Schweiz - Deutsch - Swissmedic (Swiss Agency for Therapeutic Products)
Fachinformation
Cerezyme® 200 U/400 U
Sanofi-Aventis (Suisse) SA
Zusammensetzung
Wirkstoff: Jede Flasche Cerezyme 200 U bzw. 400 U enthält einen Sollgehalt von 200 resp. 400
Einheiten* Imiglucerase.
Hilfsstoffe: Mannitol, Natriumcitrat, Citronensäure-Monohydrat, Polysorbat 80.
Galenische Form und Wirkstoffmenge pro Einheit
Pulver zur Herstellung einer Infusionslösung.
Nach Rekonstitution enthält die Lösung 40 Einheiten* (etwa 1.0 mg) Imiglucerase** pro ml.
* Eine Enzymeinheit (E) ist die Menge Enzym, die die Hydrolyse von 1 Mikromol des synthetischen
Substrats para-Nitrophenyl-β-D-Glucopyranosid (pNP-GLc) in einer Minute bei 37 °C katalysiert.
** Imiglucerase ist eine modifizierte Form von humaner saurer β-Glukozerebrosidase und wird
durch rekombinante DNA-Technologie mittels einer Zellkultur aus Ovarialzellen des chinesischen
Hamsters (CHO) mit Mannose-Modifizierung für das Targeting von Makrophagen produziert.
Indikationen/Anwendungsmöglichkeiten
Cerezyme (Imiglucerase) ist für die langfristige Enzymsubstitutionstherapie von Patienten mit
bestätigter Diagnose der nicht-neuronopathischen (Typ 1) oder der chronisch neuronopathischen
(Typ 3) Gaucher-Krankheit mit klinisch signifikanten nicht-neurologischen Manifestationen der
Krankheit bestimmt.
Die nicht-neurologischen Manifestationen der Gaucher-Krankheit umfassen eines oder mehrere der
folgenden Symptome:
·Anämie nach Ausschluss anderer Ursachen, z.B. Eisenmangel.
·Thrombozytopenie.
·Knochenerkrankung nach Ausschluss anderer Ursachen, z.B. Vitamin D-Mangel.
·Hepatomegalie oder Splenomegalie.
Dosierung/Anwendung
Das Krankheitsmanagement sollte von einem Arzt überwacht werden, der mit der Behandlung der
Gaucher-Krankheit vertraut ist.
Dosierung
Wegen der Heterogenität und der multi-systemischen Manifestation der Gaucher-Krankheit sollte die
Dosis auf der Basis einer gründlichen Untersuchung der klinischen Symptomatik individuell für
jeden Patienten bestimmt werden. Sobald das individuelle Ansprechen für alle relevanten klinischen
Manifestationen hinreichend gesichert ist, können Dosierung und Infusionsintervall mit dem Ziel
angepasst werden, entweder bereits erreichte Therapieziele aufrechtzuerhalten oder die klinischen
Parameter, die sich noch nicht normalisiert haben, zu verbessern (siehe Rubrik
«Eigenschaften/Wirkungen»).
Verschiedene Dosierungsschemata haben sich als wirksam für einige oder alle der nicht-
neurologischen Manifestationen der Erkrankung erwiesen.
Initialdosen von 60 E/kg Körpergewicht alle 2 Wochen haben innerhalb eines Behandlungszeitraums
von 6 Monaten zu einer Besserung der hämatologischen und der viszeralen Parameter geführt, und
die Dauertherapie mit dieser Dosierung hat entweder die Knochenerkrankung gebessert oder deren
Progression aufgehalten.
Es hat sich gezeigt, dass bereits Dosen von nur 15 E/kg Körpergewicht jede zweite Woche die
hämatologischen Parameter und die Organomegalie bessern, jedoch nicht die Knochenparameter.
Das übliche und für den Patienten angenehmste Infusionsintervall ist einmal alle zwei Wochen; für
dieses Infusionsintervall liegen die meisten Daten vor.
Kinder und Jugendliche
Es ist keine Dosisanpassung für Kinder und Jugendliche erforderlich.
