzeitig
auf orale Antikoagulanzien umgestellt werden.
Spezielle Empfehlungen zum Dosierungsintervall gelten bei spinaler/epiduraler Anästhesie und bei
perkutaner koronarer Revaskularisation (siehe «Vorsichtsmassnahmen»).
Prophylaxe von venösen Thrombosen in der allgemeinen Medizin
Die empfohlene Dosierung von Enoxaparin beträgt 40 mg SK einmal pro Tag verabreicht als
subkutane Injektion. Die Dauer der Behandlung beträgt mindestens 6 Tage und sollte fortgesetzt
werden bis zum Erlangen der vollständigen Beweglichkeit, maximal 14 Tage.
Unter normalen Anwendungsbedingungen führt Enoxaparin zu keinen Veränderungen der
Koagulationsparameter. Daher ist die Überwachung der Behandlung mit Hilfe solcher Tests
überflüssig und nicht möglich (siehe «Vorsichtsmassnahmen»).
Behandlung der instabilen Angina pectoris und des Nicht-Q-Wellen Myokardinfarktes
Die empfohlene Dosierung für Enoxaparin beträgt 1 mg/kg SK alle 12 Stunden in Kombination mit
oraler Gabe von Acetylsalicylsäure (100 bis 325 mg einmal täglich).
Die Behandlung dieser Patienten mit Enoxaparin sollte mindestens für 2 Tage verschrieben und bis
zur klinischen Stabilisierung fortgesetzt werden. Die übliche Behandlungsdauer beträgt 2 bis 8 Tage.
Therapie des akuten ST-Hebungs-Myokardinfarktes (STEMI)
Die empfohlene Dosis beträgt 30 mg Enoxaparin als einmaliger Bolus intravenös (IV) und eine
Dosis von 1 mg/kg subkutan, danach eine Injektion von 1 mg/kg subkutan alle 12 Stunden (maximal
100 mg für jede der ersten beiden SK Dosen, danach 1 mg/kg für die folgenden SK Dosen). Für
Patienten ab 75 Jahren siehe «Spezielle Dosierungsanweisungen», Ältere Patienten.
Bei kombinierter Anwendung von Enoxaparin mit einem Thrombolytikum (fibrinspezifisch oder
nicht fibrinspezifisch) sollte Enoxaparin ab 15 Minuten vor bis 30 Minuten nach Beginn der
fibrinolytischen Behandlung verabreicht werden. Sobald die Diagnose STEMI gestellt ist, sollten die
Patienten Acetylsalicylsäure erhalten. Wenn keine Kontraindikationen bestehen, muss diese
Behandlung mit einer Dosis zwischen 75 und 325 mg einmal täglich fortgeführt werden.
Es wird empfohlen, Enoxaparin bis zur Entlassung aus dem Spital oder für maximal 8 Tage zu
verabreichen.
Patienten mit perkutaner Koronarintervention (PCI): Wenn die letzte subkutane Enoxaparin-Gabe
weniger als 8 Stunden vor dem Aufblasen des Ballons erfolgt ist, ist eine zusätzliche Verabreichung
nicht erforderlich. Wenn die letzte subkutane Enoxaparin-Gabe mehr als 8 Stunden vor Aufblasen
des Ballons erfolgt ist, sollte eine Dosis von 0,3 mg/kg Enoxaparin als Bolus IV verabreicht werden.
Behandlung der tiefen Venenthrombose mit oder ohne Lungenembolie
Die Verabreichung von Enoxaparin erfolgt subkutan als zwei Injektionen täglich von 1 mg/kg
Körpergewicht. Alternativ ist nur bei Patienten ohne komplizierte thromboembolische Probleme eine
einzige Injektion täglich von 1,5 mg/kg Körpergewicht möglich. Für Patienten mit komplizierten
thromboembolischen Problemen wird die Injektion von 1 mg/kg Körpergewicht zweimal täglich
empfohlen.
Bei adipösen Patienten und bei Krebsleiden zeigte sich eine verringerte Wirksamkeit mit Injektion
einer einzigen Enoxaparin-Dosis täglich von 1,5 mg/kg Körpergewicht. Deshalb wird für diese
Patienten die Applikation von Enoxaparin als zwei Injektionen täglich von 1 mg/kg Körpergewicht
empfohlen.
Die initiale Therapie mit Enoxaparin dauert durchschnittlich etwa 10 Tage. Die Einleitung einer
oralen Antikoagulantientherapie (Vitamin K-Antagonisten) erfolgt überlappend, d.h. Enoxaparin
wird solange fortgesetzt, bis die Thromboplastinzeit im angestrebten therapeutischen Bereich liegt.
Thromboseprophylaxe im extrakorporalen Kreislauf bei der Hämodialyse
Die empfohlene Dosis beträgt 1 mg/kg Enoxaparin. Als allgemeine Regel gilt, dass die intravenöse
Verabreichung aufgrund der hohen Bioverfügbarkeit von Enoxaparin nicht erforderlich ist.
Bei Patienten mit wiederholter Hämodialyse kann eine Koagulationsprophylaxe im extrakorporalen
Kreislauf mittels Injektion von 1 mg (= 100 I.E. anti-Xa)/kg Enoxaparin in den arteriellen Teil des
Dialysekreislaufs zu Beginn der Dialyse erzielt werden. Gewöhnlich reicht diese Dosis für eine
4stündige Hämodialysesitzung. Sollten sich Fibrinablagerungen bilden (z.B. bei einer längeren
Session als üblich), ist die Verabreichung einer weiteren Injektion von 0,5-1 mg (= 50-100 I.E. anti-
Xa)/kg angebracht, je nach Zeitdauer bis zum Ende der Dialyse.
Bei Hämodialyse-Patienten mit einem hohen Blutungsrisiko (insbesondere bei prä- oder
postoperativer Dialyse) oder mit einem aktiven hämorrhagischen Syndrom kann eine Dialyse mit
einer Dosis von 0,5 mg (= 50 I.E. anti-Xa)/kg (bei zweifachem vaskulärem Zugang) oder 0,75 mg
(= 75 I.E. anti-Xa)/kg (bei einem vaskulären Zugang) durchgeführt werden.
Spezielle Dosierungsanweisung
Ältere Patienten
Für die Therapie des akuten ST-Hebungs-Myokardinfarktes (STEMI):
Patienten ab 75 Jahren erhalten keinen initialen IV Bolus. Verabreicht werden 0,75 mg/kg subkutan
alle 12 Stunden (maximal 75 mg für jede der beiden ersten SK Dosen, danach 0,75 mg/kg für die
restlichen SK Dosen).
Sonstige Indikationen:
Sofern keine Niereninsuffizienz vorliegt, ist keine Dosisanpassung notwendig. (siehe
«Vorsichtsmassnahmen» und «Pharmakokinetik»).
Kinder
Die Wirksamkeit und Sicherheit von Enoxaparin bei Kindern ist nicht genügend untersucht.
Niereninsuffizienz
Siehe auch «Vorsichtsmassnahmen» und «Pharmakokinetik».