Die Wirksamkeit von Cerezyme für neurologische Symptome bei chronisch neuronopathischen
Gaucher-Patienten wurde bisher nicht ermittelt, und es kann kein spezielles Dosierungsschema für
diese Manifestationen empfohlen werden (siehe Abschnitt «Eigenschaften/Wirkungen»).
Art der Anwendung
Nach Rekonstitution und Verdünnung (siehe Abschnitt «Hinweise für die Handhabung» unter
«Sonstige Hinweise») wird die zubereitete Lösung durch intravenöse Infusion verabreicht. Bei den
ersten Infusionen sollte Cerezyme mit einer Rate von nicht mehr als 0,5 Einheiten je Kilogramm
Körpergewicht pro Minute verabreicht werden. Bei nachfolgenden Infusionen kann die Infusionsrate
erhöht werden, sie sollte jedoch 1 Einheit je Kilogramm Körpergewicht pro Minute nicht
überschreiten. Erhöhungen der Infusionsrate sollten unter Aufsicht eines Arztes erfolgen.
Die Erfahrung bei Kindern ist noch sehr limitiert.
Es liegen keine Daten bei Patienten über 70 Jahre vor.
Patienten können Cerezyme-Infusionen zu Hause erhalten, wenn sie ihre Infusionen über mehrere
Monate hinweg gut vertragen. Die Entscheidung, ob Infusionen zu Hause verabreicht werden sollen,
bedarf entsprechender Evaluierung und Empfehlung des behandelnden Arztes. Für die
Verabreichung von Cerezyme-Infusionen zu Hause durch den Patienten oder Pflegepersonal ist die
Schulung durch medizinisches Fachpersonal in einem klinischen Umfeld erforderlich. Der Patient
oder das Pflegepersonal werden in der Verabreichung von Infusionen und dem Führen eines
Behandlungsprotokolls geschult. Wenn während der Infusion Nebenwirkungen auftreten, muss der
Patient die Infusion unverzüglich stoppen und sich an medizinisches Fachpersonal wenden. Die
nächsten Infusionen sollten in einem klinischen Umfeld verabreicht werden. Dosierung und
Infusionsrate müssen bei der Verabreichung zu Hause konstant bleiben und dürfen nicht ohne
Beaufsichtigung durch medizinisches Fachpersonal geändert werden.
Mediziner oder andere im Gesundheitssektor tätige Fachkräfte werden ermutigt, Gaucher-Patienten,
und zwar auch diejenigen Patienten mit chronisch neuronopathischen Manifestationen der
Erkrankung, im «ICGG Gaucher-Register» zu registrieren (siehe Abschnitt
«Eigenschaften/Wirkungen»).
Kontraindikationen
Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff oder einem der Hilfsstoffe (siehe Abschnitt
«Überempfindlichkeit» unter «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»).
Es sind, abgesehen von einer Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der Hilfsstoffe,
keine Gegenanzeigen für die Anwendung von Cerezyme (Imiglucerase) bekannt (siehe Abschnitt
«Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»).
Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen
Überempfindlichkeit
Die bisherigen Daten unter Verwendung eines ELISA-Tests gefolgt von einem der Bestätigung
dienenden Radioimmunopräzipitations-Assay deuten darauf hin, dass im ersten Jahr der Therapie bei
etwa 15% der behandelten Patienten IgG-Antikörper gegen Imiglucerase gebildet werden. Dabei
zeigt sich, dass bei Patienten, die IgG-Antikörper entwickeln, dies meist innerhalb der ersten 6
Behandlungsmonate geschieht und dass die Bildung von Antikörpern gegen Cerezyme nach mehr als
12-monatiger Therapie selten ist.
Patienten, bei denen der Verdacht besteht, dass sie vermindert auf die Behandlung ansprechen,
sollten in regelmässigen Abständen auf die Bildung von IgG-Antikörpern gegen Imiglucerase
überwacht werden.
Patienten mit Antikörpern gegen Imiglucerase haben ein höheres Risiko für
Überempfindlichkeitsreaktionen (siehe Abschnitt «Unerwünschte Wirkungen»). Besteht bei einem
Patienten der Verdacht auf eine Überempfindlichkeitsreaktion, wird eine nachfolgende Prüfung auf
Antikörper gegen Imiglucerase empfohlen.
Wie bei jedem intravenösen Eiweissprodukt sind schwere allergische
Überempfindlichkeitsreaktionen möglich, sie treten allerdings nur selten auf. Wenn solche
Reaktionen auftreten, sollte die Infusion von Cerezyme sofort unterbrochen werden und eine
angemessene medizinische Behandlung sollte eingeleitet werden. Die aktuellen medizinischen
Standards für Notfallbehandlung sind zu beachten.
Die Verabreichung von Cerezyme (Imiglucerase) bei Patienten, die Antikörper oder Symptome einer
Überempfindlichkeit gegen Ceredase (Alglucerase) entwickelt haben, muss mit Vorsicht
durchgeführt werden.
Wie bei anderen rekombinanten Proteinen besteht die theoretische Möglichkeit zur Bildung von
Antikörpern mit neutralisierender Wirkung.
Aus diesem Grund wird angeraten, serokonvertierte Patienten regelmässig zu kontrollieren.
Interaktionen
Wechselwirkungen zwischen Cerezyme und anderen Arzneimitteln wurden nicht untersucht. Andere
Formen von Wechselwirkungen z.B. mit Nahrungsmitteln sind unwahrscheinlich.
Schwangerschaft/Stillzeit
Es stehen begrenzte Erfahrungen aus 150 Schwangerschaften (basierend zum Grossteil auf spontanen
Berichten und Literaturhinweisen) zur Verfügung, die den Schluss nahe legen, dass Cerezyme auch
in der Schwangerschaft bei der Behandlung der Gaucher-Krankheit erfolgreich sein kann. Des
Weiteren ergeben sich aus diesen Daten keine Hinweise auf ein missbildendes Toxizitätspotential
durch Cerezyme für den Fetus, trotz der begrenzten statistischen Nachweise. Über intrauterinen
Fruchttod wurde selten berichtet. Unklar ist, ob dies ursächlich auf den Einsatz von Cerezyme oder
die Gaucher-Krankheit zurückzuführen ist.
Zur Beurteilung der Wirkung von Cerezyme auf die Schwangerschaft, die Entwicklung von
Embryo/Fetus, den Geburtsvorgang und die postnatale Entwicklung wurden keine Tierstudien
durchgeführt. Es ist zur Zeit noch unbekannt, ob Cerezyme über die Plazenta in den sich
entwickelnden Fetus gelangt.
Bei schwangeren Patientinnen mit Gaucher-Krankheit und bei Patientinnen, die schwanger werden
möchten, ist für jede Schwangerschaft eine Nutzen-Risiko Abwägung hinsichtlich der Behandlung
erforderlich. Bei Patientinnen mit Gaucher-Krankheit, die schwanger werden, kann sich im Verlauf
der Schwangerschaft und des Wochenbetts eine Phase erhöhter Krankheitsaktivität einstellen. Damit
verbunden ist ein erhöhtes Risiko von Knochenkomplikationen, einer Verstärkung der Zytopenie,
Blutungen und eines erhöhten Bluttransfusionsbedarfs. Es ist bekannt, dass Schwangerschaft und
Stillzeit eine erhöhte Belastung im Calcium-Stoffwechsel der Mutter darstellen und damit den
Knochenabbau beschleunigen. Dies kann eine Zunahme der Knochenkomplikation als Teil der
Gaucher-Krankheit zur Folge haben.
Behandlungsnaiven Frauen sollte geraten werden, vor der Empfängnis eine Therapie in Betracht zu
ziehen, um einen optimalen Gesundheitszustand zu erreichen. Bei Frauen, die mit Cerezyme
behandelt wurden, sollte eine Fortsetzung der Therapie während der gesamten Schwangerschaft in
Betracht gezogen werden. Eine engmaschige Überwachung der Schwangerschaft und der klinischen
Manifestationen der Gaucher-Krankheit sind für die individuelle Dosiseinstellung gemäss dem
Bedarf der Patientin und der Beurteilung des Therapieerfolges erforderlich.