Bei geringer bis mässiger Niereninsuffizienz (Kreatininclearance 30-80 ml/Min) ist eine sorgfältige
Überwachung angezeigt. Bei schwerer Nierenfunktionseinschränkung (Kreatininclearance
<30 ml/Min) ist aufgrund der signifikant erhöhten Enoxaparinexposition eine Dosisanpassung
erforderlich:
Therapeutische Dosen
Standarddosis
Schwere Niereninsuffizienz
1 mg/kg SK 2× täglich, alternativ 1,5 mg/kg 1×
täglich (siehe oben)
1 mg/kg SK 1× täglich
Zur Behandlung des akuten STEMI bei unter 75-jährigen Patienten:
30 mg als einmaliger Bolus IV + 1 mg/kg SK,
danach 1 mg/kg SK zweimal täglich
(maximal 100 mg für jede der ersten beiden SK
Dosen)
30 mg als einmaliger Bolus IV + 1 mg/kg SK,
danach 1 mg/kg SK einmal täglich
(maximal 100 mg nur für die erste SK Dosis)
Zur Behandlung des akuten STEMI bei über 75-jährigen Patienten:
0,75 mg/kg SK zweimal täglich, ohne initiale IV 1 mg/kg SK einmal täglich, ohne initiale IV
Bolusgabe
(maximal 100 mg für jede der ersten beiden SK
Dosen)
Bolusgabe
(maximal 100 mg nur für die erste SK Dosis)
Prophylaktische Dosen
Standarddosis
Schwere Niereninsuffizienz
40 mg SK 1× täglich 20 mg SK 1× täglich
20 mg SK 1× täglich 20 mg SK 1× täglich
Diese empfohlenen Dosisanpassungen sind nicht für die Thromboseprophylaxe bei Hämodialyse
anwendbar.
Leberinsuffizienz
Da entsprechende klinische Studien fehlen, ist Enoxaparin bei Patienten mit eingeschränkter
Leberfunktion mit Vorsicht anzuwenden (siehe «Vorsichtsmassnahmen»).
Spinale/epidurale Anästhesie
Bei spinaler oder epiduraler Anästhesie bitte den Abschnitt «Vorsichtsmassnahmen» beachten.
Verabreichung
Subkutane Injektion
Enoxaparin wird subkutan injiziert und ist in folgenden Fällen indiziert: Prophylaxe
thromboembolischer Erkrankungen venösen Ursprungs, Behandlung tiefer Venenthrombosen,
Behandlung der instabilen Angina pectoris und des Nicht-Q-Wellen-Myokardinfarktes, Behandlung
des akuten ST-Hebungs-Myokardinfarktes.
Injektion als Bolusgabe IV
Beim akuten ST-Hebungs-Myokardinfarkt muss die Initialbehandlung mit einer einmaligen Injektion
als Bolusgabe IV mit unmittelbar anschliessender subkutaner Injektion erfolgen.
Patienten ab 75 Jahren erhalten keine initiale IV Bolusgabe (siehe «Spezielle
Dosierungsanweisungen»).
Injektion in den arteriellen Teil des Dialysekreislaufs
Zur Gerinnungsprophylaxe im extrakorporalen Kreislauf bei der Hämodialyse wird Enoxaparin in
den arteriellen Teil des Dialysekreislaufs verabreicht.
Enoxaparin darf nicht intramuskulär verabreicht werden.
Die vorgefüllte Fertigspritze ist gebrauchsbereit. Bei Mehrdosenbehältern wird die Verwendung
einer Tuberkulinspritze oder einer vergleichbaren Spritze empfohlen, um die adäquate Menge
Enoxaparin entnehmen zu können.
Subkutane Injektionstechnik
Zur Vermeidung versehentlicher Nadelstiche nach der Injektion sind die Fertigspritzen mit einem
automatischen Sicherheitssystem ausgestattet.
Das Sicherheitssystem aktiviert sich während der Injektion, wenn der Spritzenkolben den Anschlag
erreicht und schützt auf diese Weise die verunreinigte Nadel, ohne den Patienten zu stören.
Um das Sicherheitssystem auszulösen, ist es notwendig, den Spitzenkolben voll durchzudrücken.
Hinweis: das Sicherheitssystem kann erst aktiviert werden, wenn die Spritze vollkommen entleert ist.
Enoxaparin sollte bevorzugt am liegenden Patienten subkutan ins anterolaterale oder posterolaterale
Gewebe der Gürtelzone verabreicht werden, wobei nachfolgende Injektionen abwechslungsweise
links und rechts durchgeführt werden sollten.
Die vorgefüllten Fertigspritzen sind gebrauchsbereit; eventuell vorhandene Luft sollte vor der
Applikation nicht herausgestossen werden.
Die Injektion selbst erfolgt vertikal durch Einführung der gesamten Nadellänge in eine mittels
Daumen und Zeigefinger gefasste Hautfalte. Die Hautfalte muss während der ganzen Injektionsdauer
gehalten werden. Die Injektionsstelle soll nach der Applikation nicht gerieben/massiert werden.
Injektionstechnik bei der intravenösen Bolusgabe (nur bei STEMI-Indikation)
Der Mehrdosenbehälter sollte zur intravenösen Injektion verwendet werden. Enoxaparin sollte weder
mit anderen Medikamenten gemixt noch mit diesen gemeinsam verabreicht werden. Um eine
mögliche Vermischung von Enoxaparin mit anderen Medikamenten zu vermeiden, sollte der
gewählte venöse Zugang vor und nach der Verabreichung von Enoxaparin als Bolus IV mit einer
ausreichenden Menge Kochsalz- oder Glukoselösung gespült werden. Enoxaparin kann mit 0,9%iger
Kochsalzlösung oder 5%iger Glukoselösung sicher verabreicht werden.
Kontraindikationen
Clexane ist kontraindiziert bei einer Überempfindlichkeit auf Enoxaparin, Heparin und Derivate und
andere niedermolekulare Heparine, Benzylalkohol (bei Verwendung von Clexane multi), akuter
bakterieller Endokarditis und Thrombozytopenie mit positivem in-vitro-Aggregationstest in
Gegenwart von Enoxaparin.
Clexane ist kontraindiziert, wenn in den vergangenen 100 Tagen eine immunvermittelte,
heparininduzierte Thrombozytopenie (HIT) aufgetreten ist, oder bei zirkulierenden Antikörpern.
Clexane ist kontraindiziert bei aktiven, grösseren Blutungen und bei Zuständen mit erhöhtem Risiko
unkontrollierter Blutungen einschliesslich kurz zurückliegendem hämorrhagischen Schlaganfalls.
Bei erhöhtem Blutungsrisiko ist intravenöses Standardheparin vorzuziehen (Vorteil wegen kurzer
Halbwertszeit und Möglichkeit der raschen Neutralisierung durch Protamin).
Nachfolgende Zustände sind grundsätzlich ebenfalls als Kontraindikationen zu bezeichnen: aktives
peptisches Ulkus, zerebrovaskuläre Anfälle (ausser bei systemischer Embolie).
Beckenvenenthrombosen.
Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen
Relative Kontraindikationen
Die verschiedenen niedermolekularen Heparine sind nicht austauschbar und es sollte während einer
Therapie nicht von einem Präparat auf ein anderes gewechselt werden, denn sie unterscheiden sich in
Herstellungsprozess, Molekulargewicht, spezifischer anti-Xa Aktivität, Einheit und Dosierung.
Enoxaparin soll nicht intramuskulär verabreicht werden.
Es ist mit Vorsicht anzuwenden bei Patienten mit Leberinsuffizienz, Hypertonie oder
gastrointestinalem Ulkus in der Anamnese, bei gestörter Hämostasis, diabetischer Retinopathie, nach
kürzlich erfolgtem ischämischem Schlaganfall oder nach kürzlich erfolgtem neurologischem oder
ophthalmologischem chirurgischem Eingriff.
Vorsichtsmassnahmen
Blutungen
Wie bei anderen Antikoagulanzien können Blutungen auftreten. Bei Auftreten von Blutungen
müssen entsprechende therapeutische Massnahmen eingeleitet werden. Clexane ist wie andere
Antikoagulanzien in Situationen mit erhöhtem Blutungsrisiko mit Vorsicht zu verabreichen.
Die Verabreichung von Clexane 1,5 mg/kg einmal täglich ist bei Patienten mit erhöhtem
Blutungsrisiko zu vermeiden, da das Blutungsrisiko möglicherweise grösser ist als bei Applikation
von 1 mg/kg zweimal täglich.
Spinale/Epidurale Anästhesie/Lumbalpunktion
Bei Verwendung von Enoxaparin im Zusammenhang mit spinaler/epiduraler Anästhesie ist über
Fälle von spinalen bzw. epiduralen Hämatomen berichtet worden.
Solche Hämatome können zu langdauernden oder bleibenden Lähmungen führen. Das Risiko für
solche Ereignisse ist bei Verwendung eines postoperativen epiduralen Dauerkatheters oder bei
gleichzeitiger Gabe anderer Medikamente, welche die Hämostase beeinflussen wie nicht-steroidale
Entzündungshemmer (siehe «Interaktionen») erhöht. Das Risiko scheint nach traumatischer oder
wiederholter Punktion des Liquors sowie bei Patienten, die sich bereits einer Wirbelsäulenoperation
unterzogen haben oder eine Wirbelsäulendeformation aufweisen, ebenfalls erhöht zu sein.
Um das potentielle Risiko von Blutungen bei Patienten, welche mit Enoxaparin bei
epiduraler/spinaler Anästhesie oder Analgesie behandelt werden, zu vermindern, sollte das Anlegen
und Entfernen des Epiduralkatheters zum Zeitpunkt des niedrigsten Plasmaspiegels von Enoxaparin
(siehe «Pharmakokinetik») erfolgen; jedoch ist der genaue Zeitpunkt, ab dem beim einzelnen
Patienten eine ausreichend geringe koagulationshemmende Wirkung erreicht wird, nicht bekannt.
Das Anlegen bzw. das Entfernen eines Katheters sollte frühestens 12 h nach Verabreichung der
geringsten Enoxaparindosis (20 mg 1× täglich, 30 mg 1- bis 2× täglich oder 40 mg 1× täglich) und
frühestens 24 h nach Verabreichung höherer Enoxaparindosen (0,75 mg/kg 2× täglich, 1 mg/kg 2×
täglich oder 1,5 mg/kg 1× täglich) erfolgen.
Zu diesem Zeitpunkt ist ein Anti-Xa-Spiegel noch nachweisbar, und die vorgesehenen Fristen stellen
keine Garantie dafür dar, dass rückenmarksnahe Hämatome vermieden werden können. Patienten,
die eine Dosis von 0,75 mg/kg 2× täglich oder 1 mg/kg 2× täglich erhalten, darf die zweite
Enoxaparindosis nicht verabreicht werden, um die Karenzfrist vor dem Anlegen oder Entfernen des
Katheters zu verlängern. Auch wenn keine spezifische Empfehlung für die Verabreichung der
nächsten Enoxaparindosis nach dem Entfernen des Katheters gegeben werden kann, sollte ebenso die
Gabe der nächsten Dosis frühestens vier Stunden nach Entfernen des Katheters erfolgen, basierend
auf der Abwägung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses und unter Berücksichtigung der
Thrombosegefahr auf der einen und der Blutungsgefahr auf der anderen Seite im Kontext des
Verfahrens und der patientenspezifischen Risikofaktoren. Bei Patienten mit einer Kreatinin-
Clearance von <30 ml/Minute muss zusätzlich die verzögerte Enoxaparin-Ausscheidung beachtet
werden. Zu erwägen ist hier die Verdopplung der Frist bis zum Entfernen des Katheters auf
mindestens 24 Stunden für die geringste vorgeschriebene Enoxaparindosis (30 mg 1× täglich) und
auf mindestens 48 Stunden für die stärkste Dosis (1 mg/kg/Tag).
Falls der Arzt sich entschliesst, eine spinale/epidurale Anästhesie oder eine Lumbalpunktion bei
Antikoagulation vorzunehmen, ist grösste Aufmerksamkeit und engmaschige Überwachung
erforderlich, um allfällige Befunde und Symptome einer neurologischen Störung wie
Rückenschmerzen in der Mittellinie, sensorische und motorische Ausfälle (Taubheitsgefühl oder
Schwäche in den Beinen) sowie Funktionsstörungen des Darms und/oder der Harnblase festzustellen.
Die Patienten sind anzuweisen, ihren Arzt sofort zu informieren, wenn einer der oben genannten
Befunde oder Symptome auftritt. Der Verdacht auf ein Spinal- bzw. Epiduralhämatom erfordert eine
vordringliche Diagnose und Behandlung einschliesslich Dekompression des Rückenmarks.
Vorgehen bei perkutaner koronarer Revaskularisation (PCI)
Um das Risiko von Blutungen nach einer vaskulären Intervention während der Behandlung einer
instabilen Angina pectoris, eines Nicht-Q-Wellen-Myokardinfarktes oder eines akuten ST-Hebungs-
Myokardinfarktes zu herabmindern, sind die empfohlenen Abstände für die Enoxaparin-Injektionen
genau einzuhalten. Nach einer perkutanen Koronarintervention (PCI) ist es wichtig, an der
Einstichstelle die Hämostasis herbeizuführen. Wird ein Verschlusssystem benutzt, kann der
vaskuläre Zugang sofort entfernt werden. Wird eine manuelle Kompressionsmethode angewandt,
sollte der vaskuläre Zugang 6 Stunden nach der letzten intravenösen oder subkutanen Injektion von
Enoxaparin entfernt werden. Muss die Behandlung mit Enoxaparin weitergeführt werden, darf die
nachfolgende Dosis frühestens 6 bis 8 Stunden nach Entfernung des vaskulären Zugangs verabreicht
werden. Die Einstichstelle sollte auf Zeichen einer Blutung bzw. der Bildung von Hämatomen
überwacht werden.
Heparininduzierte Thrombozytopenie (HIT)
Bei Patienten mit einer Vorgeschichte von immunvermittelter HIT in den vergangenen 100 Tagen
oder mit zirkulierenden Antikörpern ist die Verwendung von Enoxaparin natrium kontraindiziert.