Es ist nicht bekannt, ob dieser aktive Wirkstoff in die Muttermilch übergeht. Es kann jedoch davon
ausgegangen werden, dass das Enzym im Magen-Darm-Trakt des Kindes verdaut wird.
Wirkung auf die Fahrtüchtigkeit und auf das Bedienen von Maschinen
Cerezyme hat keinen oder einen vernachlässigbaren Einfluss auf die Fahrtüchtigkeit oder die
Fähigkeit, Maschinen zu bedienen.
Unerwünschte Wirkungen
Anzeichen, die auf eine Überempfindlichkeit hinweisen (in der nachfolgenden Tabelle mit *
markiert), sind weithin berichtet worden und treten in insgesamt etwa 3% der Patienten auf. Diese
Anzeichen traten während oder kurz nach der Infusion auf; diese umfassten unter anderem Juckreiz,
Hautrötungen (Flush), Nesselsucht/Angioödem, Engegefühl in der Brust, Tachykardie, Zyanose,
Atemwegsbeschwerden, Parästhesie und Rückenschmerzen. Eine Hypotonie in Verbindung mit einer
Überempfindlichkeitsreaktion wurde ebenfalls selten beobachtet. Diese Symptome sprechen generell
auf eine Behandlung mit Antihistaminika und/oder Corticosteroiden an. Den Patienten sollte
empfohlen werden, bei Auftreten dieser Symptome die Infusion abzusetzen und ihren Arzt zu
kontaktieren.
Gemäss der Post-Marketing Datenbasis umfassten die am häufigsten berichteten unerwünschten
Wirkungen in Kindern (im Alter zwischen 2 und 12 Jahren) Dyspnoe, Fieber, Übelkeit, Flush,
Erbrechen und Husten; die in Jugendlichen (im Alter zwischen 12 bis 16 Jahren) und in Erwachsenen
(über 16 Jahre) am häufigsten berichteten Ereignisse umfassten Kopfschmerzen, Pruritus und
Ausschlag.
Zusätzlich zu den unerwünschten Wirkungen, die bei mit Cerezyme behandelten Patienten
beobachtet worden sind, ist für diese therapeutische Medikamentenklasse über ein vorübergehendes
peripheres Ödem berichtet worden.
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen (UAW), für die ein Zusammenhang mit Cerezyme berichtet
wurde, sind in der folgenden Tabelle nach Organsystem und Frequenz aufgeführt.
Häufig: ≥1/100, <1/10.
Gelegentlich: ≥1/1000, <1/100.
Selten: <1/1000; ≥1/10'000.
Nervensystem
Gelegentlich: Kopfschmerzen, Schwindelgefühl, Parästhesie*
Herz
Gelegentlich: Tachykardie*, Zyanose*
Gefässe
Gelegentlich: Hypotonie*, Flush*
Atmungsorgane
Häufig:
Dyspnoe*, Husten*
Gastrointestinale Störungen
Gelegentlich: Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Bauchkrämpfe
Immunsystem
Häufig:
Übersensibilitätsreaktion
Selten:
Anaphylaktoide Reaktionen
Haut
Häufig:
Urtikaria/Angioödem*, Pruritus*, Ausschlag*
Muskelskelettsystem
Selten:
Arthralgie, Rückenschmerzen*
Allgemeine Störungen und Reaktionen an der Applikationsstelle
Gelegentlich:
Brustbeschwerden*, Fieber, Schüttelfrost, Müdigkeit, unangenehmes Gefühl,
Brennen, Schwellung, steriler Abszess
Überdosierung
Es wurden keine Fälle von Überdosierung berichtet. Bei Patienten wurden vorübergehend (≤6
Monate) Dosierungen bis zu 240 E/kg Körpergewicht jede zweite Woche angewendet.