Die zirkulierenden Antikörper können mehrere Jahre überleben.
Enoxaparin natrium ist bei Patienten mit einer Vorgeschichte (mehr als 100 Tage) von
heparininduzierter Thrombozytopenie ohne zirkulierende Antikörper mit äusserster Vorsicht zu
verwenden. Die Entscheidung, Enoxaparin natrium in einem solchen Fall zu verschreiben, darf erst
nach einer sorgfältigen Risikobewertung und nach dem Einsatz alternativer, heparinfreier
Behandlungen getroffen werden.
Ältere Patienten
Es besteht keine erhöhte Blutungstendenz bei der Verwendung von Enoxaparin zur Prophylaxe von
thromboembolischen Ereignissen. Im therapeutischen Dosisbereich kann es bei älteren Patienten
(insbesondere im Alter von über 70 Jahren) zu einem erhöhten Risiko von Blutungskomplikationen
kommen (siehe «Dosierung» und «Pharmakokinetik»). Entsprechende kardiovaskuläre Überwachung
ist angezeigt.
Niereninsuffizienz
Bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion nehmen die Enoxaparinexposition und das
Blutungsrisiko zu. Bei schwerer Niereninsuffizienz (Kreatininclearance <30 ml/Min) ist die
Enoxaparinexposition signifikant erhöht und eine Dosisanpassung für therapeutische und
prophylaktische Verabreichung angezeigt (siehe «Pharmakokinetik»). Bei leichter bis mässiger
Niereninsuffizienz (30-80 ml/Min) ist keine Dosisanpassung erforderlich, jedoch muss die
Verabreichung sorgfältig überwacht werden (siehe «Pharmakokinetik» und «Dosierung»).
Untergewicht
Eine Erhöhung der Enoxaparinexposition wurde bei untergewichtigen Frauen (<45 kg) und Männern
(<57 kg) in prophylaktischen Dosen beobachtet. Dies kann zu erhöhtem Blutungsrisiko führen. Bei
diesen Patienten wird eine sorgfältige Überwachung und ev. Dosisreduktion empfohlen.
Übergewicht
Das Risiko für thromboembolische Ereignisse ist bei übergewichtigen Patienten erhöht. Die
Sicherheit und Wirksamkeit prophylaktischer Dosen bei übergewichtigen Patienten (IBMI >30
kg/m2) sind nicht vollständig geklärt und es gibt aktuell keinen Konsens hinsichtlich der
Dosisanpassung. Anzeichen und Symptome der thromboembolischen Erkrankung müssen bei dieser
Patientengruppe sorgfältig überwacht werden.
Labortests
Bei Dosierungen für die Prophylaxe von Venenthrombosen beeinflusst Enoxaparin die Blutungszeit
und die globalen Blutkoagulationstests nicht bedeutend, noch stört es die Plättchenaggregation oder
die Bindung von Fibrinogen an die Plättchen.
Bei höheren Dosierungen kann ein Anstieg der aPTT (aktivierte partielle Thromboplastinzeit) und
der ACT (activated coagulation time) vorkommen. Anstieg von aPTT und ACT korrelieren nicht
linear mit der zunehmenden antithrombotischen Aktivität von Enoxaparin und sind deshalb
ungeeignet und unzuverlässig für die Überwachung der Aktivität von Enoxaparin.
Herzklappenprothesen
Der Einsatz von Clexane zur Thromboembolieprophylaxe wurde bei Patienten mit
Herzklappenprothese ungenügend untersucht. Es liegen vereinzelte Berichte von Thrombosen der
Herzklappenprothesen nach Verabreichung von Enoxaparin zur Thromboembolieprophylaxe vor.
Diverse Umstände (Grunderkrankung und unvollständige Fallberichte) lassen keine eindeutige
Bewertung zu (siehe «Schwangerschaft/Stillzeit»).
In einer klinischen Studie bei 8 schwangeren Frauen mit Herzklappenprothese entwickelten sich bei
2 von 8 Frauen nach Verabreichung von 1 mg/kg Enoxaparin 2× täglich zur
Thromboembolieprophylaxe Blutgerinnsel, die zu einer Blockierung der Herzklappen und zum Tod
der Mutter und des Fötus führten. Zudem liegen vereinzelte analoge Spontanmeldungen bei
schwangeren Frauen vor. Schwangere Frauen mit Herzklappenprothesen unterliegen bekanntlich
einem erhöhten Risiko einer Thromboembolie (siehe «Schwangerschaft/Stillzeit»).
Kinder
Clexane multi enthält Benzylalkohol als Konservierungsmittel und sollte bei Neugeborenen nicht
angewendet werden. Die Verabreichung von Benzylalkohol enthaltenden Arzneimitteln führte bei
Frühgeborenen zu einem Atemnotsyndrom mit tödlichem Ausgang.
Interaktionen
Es wird empfohlen, Substanzen, welche die Hämostase (Blutgerinnung) beeinflussen, vor einer
Therapie mit Enoxaparin abzusetzen, ausser bei strikter Indikation. Diese Substanzen umfassen
Medikamente wie systemisch verabreichte Salicylate, Acetylsalicylsäure und nicht-steroidale
Entzündungshemmer inkl. Ketorolac, Dextran, Ticlopidin und Clopidogrel, systemisch verabreichte
Glukokortikoide, Thrombolytika und Antikoagulanzien, andere Inhibitoren der Plättchenaggregation
inkl. Glykoprotein IIb/IIIa Antagonisten. Falls eine Kombination indiziert ist, sollte Enoxaparin
vorsichtig angewendet werden d.h. entsprechende klinische Überwachung und Laborkontrollen.
Schwangerschaft/Stillzeit
Enoxaparin zeigte sich im Tierversuch weder embryotoxisch noch teratogen. Untersuchungen
anhand von fötalem Blut bei schwangeren Frauen haben gezeigt, dass Enoxaparin die
Plazentarschranke während des 2. und 3. Trimesters nicht passiert. Über die Anwendung von
Enoxaparin während der Schwangerschaft bei Menschen ist in mehr als 200 Publikation berichtet
worden. Zu diesen Studien gehören prospektive und retrospektive Studien, Fallserien und
Fallberichte. Diese Studien befassen sich mit der Anwendung von Enoxaparin bei über 4000
schwangeren Frauen weltweit.
In einer grossen retrospektiven Studie wurden 624 Schwangerschaften bei 604 Frauen, die zu 693
Geburten geführt haben, analysiert. Im Rahmen dieser Studie wurde Enoxaparin zur Behandlung
akuter VTE in einer Dosis von 1 mg/kg 2× täglich und zur Thromboembolieprophylaxe in einer
täglichen Dosis von 20 mg oder 40 mg verabreicht. Zudem sind fünf prospektive Studien zur
Behandlung der TEV und vier prospektive Studien VTE-Prophylaxe während der Schwangerschaft,
die es ermöglich haben, Daten zu 285 Schwangerschaften zu sammeln, publiziert worden. Die
verwendeten Dosen sind vergleichbar mit denjenigen, die in der retrospektiven Studie berichtet
wurden.
Insgesamt legen die Studien nahe, dass bei schwangeren Frauen im Vergleich zu nicht schwangeren
Frauen keine Hinweise auf ein erhöhtes Risiko für Blutungen, Thrombopenie oder Osteoporose
besteht. Dies verhält sich anders bei schwangeren Frauen mit Herzklappenprothesen (siehe unten).
Zudem kann die Schlussfolgerung gezogen werden, dass es keinen Beleg dafür gibt, dass die
Anwendung von Enoxaparin in der Schwangerschaft mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit für das
Auftreten kongenitaler fötaler Anomalien assoziiert ist. Da bei allen Patienten, die Antikoagulanzien
erhalten, einschliesslich schwangerer Frauen, ein Blutungsrisiko besteht, sollte Enoxaparin nur bei
ärztlich festgestellter klinischer Notwendigkeit während der Schwangerschaft eingesetzt werden.
Unter der Geburt ist die peridurale Anästhesie bei Schwangeren, die mit Antikoagulanzien behandelt
werden, kontraindiziert. Unter der Geburt sollte die peridurale Anästhesie frühestens 24 Stunden
nach der letzten an das Körpergewicht angepassten verabreichten Dosis des niedermolekularen
Heparins angewendet werden (siehe «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»). Eine Substitution
des niedermolekularen Heparins durch unfraktioniertes Heparin ist zu erwägen. Im Falle der
Verabreichung von niedermolekularem Heparin und sogar nach vorzeitiger Einstellung der
Verabreichung von niedermolekularem Heparin wird die Kontrolle der Anti-Xa-Aktivität vor der
Platzierung eines Katheters für die peridurale Anästhesie empfohlen. Eine Konsultation bei einem
Spezialisten für Blutgerinnung sollte in Betracht gezogen werden.
Die gerinnungshemmende Therapie ist bei Blutungsneigung, wie z.B. bei Abortus imminens
(bevorstehende Fehlgeburt), kontraindiziert.
Umstritten ist in der Schwangerschaft die akute Behandlung mit Heparin bei disseminierter
intravasaler Gerinnung mit Verbrauchskoagulopathie, wie z.B. bei vorzeitiger Plazentalösung. Hier
werden heute synthetische Antifibrinolytika eingesetzt.
In einer klinischen Studie bei 8 schwangeren Frauen mit Herzklappenprothese, entwickelten sich bei
2 von 8 Frauen nach Verabreichung von 1 mg/kg Enoxaparin 2× täglich zur
Thromboembolieprophylaxe Blutgerinnsel, die zu einer Blockierung der Herzklappen und zum Tod
der Mutter und des Fötus führten. Zudem liegen vereinzelte analoge Spontanmeldungen bei
schwangeren Frauen vor. Schwangere Frauen mit Herzklappenprothesen unterliegen bekanntlich
einem erhöhten Risiko einer Thromboembolie (siehe «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen –
Vorsichtsmassnahmen»).
Es liegen bisher nur begrenzte Erfahrungen zur Anwendung von Enoxaparin in der Stillzeit vor. In
einer prospektiven Studie, in der 12 stillende Frauen prophylaktische Dosen Enoxaparin erhielten,
war keine Anti-Xa-Aktivität feststellbar. Die orale Absorption von Enoxaparin durch das
Neugeborene ist unwahrscheinlich. Da jedoch viele Arzneimittel in die Muttermilch übergehen, wird
aus Vorsicht vom Stillen abgeraten.
Der Mehrdosenbehälter enthält Benzylalkohol. Da Benzylalkohol die Plazenta passieren kann, sollte
Clexane multi während der Schwangerschaft mit Vorsicht angewendet werden (siehe «Warnhinweise
und Vorsichtsmassnahmen»).
Wirkung auf die Fahrtüchtigkeit und auf das Bedienen von Maschinen
Nicht zutreffend.
Unerwünschte Wirkungen
Enoxaparin wurde in klinischen Studien an über 15'000 Patienten evaluiert.
Davon wurden 1'776 mit erhöhtem Risiko für thromboembolische Komplikationen nach einem
orthopädischen oder abdominalchirurgischen Eingriff prophylaktisch gegen tiefe Venenthrombose
(TVT) behandelt. Weitere 1'169 Patienten, bei denen ebenfalls eine TVT-Prophylaxe durchgeführt
wurde, waren aufgrund akuter Erkrankungen in ihrer Mobilität stark eingeschränkt. 559 Patienten
wurden für tiefe Venenthrombose mit oder ohne Lungenembolie behandelt, 1'578 für instabile
Angina pectoris und Nicht-Q-Wellen-Myokardinfarkt, und 10'176 für akuten Myokardinfarkt mit
ST-Hebung.
Als häufigste Reaktion wurden im Rahmen dieser klinischen Studien Blutungen gemeldet. Dabei
handelte es sich im Falle von höchstens 4,2% der Patienten um schwere Blutungen, von denen einige
einen tödlichen Ausgang nahmen. (Bei chirurgischen Patienten wurden hämorrhagische
Komplikationen unter folgenden Voraussetzungen als schwer eingestuft: Wenn die Blutung (1) ein
klinisch signifikantes Ereignis auslöste oder (2) mit einem Hämoglobinverlust von ≥2 g/dl
einherging oder die Transfusion von mindestens 2 Einheiten eines Blutprodukts erforderte.
Retroperitoneale und intrakranielle Blutungen wurden ausnahmslos als schwer eingestuft.
Wie bei anderen Antikoagulanzien kann auch bei Enoxaparin in Gegenwart assoziierter
Risikofaktoren wie etwa blutungsanfällige Organläsionen, invasive Verfahren oder gleichzeitige
Anwendung von Arzneimitteln mit Einfluss auf die Hämostase eine Blutung auftreten (siehe
«Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen» und «Interaktionen»).
Die im Laufe von klinischen Studien beobachteten oder durch Pharmakovigilanz gemeldeten
unerwünschten Wirkungen werden nachstehend aufgeführt.
Dabei gelten folgende Häufigkeitsdefinitionen: sehr häufig (≥1/10), häufig (≥1/100 bis <1/10),
gelegentlich (≥1/1'000 bis <1/100), selten (≥1/10'000 bis <1/1'000), sehr selten (<1/10'000).
Die durch Pharmakovigilanz gemeldeten unerwünschten Wirkungen befinden sich unter «selten».
Störungen des Blut- und Lymphsystems
Sehr häufig: Thrombozytose (erhöhte Plättchenzahl, >400 G/l).
Häufig: Thrombozytopenie.
Häufig: Blutungsanämie.
Selten:
·Fälle von immunallergischer Thrombozytopenie mit Thrombose; in einigen dieser Fälle wurde die
Thrombose durch Infarkt eines Organs oder Ischämie einer Gliedmasse kompliziert (siehe
«Vorsichtsmassnahmen», Heparininduzierte Thrombozytopenie (HIT)).
·Eosinophilie.
Störungen des Immunsystems
Häufig: Allergische Reaktion.
Selten: Anaphylaktische bzw. anaphylaktoide Reaktion, Anaphylaktischer Schock.