Eigenschaften/Wirkungen
ATC-Code: A16AB02
Die Gaucher-Krankheit ist eine seltene rezessiv vererbte Stoffwechselstörung, die aus einem Mangel
des lysosomalen Enzyms saure β-Glukozerebrosidase herrührt. Dieses Enzym spaltet
Glukosylceramid, eine wesentliche Komponente der Lipidstruktur von Zellmembranen, in Glukose
und Ceramid auf. Bei Personen, die unter der Gaucher-Krankheit leiden, ist der Glukozerebrosid
Abbau mangelhaft, was zur Ansammlung von grossen Mengen dieses Substrats innerhalb der
Lysosome von Makrophagen (als «Gaucher-Zellen» bezeichnet) führt und wiederum komplexe
sekundäre Pathologien zur Folge hat.
Gaucher-Zellen finden sich typischerweise in der Leber, in der Milz und im Knochenmark,
gelegentlich aber auch in der Lunge, in der Niere und im Darm. Klinisch stellt die Gaucher-
Krankheit ein heterogenes phänotypisches Spektrum dar. Zu den häufigsten Manifestationen der
Krankheit gehören Hepatosplenomegalie, Thrombozytopenie, Anämie und Skelettpathologien. Die
Skelettveränderungen sind häufig die am stärksten beeinträchtigenden und behindernden
Manifestationen der Gaucher-Krankheit. Diese Skelettmanifestationen sind Knochenmarkinfiltration,
Osteonekrose, Knochenschmerzen und Knochenkrisen, Osteopenie und Osteoporose, pathologische
Frakturen und Wachstumsstörungen. Die Gaucher-Krankheit wird mit einem erhöhten
Glukoseverbrauch und einem erhöhten Energieumsatz im Ruhezustand in Zusammenhang gebracht,
was zu Müdigkeit und Kachexie beitragen kann. Patienten, die an der Gaucher-Krankheit leiden,
können ausserdem ein niedriggradiges Entzündungsprofil aufweisen. Darüber hinaus wurde die
Gaucher-Krankheit mit einem erhöhten Risiko von Immunoglobulinanomalien wie z.B.
Hyperimmunoglobulinämie, polyklonale Gammopathie, monoklonale Gammopathie unbestimmter
Signifikanz (MGUS) und multiplem Myelom in Verbindung gebracht. Der natürliche Verlauf der
Gaucher-Krankheit weist im Allgemeinen eine Progression mit dem Risiko von irreversiblen
Komplikationen auf, die im Laufe der Zeit in verschiedenen Organen entstehen. Die klinischen
Manifestationen der Gaucher-Krankheit können die Lebensqualität beeinträchtigen. Die Gaucher-
Krankheit steht mit einer erhöhten Morbidität und einer früheren Mortalität in Zusammenhang.
In der Kindheit auftretende Anzeichen und Symptome stellen typischerweise eine schwerere Form
der Gaucher-Krankheit dar. Bei Kindern kann die Gaucher-Krankheit zu Wachstumsverzögerung
und verspäteter Pubertät führen.
Pulmonale Hypertonie ist eine bekannte Komplikation der Gaucher-Krankheit. Bei Patienten, die
sich einer Splenektomie unterzogen haben, besteht ein erhöhtes Risiko von pulmonaler Hypertonie.
Durch eine Cerezyme-Therapie verringert sich in den meisten Fällen die Notwendigkeit einer
Splenektomie und eine frühzeitige Behandlung mit Cerezyme wurde mit einem verminderten Risiko
von pulmonaler Hypertonie in Zusammenhang gebracht. Nach der Diagnose der Gaucher-Krankheit
und im Verlauf wird die routinemässige Untersuchung zur Feststellung einer pulmonalen Hypertonie
empfohlen. Patienten mit diagnostizierter pulmonaler Hypertonie sollten angemessene Cerezyme-
Dosen erhalten, um eine Kontrolle der zugrunde liegenden Gaucher-Krankheit sicherzustellen, und
auf die Notwendigkeit zusätzlicher spezifischer Behandlungen von pulmonaler Hypertonie
untersucht werden.
Imiglucerase (rekombinante makrophagengängige saure β-Glukozerebrosidase) ersetzt die
mangelnde Enzymaktivität, indem es Glukozerebrosid hydrolysiert und so sekundäre Pathologien
verhindern kann. Cerezyme kann die Grösse von Milz und Leber verkleinern, die Thrombozytopenie,
Anämie und Knochendichte verbessern und Knochenmarkinfiltration, Knochenschmerzen,
Knochenkrisen und den Energieumsatz reduzieren. Cerezyme kann bei der Gaucher-Krankheit die
mentalen und körperlichen Aspekte der Lebensqualität verbessern.
Cerezyme verringert Chitotriosidase, einen Biomarker für die Ansammlung von Glukozerebrosid in
Makrophagen und das Ansprechen auf die Behandlung. Bei Kindern kann Cerezyme eine normale
pubertäre Entwicklung und Normalisierung des Wachstums ermöglichen.
Geschwindigkeit und Umfang des Ansprechens auf die Behandlung mit Cerezyme sind
dosisabhängig. Im Allgemeinen können Verbesserungen in Organsystemen mit einer schnelleren
Umsatzrate wie z.B. dem hämatologischen System deutlich rascher beobachtet werden als in
Systemen mit langsamerem Umsatz wie z.B. den Knochen.
In einer Analyse des ICGG Gaucher-Registers an einer grossen Kohorte von Patienten (n=528) mit
der Gaucher-Krankheit Typ 1 wurde ein zeit- und dosisabhängiger Effekt von Cerezyme bei
hämatologischen und viszeralen Parametern (Thrombozytenzahl, Hämoglobinkonzentration, Milz
und Lebervolumen) innerhalb des Dosisbereichs von 15, 30 und 60 E/kg Körpergewicht jede zweite
Woche beobachtet. Patienten, die mit 60 E/kg Körpergewichte jede zweite Woche behandelt wurden,
wiesen eine raschere Verbesserung und einen grösseren maximalen Therapieeffekt im Vergleich zu
Patienten, die niedrigere Dosen erhielten, auf.
In ähnlicher Weise wurde in einer vom ICGG Gaucher-Register durchgeführten Analyse der
Knochendichte mit Dual-Röntgen-Absorptiometrie (DEXA) bei 342 Patienten nach 8-jähriger
Behandlung eine normale Knochendichte bei einer Cerezyme-Dosis von 60 E/kg Körpergewicht jede
zweite Woche, nicht aber bei niedrigeren Dosen von 15 und 30 U/kg Körpergewicht jede zweite
Woche erreicht (Wenstrup et al, 2007).
In einer Studie an 2 Kohorten von Patienten, die mit einer medianen Dosis von 80 E/kg
Körpergewicht jede vierte Woche und einer medianen Dosis von 30 E/kg Körpergewicht jede vierte
Woche behandelt wurden, erreichten unter den Patienten mit einem «Bone Marrow Burden-Score»
(BMB-Score) ≥6 mehr Patienten in der Kohorte mit der höheren Dosierung (33%; n=22) eine
Abnahme des BMB Scores um 2 Punkte nach 24-monatiger Behandlung mit Cerezyme als in der
Kohorte mit der niedrigen Dosierung (10%; n=13) (de Fost et al, 2006).
Bei der Behandlung mit Cerezyme in einer Dosis von 60 E/kg Körpergewicht jede zweite Woche
zeigten sich schon nach 3 Monaten eine Verbesserung bei Knochenschmerzen, innerhalb von 12
Monaten eine Abnahme von Knochenkrisen und nach 24 Monaten der Behandlung eine
Verbesserung der Knochendichte (Sims et al, 2008).