Störungen des Nervensystems
Häufig: Kopfschmerzen
Funktionsstörungen der Gefässe
Sehr häufig: Blutung.
Gelegentlich: Retroperitoneale Blutung, intrakranielle Blutung.
Selten: Fälle von spinalem oder epiduralem Hämatom während einer Anästhesie oder einer Spinal-
bzw. Epiduralpunktion (einhergehend mit neurologischen Läsionen verschiedenen Grades,
einschliesslich einer anhaltenden bzw. bleibenden Lähmung).
Funktionsstörungen der Leber und der Galle
Sehr häufig: Erhöhte Leberenzyme (vor allem Transaminasen: Transaminasenspiegel >3-facher
oberer Normwert).
Selten:
·Hepatozelluläre Leberschädigung.
·Cholestatische Leberschäden.
Störungen der Skelettmuskulatur
Selten: Osteoporose nach Langzeitbehandlung bei länger als 3 Monate.
Funktionsstörungen der Haut und des Unterhautzellgewebes
Häufig: Urtikaria, Juckreiz, Erythem.
Gelegentlich: Bullöse Dermatose.
Weitere Meldungen aus der Pharmakovigilanz
Selten:
·Hautvaskulitis, Hautnekrose, gewöhnlich an der Einstichstelle auftretend. (Im Allgemeinen gehen
diesen Erscheinungen eine Purpura oder schmerzhafte infiltrierte erythematöse Plaques voraus.) Es
empfiehlt sich, die Behandlung mit Enoxaparin-Natrium abzubrechen.
·Knötchen an der Einstichstelle (entzündliche Knötchen und nicht zystische Enoxaparin-
Einschlüsse). Sie verschwinden nach einigen Tagen und sollten nicht zu einem Behandlungsabbruch
führen.
·Alopezie.
Allgemeine Störungen und Reaktionen an der Applikationsstelle
Häufig: Hämatom an der Einstichstelle, Schmerzen an der Einstichstelle, andere Reaktionen an der
Einstichstelle (wie etwa Ödem, Blutung, Überempfindlichkeit, Entzündung, Knötchen, nicht-
allergische Schmerzen oder Reaktionen an der Einstichstelle).
Gelegentlich: Lokale Reizung, Hautnekrose an der Einstichstelle.
Untersuchungen
Selten: Hyperkaliämie.
Überdosierung
Eine massive orale Einnahme von Enoxaparin (keine Fälle bekannt) sollte aufgrund der äusserst
geringen gastrointestinalen Resorption theoretisch ohne ernste Folgen sein. Doch sollte dies durch
Messung der plasmatischen anti-FXa- und anti-FIIa-Aktivität bestätigt werden.
Eine intravenöse oder subkutane Überdosierung kann zu leichteren oder schwereren
hämorrhagischen Komplikationen führen. Eine Neutralisierung durch vorsichtige, langsame i.v.-
Gabe von Protamin ist bei Überdosierung angezeigt.
Innerhalb der ersten 8 h nach Gabe von Enoxaparin beträgt die zu verabreichende Dosis 1 mg
Protamin pro 1 mg verabreichte Dosis Enoxaparin. Bleibt die aktivierte partielle Thromboplastinzeit,
gemessen 2 bis 4 h nach der Infusion von Protamin deutlich erhöht/verlängert, soll eine zweite
Infusion mit einer Dosierung von 0,5 mg Protamin pro 1 mg Enoxaparin verabreicht werden.
Ab der Zeitdauer von >8 und <12 h seit der Enoxaparin-Gabe wird zur Neutralisierung eine Dosis
von 0,5 mg Protamin pro mg Enoxaparin verabreicht, sind mehr als 12 h verstrichen, ist eine
Protamingabe nicht mehr angezeigt.
Eine vollständige Neutralisierung der anti-Xa Aktivität wird auch durch die Gabe von Protamin
niemals erreicht (max. 60%).
Eine Überdosierung mit Protamin ist zu vermeiden, da dies zu hypotensiven und anaphylaktischen
Reaktionen und einer überschiessenden Koagulabilität führen kann.
Eigenschaften/Wirkungen
ATC-Code: B01AB05
Wirkungsmechanismus/Pharmakodynamik
Enoxaparin ist ein niedermolekulares Heparin mit einem mittleren Molekulargewicht von ca.
4'500 Daltons (<2'000 Daltons ≤20%, 2'000 bis 8'000 Daltons ≥68%, >8'000 Daltons ≤18%).
Enoxaparin-Natrium wird durch alkalische Depolymerisation des Benzylesters von Heparin
biologischen Ursprungs gewonnen. Seine Struktur ist gekennzeichnet durch eine 2-O-sulfo-4-
Enepyranosuronsäure-Gruppe am nichtreduzierenden Ende und ein 2-N,6-O-disulfo-D-Glukosamin
am reduzierenden Ende der Kette. Rund 20% (15-25%) der Struktur von Enoxaparin enthalten ein
1,6-Anhydroderivat am nichtreduzierenden Ende der Polysaccharidkette.
Enoxaparin zeigt eine starke Anti-Xa-Wirkung (ca. 100 IE/mg) und eine schwache Anti-IIa- bzw.
Antithrombin-Wirkung (ca. 28 IE/mg). Das Verhältnis von Anti-Faktor-Xa-Wirkung zu Anti-Faktor-
IIa-Wirkung liegt zwischen 3,3 und 5,3. Diese gerinnungshemmenden Wirkungen werden durch
Antithrombin III (ATIII) geregelt, das die Blutgerinnung beim Menschen hemmt.
Zusätzlich zu seiner Anti-Xa/IIa-Wirkung besitzt Enoxaparin noch weitere antithrombotische
Eigenschaften, darunter die (ATIII-abhängige) Hemmung anderer Gerinnungsfaktoren wie Faktor
VIIa, die Induktion des Tissue Factor Pathway Inhibitors (TFPI) sowie die verminderte Freisetzung
des von-Willebrand-Faktors (vWF) aus dem Gefässendothel in die Blutbahn. Man weiss, dass diese
Faktoren zur antithrombotischen Gesamtwirkung von Enoxaparin beitragen.
Im Tierversuch zeigte Enoxaparin eine ausgeprägte antithrombotische Wirkung bei sehr geringer
Auswirkung auf die Blutung. Zusätzlich besitzt Enoxaparin thrombolytische Eigenschaften.
Klinische Wirksamkeit
Beim Menschen wurde bestätigt, dass Enoxaparin eine verlängerte antithrombotische Aktivität
besitzt, wobei es, in üblicher Dosierung, keine signifikante Wirkung auf die Koagulationsparameter
aufweist. Es hat weder einen Einfluss auf die Thrombozytenaggregation noch auf die Bindung von
Fibrinogen an die Thrombozyten.
Klinische Daten bei der Behandlung der instabilen Angina pectoris und des Nicht-Q-Wellen
Myokardinfarktes
In einer grossen Multizenterstudie wurden 3171 Patienten mit instabiler Angina Pectoris oder Nicht-
Q-Wellen Myokardinfarkt eingeschlossen. Die stationäre Behandlung mit Enoxaparin oder
unfraktioniertem Heparin erfolgte während mindestens 2 und maximal 8 Tagen. In der mit
Enoxaparin behandelten Gruppe traten innerhalb der ersten 14 Tage wiederkehrende Angina
pectoris-Anfälle, Myokardinfarkte oder Todesfälle (kombinierter Tripelendpunkt) verglichen mit der
Placebogruppe signifikant weniger häufig auf.
Es liegen keine klinischen Studien mit Enoxaparin gezielt auf die Lungenembolie vor. Es wurde
lediglich eine Metaanalyse durchgeführt, welche die in therapeutische Studien eingeschlossenen
Patienten mit tiefer Venenthrombose und damit einhergehender Lungenembolie umfasste. Diese
Metaanalyse ergab für die Patienten-Untergruppen mit tiefer Venenthrombose und zusätzlicher
Lungenembolie eine vergleichbare Inzidenz im Hinblick auf die Rekurrenz der Thrombose wie für
die Gesamtheit der in diese therapeutischen Studien eingeschlossenen Patienten mit tiefer
Venenthrombose.
Klinische Daten zur Behandlung der tiefen Venenthrombose (TVT)
900 Patienten mit symptomatischer TVT der unteren Extremitäten mit oder ohne Lungenembolie
(LE) wurden im Spital in eine multizentrische randomisierte Studie mit parallelen Gruppen
aufgenommen: 1) Clexane 1,5 mg/kg s.c. einmal täglich, oder 2) Clexane 1 mg/kg s.c. alle 12
Stunden, oder 3) Standardheparin i.v. als Bolus (5'000 I.E.), gefolgt von einer kontinuierlichen
Infusion (so dosiert, dass eine aPTT von 55-85 Sekunden erreicht wurde). Alle Patienten erhielten
auch innerhalb von 72 Stunden nach Einleitung der Behandlung mit Clexane oder Standardheparin
und während 90 Tagen einen Vitamin-K-Antagonisten mit Dosisanpassung in Abhängigkeit von der
Prothrombinzeit, so dass ein INR von 2,0 bis 3,0 erreicht wurde. Die Behandlung mit Clexane oder
Standardheparin erfolgte während mindestens 5 Tagen bis zum Erreichen des INR-Zielwerts mit dem
Vitamin-K-Antagonisten. Beide Dosierungen von Clexane verminderten das Rezidivrisiko der
venösen Thromboembolie (TVT mit oder ohne LE) ähnlich wie die Behandlung mit
Standardheparin. Die Daten zur Wirksamkeit und Sicherheit sind nachfolgend in Tabelle 1
dargestellt.
Tabelle 1: Wirksamkeit und Sicherheit von Clexane zur Behandlung der TVT mit oder ohne LE
Indikation
Dosierung
Dosierung
Clexane
Clexane
Heparin
1,5 mg/kg 1× d
s.c.
n (%)
1 mg/kg 2× d
s.c.
n (%)
i.v. (aPTT
adaptiert)
n (%)
Anzahl der behandelten Patienten
298 (100)
312 (100)
290 (100)
Gesamtanzahl der venösen thromboembolischen
Ereignisse
13 (4,4)*
9 (2,9)*
12 (4,1)*
Schwere Blutungen während der
Behandlungsperiode
5 (1,7)
4 (1,3)
6 (2,1)
* 95%-Vertrauensintervall der Unterschiede zwischen den Behandlungsgruppen in Bezug auf die
Gesamtanzahl der venösen thromboembolischen Ereignisse:
Clexane 1× täglich im Vergleich zu Heparin: -3,0% bis +3,5%
Clexane 2× täglich im Vergleich zu Heparin: -4,2% bis +1,7%
Clexane 1× täglich im Vergleich zu Clexane 2× täglich: -1,5% bis +4,5%
TVT = tiefe Venenthrombose, LE = Lungenembolie, s.c. = subkutan, aPTT = aktivierte partielle
Thromboplastinzeit, PT = Prothrombinzeit, INR = International Normalized Ratio
Klinische Daten zur Behandlung des akuten ST-Hebungs-Myokardinfarktes (STEMI)
In einer grossen Multizenterstudie (EXTRACT) wurden 20'479 Patienten mit akutem ST-Hebungs-
Myokardinfarkt (STEMI), die für eine fibrinolytische Therapie geeignet waren, randomisiert und
erhielten entweder Enoxaparin (einmalig einen 30 mg IV Bolus und eine Dosis von 1 mg/kg SK,
gefolgt von subkutanen Injektionen von 1,0 mg/kg alle 12 Stunden) oder unfraktioniertes Heparin IV
(adjustierte Dosis auf Basis der aktivierten partiellen Thromboplastinzeit (aPTT) über 48 Stunden).
Alle Patienten wurden zudem mindestens 30 Tage lang mit Aspirin behandelt. Die Enoxaparin-Dosis
wurde für Patienten mit schwerer Niereninsuffizienz und für Patienten ab 75 Jahren adjustiert. Die
subkutanen Enoxaparin-Injektionen wurden bis zur Entlassung aus dem Spital oder für maximum 8
Tage verabreicht.
Bei 4'716 der 20'479 Patienten wurde eine perkutane Koronarintervention (PCI) unter
antithrombotischer Behandlung durchgeführt, die mit dem gleichen Wirkstoff wie nach der
Randomisierung erfolgte. Demnach musste die perkutane Koronarintervention (PCI) bei den mit
Enoxaparin behandelten Patienten gemäss der in den vorangegangenen Studien festgesetzten
Dosierung unter Enoxaparin-Behandlung erfolgen (keine Änderung): Keine zusätzliche Dosis, wenn
die letzte subkutane Injektion weniger als 8 Stunden vor Aufblasen des Ballons verabreicht worden
war, oder Injektion von 0,3 mg/kg Enoxaparin als IV Bolus, wenn die letzte subkutane Injektion
mehr als 8 Stunden vor Aufblasen des Ballons erfolgt war.
Enoxaparin hat die Inzidenz des primären Evaluationskriteriums – eine kombinierte Rate von
Todesfällen (alle Ursachen) und Myokardinfarktrezidiven in den ersten 30 Tagen nach der
Randomisierung – im Vergleich zum unfraktionierten Heparin signifikant gesenkt [9,9% in der
Enoxaparin-Gruppe versus 12,0% in der Gruppe mit unfraktioniertem Heparin], wobei das Risiko im
Vergleich zum unfraktionierten Heparin um 17% gesenkt wurde (P <0,001).
Eine Untergruppenanalyse zum gleichen kombinierten Wirksamkeitskriterium
«Tod/Myokardinfarktrezidive» hat zwischen den Patienten mit PCI-Intervention und den Patienten
mit konservativer Therapie innerhalb der Enoxaparin-Gruppe bzw. innerhalb der UFH-Gruppe keine
statistisch signifikanten Unterschiede ergeben. Die Patienten mit PCI-Intervention zeigten unter
Enoxaparin kein höheres Risiko für schwere Blutungen als unter UFH.
Die Vorteile der Enoxaparin-Behandlung sind für eine Reihe von Wirksamkeitsergebnissen
offensichtlich. Nach 48 Stunden beträgt die Risikoreduktion für eine Myokardinfarktrezidive im
Vergleich zur Behandlung mit unfraktioniertem Heparin 35% (P <0,001).