Das übliche Infusionsintervall ist 2-wöchentlich (siehe Abschnitt «Dosierung/Anwendung»). Ein 4-
wöchentlicher Infusionsrhythmus (Q4) mit derselben kumulativen Dosis wie die zweiwöchentliche
Dosis (Q2) kann für einige erwachsene Patienten mit stabiler Gaucher-Krankheit des Typs I geeignet
sein. Die beiden Dosierungen wurden in einer Studie mit Behandlung von 95 Patienten mit Morbus
Gaucher untersucht. Die Änderungen hinsichtlich Hämoglobin, Thrombozyten, Leber- und
Milvolumen, Knochenkrisen und Knochenmarkinfiltration im Vergleich zum Ausgangswert stellten
den definierten, kombinierten Endpunkt («composite endpoint») dar; das Erreichen oder die
Stabilisierung von bereits erreichten Therapiezielen für die hämatologischen und viszeralen
Parameter stellten einen weiteren Endpunkt dar. Dreiundsechzig Prozent der mit dem Q4 Regime
behandelten Patienten und 81% der mit dem Q2 Regime behandelten Patienten erreichten den
kombinierten Endpunkt nach 24 Monaten; die Unterschiede, basierend auf dem 95%
Konfidenzintervall (-0,357, 0,058) sind statistisch nicht signifikant. Neunundachtzig Prozent der mit
dem Q4 Regime behandelten Patienten und 100% der mit dem Q2 Regime behandelten Patienten
erreichten den zielorientierten therapeutischen Endpunkt; die Unterschiede, basierend auf dem 95%
Konfidenzintervall (-0,231, 0,060) sind statistisch nicht signifikant. Ein vierwöchentliches
Infusionsintervall (Q4) stellt eine mögliche Therapieoption für Patienten mit stabiler Gaucher
Erkrankung Typ I dar, allerdings sind die klinischen Daten begrenzt.
Es wurden keine kontrollierten klinischen Studien zur Wirksamkeit von Cerezyme für die
neurologischen Manifestationen der Erkrankung durchgeführt. Daher können keine Schlüsse über die
Wirkung der Enzymersatztherapie auf die neurologischen Manifestationen der Erkrankung gezogen
werden.
Mediziner oder andere im Gesundheitssektor tätige Fachkräfte werden ermutigt, Gaucher-Patienten,
und zwar auch diejenigen Patienten mit chronisch neuronopathischen Manifestationen der
Erkrankung, im «ICGG Gaucher-Register» zu registrieren. In diesem Register werden die
Patientendaten anonym gesammelt.
Die Ziele des «ICGG Gaucher-Registers» bestehen darin, ein besseres Verständnis der Gaucher-
Krankheit zu erzielen und die Wirksamkeit der Enzymersatztherapie zu beurteilen, mit dem
letztlichen Ziel einer Verbesserung der sicheren und wirkungsvollen Verwendung von Cerezyme.
Pharmakokinetik
Bei intravenöser Infusion von vier Dosen Imiglucerase über eine Stunde (7,5; 15; 30; 60 E/kg) wurde
die Steady-state-Enzymaktivität nach 30 min erreicht. Nach der Infusion nahm die Enzymaktivität im
Plasma mit einer Halbwertzeit von 3,6 bis 10,4 min rasch ab. Die Plasma-Clearance lag im Bereich
von 9,8 bis 20,3 ml/min/kg (Mittelwert ± SD: 14,5 ± 4,0 ml/min/kg). Das gewichtskorrigierte
Verteilungsvolumen lag im Bereich von 0,09 bis 0,15 l/kg (Mittelwert ± SD: 0,12 ± 0,02 l/kg). Diese
Variablen scheinen unabhängig von der Dosis und der Infusionsdauer zu sein. Es wurden allerdings
nur ein oder zwei Patienten pro Dosierungsstufe und Infusionsrate untersucht.
Präklinische Daten
Die präklinischen Daten, basierend auf Informationen zur Sicherheitspharmakologie, zur Toxizität
nach einmaliger und wiederholter Verabreichung und zur Mutagenität, ergaben keinen Hinweis auf
besondere Risiken für den Menschen.
Sonstige Hinweise
Inkompatibilitäten
Da keine Verträglichkeitsstudien durchgeführt wurden, darf dieses Arzneimittel nicht mit anderen
Arzneimitteln gemischt werden.
Haltbarkeit
Ungeöffnete Durchstechflaschen
2 Jahre.
Das gefriergetrocknete Produkt ist bei einer Lagerung zwischen 2 °C und 8 °C vor Licht geschützt
bis zum auf der Packung mit «EXP» bezeichneten Datum haltbar.
Rekonstituierte Lösung
Die rekonstituierte Lösung ist nicht konserviert. Chemische und physikalische in-use Stabilität wurde
für 24 Stunden bei 2–8 °C gezeigt. Aus mikrobiologischen Gründen ist die Lösung unmittelbar nach
Rekonstitution zu verwenden.
Besondere Lagerungshinweise
Im Kühlschrank (2–8 °C), vor Licht geschützt lagern.
Ausser Reichweite von Kindern lagern.
Hinweise für die Handhabung
Das Pulver muss mit Wasser für Injektionszwecke aufgelöst, mit 0,9%iger Natriumchlorid-
Infusionslösung verdünnt und dann intravenös infundiert werden.
Aseptische Technik anwenden.
Auflösen
Den Inhalt jeder Durchstechflasche mit Wasser für Injektionszwecke auflösen.
Cerezyme 200 U mit 5,1 ml Wasser für Injektionszwecke auflösen. Das Lösungsvolumen beträgt 5,3
Cerezyme 400 U mit 10,2 ml Wasser für Injektionszwecke auflösen. Das Lösungsvolumen beträgt
10,6 ml.
Das Wasser nicht zu stark einspritzen, und durch vorsichtiges Mischen eine Schaumbildung
vermeiden; Der pH liegt bei etwa 6,1.
Vor der weiteren Verdünnung soll die Lösung in jeder Durchstechflasche visuell auf Fremdpartikel
und Verfärbung geprüft werden. Flaschen mit Lösungen, die Fremdpartikel enthalten oder verfärbt
sind, dürfen nicht verwendet werden.
Nach dem Auflösen das Konzentrat sofort verdünnen und nicht für eine spätere Verwendung
aufbewahren.
Verdünnung
Nach dem Auflösen enthält die Lösung 40 Einheiten Imiglucerase pro ml. Das rekonstituierte
Volumen der Lösung erlaubt die genaue Entnahme des Nennvolumens von 5,0 ml (für 200 U
Flasche) und 10,0 ml (für 400 U Flasche) (entsprechend 200 Einheiten bzw. 400 Einheiten) aus jeder
Durchstechflasche. Aus jeder Flasche 5,0 ml bzw. 10,0 ml entnehmen und im Infusionsbehältnis
vereinigen. Danach die Lösung mit ausreichend 0,9%iger Natriumchlorid-Infusionslösung
verdünnen, damit ein Gesamtvolumen von 100 bis 200 ml erreicht wird. Die Infusionslösung
vorsichtig mischen.
Es wird empfohlen, die verdünnte Lösung innerhalb von 3 Stunden zu verabreichen.
Verabreichung
Durch intravenöse Infusion über 1 bis 2 Stunden verabreichen. Als Alternative kann die vorgesehene
Dosis Cerezyme mit einer Infusionsgeschwindigkeit von maximal 1 Einheit/kg
Körpergewicht/Minute infundiert werden.
Es wird empfohlen, die verdünnte Lösung durch einen gering proteinbindenden Inline-Filter (0,2
µm) zu verabreichen und somit alle Proteinpartikel zu entfernen, was zu keinem Wirkungsverlust
von Imiglucerase führt.
Allfällige verbleibende Lösungen sind zu verwerfen und entsprechend den lokalen Anforderungen zu
entsorgen.
Zulassungsnummer
54663 (Swissmedic).
Packungen
1 Durchstechflasche mit Pulver zu 200 E Imiglucerase. (B)
1 Durchstechflasche mit Pulver zu 400 E Imiglucerase. (B)
Zulassungsinhaberin
sanofi-aventis (schweiz) ag, 1214 Vernier.
Herstellerin
Genzyme Ltd., 37, Hollands Road, Haverhill, Suffolk, CB9 8PU, Grossbritannien.
Stand der Information
November 2014.