Die positive Auswirkung von Enoxaparin auf das primäre Endpunkt war in den wichtigsten
Untergruppen (Einteilung nach Alter, Geschlecht, Lokalisierung des Infarktes, Diabetes,
vorangegangenen Myokardinfarkten, Art des verabreichten Fibrinolytikums sowie Zeitabstand
zwischen den ersten klinischen Anzeichen und dem Beginn der Behandlung) konsistent.
Die Inzidenz der kombinierten Raten von Todesfällen, Myokardinfarktrezidiven und intrazerebralen
Blutungen (ein Kriterium für den netto klinischen Nutzen) war in der Enoxaparin-Gruppe (10,1%)
signifikant geringer (P <0,0001) als in der Gruppe mit unfraktioniertem Heparin (12,2%), was eine
Reduktion des relativen Risikos um 17% zugunsten der Clexane-Behandlung darstellt.
Pharmakokinetik
Die pharmakokinetischen Parameter von Enoxaparin wurden aufgrund der Veränderungen der
plasmatischen anti-FXa-Aktivität abgeleitet.
Nach subkutaner Injektion ist die Resorption rasch und vollständig. Die Absorption ist direkt
proportional zur verabreichten Dosis und somit linear, im Gegensatz zu unfraktioniertem Heparin.
Die Bioverfügbarkeit beträgt basierend auf anti-Xa-Aktivität nahezu 100%.
Absorption
Die mittlere maximale Plasma anti-Xa-Aktivität ist nach 3 bis 5 Stunden erreicht; sie beträgt nach
einer Dosis von 20 mg (= 2'000 I.E. anti-Xa) im Mittel 0,2 anti-Xa I.E./ml und nach 40 mg
(= 4'000 I.E. anti-Xa) 0,4 anti-Xa I.E./ml.
Die mittlere maximale anti-IIa-Aktivität wird nach subkutaner Verabreichung von 40 mg ungefähr
nach 4 Stunden erreicht; bei einer Dosis von 20 mg ist sie mit der konventionellen Methode
(amidolytic method) nicht messbar. Nach Gabe von 1 mg/kg beträgt das mittlere Maximum der anti-
IIa-Aktivität im Plasma ungefähr 0,1 anti-IIa I.E./ml.
Das mittlere Maximum der anti-IIa-Aktivität im Plasma beträgt nach wiederholter Gabe von 1 mg/kg
zweimal täglich ungefähr 0,13 I.E. anti-IIa/ml und nach wiederholter Gabe von 1,5 mg/kg einmal
täglich ungefähr 0,19 I.E. anti-IIa/ml.
Ein IV Bolus von 30 mg, unmittelbar gefolgt von 1 mg/kg subkutan alle 12 Stunden führte zu einem
initialen Maximalwert des Anti-Faktor-Xa-Spiegels von 1,16 I.E./ml (n= 16) und entspricht im
Durchschnitt einer Exposition von 88% des Spiegels im Steady-State. Der Steady-State wurde am
zweiten Behandlungstag erreicht.
Distribution
Das scheinbare Verteilungsvolumen der Enoxaparin anti-Xa-Aktivität entspricht ungefähr dem
Blutvolumen. Die anti-FXa-Aktivität von Enoxaparin ist im intravaskulären Raum lokalisiert.
Metabolismus/Elimination
Enoxaparin ist eine Substanz mit geringer Clearance der anti-Xa-Aktivität. Sie beträgt etwa 0,7-1 l/h
nach s.c. Verabreichung. Die Elimination verläuft monophasisch mit einer Halbwertszeit von etwa
4 h nach s.c. Einfachdosis und etwa 7 h nach Mehrfachdosen.
Enoxaparin wird hauptsächlich in der Leber über Desulfatisierung und/oder Depolymerisation in
Heparin-Untereinheiten mit niedrigeren Molekulargewichten und mit stark reduzierter biologischer
Aktivität abgebaut. Die renale Clearance der aktiven Fragmente macht etwa 10% der verabreichten
Dosis aus.
Die renale Ausscheidung der aktiven und inaktiven Fragmente beträgt etwa 40% der verabreichten
Dosis.
Kinetik in besonderen klinischen Situationen
Niereninsuffizienz: Es wurde eine lineare Beziehung zwischen der anti-Xa-Aktivität
Plasmaclearance und der Kreatininclearance im Fliessgleichgewicht beobachtet. Dies bedeutet eine
verringerte Ausscheidung von Enoxaparin bei reduzierter Nierenfunktion. Bei Patienten mit schwerer
Niereninsuffizienz (Kreatininclearance <30 ml/min) steigt die AUC in Fliessgleichgewicht nach
wiederholter täglicher Verabreichung von 40 mg s.c. um durchschnittlich 65% an (siehe
«Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen» und «Dosierung/Anwendung», Spezielle
Dosierungsanweisungen, Niereninsuffizienz).
Leberinsuffizienz: Keine Angaben.
Ältere Patienten: eine Dosisanpassung ist nicht notwendig (siehe «Dosierung/Anwendung»,
Spezielle Dosierungsanweisungen, Ältere Patienten und «Warnhinweise und
Vorsichtsmassnahmen»).
Hämodialyse: Die Eliminationsrate ist unverändert bei Patienten unter Dialyse.
Pharmakokinetische Interaktionen
Bei gleichzeitiger Verabreichung von Enoxaparin und Thrombolytika wurden keine
pharmakokinetischen Interaktionen beobachtet.
Präklinische Daten
Es sind keine für die Anwendung von Clexane/Clexane multi relevanten präklinischen Daten
bekannt.
Sonstige Hinweise
Inkompatibilitäten
SK Injektion: nicht mischen mit anderen Medikamenten.
Intravenöse Injektion (Bolus): nur bei STEMI-Indikation. Enoxaparin kann mit 0,9%iger
Kochsalzlösung oder 5%iger Glukoselösung sicher verabreicht werden, darf aber nicht mit anderen
Medikamenten gemixt oder zusammen mit diesen verabreicht werden.
Haltbarkeit
Verfalldatum «EXP» auf der Packung beachten.
Die Durchstechflasche Clexane multi soll nach Anbruch nicht länger als 28 Tage aufbewahrt werden.
Besondere Lagerungshinweise
Bei Raumtemperatur (15-25 °C) aufbewahren. Nicht einfrieren!
Zulassungsnummer
49456, 54297 (Swissmedic).
Packungen
Clexane 40, 60, 80, 100, 120 und 150 mg: Packungen mit 2 Fertigspritzen. (B)
Clexane 20, 40, 60, 80, 100, 120 und 150 mg: Packungen mit 10 Fertigspritzen. (B)
Clexane 20, 40, 60, 80, 100, 120 und 150 mg: Packungen mit 50 Fertigspritzen (Spitalpackungen).
Clexane multi 300 mg/3 ml: Packungen mit 1 Durchstechflasche. (B)
Zulassungsinhaberin
sanofi-aventis (schweiz) ag, 1214 Vernier/GE.
Stand der Information
Juli 2017.